Wie damit umgehen?

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Guest

Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von Guest » 19.04.2013, 15:16

Ok, trotz der Warnung meines Hausarztes das ich das sinnlose und übertriebene Radfahren fürs erste lassen soll... hab ich es heute dann doch getan. Ich hab es einfach nicht mehr ausgehalten und ich hatte einfach das Gefühl innerlich durch zu drehen. Das Wetter ist gut also hab ich mir gesagt, egal was er sagt es ist dein Körper also rauf auf die Kiste und schau einfach wie weit du kommst.

Und Bam der unsportliche und leicht Übergewichte Guest hat schlappe 52 Kilometer zurück gelegt. Absolut geiles Gefühl... so gut hab ich mich schon seit Monaten nicht mehr gefühlt. Irgendwie muss der Körper wohl voll sein mit Körper eigenen Drogen oder sowas in der Art. Anders kann ich es mir zumindest nicht erklären :)

Nach 15 Kilometern hatte ich einen kurzen zwischen Stop bei einer Bekannten eingelegt. Musste mir etwas Ibuprofen 600 schnurren. Irgendwie tat einfach nur alles weh und mein Motto war eigentlich der Wille siegt über den Körper. Nachdem ich eine Tablette davon genommen hatte und ich mich noch mit etwas Coffein gedopt hab ging es dann weiter und das sogar relativ schmerzfrei. War eine gute Idee die Tablette zu schnurren. Meinen ersten Triumph hatte ich dann nach 36 Kilometern. Ich bin recht sinnlos und ohne Ziel durch die Gegend gefahren. Nach 36 Kilometern war ich in einem Dorf, wo ich vor Jahren mal gewohnt hatte. Und dann viel mehr auch dieser blöde Berg ein den ich all die Jahre wo ich da Wohnte nie mit dem Rad bezwingen konnte. Am ende musste ich dann doch immer das letzte Stück schieben. Heute hab ich mir dann immer nur gesagt, Wille siegt über Körper... egal was der Körper sagt oder tut du fährst da hoch... und am ende hab ich es dann auch geschafft so ganz ohne schieben. War ein nettes Gefühl als ich oben war :)

Nach 47 Kilometern hatte ich dann meinen nächsten Triumph... da war noch ein Berg mitten im Wald. Der ist recht fies und ich hab nie daran gedacht den jemals komplett hoch zu fahren. Die meisten schieben dort auch einfach hoch. Der ist recht lang gezogen und am ende wird er dann richtig fies und gemein. Aber irgendwie... war ich total heiß drauf gewesen dort auch hoch zu kommen. Also sagte ich mir einfach wieder das gleiche... der Wille siegt über Körper egal was kommt. Am ende war ich dann auch dort oben und das ohne schieben :)))

Dummerweise hab ich irgendwie einen Preis dafür gezahlt. Danach hatte ich irgendwie leichte Probleme... das sehen war teilweise total seltsam gewesen. Und trotz das ich mich dort auskenne in der Gegend hatte ich auf einmal zwischen durch immer wieder total die Orientierungsprobleme gehabt. Eigentlich wollte ich noch mehr und weiter fahren. Aber dann viel mir irgendwie mein versprechen von damals ein das ich keine Dummheiten machen werde. Und irgendwas sagte mir, jetzt so weiter fahren wäre wohl eine Dummheit. Also ging ich den Rest des Weges langsam und gelassen an. Schließlich musste ich ja noch zurück kommen.

