Hallo Marc + Pötzsch + Jan + Lise + Bernd123 + Isa,
hatte Ende dieser Woche meinen „klärenden“ Arzttermin. War für das Gespräch wirklich gut vorbereitet. Nicht zuletzt wegen Eurer aufschlussreichen Postings und den weiterführenden Unterlagen von Jan. Ich möchte auch die entsprechenden Links posten. Sie sind zwar sicher auf der Homepage irgendwo vernetzt, aber vielleicht helfen Sie dem einen oder anderen, wenn er hier neu einsteigt:
Vor allem der allgemein gehaltene Ratgeber unter (hoffe die Verlinkung klappt)
=78&cHash=9a871b1b7c]http://www.leukaemie-hilfe.de/broschuer ... 9a871b1b7c war zu Beginn sehr hilfreich. Sehr einfach und verständlich geschrieben und es steht eine Menge drin. Weiters wären da noch die Zusammenfassung der CML-Therapieleitlinien unter
=78&cHash=9a871b1b7c]http://www.leukaemie-hilfe.de/broschuer ... 9a871b1b7c sowie den Volltext am Ende des Artikels. Ich habe auch fast alles aus den Unterlagen verstanden und bin durchaus leicht stolz auf mich, obwohl die sachliche Beschäftigung mit dem Thema sicher schon lange überfällig war. Irgendwie muss ich meinem Arzt ja auch dankbar sein, dass er mich letzte Woche so geschockt hat, ansonsten wäre ich nie (oder wahrscheinlich erst viel später) auf diese Homepage mit seinen Menschen gestoßen und hätte mich noch lange nicht mit der Krankheit so auseinandergesetzt. Auch auf die nachfolgenden Nachrichten sei verwiesen:
=78&cHash=9a871b1b7c]http://www.leukaemie-hilfe.de/broschuer ... 9a871b1b7c und
=78&cHash=9a871b1b7c]http://www.leukaemie-hilfe.de/broschuer ... 9a871b1b7c
Aber nun zum Gespräch: Eigentlich bin ich in meinem Krankenhaus auf der hämatologischen Ambulanz bei 3 Ärzten in Behandlung. Nennen wir Sie Arzt A, Arzt B und Arzt C. Hauptsächlich bin ich bei Arzt A, der mir letzte Woche die Mitteilung gemacht hat: „Ich glaube, dass sie Glivec nicht mehr lange nehmen werden!“. Ich bin mit Ihm sehr zufrieden und denke mir, dass es letzte Woche sicherlich auch zu Missverständnissen mangels meines nicht vorhandenen Wissens gekommen ist und Arzt A (ausnahmsweise) diesmal etwas unter Zeitdruck war. Außerdem hätte ich sowieso (noch) nichts verstanden, wenn er es mir genauer erläutert hätte. Dann ist da noch Arzt B, der Studienarzt der mich für die Glivec/Sprycel-Studie gewinnen wollte, bei ihm war ich zur Kontrolle erst einmal - und Arzt C, bei ihm war ich diese Woche zum ersten Mal und er hat sich geduldig ca. eine ½ - ¾ Std. meine Fragen angehört, die zusammengefasst folgende waren:
(1) Welche Befunde sind bis dato vorhanden? Welche Werte sind/waren auffällig?
Habe mir auch alles kopieren lassen was da war und werde das in Zukunft immer auf den aktuellen Stand halten.
(Grundsätzliches: Beginn mit Glivec am 28.01.2008 mit 400mg/tgl.) Die auffälligen Befunde waren:
a) Blutbild
.
03.03.2008 alle Werte zum ersten Mal im Normbereich (PLT (=Thrombos) liegen bei 166 – also auch OK)
26.03.2008 PLT 96
03.04.2008 PLT 92
b) Molekulare Diagnostik (Material: immer peripheres Blut)
BCR-ABL, quantitative PCR: BCR-ABL Major-Bruchpunkt nachweisbar: der Anteil der BCR-ABL Moleküle pro ABL Molekül beträgt:
16.01.2008 63,089% (bei Diagnosestellung)
13.02.2008 37,250%
03.03.2008 48,239%
Zytogenetische Befunde waren keine dabei, nur die o.a. Molekularen!? Ich nehme an die Schlussfolgerungen der Ärzte basieren nur auf diesen. Er hat aber während des Gesprächs auch telefoniert und „Chromosomen-Befunde“ von der Station in die Ambulanz bestellt. An und für sich bin ich auch Mitte Jänner bei Diagnosestellung punktiert worden. Werde das nächste Mal nochmals nach zytogenetischen Befunden fragen. Eigentlich sollte ja zu Beginn eher ein hämatologisches und zytogenetisches Ansprechen erzielt werden und erst längerfristig ein Molekulares!? Wird da nicht schon etwas zu früh Alarm geschlagen?
