Klinische Studien für CLL

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Alan
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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von Alan » 21.10.2023, 17:37

Hallo Joe und HH20,

Der Beitrag / Erklärung von Joe ist genau zutreffend. Eine Ergänzung : Eine CLL – Pat. mit 17p Del. , stark vor therapiert , beendete die Venetoclax - Mono nach 2 Jahren Dez. 2022 . Der Clono – Seo Test der eine CLL – Zelle sucht unter 1 000 000 zeigte 12 Cll- Zellen an . Die CLL – Pat. ist seit 10 Mon. ohne Therapie. Blutwerte normal, vorgesehen ist MRD gesteuert und intermittierend zu behandeln nur wenn notwendig um keine Resistenz zu züchten.
Brian Koffman , Arzt ,CLL Experte und Cll – Pat. Brian nahm Anfang 2018 an einer CAR – T – Studie teil. Nach Ende der Studie MRD – negativ im Knochenmark und Blut . Es wurde keine CLL – Zelle unter einer Million gefunden ( 1 000 000 ) .
Im August 2023 begann Brian an der Studie Epcoritamab teilzunehmen , nach 5 Jahren und 4 Mon. Remission mit CAR – T . Die ALC lag bei 3 800 wenig über normal , aber 25 % waren CLL- Zellen ( 950 ) .
Wünsche euch alles Gute
Gruß Alan

Joe
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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von Joe » 20.10.2023, 15:33

Hallo HH20,

da wäre ich etwas vorsichtig. Die Messgenaugkeit bei mir ist 1 Zelle in 10.000. D.h. die 10.001te Zelle kann eine CLL Zelle sein und/oder eine mutierte weil die dann unterhalb der Nachweisgrenze ist. Die Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen liegt normalerweise zwischen 4.000 und 11.000 Zellen pro Mikroliter (4 bis 11 × 10 9 pro Liter). Wir haben ca. 5 bis 6 Liter Blut abhängig vom Körpergewicht. Da bist du schnell im Milliardenbereich. Ist zwar nur eine Näherung, aber gibt zumindest eine Idee womit man es zu tun hat.

Was gut ist ist die Tatsache dass die Medikamente auch mutierte Zellen vernichtet haben. Meine persönliche Meinung ist dass sich irgendwo noch CLL Zellen versteckt haben. Die Frage ist wann und wie schnell sie sich wieder teilen. Deshalb die Überwachung nach der Therapie, sodass man sofort wieder eingreifen kann.

Der Mutationsstatus, der leider nicht mehr verschwindet ist der IGHV Status. Mein IGHV ist unmutiert, d.h. meine CLL Zellen sind in einem frühen Status der normalen Zelle entstanden. Damit have ich auch ein höheres Risiko für eine frühere und schnellere Vermehrung, also für einen Rückfall.

Meine Ärztin meinte was einmal gewirkt hat sollte auch ein zweites mal wirken, auch unter dem Gesichtspunkt dass die Therapie nur ein Jahr gedauert hat und die Zellen hoffentlich nicht die Zeit hatten Resistenzen gegen die Medikamente zu entwickeln.

Ich bin zuversichtlich und genieße mein therapiefreies Leben, es hätte viel schlimmer kommen können.

Gruß,
Joe

HH20
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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von HH20 » 20.10.2023, 15:08

Hallo Joe,

das sind gute Nachrichten für Dich.

Also können Mutationen wieder verschwinden?
Als Hochrisikopatient normal werden also?

Gruß

Joe
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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von Joe » 20.10.2023, 11:57

Hallo Manfred,

ich hab schon lange keinen Update mehr geschrieben. Ich habe im Juni 2022 mit der Therapie innerhalb der CLL16 begonnen. Hab das Ganze relativ gut vertragen und im Juli dieses Jahres wurde Knochenmark und Blut zur MRD Untersuchung entnommen. Es war keine CLL Zelle mehr nachweisbar bei einer Messgrenze von einer Zelle in 10.000. Das gilt für Blut und Knochenmark. Die Blutwerte verbessern sich stetig und sind weitgehend normal.

Das CT hat ergeben dass sowohl Milz als auch Lymphknoten wieder normal sind.

Was soll ich sagen, ich fühle mich sehr gut, die Therapie hat super angeschlagen. Sogar meine Mutationen (TP53, ATM und Trisomie 12) sind nicht mehr nachweisbar.