Auf dem Rückweg hatte ich dann auch sowas wie ein Triumph. Allerdings kein schöner. Ich wollte schon seit Monaten zu einer Stelle fahren wir wir damals als letztes zusammen gestanden haben. Da hängen viele Erinnerungen dran. Damals hieß es ihre Leukämie wäre weg sie war seit einigen Wochen aus dem Krankenhaus entlassen wurden... wir gingen spazieren und dann standen wir dort. Waren einfach sehr lange dort... die Aussicht ist halt auch sehr schön. Und ... an den Abend dann hat sie zum ersten mal wieder was von Halsschmerzen gesagt. Danach konnten wir nichts mehr zusammen unternehmen und 2 Tage später hieß es dann es ist alles wieder da... aber ich stand nun dort. Hab endlich das getan was ich seit Monaten tun wollte. Und auch wenn die Gedanken dort ziemlich bescheiden waren und ich eigentlich nur dumm da stand um mit mir selbst zu reden... so war ich halt doch da....



Aber ich hab mal noch so nebenbei eine blöde Frage an die Männlichen User hier die vielleicht öfters mal viel Rad fahren. Ist es normal, dass man danach unten zwischen den Beinen Absolut nichts mehr spüren tut? Also um das zu verdeutlichen. Ich bin heute Vormittag gefahren. Mitten drin musste ich irgendwann mal für kleine Jungs. Da es aber nicht wirklich dringend war hab ich mir gesagt ich warte noch. Irgendwann war das Gefühl weg gewesen und ich hab auch gar nicht mehr daran gedacht. Auch als ich dann zu Hause war wusste ich davon nichts mehr das ich ja mal für kleine Jungs gemusst hab bzw. ich hab es halt einfach nicht mehr gespürt. Irgendwann hatte ich schmerzen in der Leiste und ich hab dorthin gefasst. Eigentlich viel mir erst beim Griff in die Leiste auf das ich ja Mittig irgendwie kein Gefühl mehr hab. Und dann viel mir das wieder ein das ich ja mal musste. Aber irgendwie keine Ahnung. War dann für kleine Jungs gespürt dabei hab ich aber nicht wirklich was. Und auch jetzt nach 4 Stunden ist weiterhin alles tot da unten. Ich weiß nicht mal, ob ich muss oder nicht. Ist ein wenig nervig. Ich hoffe das verschwindet im laufe des Abends wieder... Kennt das irgendwer? Vielleicht ist es ja normal wenn man so als nicht Radfahrer auf einmal 52 Kilometer zurück legt. Normal fahre ich halt nicht mehr als 2 oder 3 Kilometer am Stück. Und da hatte ich nie so ein Problem gehabt.

Gast

Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von Gast » 25.03.2013, 01:25

Hallo Anna-Christine,
ich schreibe... ich schreibe sogar sehr viel. Aber das sind meistens irgendwelche Gedankengänge. Halt was mir so im Kopf vorgeht. Mir gefällt es auch allen möglichen Kram auf zu schreiben. Im Moment wäre mir irgendwie einfach nach Fahrradfahren, einfach fahren Stundenlang bis ich einfach körperlich total am Ende bin und nicht mehr kann. Aber hier liegt immer noch blöder Schnee, der hält ein irgendwie davon ab. Man kommt nicht wirklich gut vorwärts. Zumindest nicht auf die wilde Art, und ich würde einfach nur gerne wie blöd in die Pedale Treten bis ich einfach nicht mehr kann. Muss das wohl noch um einige Tage verschieben. Der Wetterbericht für die Woche sieht auch nicht wirklich brauchbar aus. Wenigstens der Schnee muss weg.

Ich hab hier auf einer Maxi CD ein echt geilen Text gefunden. Mir ist der Text bis jetzt noch nie so wirklich aufgefallen. Aber so ist das wohl. Wenn man zu der Sache keinen Bezug hat, dann fällt der Text nicht wirklich auf. Aber zur Zeit beschreibt er am besten wie ich mich fühle....


DTH - Du fehlst

Man sieht sich um und weiß nicht weiter,
Die Zeit scheint gerad' zu steh'n.
Und könnte man sie so zurückdreh'n,
Ich schwöre ich würd rückwärts geh'n.
Ich bin nur da und sitz ganz still und finde keine Ruh.
Komm mir die ganze Zeit zu einzeln vor, schaffs von alleine nicht mehr hoch.

