Chronische Neutrophilenleukämie

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jan
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Re: Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von jan » 04.09.2013, 22:01

Hallo Cecil

Ja, für Myelofibrose ist Ruxolitinib (ein Janus/JAK2-Tyrosinkinasehemmer) bereits seit einiger Zeit zugelassen, und der von Dir zitierte Artikel (klasse, Danke!) lässt zumindest hoffen, dass es auch bei CNL wirksam sein könnte. In den USA wurden wohl schon einige CNL-Patienten damit erfolgreich behandelt. Ich höre mich mal weiter um.

Viele Grüße
Jan

inuk

Re: Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von inuk » 04.09.2013, 21:59

Hallo Cecil,

danke für alles was du so suchst, ich werde das am Donnerstag nächste Woche mal meiner Ärztin sagen,

schönen Abend

Gerhard

Cecil
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Re: Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von Cecil » 04.09.2013, 21:33

Na ja, ich meinte heraus gelesen zu haben, dass zumindest vermutet wird, dass es dieses Medikament eventuell schon gibt.

Man nennt das off-label-use, zulassungsüberschreitende Anwendung eines bereits zugelassenen Medikaments.

inuk

Re: Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von inuk » 04.09.2013, 20:51

Hallo Cecil,

vielen Dank für deine Infos, genau das was du mir geschickt hast, hatte meine Oberärzten der Uni mir in englisch am 2.9.13 vorgelegt, war an diesem Tag auch noch brandneu und meinte in einigen Jahren wird auch die CNL wieder anders heißen und eventuell wird's dann auch wieder ein Medikament geben.


Gruß
Gerhard

Cecil
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Re: Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von Cecil » 04.09.2013, 17:10

Der ASH war es gerade eben erst auch einen Artikel wert:

http://www.hematology.org/Publications/ ... 11178.aspx

Gerade jetzt ... was für ein Zufall!

(Und am Rande lese ich zufällig auch noch, dass die Herstellerfirma Incyte Lizenzpartner von Novartis ist.)

Cecil
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Re: Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von Cecil » 04.09.2013, 13:54

Hallo, Gerhard,

ich habe hier etwas gefunden, was ich als Laie natürlich nicht bewerten kann und daher für Dich nur als Hinweis hereinstelle, vielleicht als Grundlage für ein Gespräch mit Deinem Arzt.

Demnach gibt es einen recht neuen Inhibitor namens Ruxolitinib. Dieser ist ursprünglich für primäre und sekundäre Myelofibrose sowie Splenomegalie entwickelt worden. Er ist wohl so neu, dass er in Europa bisher nur eine EMA-Zulassung als sog. Orphan Drug (Medikament zur Behandlung einer seltenen Erkrankung) hat. Außerdem streiten sich die Offiziellen (noch?) über die Höhe seines tatsächlichen Zusatznutzens bei diesen genannten Erkrankungen, siehe hier
http://www.kbv.de/42967.html
und hier
http://www.dgho.de/informationen/nachri ... e-der-dgho

Auf dieses Medikament gestoßen bin ich aber nur, weil hier in dieser furchtbaren maschinellen Übersetzung
http://www.news-medical.net/news/201305 ... erman.aspx
davon die Rede ist, dass man wohl an einem Institut der Universität von Oregon im Rahmen einer Studie unter anderem (!!!) untersucht hat, ob dieses Medikament bei Patienten mit CNL und atypischer CML anwendbar sei. Dabei muss darauf hingewiesen werden, dass der Untersuchungsschwerpunkt dieser Studie wohl in erster Linie darin bestand herauszufinden, dass die Mehrzahl dieser Patienten eine bestimmte molekular-genetische Veränderung aufwiesen, nämlich am sog. CSF3R-Faktor, was wiederum bestimmte Ketten- oder Kaskadenreaktionen nach sich zieht.