Ich bin (war) mit den ganzen Mutationen Höchstrisikopatient. Meine Hämatologin meinte ich hätte jetzt 4-5 Jahre Ruhe, vielleicht auch länger. Hab gerade meinen Corona Booster bekommen und Anfang November werden Antikörper gemessen. Mal sehen ob sich was getan hat.

Dir wünsche ich alles Gute in der CLL16.

Grüße,
Joe

manfred73
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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von manfred73 » 20.10.2023, 10:52

@ Joe

und wie geht es dir nach der Studie?
Ich bin für eine CLL 16 vorgesehen

Joe
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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von Joe » 21.07.2023, 12:42

Hallo zusammen,

nun möchte ich wieder einmal von meiner Behandlung in der CLL 16 Studie berichten. Die Kombi war Acalabrutinib, Venetoclax und Obinutuzumab.

Seit dem 11. Juli bin ich jetzt nach etwas über einem Jahr Therapie ohne Medikamente. Meine Blutwerte sind fast normal und die Abschlussuntersuchung hat folgende Sachlage ergeben.

- MRD negativ im Blut (10-4)
- MRD negativ im Knochenmark (auch 10-4)
- Meine Trisomie 12 ist nicht mehr nachweisbar
- Ein CT ergab Lymphknoten und Milz von normaler Größe und ohne Auffälligkeiten

Auf weitere Ergebnisse warte ich noch. TP53 steht noch an und eine genauere MRD Untersuchung mit 10-6 Empfindlichkeit sowie der Immunstatus der T-Zellen.

Alles in allem habe ich die 13 Monate Therapie gut vertragen. Meine Hämatologin meinte wenn alles gut geht werde ich einige Jahre ohne Therapie, also ohne Medikamente auskommen. Ich bin jetzt in Nachbeobachtung. Man kann sagen zurück in watch & wait.

Liebe Grüße,
Joe

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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von Joe » 17.10.2022, 14:29

Letzte Woche bin ich über einen Podcast mit Frau Prof. Dr, Barbara Eichhorst gestolpert. Frau Prof. Dr. Eichhorst ist Teil der Deutschen CLL Forschungsgruppe und der Uniklinik in Köln.

Link zum Podcast:
https://lymphome.de/leistungen/podcast- ... leukaemien

Der wesentliche Inhalt des Podcasts sind die neuen zielgerichteten Therapien und aktuelle Ergebnisse von Studien.

Grüße,
Joe

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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von Joe » 16.09.2022, 12:39

Die Deutsche CLL-Studiengruppe hat am 9. und 10. September den internationalen GCLLSG-Workshop 2022 durchgeführt. Es sind sehr interessante Interviews und Diskussionen online, die sich mit folgenden Themen beschäftigen.

- CLL research – Update on techniques & technologies
- CLL genomics & beyond
- Open and Planned Studies DCLLSG
- Challenges & open questions for management of CLL
- Next steps in CLL research

Unter anderem gibt es ein Interview mit Susan O'Brien (Irvine CA, USA) & Othman Al-Sawaf (Cologne, GER) über die optimale Sequenz von CLL Therapien speziell unter dem Gesichtspunkt von Medikamenten wie Ibrutinib, Venetoclax und Obinutuzumab und Kombinationen. Es wird auch auf aktuelle Studien eingegangen.

Hier der Link:

https://lymphome.de/leistungen/kml-disk ... 76fec0ec96

Joe
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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von Joe » 08.09.2022, 10:03

Hier ein kurzes Update.

Am Dienstag 6.9. habe ich meine 5. Obinutuzumab Infusion bekommen und wurde auf 400mg Venetoclax aufdosiert. Bis auf die übliche Müdigkeit nach jeder Infusion, hervorgerufen durch die Gabe von Fenistil und Kortison, spüre ich keinerlei Nebenwirkungen. Meine Blutwerte sind alle im Normbereich.

Was ich noch nicht weiss ist wie hoch der Prozentsatz an guten und malignen Lymphozyten ist. Das soll eine Untersuchung im November oder Dezember ergeben. Bis dahin nehme ich prophylaktisch Aciclovir und Cotrim Forte.

Bis jetzt bin ich sehr zufrieden mit der CLL16 Studie und der engmaschigen Betreuung durch die Klinik in der ich behandelt werde. Mal sehen was die Blutuntersuchung im November/Dezember ergibt.