Du fehlst meinem Leben,
Und manchmal auch mir selbst.
Ja du fehlst meinem Leben
Immer mehr.

Ich bin wie ausgestorben,
Bin irgendwie nur noch halb.
Wohin mit diesem halben Leben,
kurz vorm Freienfall?
Ich will fort und finde kein Versteck, das für mich jetzt richtig ist.
Ich trete auf der Stelle -
Ohne dich bin ich ohne mich !

Denn Du fehlst meinem Leben,
Und manchmal auch mir selbst.
Ja du fehlst meinem Leben
Immer mehr (2x)

Ich werd versuchen nur nach Vorn zusehen,
Vor mir seh ich nichts.
Doch ich muss lernen, dass dieses Nichts,
Immer noch besser als gar nichts ist!

Du fehlst meinem Leben,
Und manchmal auch mir selbst.
Ja du fehlst meinem Leben
Immer mehr
Du fehlst meinem Leben,
Ich gebe zu, dass du mir fehlst!
Und ich spür wie ich versinke,
Immer mehr! (2x)

annachristine
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Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von annachristine » 23.03.2013, 20:44

Hallo Guest,
es ist eigenartig. Ich bin oftmals am frühen abend müde, aber ich könnte da nicht schlafen. Ich lege mich nach wie vor spät schlafen. Es gibt Nächte mit Träumen und auch welche ohne diese. Es ist aber immer die gewisse Angst vor diesen Nächten da, wo mal wieder vieles Verarbeitet.

Derzeit sind bei mir die Erinnerungen an die Tage vor einem Jahr sehr akut. Nur das derzeitge Wetter war eben nicht so vor einem Jahr.
Am letzten Montag war die Beisetzung von einem Cousin meines Mannes und das hat mich wieder sehr geschafft. Hätte mich da am liebsten verkrochen. Bei beiden, mein Mann und auch beim Cousin, wurde Reinhard Meys Lied " Wie ein Baum, den man fällt" gespiet. Es war für meinen Mann das Ziel aufrecht stehend zu sterben.

Ja und Trauerverarbeitung: ich habe angefangen alles aus unserer gemeinsamen zeit, vom Kennenlernen bis zum Sterben, auf zuschreiben. Hatte nicht gedacht, daß dieses sehr helfen kann. Man bekommt seine Gedanken wirklich frei und kann ganz anders damit umgehen.
Versuch es doch auch einmal.
LG
Anna-Christine

Guest

Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von Guest » 21.03.2013, 22:32

Huhu,
irgendwie gefallen mir die Träume nicht. Und ich finde auch nicht das sie mir irgendwie helfen. Ganz oft sind es dann auch keine normalen Träume sondern mehr Alpträume wo man dann teilweise alles nochmal von neu erlebt. Mich Persönlich hindern die eher daran das ich überhaupt schlafen will. Normal sieht es so aus das ich kaum und nicht viel schlafe. Und vor allem, versuche ich das Schlafen einfach so lang wie möglich heraus zu ziehen. Kann also auch mal sein, dass ich 36 Stunden am Stück wach bin. Ich mag die Träume nicht und ich wäre für Pillen die das Träumen verhindern. Aber angeblich soll es da nichts geben.

siebenstein67, dass mit deiner Mutter kann ich wohl teilweise nachvollziehen. Mein Vater ist damals gestorben als ich 5 war. Es war ein Unfall und somit dann auch total plötzlich. Ich war sehr jung war aber damals immer ein Papa Kind. Alles was ich noch an Erinnerungen von damals hab sind halt Sachen die wir immer zusammen gemacht haben. Das Spielen oder Spazieren gehen Eis essen gehen und solche Sachen. Mit meiner Mutter kam ich damals schon irgendwie nicht klar. Und es hat sich bis heute auch nicht geändert. Wir haben dürftigen Kontakt... das Nötigste halt und das war es. Aber geträumt habe ich irgendwie nie von ihm. Damals nicht und auch heute nicht. Aber auch jetzt noch denke ich oft zurück und frage mich einfach wie mein Leben verlaufen wäre, wenn das damals nicht passiert wäre. Aber im Grunde bringen ein ja die ganzen wenn und aber Fragen auch nicht wirklich weiter.