Die Studie tendiert wohl zu vorsichtigem Optimismus. Den Originalartikel in Englisch, veröffentlicht im NEJM (New England Journal of Medicine), stelle ich hier auch noch rein:
http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1214514

Wie gesagt, Gerhard, bitte verstehe das lediglich als Hinweis von einem Laien. Aber mal den Arzt fragen, ob er den Artikel vielleicht kennt usw., kostet nichts und schadet meines Erachtens auch nicht.

jan
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Re: Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von jan » 04.09.2013, 11:15

Hallo Margot,

Ich wäre ehrlichgesagt etwas zurückhaltend mit der Interpretation bzw sogar dem Vorwurf grober Fahrlässigkeit. Nicht jede Leukämie ist so eindeutig zu diagnostizieren.

Wenn man nur die CML betrachtet, sind 95% der CML-Fälle recht einfach zu diagnostizieren, weil man in der Untersuchung der Knochenmarkzellen das Ph-Chromosom findet. Die restlichen 5% zeigen dies nicht, sind aber vom Erscheinungsbild im Mikroskop (Vermehrung der Granulozyten, Linksverschiebung und viele andere Faktoren, die in Gerhards Befund genannt sind) biologisch trotzdem eine CML, nur vielleicht mit anderen chromosomalen BCR-ABL-Bruchpunkten oder anderen "Aktivierungsmechanismen" (Motoren, die die Leukozytenvermehrung treiben) ausserhalb des BCR-ABL-Fusionsgens.

Manche dieser atypischen CMLen zeigen zwar kein Ph-Chromosom, sind aber trotzdem BCR-ABL-positiv, manche aber auch BCR-ABL-negativ.

Wenn ich es richtig verstehe, ist es in diesen 5% sehr schwierig, die CML von einer anderen myeloproliferativen Neoplasie (also einer die gleiche myelosche Zellreihe betreffenden Leukämie) zu unterscheiden. Es gibt keine klare Diagnostik und keine klare Therapie für die atypische CML und auch die CNL. Die Ärzte eines sehr erfahrenen Universitätsklinikums haben demnach wohl darauf gesetzt, dass alle zytogenetischen Befunde trotz der Abwesenheit des Ph-Chromosoms für eine CML sprechen und haben gehofft, dass die CML-Therapie trotzdem anspricht. Seitdem hat man man weitere Untersuchungen gemacht und wohl aus dem fehlenden Ansprechen und diesen weiteren Untersuchungen geschlossen, dass es keine atypische CML, sondern eine CNL ist.

Was wäre die Alterntive gewesen? Gar nicht zu behandeln, und falls es doch eine (den Befunden nach mögliche) CML gewesen wäre, das Risiko eines Progresses in der Zwischenzeit einzugehen. Es war also in der Tat die Wahl der wahrscheinlichsten Therapie auf Basis der bis dato bekannten Indikatoren, die für eine CML sprachen, ohne dass die Diagnose 100% gesichert war. Weitere Diagnostik folgte ja.

Manchmal sind die Dinge nicht so eindeutig, wie man es sich wünscht.

Es tut mir sehr leid, dass Gerhard über die vergangenen Monate einer solche diagnostischen Achterbahn ausgesetzt war und nun wieder am Anfang steht, diesmal mit der Diagnose CNL, die extrem selten ist - und keine CML ist. Er sucht hier jetzt andere Betroffene von CNL, und keine Hilfestellung zu CML, die er nicht hat. Ich denke, dass seine Ärzte sich nun mit denen austauschen, die schon CNL-Patienten behandelt haben, denn seine CNL-Diagnose ist erst wenige Tage alt. Er wird auch bei unserem Treffen am 21/22.9. sein (Auch wenn die CML-Vorträge ihm nicht direkt helfen werden, so helfen vielleicht die Gespräche mit uns als Betroffenen über den Umgang mit einer solchen Erkrankung, und die Gespräche mit den Experten).

Bitte helft ihm, wenn Ihr spezifische Erfahrung mit CNL habt oder jemanden mit der Erkrankung kennt - aber schickt ihm keine weiteren Infos zur CML und CML-Therapien, da ihm dies mit seiner Erkrankung nicht hilft...

Herzliche Grüße
Jan

Cecil
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Re: Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von Cecil » 04.09.2013, 09:57

@Inuk/Gerhard:
Hier
http://www.dgho-onkopedia.de/de/wissens ... eukmie.pdf
habe ich etwas zur Zytologie gefunden, das heißt, wie CNL sich in BB und KM darstellt. Und dass es extremst selten ist; leider nichts zur Therapie.


