Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

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Alan
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Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von Alan » 01.04.2022, 19:02

Hallo Joanna,
in der Murano- Studie erreichten ca. 53 % der CLL – Pat. MRD – negativ mit V + R Therapie , bei Ventoclax mono ca 25 % , das spricht für V + R. Immunphänotypisierung durch Durchflusszytometrie , dient auch zur Bewertung von CLL- Zellen die während der Behandlung noch vorhanden , oder auch nach einer zeitlich begrenzten Therapie zurück bleiben können , was MRD – positiv bedeutet und das Beenden der V + R – Therapie in Frage stellt.
Es war auf jeden Fall richtig die Pneumokokken Impfung und die Covid 19 Impfung einschließlich Booster vor Beginn der V + R Therapie zu erhalten .Rituximab bindet nur am CD -20 Oberflächenmarker der sich auf bösartigen B- Zellen sowie auch auf normalen B – Zellen sich befindet.
Rituximab kann nicht unterscheiden, kein Wunder, dass es zu einer Immunschwäche kommt. CD – 20 kann schwach , dimer und hell sein, dies zeigt die Durchflusszytometrie an . In seltenen Fällen gibt es kein CD 20 , dies wird bei Notch Mutation beobachtet. CLL – Experten haben sich erst vor wenigen Jahren dazu geäußert , wenn CD – 20 schwach oder fehlt , bedeutet wenig Bindung.
Rituximab fehlt es dann an wenig – bis keiner Wirksamkeit, aber die Nebenwirkungen bleiben erhalten. Unser Antikörperspiegel sinkt im Verlauf der CLL , Immunglobuline IgM , IgG und IgA , aber nur IgG kann durch IVIG Behandlung durch Infusion oder Subkutan ( Pumpe ) aufgefüllt werden. ( siehe Idur ) Bei Rituximab steigt das Risiko abhängig von IVIG zu werden. Das Immunsystem braucht eine Erholungszeit von ca. 1 Jahr nach Rituximab .( nicht garantiert )
Eine Pneumokokkenimpfung in diesem Zeitraum muss unbedingt vermieden werden. Pneumovax23 hat bei CLL eine Ansprechrate von ca. 25 % und Prevnar13 ca 60 %. Wann immer möglich im watch und wait zuerst Prevnar13 ( weiterentwickelt zu Prevnar20 ) und dann Pneumovax23 mit einem Mindestabstand von 2 Monaten. Auffrischung frühestens nach 5 Jahren mit Pneumovax23 . Deine wichtigsten Blutwerte sollten bereits im Labor nach der Blutabnahme in einen Patientenpass eingetragen werden.
Gruß Alan

Joanna
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Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von Joanna » 31.03.2022, 20:26

Hallo Alan,
vielen Dank für deine Antwort. Puh, da spricht ja doch schon einiges gegen Rituximab. Während der FCR-Therapie erschien mir das noch das Mildeste, deshalb habe ich es recht positiv in Erinnerung. Fr. Prof. Eichhorst hatte es in meinem Fall offenbar empfohlen, aber das Thema Immunschwäche wird damit ja doch noch einmal sehr verstärkt, so wie ich dich verstehe. Weißt du, ob das die ganze sechsmalige Behandlung betrifft oder kann ich jetzt nach der ersten Dosis schon meine Covid-Impfung und die Pneumokokkenimpfung (vorletztes Jahr) knicken? Ich hatte am 17.12. zwei Wochen nach der Booster-Impfung in einer Apotheke einen Antikörperspiegel von 1559,6 in Bau/ml. Zu dem Zeitpunkt war ich ja noch im w&w. Vielleicht wiederhole ich das jetzt nochmal, aber viel ist nach der Zeit und Medikation wahrscheinlich nicht mehr übrig und dann ist es ja auch fraglich, ob eine weitere Impfung jetzt Sinn macht.
Ich vermute für Rituximab spricht noch einmal ein anderer Ansatzpunkt, um noch mehr Tumorzellen zu erwischen und die Hoffnung auf eine zeitliche Therapiebegrenzung. Aber ich will das Thema Schaden/Nutzen doch noch einmal mit meiner Ärztin ansprechen.
Meine letzten Blutwerte habe ich gar nicht vorliegen. Man druckt sie mir auf Wunsch zwar aus, aber die letzten Male war der Stresspegel in der Praxis noch so gestiegen, dass ich mich nicht getraut habe zu fragen. (Hoher Krankenstand unter den Angestellten.) Aber mit Hilfe der Spritzen waren die Neutrophilen bei 8000, wenn ich das richtig erinnere. Ich bin gespannt, wie es am Dienstag aussieht.
Alan, das freut mich, dass du keine Nebenwirkungen hast. Mir geht es auch recht gut, ich fühle mich insgesamt ein bisschen wackeliger, schneller erschöpft. Alles Gute und viele Grüße von Joanna