annachristine, dass mit dem Abschied ist glaube ich eine schwierige Situation. Wir hatten mehr oder weniger die Zeit dazu. Es hieß am ende ja nur noch, vielleicht 1 oder 2 Tage... mit Glück auch 3 oder 4. So hatte man irgendwie jeden Tag aufs neue eine Art Abschied gehabt bevor man dann gehen musste. Aber irgendwie haben diese Abschiede für mich nicht wirklich viel gebracht. Das Problem war einfach immer, wenn man gesagt hat was man sagen wollte und dann auf dem weg zurück war... dann gingen die Gedanken los wo man sich sagt das hättest du noch sagen müssen und dies und das und jenes. Und so hofft man dann am ende das man am nächsten Tag die Chance hat einfach das andere los zu werden. Aber selbst wenn man das dann hatte... irgendwie kamen die nächsten Gedanken was man noch sagen will und das ganze geht von Vorne los. Vermutlich wird man einfach nie zufrieden sein. Aber wie soll man auch zufrieden sein wenn man dabei ist wenn die Person die man über alles liebt stirbt... da ist der Gedanke das sie wenigstens nicht mehr weiter leiden muss nur ein wirklich schwacher Trost. Eigentlich red ich mir das nur immer ein um wenigstens irgend ein Trost zu haben.

Zur Zeit... ach ich weiß auch nicht. Ich hatte ja schon mal bei dem Psychosomantischen kram hier irgendwo was im Forum geschrieben. Das ich halt auch dazu die körperlichen Probleme hab wo die Ärzte vor einen Rätsel stehen und nicht wirklich die Ursache finden. Alles was ich kenne sind meine Symptome und die Blutwerte die ein wenig durcheinander sind. Ich vertrete weiter die Meinung es ist einfach wirklich Kopfmäßig und das alles vom Stress kommt. Die Ärzte sehen das zumindest bei den Blutwerten anders. Aber ja, manchmal wünschte ich mir einfach das die mit ner Diagnose kommen mir x Tage geben und ich dann einfach wüsste, hey... nur noch x Tage dann hast du diesen ganzen scheiß einfach hinter dir.

Und bevor ich Prädigten bekomme :) ja meine Therapeutin hat mir schon erklärt das meine Denkweise in eine komplett falsche Richtung geht. Mir ist bekannt das es nicht gut ist...

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Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von annachristine » 10.03.2013, 21:03

Hallo Guest,
bei mir wird es jetzt ein Jahr, daß mein Mann nicht mehr da ist. Du hast recht mit dem "am Tag kann man damit schin irgend wie überstehen, aber die Nacht..."
Ich habe festgestellt, daß ich ein erhöhtes Wärmebedürfnis habe; gehe eigendlich auch immer spät schlafen. Es gab einige Begebengheiten wo ich sagte es spuckt bei uns in der Wohnung. Das waren extreme Erlebnisse. Ich glaube nicht an solche Dinge. Doch das Gehirn spielt da immer noch verrückt würde ich sagen.
Ich hatte und habe mir vorgenommen an den Orten nochmals Abschied zu nehmen, wo wir gemeinsam schöne Zeiten verlebt haben. Ich habe noch nicht alle Orte besucht. Es hat mir aber etwas geholfen.
Was ich aber bei mir als sehr schlimm im Bezug auf die Verarbeutung der Trauer sehe, ist nicht persönlich Abschied nehmen zu können, sich zu verabschieden, zu reden, zu sagen das er gehen kann, usw. Mir hat kein Arzt gesagt, daß er den nächsten Tag nicht mehr erlebt! Ich hatte alle Zeit an seinem Sterbebett zu stehen und dort ...., doch es ist ein anderer Abschied.
Derzeit ist jeder Tag des letzten Jahres da.