Gruß,
Joe

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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von Joe » 01.08.2022, 12:25

Hallo zusammen,

seit 14. Juni ist es soweit, ich bin nach 2 Jahren watch & wait nun in Therapie und zwar in der CLL16 Studie. Ich bin IGHV unmutiert, TP53 mutiert und bin im Experimentalarm gelandet. Dieser besteht aus Acalabrutinib, Obinutuzumab und Venetoclax. Hier der Link: https://www.dcllsg.de/studie/cll16/index.php .

Der Auslöser für die Therapie waren meine Leukos von 330.000 und die Tatsache dass die Verdopplungszeit unter 6 Monaten war. Meine Lymphknoten waren stetig aber langsam gewachsen (so 3 bis 4cm) und die Milz auf 17cm.

Begonnen hat es mit Acalabrutinib. Wegen meines hohen Harnsäurewertes war ich eine Nacht stationär auf Grund der Befürchtung des schnellen Zerfalls der CLL Zellen und des damit einhergehenden Tumorlysesyndroms und potentiellen Nierenversagens. Acalabrutinib vertrage ich sehr gut und spüre keine Nebenwirkungen. Vier Wochen später begann die erste Infusion mit Obinutuzumab wobei ich auch wieder stationär war. die ersten 100mg vertrug ich nicht so gut, ich hatte eine allergische Reaktion, bekam schwer Luft und hatte Schüttelfrost. Nach zwei Injektionen vom Arzt war der Spuk vorbei und die 100mg liefen über Nacht in mich rein. Am Tag darauf wurden die restlichen 900mg gegeben und alles verlief gut.

Seit dem bekam ich jede Woche eine Infusion (ambulant in der Tagesklinik) und vertrage Obinutuzumab sehr gut. Nächste Woche ist die vierte dran und es wird Venetoclax aufdosiert. Bin mal gespannt wie ich das vertrage.

Zusätzlich zur Vorbeugung vor Infektionen nehme ich Mo/Mi/Fr 1x Cotrim Forte und täglich 2x Aciclovir 400.

Nun zu meinen Blutwerten. Anfangs stiegen die Leukozyten weil sie aus den Lymphknoten und der Milz ausgeschwemmt wurden, dann sanken sie. Der CD20 Antikörper Obinutuzumab hat sie dann ganz rapide abnehmen lassen wobei die Thrombos auch kurzzeitig mit runter gingen.

Die wichtigsten Werte von letzter Woche sind
- Leukos 8.000 (runter von 330.000 von 6 Wochen vorher)
- Hb 13,3
- Thrombos 252.000
- LDH 189

Der Rest ist weitgehend im Normalbereich bzw. nähert sich diesem. Bei den Leukos ist Vorsicht geboten, sie sind im Normalbereich, jedoch ist der Anteil der CLL Zellen wahrscheinlich sehr hoch. Die Anzahl der gesunden Zellen ist wahrscheinlich nicht ausreichend um Infektionen zu verhindern, deshalb die Prophylaxe. Eine Durchflusszytometrie ist geplant um den Wert genau festzustellen.

Bis jetzt vertrage ich die Medikamente sehr gut und ich fühle mich auch dementsprechend gut. Ab und zu Müdigkeit und Abfall der Konzentration hatte ich vorher auch schon und es ist gut zu handhaben. Meine größte Sorge sind Infektionen, vor allem im nahenden Herbst und Winter weil die Leukos noch weiter runter gehen werden. Corona ist natürlich auch ein Thema und meine Antikörper werden regelmäßig getestet. Anfang Mai (nach der 5. Impfung) waren sie bei 8.500 BAU/ml. Mal sehen wie es weiter geht. Sollten sie sinken ist EVUSHELD geplant.

Die CLL16 Studie dauert insgesamt 14 Zyklen von je 28 Tagen was ca. 13 Monaten entspricht. Dann wird MRD im Blut und im Knochenmark gemessen. Die Hypothese und Hoffnung ist dass die CLL nicht mehr messbar ist und ich einige Jahre ohne Therapie auskomme. So die Theorie. Sind noch welche vorhanden gehts mit Acalabrutinib Mono weiter.

Ich kann klinische Studien nur jedem empfehlen. Die Überwachung ist sehr engmaschig und die Betreuung zumindest in der Klink in der ich bin ist ausgezeichnet.

Ich werde hier ab und zu ein Update posten und beantworte Fragen, soweit ich kann, natürlich sehr gerne.