Alan
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Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von Alan » 30.03.2022, 19:17

Hallo Joanna, Moni und Hans,
Der aktuelle Stand meiner Venetoclax- Mono . Therapie , begonnen am 25.01.2022.
Leukos 6900 , Neutrophile 3600 , Hb 17,3 , Thrombozyten 119 000 am 17.02.22
Leukos 4700 , Neutrophile 3050 , Hb 16,6 , Thrombozyten 86 000 am 03.03.22.
Leukos 4100, Neutrophile 2365 , Hb 16,9, Thrombozyten 110 000 am 17.03.22
Leukos 3700, Neutrophile 2200, Hb 16,9 , Thrombozyten 115 000 am 30.03.22

Nächste Laboruntersuchung am 14.04. und bei weiterem Abfall der Leukozyten mögliche Dosis - Reduzierung. Bei Beginn der Therapie nach Absprache mit Frau Prof. Dr. Eichhorst : Keine zeitlich begrenzte Therapie für 2 Jahre , sondern Dauertherapie mit Venetoclax mono .
Kein Rituximab wegen Del. 17p und Corona.
Infektionsdiagnostik SARS – COV- 2 Spike Protein IgG Antikörper 1040 BAU/ ml hoch am 10.01.22 , 6 Wochen nach Booster Impfung.
Nach Rituximab wäre wahrscheinlich Antikörpertiter bei 0,0 und keine Pneumokokken - Impfung auch nicht innerhalb eines Jahres nach Rituximab.
Eine Durchflusszytometrie ist im August vorgesehen bei 17 p Del. ist MRD – negativ
sehr unwahrscheinlich. Das Ergebnis wird Frau Prof. Dr. Eichhorst von meinem Hämatologen mitgeteilt und der weitere Therapieverlauf abgestimmt. Nebenwirkungen hatte ich bisher keine .
Gruß Alan

Joanna
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Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von Joanna » 30.03.2022, 16:22

Hallo Moni1967,
herzlichen Dank für deine Antwort. Das wäre schön, wenn das mit den T-Zellen so stimmt, denn ich arbeite ähnlich lange eng mit Menschen und hätte darüber vielleicht auch einen gewissen Schutz.
In Köln bist du natürlich nah an der Quelle, was neue Entwicklungen, Studien etc. betrifft, während hier in Flensburg nach Leitlinie behandelt wird.
Je mehr ich hier im Forum lese, desto mehr wird mir klar, wie verschieden jeder auf die Therapien reagiert. So habe ich mir inzwischen den Thread "Venetoclax, Rituximab meine Therapie" von Idur durchgelesen. Da gibt es ja auch eine Menge Informationen/Diskussion.

Ich habe vorgestern die erste Infusion Rituximab bekommen und bisher ganz gut vertragen. Nächste Woche Dienstag dann Labor. Ich bin mal gespannt.