LG
Anna-Christine

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Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von siebenstein67 » 09.03.2013, 08:16

Mensch, Mensch....

Nein, es ist jetzt enicht die Zeit der Normalität, sondern die der Trauer. Wie grausam wäre es, jetzt wieder auf "Normal" zu fahren. Deine Seele hat eine tiefe Wunde, die Pflege und Zeit zur Heilung braucht. Ähnlich wie der Körper nach einem schweren Unfall, nach einer heftigen Krankheit. Einen Beinamputierten würde man drei Monate nach der OP auch nicht auf einen Marathon schicken....

Meine Mutter starb ganz plötzlich, als ich 10 war - ich habe heute - nach über 30 Jahren - noch diese "Normalitätsträume". Und wache völlig fertig auf :(.
Oder ich träume, dass mein Sohn (er hat seit Januar eine akute Leukämie) sterbend am See sitzt. Furchtbar!

Aber letztendlich denke ich, dass diese Träume gut sind. Das sie sozusagen der Seele bei der Wundheilung helfen. Verdrängung durch übermäßige Ablenkung scheint mir wenig hilfreich. Wir wissen alle, was nichtbehandelte Wunden oder "vergessene" Nachsorgeuntersuchungen im Körper anrichten können....

Laufen ist ubrigens auch mein Krisenmittel! Ich sollte es bloß mal wieder tun :wink:

Dir das für Dich Beste und alles Liebe
Gabriele

Guest

Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von Guest » 08.03.2013, 21:50

Ich weiß nicht... irgendwie heißt es ja mit der Zeit wird es besser. Aber irgendwie scheint es mir eine glatte Lüge zu sein. Besser ist bis jetzt nichts... eher schlimmer. Fast jede Nacht die Träume wo alles normal zu sein scheint und alles gut ist... es fühlt sich alles so verdammt echt an... bis man dann aufwacht und vor dem nichts steht.

Alle Vorschläge die so von der Therapeutin kommen sind auch eher bescheiden. Das ablenken... sich Sachen suchen die man machen kann auch alleine. Ja, ist nur dumm wenn man früher alle Sachen immer zusammen gemacht hat. Ist nur blöd, wenn man dann irgendwo spazieren geht und die ganzen Erinnerungen hochkommen das man hier früher auch immer lang gegangen ist... zusammen... und das man dann das und dieses hier getan hat. Dann nimmt man sich irgend ein anderen weg einfach querfeld ein... aber auch dann merkt man irgendwie, hey, hier sind wir auch schon gewesen... zusammen... und dann geht man doch einfach nach Hause weil es irgendwo sinnlos ist etwas zu holen.

Alle anderen Ablenkungsversuche verlaufen auch nicht besser. DVDs gucken... nur Erinnerungen was man da alles zusammen erlebt hat... Backen oder Kochen... immer das gleiche. Und man kann doch nicht auf einmal sich komplett neue Interessen suchen. Nur damit man dann wirklich etwas hat, was man noch nie zusammen gemacht hat so das man die Erinnerungen nicht dabei hat.

Am liebsten mag ich es zur Zeit einfach wenn es Regnen und ich dann durch den Wald laufen kann. Niemand sieht die Tränen die man dabei hat... es kann ja genau so gut einfach der Regen sein. Das ist so das einzige was mir zur Zeit zu sagen tut.

Und dann diese ganzen Gedanken die ein durch den Kopf gehen. Am Tage kann man es ja noch ganz gut verdrängen... aber Nachts... da hat man dann keine Chance die Gedanken zu umgehen. Und dann immer die Leute die auf einen zukommen und einen sagen wie Tapfer man das doch alles übersteht und blabla... und das einzige was man tut ist lächeln und sich denken, du siehst ja mein inneres nicht... vergnüge dich halt mit meiner Hülle....

