Hallo zusammen,
aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es eine Blutuntersuchung gibt, die meiner Ansicht nach bei suboptimalem Ansprechen auf Glivec zu selten durchgeführt wird. Es handelt sich um die Bestimmung des sogenannten Glivec-Blut(plasma)spiegels. Vereinfacht ausgedrückt soll hierbei festgestellt werden, ob sich eine ausreichend hohe Gliveckonzentration im Blut befindet - also wie gut das Medikament vom Körper pharmokinetisch (heißt glaube ich so

aufgenommen wird. Eine wichtige Untersuchung also, denn ein zu niedriger Blutspiegel hat logischerweise Auswirkungen auf den weiteren Therapieverlauf und kann als Konsequenz u.a. eine Dosiserhöhung zur Folge haben.
Zur näheren fachlichen Erläuterung dieses Verfahrens hier einige Eckdaten: (Danke übrigens an Jan, der mich zu diesem Thema mit etlichen Unterlagen versorgt hat. Mein Arzt war ganz überrascht, was ich alles darüber wußte
Maßgeblich ist bei der Messung den sogenannten "Talspiegel" (Cmin) zu erreichen. Das sind
-) 1,0 µg/mL bei 400mg/Tag,
-) 1.4 µg/mL bei 600mg/Tag und
-) 2,9 µg/mL bei 2x400mg/Tag.
Wie wichtig diese Auswertung ist, geht auch aus dieser Nachricht vom 07.12.2007 hervor:
<!-- BBCode Start --><A HREF="
http://www.leukaemie-online.de/modules. ... le&sid=584" TARGET="_blank">Imatinib-Konzentration im Blut und Sokal-Score für Remissionserreichung wichtig</A><!-- BBCode End -->
und eine ganz aktuelle Nachricht von heute: (Jan, da haben sich unsere Schreiben wohl überschnitten, denn meinen Beitrag hatte ich schon seit einigen Tagen in Vorbereitung

<!-- BBCode Start --><A HREF="
http://www.leukaemie-online.de/modules. ... le&sid=641" TARGET="_blank">Imatinib-Hochdosis in Erstlinientherapie ohne Vorteil nach einem Jahr</A><!-- BBCode End -->
Der Bluttest an sich dürfte jedoch eher stiefmütterlich durchgeführt werden, denn in meinem Krankenhaus (größte Anstalt in Österreich(!)) an der Hämatologie war ich für meinen Arzt erst der 2.(!) CML-Patient bei dem eine solche Auswertung gemacht wurde. Es sei dort noch kein Standardverfahren hieß es. Weiters habe ich in der Vergangenheit schon öfters erwähnt, dass die Messung bei mir nur aufgrund meiner Nachfrage (aufgrund vergangener Hinweise hier im Forum) gemacht wurde. Der Arzt meinte damals nur: "Ja, dass könnten wir auch versuchen..."
Wenn sich nun der Blutspiegel als zu gering herausstellt, denke ich, dass sich die Ursachenfindung etwas schwierig gestalten und die überwiegende Aussage der Ärzte wohl sein wird: "Ihr Köper nimmt das Medikament pharmokinetisch schlecht auf. Sie sind einfach so gebaut!" - So war es zumindest bei mir, denn bei meiner 1. Messung am 21.04.2008 wurde festgestellt, dass ich selbst mit den 600mg etwas unter 1,0 µg/mL liege, also nicht einmal den Sollwert von 400mg erreiche! Am 29.05.2008 wurde eine 2. Messung gemacht und ich hoffe das Ergebnis diese Woche zu erfahren. Die Unterlagen des 1. Tests wollte der Arzt nicht rausrücken. Das seien wissenschaftliche Befunde, die er nicht weitergeben darf. War mir aber dann auch egal, weil ich zumindest das Wichtigste wusste. Sollte die 2. Messung ebenfalls zu niedrig sein, steht eine Erhöhung auf 800mg ins Haus!
Mir ist aufgefallen, dass hier im Forum sich fast kein Beitrag oder Frage zum Glivec-Blutspiegel findet, was für mich ein weiteres Zeichen ist, dass diese Bestimmung bei suboptimalem Ansprechen auf das Medikament nicht sehr häufig angewandt wird. Es wäre daher interessant zu erfahren:
(1) Stehe ich mit dieser Ansicht allein da, weil laut CML-Therapieleitlinien bei suboptimalem Ansprechen grundsätzlich sowieso eine Dosiserhöhung vorgeschlagen wird und eine Feststellung des Blutspiegels daher nutzlos wäre? Zumindest würde es in manchen Fällen das verzögerte Ansprechen auf Glivec plausibel erklären!
(2) Könnte es bei Fehlen einer solchen Auswertung nicht zu falschen oder vorschnellen Schlussfolgerungen der Ärzte kommen? Ich denke z.B. dass so manche Verschreibung von TKI-Hemmern der 2. Generation (Sprycel/Dasatinib und Tasigna/Nilotinib) vielleicht vermeidbar wäre? ("Bevor wir auf Glivec 800mg erhöhen, stellen wir auf Sprycel um, verspricht vielleicht mehr Erfolg...") Es könnte ja z.B. fälschlicherweise eine Resistenz vermutet werden wo keine ist - nur der geringe Blutspiegel ist das Problem! (Ich hoffe es versteht auch jemand von Euch, was ich mit diesem Absatz sagen will)
(3) Was können Gründe für einen suboptimalen Glivecspiegel sein?
(4) Weitere fachliche Infos und Links zum Thema wären wünschenswert
(5) Was sind die Gründe für die (noch) nicht häufige Anwendung? Zuwenig Fälle mit suboptimalem Ansprechen, ein zu neues Verfahren, zu kostenintensiv, macht nicht jedes Labor!?
(6) Eure eigenen Erfahrungen: Wurde diese Methode bei jemandem von Euch bereits angewandt: Mit welchem Ergebnis? Welchen Konsequenzen?
(7) Wäre eine spätere Dosisreduktion wieder möglich? D.h. könnte sich die Aufnahme des Medikaments durch den Körper bessern? (was vor allem für mich persönlich sehr interessant wäre, da mein Arzt aufgrund meiner schlechten Glivecaufnahme eine Dosisreduktion so gut wie ausschließt)
(8) Gibt es bei suboptimalem Glivecspiegel andere Alternativen als eine Dosiserhöhung?
(9) Wie stellt sich die Bedeutung des Glivecblutspiegels nach der heutigen Nachricht "Imatinib-Hochdosis in Erstlinientherapie ohne Vorteil nach einem Jahr" dar?
Zum Schluss möchte ich noch darauf hinweisen, dass ich mich mit dem Thema CML erst seit ein paar Monaten "herumschlagen" muss und daher mein Beitrag voll mit falschen Schlussfolgerungen/Auslegungen/Begriffsverwendungen (z.B. suboptimal) sein kann. Ich wäre daher für ev. Klarstellungen natürlich auch sehr dankbar...
Servas,
Thomas
P.S.: Meine Vorgeschichte findet sich <!-- BBCode Start --><A HREF="
http://www.leukaemie-online.de/modules. ... forum=7&40" TARGET="_blank">hier</A><!-- BBCode End -->