Viele Grüße,
Joe

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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von Alan » 29.01.2022, 17:24

Nicole Lamanna, MD, und Nirav N. Shah, MD, diskutieren die chronische lymphatische Leukämie-Behandlungslandschaft (CLL), einschließlich Risikofaktoren und Behandlungsmöglichkeiten.

Nirav N. Shah, MD: Die Frage ist, die Landschaft der CLL [chronische lymphatische Leukämie] in der Ära mit all unseren neuen Therapien zu diskutieren. Wenn Sie zum ersten Mal einen Patienten mit CLL sehen, bleibt die grundlegende Frage immer noch: behandeln oder nicht behandeln? Das wird immer noch nicht unbedingt durch prognostische Marker beeinflusst. Wenn ein Patient asymptomatisch ist, ein normales Blutbild hat und Lymphadenopathie hat, gibt es nicht genug Bedeutung, um eine Behandlung zu wünschen. Viele Patienten können beobachtet werden, aber wir wollen sie prognostizieren und eine Vielzahl von Tests durchführen. Wir machen ein CLL FISH [Fluoreszenz in situ Hybridisierung] Panel, um nach spezifischen Veränderungen zu suchen, wie einer 11q-Deletion oder einer p53-Deletion. Einige Leute sagen, wir sollten ein TP53-Mutationsprofil bei allen Patienten mit CLL erhalten, weil es unabhängig von einer Deletion prognostisch sein kann. Wir wollen auch den IGHV-Mutationsstatus überprüfen. Es gibt einen weiteren Marker für Patienten, die eher auf eine Chemoimmuntherapie ansprechen, nämlich diejenigen, die IGHV-mutiert sind, aber das wird mit einigen der neuen verfügbaren Frontline-Regime in Frage gestellt.

Wenn ich einen Patienten mit CLL treffe, versuche ich, all diese Basisinformationen zu erhalten. Ich bewerte sie dann und stelle fest, ob sie jetzt behandelt werden müssen. Wenn dies der Fall ist, gehen wir die verschiedenen verfügbaren Frontline-Optionen durch, die aus vielen guten und vernünftigen Optionen bestehen. Ich versuche auch, die Chromosomen des Patienten oder die Zytogenetik zu bekommen, die auch einen gewissen prognostischen Wert haben. Unter der Annahme, dass ein Patient eine Behandlung benötigt, gibt es verschiedene Optionen an vorderster Front. Für viele Menschen sind Behandlungen in Ungnade gefallen. Eine Chemoimmuntherapie mit FCR [Fludarabin, Cyclophosphamid, Rituximab] kann bei einem jungen, gesunden Patienten in Betracht gezogen werden, der IGHV-mutiert ist. Dies liegt daran, dass wir wissen, dass diese Population eine sehr günstige Prognose hat, selbst 10 Jahre nach der Chemoimmuntherapie. Es gibt Nebenwirkungen mit Chemotherapie und sekundären Malignomen. Mit neu getesteten Wirkstoffen, die sich gegen die Chemoimmuntherapie stellen, bewegt sich das gesamte Feld in Richtung neuartiger Wirkstofftherapie.

In der ersten Reihe gibt es 2 Hauptklassen von Optionen. Diese werden BTK [Bruton Tyrosinkinase] Inhibitor-basierte Therapie oder BCL2-Inhibitor-basierte Therapie sein. Zu den BTK-Inhibitoren gehören Acalabrutinib und Ibrutinib, die an vorderster Front zugelassen wurden. Ibrutinib war das erste BTK, das in CLL zugelassen wurde. Es ist unglaublich effektiv und wurde in großen randomisierten Studien gegen Chemoimmuntherapie getestet. Die Ergebnisse favorisierten Ibrutinib als Einzelwirkstoff oder in Kombination mit Rituximab. Das ist der Standard der Pflege. Es gibt jedoch jetzt BTK-Inhibitoren der zweiten Generation wie Acalabrutinib, die vom Standpunkt der Wirksamkeit aus genauso gut zu sein scheinen wie Ibrutinib. Aber das Toxizitätsprofil dieser gezielteren Wirkstoffe, die weniger Off-Target-Toxizitäten aufweisen, deutet auf ein geringeres kardiovaskuläres Risiko bei Medikamenten wie Acalabrutinib hin. Dies bedeutet weniger Vorhofflimmern, weniger Blutungskomplikationen und weniger langfristige kardiovaskuläre Probleme wie Bluthochdruck. Acalabrutinib ist auch in der Frontline zugelassen und ist Teil vieler guter Optionen da draußen.