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Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von annachristine » 06.01.2013, 19:51

Hallo guest,
aus der eigenen Erfahrung weis ich wovon Du schreibst. Bei mir sind es am zweiten Weihnachtstag genau neun Monate, die mein Mann nicht mehr bei mir ist. Ich hatte schon so einige Tage, die ich in dieser Zeit überwinden mußte; angefangen bei Ostern, dann die Geburtstage, der Hochzeitstag, ja und nun Weihnachten und Sylvester. Ich wollte zuerst nicht machen. doch dann habe ich meine Fenster wie alle Jahre zuvor dekoriert; d..h. meine Figuren standen nicht dort. Ich habe mir auch einen Baum ingestellt. Mein sohn war Heiligabend da und am ersten Feiertag zu Mittag. Ich war froh, als er wieder weg war. Ich brauchte auch meine Ruhe.
Medikamente habe ich vom Hausarzt auch verchtrieben bekommen, doch die habe ich nur für den Notfall genommen.
Durch das Trauerforum hier habe ioch viele fremde Menschen kennengelernt, mit denen ich über die gleichen dinge reden kann. Es hilft. Da kann sich keiner hineinversetzten. Weinen und Reden hilft sehr viel.
Gibt es Trauergruppen in Deinem Wohnort oder in der Nähe? Geh dort hin. Es ist besser als jeder andere Arzt oder Medikamente.
LG

Anna-Christine

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Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von Utissima » 06.01.2013, 17:13

da gebe ich meinem Vorschreiber recht.

Und glaub mir, du wirst ganz sicher über das Vorgefallene sprechen wollen. Es geht ja nicht darum, dich zu überzeugen, dass du etwas anders machen sollst. Sondern es geht um Verarbeitung. Damit sind private Kontakte überfordert.

Toi toi toi für die Erstsitzung und ich wünsche dir, dass du die Tabletten bald nicht mehr brauchst.

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Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von Exil-Hanseat » 06.01.2013, 14:47

Hallo Guest,

ich finde es gut, dass du jetzt dorthin gehst. Pillen schlucken ist auf die Dauer keine Trauerarbeit......

Wünsche dir viel Kraft und Glück, dass du einen Weg findest.

Guest

Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von Guest » 06.01.2013, 14:10

Die Sache ist ja, dass ich eigentlich gar nicht reden will. Wenn ich den Leuten sag ich will einfach alleine sein am Weihnachten und Silvester. Und das ich halt zu nichts Lust habe an den Tagen und einfach nur meine Ruhe will. Dann sag ich das ja nicht weil ich will das die nun ankommen und mich überzeugen sollen. Sondern ich sag es weil ich es genau so gemeint hab wie ich es gesagt hab.

Aber gut, beim letzten Hausarzt Besuch wo ich neue Rezepte wollte und auch bekam. Und wo ich ihn dann wieder nicht zugehört hab als er über meine Blutwerte geredet hat und er dann zwischen durch irgendwann erwähnte, dass er den Eindruck hat das mich das alles gar nicht wirklich beunruhigt oder interessiert... und ich dann nur meinte das es nicht nur den eindruck macht sondern das es auch einfach so ist. Hat er auf einmal gemeint das sich etwas ändern muss. Und das die letzten Rezepte waren die er aufgeschrieben hat. Er meinte, ich würde stark Wirkende Benzodiazepine Tagsüber zur Beruhigung einnehmen. Und dann zur Nacht nochmal andere aus der gleichen Gruppe zum schlafen. Und er meinte das die nun mal nicht für den Dauereinsatz gedacht sind sondern bestenfalls kurzzeitig.