Liebe Moni, ich wünsche dir, dass die Therapie gut wirkt und sehr lange hält und natürlich allen anderen auch,

Joanna

Moni1967

Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von Moni1967 » 26.03.2022, 20:15

Hallo Joanna, ja ist mein Geburtsjahr. Ich arbeite seit 1987 in Kita und habe durch das lange Arbeitsleben viele Viren und Bakterien mitbekommen. Das hat, meine Vermutung, die T Zellen aktiviert und ich habe dadurch einen gewissen Schutz bekommen. Bei mir wurde 2012 die CLL festgestellt. 2013 FCR Therapie bekommen. Dann w&w bis 2018. 2018 bis 2021 Studie mit Idealisib und Tirabrutinib. War dann leider nur 3/4 Jahr im w&w. Seit August 2021 folgte dann die Studie mit Venetoclax, Zanubrutinib und Obinutuzumab. Diese geht bis September 2022. Ich hoffe sehr, ich bin dann länger im w&w. Alles Gute dir

Joanna
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Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von Joanna » 26.03.2022, 19:21

Hallo an alle!

Ich nehme inzwischen auch 400mg Venetoclax, musste allerdings insgesamt zehn Spritzen mit Wachstumsfaktoren (Filgastrim) nehmen, weil meine neutrophilen Leukozyten drei Wochen ganz weit unten waren, immer so 0.6 bis 0.8. Zu dem Zeitpunkt hatte meine Onkologin auch einmal Kontakt zu Frau Prof. Eichhorst in Köln aufgenommen, die sie beraten hat. Die Spritzen haben gut geholfen, so dass ich schnell aufdosieren konnte. Ich habe (bis auf die Neutropenie) keine Nebenwirkungen und eine gute Kondition, gar kein Vergleich zur Chemotherapie. Ich mache Sport und trinke viel. Ich spritze seit ein paar Tagen nicht mehr und soll am Montag die erste Dosis Rituximab bekommen. Das ist mir noch recht unheimlich, obwohl ich das von der RFC-Behandlung 2016 kenne. Aber ich mache mir natürlich auch Sorgen um mein Immunsystem.
Moni1967, du scheinst eine neuere Behandlung im Rahmen einer Studie zu bekommen? Was für Behandlungen hattest du denn bisher? Falls die Zahl nach deinem Namen dein Geburtsjahr ist, dann sind wir fast gleich alt und ich finde es interessant, dass du offenbar im Kindergarten arbeitest. Ich bin Ergotherapeutin und spekuliere auch darauf, bald wieder anzufangen. Kommt drauf an, wie ich das weiter vertrage. Es ist ja ermutigend, dass das im Kindergarten geht, denn da kommt ja nun alles an Viren und Bakterien zusammen.
Was das Impfen betrifft, so bin ich im Dezember das letzte Mal geboostert worden. Ich habe mit meiner Ärztin noch nicht darüber gesprochen, aber gelesen, dass bei der Gabe von Rituximab das Impfen keinen Sinn macht.
Hans56, auch du hast eine andere Behandlung, bei dir ist es aber die Erstlinie, oder? Ich glaube, es ist wirklich gut, dass du inzwischen um die Chemo herumkommst. Diese Behandlung ist bestimmt nicht so aggressiv und du hast damit eine gute Prognose. Meine Erfahrung ist, dass das meiste, was auf dem Beipackzettel steht, nicht eintrifft.
Ich habe schon immer recht empfindlich mit den Leukozyten reagiert, allerdings muss ich auch sagen, dass ich trotzdem nie Infekte hatte. Auch in den letzten Jahren bis jetzt im Januar nicht, als ich noch gearbeitet habe und sich die CLL schon so langsam wieder zurückschlich. Nur während der Chemo hatte ich mal eine Pilzinfektion im Mund.
Alan, du hast jetzt bestimmt auch schon mit Rituximab angefangen, wie geht es dir damit?