Nochmals zu Tasigna vs. Glivec vs. Sprycel:
Einen kleinen Überblick, gewissermaßen eine Gegenüberstellung von häufigen NW von Imatinib, Nilotinib und Dasatinib geben die DGHO-Onkopedia-Leitlinien in folgendem Punkt:
http://www.dgho-onkopedia.de/de/onkoped ... nhibitoren

Wohl auch unter diesem Gesichtspunkt ist der Abschnitt zur Erstlinientherapie in chronischer Phase in den von Niko verlinkten Therapie-Empfehlungen zu verstehen, in dem es wörtlich heißt:
"Es gibt keine anerkannten und soliden Kriterien, die für die Therapiewahl empfohlen werden können. Vorläufige klinische Kriterien können die Eigenschaften der Erkrankung (Hochrisiko und zusätzliche Chromosomenveränderungen bei Philadelphia-Chromosom-positiven Zellen), sowie der Zusammenhang von patientenbedingten (Zweiterkrankungen) und arzneimittelbedingten (übliche Nebenwirkungen) Faktoren sein."

Gast

Re: Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von Gast » 04.09.2013, 09:03

Hallo Niko,
der Befunddes Hämatologischen Speziallabor der Uni Leipzig ergab
Beurteilung:
Der Befund schließt eine BCR-ABL-positive Erkrankung nahezu aus. Die JAK-2-Mutation V617F konnte nicht nachgewiesen werden, eine MPN kann dadurch jedoch nicht ausgeschlossen werden

Der 2. Befund vom Institut für Pathelogie sagte aus.

Begutachtung:
Makroskopisch
I.
Fragmentierter Beckenkammbiopsierzylinder bis 1,3 cm.
II.
Zwei bestrichene Objektträger

Histologische Beurteilung:
I.
zur histologischen Darstellung gelangt Beckenkammstanzbiopsiezylinder mit acht beurteilbaren Markräumen. Es zeigt sich ein hämapoetisches Mark mit einer erhöhten Zellularität und weitgehender Depletion des Fettmarks.
Im Vordergrund stehen Zellender granulozytären Reihe mit Linksverschiebung. Die Megakaryozyten zeigen vielfach atypische hypolobulierte Mikroformen auf. Die Granuloproese ist in den Hintergrund gedrängt. Keine Markfibrose. Kein Nachweis von Speichereisen, keine vermehrten CD34-positiven Blasten- Progenitorzellen.
Zytol. Beurteilung:
II.
Die Ausstrichpräperate mit erythrozytärenr Überlagerung und wenigen monomorph konfigurierten lymphozytären Zellelementen.

Abschließende Beurteilung:
Beckenkammbioptat mit den morphologischen Korrelaten einer CML. Zur Diagnoseabsicherung sollten auch molekularpathelogische Kriterien herangezogen werden.
Klassifikation:ICD-O-M 9875/3.

3.Befund, Hämatologische/internistische Onkologie
Knochenmarkzytologie

Das Knochenmark ist stark hyperplastisch. Die Granulopoese ist gesteigert und zeigt eine tox. Granulation. Im Zusammenhang mit dem Blutbild spricht alles für ein MPN vom am ehesten CML.
Eine Zyzogenetische Untersuchung ist anzuraten.
Alle drei Befunde waren im März 2013, danach wurde mir die CML diagnostiziert und ich begann ab 3.4.2013 mit Glivec, welches ich bis zum 19.8.2013 nahm, danach wurde es abgesetzt.