Arzt C hat nämlich vor allem die Verschlechterung von BCR-ABL/ABL gestört, aber der Wert müsse jetzt auch noch nichts heißen, er könne sich in naher Zukunft wieder verbessern. Mehr Gewissheit soll die nächste Punktion am 14.04. schaffen. Ab sofort wird jedoch versuchsweise meine Dosis von 400 auf 600mg/tgl. erhöht. Alles weitere zur Therapie siehe unten.
(2) Wurde eine Mutationsanalyse in Auftrag gegeben? Ja, heute.
(3) Ev. Probleme bei Medikamentenaufnahme: Glivec-Blutspiegel messen?
Dieses Verfahren wird dort nicht standardmäßig gemacht und war bis dato erst 1x nötig. Aber nächstes Mal wird auch der Blutspiegel bei mir getestet. Ev. reichte es ja aus die Dosis zu erhöhen, wenn eine schlechte Aufnahme des Medikamentes ins Blut (ev. durch Unregelmäßigkeiten im Magen-Darm-Trakt) vorliegt. Natürlich muss man dann auch die Gründe einer schlechten Aufnahme genauer erörtern.
(4) Weitere Therapie: Glivec-Dosiserhöhung? Sprycel vs. Tasigna? Ev. Glivec + Interferon?
Vorerst Dosiserhöhung, wenn Ergebnis der Punktion da, erfolgt das weitere abklären, ob bei Glivec verblieben werden kann bzw. ob ein Nachfolgemedikament genommen wird und welches. Auch Ergebnis der Mutationsanalyse wichtig! Wenn alles versagt -> SZT! (ev. auch SZT, wenn Sprycel oder Tasigna nötig, da ich erst 29 bin und ein Bruder passen würde!)
Glivec + Interferon ist keine Standardtherapie und daher nicht angedacht. (Arzt C machte auch den Eindruck, dass er nicht viel davon halten würde… beruhig Dich Jan

)
(5) Kinderwunsch: Was sollen wir tun?
Zunächst hat er bekräftigt, dass er mir als Arzt eine Spermakonservierung nicht empfehlen kann, weil unter Glivec es nicht ratsam sei Kinder zu zeugen. Es gäbe zwar schon Studien darüber, aber die seien noch nicht aussagekräftig genug und ein Risiko sei immer dabei. Im Verlauf des Gespräches hat er mir aber doch („unter der Hand“) geraten, Sperma so rasch als möglich (auch mit Gliveceinnahme) einzufrieren. Ein Absetzen von Glivec sei im Moment aber undenkbar. Ev. könne man später, wenn sich die Wirksamkeit von Glivec bestätigt hätte, für ein paar Wochen aussetzen und Interferon spritzen, aber das sei „high risk“ (und will ich auch nicht!). Es liegt also an mir und meiner Frau so rasch als möglich die nötigen Schritte einzuleiten und ein „Restrisiko“ von Glivec in Kauf zu nehmen. Ich muss aber dazu sagen, dass zuvor nie jemand von den Ärzten ein Wort über Sperma einfrieren verloren hat! Vielleicht hätten wir aber auch selbst drauf kommen können, Sperma zu konservieren. Aber wir waren halt froh, dass es mir wieder gutging und haben an so etwas nicht gedacht. Etwas naiv von uns? Vielleicht.
Auf jeden Fall werden wir nächste Woche damit beginnen, die entsprechende Anlaufstellen (Gynäkologische Abteilungen, Kinderwunschambulanzen) zu kontaktieren und einen Gesprächstermin vereinbaren (mit dem Hausarzt haben wir bereits diese Woche gesprochen) – Kosten erfragen (obwohl ich gehört habe, dass bei Tumorerkrankungen (und in diese Kategorie sollte lt. Hausarzt Leukämie fallen) die Konservierung kostenlos sein müsste!?) – mehrmals „Material“ abliefern (wir hatten so an 3x gedacht). Wenn das Zeug mal tiefgefroren ist, wird uns sicher erstmal ein Stein vom Herzen fallen und dann volle Konzentration auf meine weitere Therapie.
Im Oktober 2006 sind wir in unser neu errichtete Haus eingezogen, vor ca. 3 Monaten war ich noch „gesund“, jetzt eine Spermakryo: 2008 ist nicht gerade unser Jahr. Obwohl ich auch festgestellt habe, dass ich durch die Krankheit ein Mensch mit einer doch positiveren Einstellung geworden bin. Irgendwie widersprüchlich, aber so manche Dinge die vorher wichtig waren oder für Stress gesorgt haben, sind jetzt plötzlich Nebensache!
So ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Mir ist jetzt auch etwas leichter, weil ich nun genaueres weiß und mich fachlich besser auskenne. Trotzdem hoffe ich noch immer, dass es bei Glivec bleiben kann. Würde mich freuen, wenn Ihr ein paar Worte dazu schreibt. Nochmals danke an alle für die Unterstützung!
Servas,
Thomas
[addsig]