Liebe Grüße an alle, toll, dass es dieses Forum gibt!
Joanna

Moni1967

Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von Moni1967 » 26.03.2022, 17:18

Hallo. Ich nehme seit September 2021an einer Studie der Uniklinik Köln mit Venetoclax, Obinutuzumab und Zanubrutinib teil, da die CLL zum 3. Mal behandelt werden musste, arbeite in einer Kita und bin seit vorgestern das 2. Mal mit novavax geimpft. Ich nehme 400mg Venetoclax und 160mg Zanubrutinib und bekomme nächste Woche wieder eine Infusion. Den Beipackzettel habe ich mir nicht durchgelesen. Bisher hab ich keine Nebenwirkungen bei mir bemerkt und auch keine Infekte gehabt. Ich trage ständig FFP2 MASKE. Die hat mir bis jetzt sehr gut geholfen. Ich bin sehr froh, dass die Medikamente so gut helfen und würde es jederzeit wieder so machen. Ich wünsche allen im Forum, dass die CLL unter Kontrolle bleibt und jeder für sich die richtige Entscheidung trifft. Vielen Dank an alle für die hilfreichen Beiträge.

hans56

Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von hans56 » 26.03.2022, 16:15

Hallo Joanna,Alan und alle Anderen
Ich will nicht zu neugierig sein aber wie geht
es Euch mit der V-Kur ?
Ich habe Anfang kommender Woche die
Besprechung zum Therapiebeginn.
Der Hämatologe will V/ O machen.
Ich will nichts dazu sagen,dass es mir schwarz
vor den Augen wird was ich über die Nebenwirkungen
lese aber sehr grosse Sorge macht mir die Corona-
Situation.Es wird kein Entkommen geben und
beides,also V und O greifen,wie ich glaube
verstanden zu haben,greifen das Immunsystem an.
Ist in dieser Situation V/ O überhaupt zu verantworten.
Wie handelt Ihr diese Lage ?
Das macht mich total ratlos.
Vielleicht hat jemand Zeit und Kraft um zu antworten.
Danke
Gruss
Hans56

Joanna
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Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von Joanna » 28.02.2022, 12:56

Hallo Alan,
herzlichen Dank für deine Antwort, das hat für mich mehr Klarheit gebracht. Interessant, dass man bei Ibrutinib nicht unterbrechen sollte und sehr beruhigend, dass es bei Venetoclax okay ist. Dass du schon auf 400mg bist, ist ja enorm. Meine Ärztin äußerte neulich, dass sie fast noch nie mit jemandem die 400 geschafft habe, was mich etwas geplättet hat. Das bedeutet, dass es bei dir bald mit Rituximab losgeht, oder?
Bei mir sind die Neutrophilen jetzt nach drei Tagen Pause ein bisschen gestiegen, von 0.64 auf 0.78. Ich vermute das entspricht 640 bzw. 780. Kommt mir immer noch wenig vor, aber ich soll jetzt mit den Fünfzigern fortfahren und habe übermorgen wieder Blutprobe.
Meine Leukozyten scheinen empfindlich zu sein. 2017 musste ich die Reha abbrechen, weil da plötzlich gar keine mehr waren und es konnte auch vorher der letzte Zyklus RFC nicht durchgeführt werden.
Eigentlich wirkt die Behandlung ja enorm gut, und ich fühle mich viel besser als unter RFC, nur die Leukopenie ist das Problem.
Ich werde das mit den B-Vitaminen und der Folsäure auch mal weiterverfolgen, danke für den Tip.
Eigentlich wundere ich mich, dass bei der Dosierung so etwas wie Körpergewicht keine Rolle spielt, so wie bei der Chemo.
Ich liebäugel ja immer noch mit Ibrutinib. Mal sehen, was die Ärztin nächste Woche sagt, wenn sie aus dem Urlaub zurück ist.