Er hat mir dann gesagt das ich bei der Krankenkasse anrufen soll. Denen sagen soll um was es geht und das die mir eine Liste zuschicken sollen mit geeigneten Therapeuten. Er meinte die haben dort Listen. Und da er halt meinte das ich nur weitere neue Rezepte bekomme wenn ich mir nebenbei auch so einen Therapeuten suche... hab ich es halt gemacht. Die 6 oder 7 die ich angerufen habe, hat mir ein Termin übernächste Woche gegeben. Sie meinte das sie mich da noch irgendwie mit rein schieben kann. Alle anderen davor hatten Wartezeiten von bis zu 12 Monaten.

Dann hab ich also in einigen Tagen gezwungener maßen jemanden mit den ich reden kann. Wird nur irgendwie blöd wenn man gar nicht reden will und auch gar nicht weiß was man reden soll.

Aber ich lasse mich einfach überraschen. Ist ja ihr Job mich zum reden zu bringen. Soll sie sich was einfallen lassen :)

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Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von Utissima » 06.01.2013, 10:58

Trauern braucht seine Zeit.
Viel Zeit.
Seit es die Tradition des Trauerjahrs nicht mehr gibt, ist das vielen Mnesche einfach nicht bewusst.
Anderen wiederum macht es Angst, sich mit dem Thema Trauer zu beschäftigen, weil es eigene Verlustängste schürt und an den eigenen unausweichlichen Tod denken lässt. Auch Trauernde erwecken in manchen Leuten solche Assoziationen.
Da kehren sie lieber möglichst schnell zum Alltag zurück.
Das soll keine Entschuldigung sein, lediglich eine Erklärung.

Dir kann ich nur raten, dir die Zeit zu nehmen, die du brauchst.
Oftmals sortiert sich dabei der eigene Bekanntenkreis neu, ganz von selbst.

Hast du jemandem, mit dem du reden kannst, der dir zuhört, ohne Tipps zu geben? Vll an einer Beratungsstelle?

Guest

Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von Guest » 05.01.2013, 21:13

Nun, Weihnachten und Silvester endlich vorbei und irgendwie rumbekommen. Frag mich immer noch was Leute nicht daran verstehen wenn man sagt, keine Anrufe keine Lust irgendwas zu feiern. Am Ende muss man dann das Telefon raus ziehen und dann Akku vom Handy raus das man auch dort seine Ruhe hat. Mir ist auch noch immer unklar das scheinbar niemand versteht was es wirklich heißt wenn man sagt er/sie kann sich ihre Ratschläge sonst wo hin schieben. Die Aussage, dass wir dir alle von Anfang an gesagt haben das du gehen sollst als du noch die Chance dazu hattest... die ist irgendwie nicht wirklich hilfreich. Außerdem zieht das irgendwie mehr ein schlechtes Licht über die heutige Zeit. Die Leute gehen lieber sofort und beenden irgend eine Beziehung wenn es Probleme gibt. Und das schon bei Kleinigkeiten.

Zur Zeit kot** mich irgendwie alles an. Nicht nur das man mit dem Verlust irgendwie klar kommen muss... nein, man hat auch noch die Idioten am Hals die einen sagen, dass man doch selber Schuld an seiner Situation hat. Und dann muss man sich auch noch soweit im Griff haben, um denen nicht einfach mal an die Kehle zu springen. Das wäre nämlich das liebste was ich eigentlich jedes mal gerne machen würde, wenn mal wieder diese tolle Aussage gekommen ist.

Und das beste sind dann die Leute, die auch noch beleidigt sind wenn sie ignoriert werden. Ist ja auch total unverständlich das man nicht brav zurück lächelt und dann sagt, danke, ich wünsche dir auch ein schönes frohes neues Jahr.

Aber gut, genug gemeckert und gejammert. Zumindest für heute...

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Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von Utissima » 17.12.2012, 12:20

ohne Worte, nur traurig..... :cry:

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Re: Wie damit umgehen?

Beitrag von pawi » 16.12.2012, 10:16

Hallo,
Das tut mir sehr leid und es fehlen mir die Worte Trost auszusprechen.
Wünsche dir viel Kraft und schicke eine Umarmung aus Luxemburg
Pascale

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