Sie müssen an Ihren Patienten denken. Was sind ihre grundlegenden medizinischen Probleme? Wenn sie viel Herzgeschichte haben, ist Acalabrutinib vielleicht das bessere Mittel in dieser Umgebung. Ich versuche, den Behandlungsansatz an die Bedürfnisse des Patienten anzupassen. Die andere Option, die viel Aufregung erregt, ist das Behandlungsschema mit fester Dauer: Die Verwendung eines BCL2-Inhibitors wie Venetoclax in Kombination mit dem CD20-Antikörper. Dies wurde in der CLL14-Studie untersucht und zeigte, dass eine Kombination dieses Regimes mit fester Dauer wirksam ist und ein langfristiges progressionsfreies Überleben [PFS] erzeugt. Dies gibt den Menschen die Möglichkeit, die Behandlung zu verlassen. Dies unterscheidet sich von BTK-Inhibitoren, die eine kontinuierliche Therapie bis zum Fortschreiten der Patienten darstellen. Die Daten mit dieser Kombination sind weniger ausgereift als mit den BTK-Inhibitoren, da Venetoclax später aufkam. Darüber hinaus haben einige dieser neueren Regime mit fester Dauer nicht die gleiche Menge an Follow-up. Es gibt einige Bedenken bei den Patienten mit dem höchsten Risiko, z. B. bei Patienten mit der p53-Deletion oder -Mutation, ob ein Ansatz mit fester Dauer der beste Weg ist. Das sind die Optionen im Moment. In Zukunft werden wir Kombinationen von BTK-Inhibitoren mit BCL2-Inhibitoren in einem Festdaueransatz untersuchen. Dies ist fast wie CML [chronische myelozytäre Leukämie], bei der Sie Menschen für eine gewisse Zeit behandeln und dann Dinge wie minimale Restkrankheitsassays als Leitfaden für die Beendigung der Behandlung verwenden. Die Zukunft von CLL ist unglaublich spannend. An vorderster Front haben wir viele Möglichkeiten. Es ist ein Gespräch mit dem Patienten unter Berücksichtigung seiner prognostischen Marker. Der Versuch, eine Entscheidung über das wirksamste Mittel mit dem besten Toxizitätsprofil zu treffen, das zu Ihrem speziellen Patienten passt, ist der Schlüssel.

Dr. Nicole Lamanna: Wir haben großes Glück, wenn wir uns einen Patienten mit CLL ansehen, der aktiv beobachtet wurde und jetzt seine Erstbehandlung benötigt. Glücklicherweise haben wir viele Therapiemöglichkeiten. Traditionell haben wir viele Chemoimmuntherapien wie Fludarabin, Cyclophosphamid und Rituximab oder Bendamustin und Rituximab verwendet, die davon abhängen können, wo jemand gelebt hat. Vor allem in Europa wurden traditionell viele monoklonale Chlorambucil- und CD20-Antikörper verwendet. Wir haben uns von einer Menge Chemoimmuntherapie entfernt, da wir die BCL-Rezeptor-Signalweg-Agenten und den BCL2-Inhibitor Venetoclax haben. Wir haben Ibrutinib und Acalabrutinib sowie Venetoclax und Obinutuzumab in der Frontline-Therapie zugelassen. Es ist nicht so, dass ich nie das Gespräch über Chemoimmuntherapie führen werde, aber typischerweise werden sie jünger und fitter sein und günstige Krankheitsmerkmale wie mutierte IGHV oder eine 13q-Deletion haben. Dann werde ich diese Diskussion führen, weil wir aus einigen Langzeitdaten von [The University of Texas] MD Anderson [Cancer Center] wissen, dass eine kleine Kohorte, etwa 20%, dieser günstigen Patienten nach FCR in Langzeitremission ist [Fludarabin, Cyclophosphamid, Rituximab]. Das ist eine zeitlich begrenzte Therapie. Da es Nebenwirkungen gibt, ist es selten, dass viele meiner jüngeren und fitteren Patienten in dieser günstigen Kategorie angesichts dieser anderen Optionen eine Chemoimmuntherapie wählen.