Gruß

Gerhard

NL
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Re: Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von NL » 04.09.2013, 07:27

Moin Gerhard,
hat man bei der ersten Diagnose ein Philadelphia-Chromosom nachweisen können? Und jetzt findet man es nicht mehr?
Im Übrigen ist Imatinib/Glivec im Falle einer CML für die Erstlinientherapie ein zugelassenes (und etabliertes) Mittel. Ausserdem sind für die Behandlung in erster Linie auch Dasatinib/Sprycel und Nilotinib/Tasigna zugelassen.
Mehr Details zu der Behandlung bzw. den Behandlungsempfehlungen der CML hier:
http://www.leukaemie-online.de/index.ph ... tid=38:cml
Gruss
Niko

Gast

Re: Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von Gast » 04.09.2013, 07:06

Hallo Margot,
vielen dank für deinen Beitrag, so wie du es schilderst sehe ich es auch, bei mir wurde aber im März diesen Jahres eine Knochenmark Untersuchung gemacht. Bei der Auswertung sagte man mir solch ein Philadelphia Chromosom läge vor, sie gab mir Clivec wegen der besseren Studien und Zulassung in Leipzig. Wieso jetzt kein Philadelphia Chromosom mehr dafür verantwortlich ist, verstehe ich eh nicht.

Gruß

Gerhard

Margot
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Re: Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von Margot » 03.09.2013, 22:37

Hallo Gerhard,
mich irritiert etwas, dass bei Dir zuvor CML diagnostiziert wurde und Du mit Glivec behandelt wurdest. Ich kenne Deine Form der Leukämie nicht, habe aber mal bei Wikipedia nachgeschlagen und dort wird als Kriterium genannt, dass kein Philadelphia-Chromosom vorliegt. Wurde das bei Dir nicht nach der Erstdiagnose getestet? Glivec wirkt nur, wenn das Philadelphia-Chromosom vorhanden ist, daher hat meine Ärztin dies auch getestet, bevor sie mir ein TKI verschrieben hat (in meinem Fall Tasigna). Das klingt bei dir ja so, als hätte dein Arzt Dir einfach mal aus einer Laune heraus Glivec verschrieben, ohne dies durch labortechnische Untersuchungen abzusichern. Das finde ich wirklich grob fahrlässig. Auch bei Cml haben ca. 5 % nämlich kein Philadelphia-Chromosom, die müssen dann allerdings anders behandelt werden und durch solche Schlampereien geht unnötig Zeit verloren und für Dich gilt das ja ebenso. Immerhin hast Du ein halbes Jahr lang nicht die Behandlung erfahren, die deiner Form von Leukämie angemessen gewesen wäre und hast wahrscheinlich auch noch psychischen Stress gehabt, weil die Ergebnisse der Biopsien nicht so waren wie erhofft. Dies hilft Dir jetzt alles zwar auch nicht weiter, aber ich würde diesbezüglich mal nachfragen. Schließlich ist eine Leukämie, egal welche, eine ernstzunehmende Krankheit, und ein Arzt sollte da nicht einfach mal ausprobieren.An die offiziellen Behandlungsleitlinien für CML hat er sich auch nicht gehalten, denn da ist seit einiger Zeit Tasigna als Erstlinientherapie empfohlen (es sei denn, Du wolltest Glivec?).
Wie auch immer, ich wünsche Dir alles Gute und dass sich noch jemand findet, mit dem Du Erfahrungen austauschen kannst,
schöne Grüße,
Margot

inuk

Re: Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von inuk » 03.09.2013, 21:19

Hallo Nico,
danke für dein Interesse, vielleicht findet sich ja doch noch einer der CNL hat, wir fahren jedenfalls nach München zum Welt CML Tag, die CML hatte ich als Vordiagnose vom April 2013- August 2013, Therapie unter Glivec schlug nicht an, deshalb wurde bei mir noch mal Knochenmark punktiert und gestanzt, dann kam die neue Diagnose,
mit Herrn Geißler bin ich schon in Kontakt

beste Grüße Gerhard

NL
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Re: Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von NL » 03.09.2013, 21:01

Hallo Aikan,
da hast Du anscheinend eine ziemlich seltene Erkrankung erwischt. Möglicherweise weiss Jan etwas darüber, ich musste erstmal nachlesen, was das überhaupt ist.
Gruss
Niko

aikan

Chronische Neutrophilenleukämie

Beitrag von aikan » 03.09.2013, 08:23

Hallo,
bei mir wurde gestern in der UNI Klink die Chronische Neutrophilenleukämie diagnostiziert, kann mir einer dazu was sagen, der auch diese Diagnose hat

Danke

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