Erstmal noch herzlichen Dank für deine Hilfe, Alan und alles Gute für dich, dass es so weitergeht,

Joanna

Alan
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Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von Alan » 26.02.2022, 16:48

Hallo Joanna,
Wenn die Notwendigkeit besteht, die Venetoclax Dosis zu verringern oder die Therapie kurz zu unterbrechen erforderlich wäre, so sollte das Ergebnis nicht nachteilig beeinflusst werden. ( bei Ibrutinib ist dies anders ) . Ich wurde vor Beginn der Venetoclax Therapie darauf hingewiesen, dass möglicherweise Granulozyten - Wachstumsfaktoren eingesetzt werden könnten ,( Spritzen ) ,jedoch bei einer Neutrophilen Zahl erst ab 500 – 600 .
Meine Neutrophilen liegen zur Zeit bei 3600 in der 5. Woche bei 400 mg Dosierung. Das es bei 50 mg Dosis schon zu einer Neutropenie kommt ist ein Problem und sicherlich eher selten , was mit Vorsicht gehandhabt werden sollte. Bei ca 60 % der CLL- Pat. kommt es zum Abfall der Neutrophilen , aber oft mild so das man nicht immer eingreifen muss.
Bei B12 und Folsäure Mangel könnten B12 Vitamine hilfreich sein. Sinken die Neutrophile unter 500 , ( Normalwert 1900 – 7800 ) so kann die mikrobielle Flora im Mund und Darm Infekte auslösen. Die häufigsten Infektionen sind Pneumonie und Sepsis und können lebensbedrohlich sein. Bei Fieber muss sofort ein Arzt oder Krankenhaus aufgesucht werden.Es wird dann ein Breitbandantibiotika erforderlich, vor allem bei schwerer Neutrophenie .
CLL beginnt mit einer Schädigung der DNA der B- Lymphozyten , sobald eine Schädigung vorliegt, kann durch mehr Mutationen Instabilität entstehen im Verlauf was zu einer komplexen CLL führt. Ich hoffe die Venetoclax Therapie führt zum Erfolg, als Alternative steht dir ja Acala- oder Ibrutinib zur Verfügung.
Gruß Alan

Joanna
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Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von Joanna » 25.02.2022, 11:52

Hallo Alan,
ich will dir schon seit Tagen antworten und sehe gerade, dass du noch einmal mit neuen Informationen geschrieben hast. Herzlichen Dank. Das klingt ja alles so, als ob meine CLL ein ganzes Stück aggressiver geworden ist. Frau Prof. Eichhorst hatte mir auch geraten, schon einmal prophylaktisch zu klären, ob mein Bruder für eine KMT in Frage käme. Meine Ärztin sagt, zwar, das liege in weiter Ferne und ich musste etwas kämpfen, aber jetzt wird das gemacht.
Das Venclyxto hat sehr sehr schnell gewirkt, schon innerhalb von einer Woche gingen die Werte total herunter, die Lymphknoten sind ganz klein geworden, aber jetzt ist eben auch eingetreten, was ich befürchtet hatte: Ich bin bei einer Dosis von 50 mg und die neutrophilen Granulozyten sind seit fast zwei Wochen so niedrig, dass nicht erhöht wird, heute sogar bei 0.64. Jetzt soll ich über das Wochenende pausieren. Und dann evtl. ab Montag diese Spritzen, die ich gar nicht mag. Ich überlege ja immer noch, ob es sinnvoll ist, auf Ibrutinib zu wechseln.
Meine Ärztin ist jetzt noch eine Woche in Urlaub, die Vertretung ist eher unsicher und eigentlich nur für gynäkologische Krebsarten zuständig. Letztlich habe ich sie heute überhaupt auf die schlechten Werte aufmerksam gemacht und dass da eine Entscheidung für die nächste Woche her muss. Wenn ich jetzt eine Woche ganz pausiere, ist dann alles bisher Erreichte in Gefahr? Gibt es eigentlich irgendwelche Möglichkeiten Leukozyten zu erhöhen, auf etwas sanftere Weise, als mit diesen Spritzen?
Körperlich geht es mir gut, eigentlich normal. Aber da mein Mann auch noch schwer krank ist, ist die psychische Belastung grad ziemlich hoch.
Was Notch1 betrifft, so verstehe ich dich so, dass eine Missens Mutation doch noch ein bisschen günstiger ist, als eine sogenannte Frameshift-Mutation? Wäre ja schön.