Wir haben großartige Optionen mit Ibrutinib oder Acalabrutinib als BTK-Inhibitoren und Venetoclax und Obinutuzumab, was ebenfalls ein zeitlich begrenzter Ansatz ist. Die Entscheidung, sich zwischen den BTK-Inhibitoren und Venetoclax-Obinutuzumab zu entscheiden, wird auf den Präferenzen und Krankheitsmerkmalen der Patienten basieren. Wenn jemand ein hohes Risiko hat - 17p oder eine TP53-Mutation - werde ich immer noch eine BTK-Monotherapie bevorzugen, basierend auf den Daten, die wir haben. Das PFS sieht für eine kontinuierliche Therapie sehr gut aus, und wir haben das längste Follow-up dafür. Wir werden mehr Follow-up zu Venetoclax-Obinutuzumab oder den zeitlich begrenzten Therapien bei unseren Hochrisikopersonen benötigen. Oft wähle ich einen BTK-Inhibitor in diesem Sinne und schaue mir dann die Komorbiditäten der Patienten an. Wenn jemand schrecklich kontrollierte Hypertonie oder Herzprobleme hat, dann werde ich einen BTK-Inhibitor der zweiten Generation in Betracht ziehen oder Venetoclax-Obinutuzumab in diesem Sinne wählen. Wenn jemand eine schreckliche Nierenfunktion hat, dann denke ich natürlich über einen BTK-Inhibitor nach.

Es gibt Therapieoptionen, und Sie können diese Optionen in Abhängigkeit von ihren Komorbiditäten, Krankheitsmerkmalen und Präferenzen verfeinern und anpassen. Offensichtlich ist es einfach, einen BTK-Inhibitor zu starten und ihn zu überwachen. Es ist nicht sehr arbeitsintensiv und besonders günstig während COVID-19, wenn Sie keine Patienten hin und her bringen möchten, die viel Überwachung benötigen. Für Tumorlysepatienten, die auf den Venetoclax-Kombinationen basieren, müssen Sie sie überwachen und sie häufig kommen lassen, um ihre Laborwerte zu überwachen, insbesondere während dieses 5-wöchigen Hochlaufs. Je nachdem, was in Ihrer Region vor sich geht, ist dies während des Zeitraums möglicherweise nicht geeignet. Es gibt viele Optionen, aus denen Sie wählen können. Dies sind großartige Therapien für die Krankheit eines Menschen, und es gibt viel mehr Möglichkeiten als wir in der Ära der Chemoimmuntherapie hatten.

Gruß Alan

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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von Alan » 29.01.2022, 17:10

Hallo Joe,
Das Durchschnittsalter bei CLL – Diagnose wird mit 70 Jahren angegeben.
CLL- Pat. mit geringem und mittlerem Risiko werden die CLL dann überleben
wir werden nicht alle 90 Jahre alt. Auch Hochrisiko – Pat. haben dann mit den jetzigen Therapien gute Chancen die CLL zu überleben. CLL – Pat die in den fünfziger Jahren oder jünger die Diagnose mit Hochrisiko und komplexer CLL erhalten , wir wissen es gibt Fortschritte in den letzten Jahren , aber wir brauchen wirksamere Therapien mit geringerer Toxität und wir können nicht zufrieden sein. ( Prof. Dr. Thomas Kipps )
SZT nach einem ersten Rezidiv bei einem Hochrisiko CLL ist nicht auszuschließen. Dein Alter und älter werden mit weiteren Krankheitsproblemen kann die Option SZT verringern. Ibrutinib Mono ist bei einer Hochrisiko und komplexer CLL wirksam. Das Rezidiv wird nach ca 5 Jahren eintreten , kann aber verhindert werden durch frühzeitiges Eingreifen in die Dauertherapie . Ven und Obi ist eine gute Therapie für Pat. ohne Hochrisiko CLL auf ein Jahr begrenzt und es gibt eine Therapie freie Zeit, bei Rückfall kann Ven und Obi wieder wirksam sein jedoch mit geringerem Ansprechen.
In deinem Fall könnte nach einem Jahr Therapie begrenzt einiges auf dem Tisch liegen bleiben, ( Behandlungsdauer ist willkürlich ) was eine verkürzte Therapie freie Zeit bedeutet . In Zweitlinie diskutiert man bei Hochrisiko Dauertherapie mit Ven.
Kombi Ven und Ibrutinib , zeitlich begrenzt möglichst 3 Mon Ibrutinib mono, dann 12 Mon. Venetoclax + Ibrutinib.
Therapie freie Zeit in Abhängigkeit der Tiefe der Remission. Bei Rückfall Ibrutinib mono, da keine Resistenz gezüchtet würde. ( Zweitmeinung bei Prof. Dr. Barbara Eichhorst Uni Köln. ) Wir hoffen auf Pirtobrutinib Beginn Phase 3 Studie
Subkutanes Epcoritamap , Dosis 48 mg wird in den USA und bei der Uni Amsterdam in kleinen Studien eingesetzt nach Rückfall bei Ibrutinib einschließlich Venetoclax, Ansprechrate noch zu gering, doch einer von 11 CLL – Pat. mit Hochrisiko erreichte eine Komplett Remission.
Gruß Alan