Lieber Alan, ich danke dir noch einmal sehr und hoffe, dass bei dir die Behandlung gut angelaufen ist.

Herzliche Grüße von Joanna

Alan
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Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von Alan » 20.02.2022, 18:10

Hallo Joanna,
die Sequenzierung des Genoms der B- Lymphozyten hat viele weitere Mutationen identifiziert, um so tiefer man gräbt, umso mehr findet man. Das ATM – Gen hat wichtige Aufgaben beim Erkennen von DNA Schäden und befindet sich auf dem Chromosom 11q. Bei der Zellteilung und Erneuerung der B- Lymphozyten tastet das ATM- Gen die Zellteilung ab und gibt Infos an Tp53 weiter, um dann bei DNA Schädigung Apoptose durch TP53 auszulösen. ( Vernetzung. )
ATM – Gen mutiert mit TP 53 mutiert bedeutet höheres Risiko. XPO1 – Mutation wird bei 2 – 3 % geringer Häufigkeit bei CLL nachgewiesen. Die Rolle von XPO1 ist zur Zeit unklar.

Von Dr. R. Furmann

Können Sie erklären, welche Rolle eine Notch-1-Mutation als prognostischer Indikator spielt? Spielt es außerdem eine Rolle, ob es sich um eine "leichte" Mutation handelt? Oder sind alle Mutationen gleich?

Notch1-Mutationen werden nicht alle gleich erzeugt. Es gibt eine bestimmte Notch1-Mutation, die am häufigsten vorkommt und darauf zurückzuführen ist, dass zwei Basenpaare gelöscht werden, was zu einer "Rahmenverschiebung " in der DNA-Sequenz und zu einem verkürzten Protein führt. Alle Mutationen, die zu dem abgeschnittenen Protein führen, führen zu einem aggressiveren CLL-Verlauf und einem erhöhten Transformationsrisiko.
Meine Meinung :
Die Mutation die angesprochen wird ist keine Missens Mutation sondern eine sogenannte Frameshift Mutation.
Pass auf dich auf und viele Grüße
Alan

Alan
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Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von Alan » 19.02.2022, 16:03

Hallo Joanna ,
DNA – Basen -, Adenin -,Guanin -,Cytocin und Thymin wird als Code aus 4 Basen gespeichert ( Info in DNA ). DNA – Basen paaren sich miteinander, A mit T und C mit G . ( Basenpaare ) Jede Basis ist mit einem Zucker und Phosphat Molekül gebunden. Zusammen wird dies als Nukleotid bezeichnet.
Bei der Missens Mutation wird ein DNA – Baustein ( Nukleotid ) durch einen anderen ersetzt ( Auswechslung ) . Es kommt zu einer Aminosäuren Änderung, wodurch die Funktion von Tp53 verändert und auch verloren geht.
Deletion tritt auf, wenn ein Chromosom bricht und die Chromosomen Struktur verändert wird. Bei einer Deletion ( Löschung ) verliert das Gen mindestens ein Nukleotid.
Größere Deletionen können ein ganzes Gen entfernen und auch benachbarte Gene können verloren gehen.Man versucht in der Forschung eine Mutation rückgängig zu machen was bei einer Deletion undenkbar ist.
Bei I FISH Test werden einzelne Chromosome mit einzelnen Sonden getestet. Wenn bei Chromosom 13 ,12, 11 und 17 keine Änderung vorliegt wie Deletionen wie auch Trisomie , so kann es doch Mutationen geben.
Daher ist gerade eine TP 53 Mutationsanalyse besonders wichtig ( Standard ) das gilt jedoch auch für das ATM – Gen auf dem langen Arm von Chromosom 11q .

Gruß Alan

Joanna
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Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von Joanna » 17.02.2022, 18:56

Hallo Alan,
herzlichen Dank für deine Erläuterungen. Ich glaube, diese Fish-Analyse ist 2016 im Krankenhaus gemacht worden, jetzt steht da nichts von Fish, sondern "molekularpathologische Begutachtung". So, wie ich dich verstehe ist das nicht immer so aussagekräftig. Jedenfalls sind da zwei "Missense-Mutationen" bei TP53 (3% und 18%), eine bei Notch1, dann noch XPO1 und ATM zwei Stück. (Ich weiß gar nicht, wie sinnvoll das ist, dass hier ganz genau aufzuschreiben) Sind denn Mutationen besser, als Deletionen? Ich habe Frau Prof. Eichhorst jedenfalls so verstanden, dass dieses ATM für die vergrößerten Lymphknoten verantwortlich ist.
Ich nehme diese Woche die fünfziger-Dosis Venclyxto und bin überrascht, wie schnell die Zahlen heruntergehen und wie schnell ich das auch schon an den Lymphknoten merke. Nebenwirkungen habe ich bisher keine, bisschen erschöpft vielleicht, aber eher schon fast das Gefühl, dass mir das gut tut. Aber ich bin ja auch noch nicht bei der vollen Dosierung und das Thema Neutropenie macht mir auch Sorgen.
So, wie ich das verstanden habe, hast du auch mit Venetoclax begonnen?
Nochmal vielen Dank, Alan, du hast so viel Ahnung, ich habe den Impuls, dir alle meine Befunde auszubreiten, aber vor allem bringst du hier ja immer wieder Input von neuen Entwicklungen in dem Bereich und erklärst das verständlich. Vielen Dank. Ist schon eine sehr komplizierte Materie.

Liebe Grüße von Joanna

Alan
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Re: Entscheidung Zweitlinie:Ibrutinib oder Venetoclax/Rituximab

Beitrag von Alan » 16.02.2022, 15:50

Hallo Joanna,
Die Mutation von Tp 53 bedeutet, dass der Aufbau des Proteins geschädigt ist. Mutationsanalyse oder Genanalyse des Genoms .
Je mehr Zellen beschädigt sind, um so größer die Wahrscheinlichkeit von Problemen . Es gibt verschiedene Verfahren um die Zellen zu analysieren. Wir haben 2 Populationen von Lymphozyten , einige sind normal und andere nicht.
Wenn man jede einzelne Zelle testen würde , hätte man ein gemischtes Muster aus negativen und positiven Zellen. Man testet nicht jede einzelne Zelle .Ungefähr 5 ml Blut werden dem Körper entzogen. Gesamtvolumen des Blutes ca. 5 liter . Wenn 10 der 100 ausgewerteten Zellen ( Interphase Kerne ) kein Signal aufweisen, dann weisen 10 der 100 ausgewerteten Zellen eine Del des Tp53 Gens auf. ( 10 % )
Um so mehr Zellen ausgewertet werden um so genauer das Ergebnis. Interphase bedeutet Chromosome teilen sich nicht , bei FISH - Test nicht erforderlich, daher hohe Genauigkeit . ( Sonde für Chromosom 17 )
Bei einer Chromosomenanalyse ( Karyotypisiert ) müssen die Chromosome in eine Metaphase versetzt werden, damit sich die Chromosomen teilen, ( schwierig ) gelingt dies nicht ist der Test nichts wert.
Bei Veränderung des Tp53 Gens auf Chromosom 17 p13 muss zwischen Mutation und Deletion unterschieden werden.Mutation sind Veränderungen der Basenabfolge innerhalb des Gens und bei Deletion kommt es zum Verlust von genetischem Material welches das gesamte Gen überspannt.
Gruß Alan

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