Joe
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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von Joe » 23.11.2021, 10:31

Hallo zusammen,

erst einmal danke an Moni1967, Micha64, Nebelzauberer und Alan. Ich habe nochmal mit meinem Hämatologen gesprochen und auf Grund meines unmutigsten IGHV Status ist auf jeden Fall ein BTK-Inhibitor anzuraten. Wenn es eine Kombi mit Venetoclax ist, so ist das wahrscheinlich noch ein Stück besser. Mal sehen wie lange das gut geht. Wie Alan schon sagte tut sich ja viel bei neuen Therapien.

Liebe Grüße,
Joe

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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von Alan » 18.11.2021, 18:44

Hallo Joe,
Susen O 'Brien 2019 zum Giganten der Hämatologie gewählt. Am 19.08.2021 BTK, -Inhibitoren sind der Weg nach vorne in der CLL Erstbehandlung . Abschließend stellte O'Brien fest , CLL – Pat. die mit der Kombi V+ O behandelt werden, haben ein kürzeres progressionsfreies Überleben wenn IGVH unmutiert meistens bei 11q Pat.
und ein noch kürzeres PFS ,wenn sie eine Tp53 Aberration haben. Die überwiegende Mehrheit der Pat. mit CLL , die eine Therapie benötigen wird mit einem BTK – Inhibitor Ibrutinib, Acalabrutinib bessere Ergebnisse erzielen.
Eine große Überraschung, aber sie steht nicht allein mit ihrer Meinung und belegt dies mit Daten aus Studien. Zanubrutinib ist für Mantellzell- Lymphom , Marginal- Zell-Lymphom und Waldenström von der FDA zugelassen. Zanubrutinib hat sich in Studien mit CLL – Pat. wirksamer gezeigt als Acala- und Ibrutinib. Über die Kombi Ibrutinib+ Venetoclax liegen schon lange Daten aus klinischen Studien vor. ASH 2018 , -19 und -20 ( Captivat – Studien Erstlinie ) .
In den letzten Jahren gab es Fortschritte durch BTK und PI3K Inhibitoren sowie Venetoclax was auf BCL- 2 zielt. Trotz der Verfügbarkeit aktueller Meds allein oder in Kombi , profitieren einige CLL – Pat. nicht von aktuellen Therapien. Sobald ein Pat. gegen ( Venetoclax und BTK – Inhibitoren zurück fällt, hat sich noch keine nachfolgende Therapie als sehr wirksam erwiesen.
Was kommt nach Venetoclax ? Folgende Studien laufen für CLL – Pat.
BCL- 2i Inhibitor Lisaftoclax ( APG2575)
CAR-T – Zelltherapie Transcend und Maraleucel ( Liso – cell )
Bispezifische Antikörper LAVA -051 ( Niederland ) und Epcoritamab ( USA )
C-Beta- Inhibitor MS-533 nach Rezidiv bei BTK- Inhibitoren.
Pirtobrutinb nicht kovalenter BTK – Inhibitor.
CDK9 Inhibitor bei Rezidiv nach BTK – Inhibitor und Venetoclax .
Gruß Alan

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Re: Klinische Studien für CLL

Beitrag von Nebelzauberer » 17.11.2021, 23:42

Hallo Joe,
glücklicherweise bin ich immer noch konstant und seit 8 Jahren im „Wait and Watch“. Dennoch habe ich mich durchaus mit Therapieoptionen beschäftigt. Eine gute, aktuelle Info gibt Frau Prof. Eichhorst bei der Krebsgesellschaft vom 21.10.2021. Ich weiß nicht, ob man den Link hier einstellen darf. Falls du es so nicht findest, kann ich dir den Link aber gerne per PM schicken.
VG
Nebelzauberer

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