Re: Kinderwunsch unter CML - Interferon vs peg Interferon?
Verfasst: 07.10.2012, 21:38
Hallo Thomas,
dies ist insofern ein schwieriges Thema, weil es kaum belastbare Daten gibt, auf denen ein Arzt seine Empfehlungen basieren könnte. Es gibt weltweit einige hundert dokumentierte Schwangerschaften (bei denen entweder die Männer oder Frauen CML-Patienten waren). Weil die Ausgangslagen aller Patientinnen unterschiedlich war (manche in kompletter Remission, manche versehentlich mit voll aktiver CML schwanger geworden), sind auch die Ärzte sich nicht einig, was sie raten sollen. Es ist immer eine individuelle Abwägung vom Risiko für die werdende Mutter mit CML gegenüber dem Therapierisiko des Kinds.
Auch bei den Patientinnen, die wie Deine Freundin schon lange in sehr guter molekularer Remission sind und damit allerbeste Voraussetzungen haben, dass dies während eines möglichen Absetzens für die 9+ Monate so bleibt, scheinen sich die Meinungen zu scheiden. Manche sagen, als Schlussfolgerungen der Stop-Studien könne man ein TKI-Absetzen riskieren, eine Weile abwarten (bis die TKIs den Körper verlassen haben und ob "alles ruhig bleibt") und beobachten. Bei einer Schwangerschaft würden diese dann erst bei deutlichem Anstieg der Werte mit Interferon beginnen. Andere scheinen zu sagen, dass man dem Rückfall mit Interferon dauerhaft auch während der ersten Monate vorbeugen könne. Die Literatur sagt eigentlich, dass man Interferon während des ersten Trimesters meiden solle, andere Literatur vermutet aber, dass die Molekülgröße von Interferon einfach zu groß sei und daher nicht die Plazenta passiere. Die Literatur (aus Hepatitis und CML), die ich dazu fand, berichtete auch von keinen ungewöhnlichen Geburten bei der Anwendung von Interferon während der Schwangerschaft. Vermutlich basiert Euer Arzt die Empfehlung auch auf der Basis fehlender negativer Berichte über Schwangerschaften und keinen Auffälligkeiten aus Tierversuchen.
Was aber keinesfalls als mein Rat verstanden werden soll, denn ich bin kein Arzt und werde mich hüten, hierzu eine Empfehlung zu geben.
Bzgl Peg-IFN, was ja eigentlich Deine Frage war: Ich habe von mehreren Seiten gehört, dass vom Einsatz von PegIFN bei Schwangerschaft dringend abgeraten wird. Ich habe noch keine Begründung gefunden, warum dem so ist, vermute aber, dass es mit der Pegylierung des Interferons (d.h. mit dem Anketten von Glykosemolekülen an das Interferon-Molekül zum langsamen Abbau des Interferons) zusammenhängt. Ich weiss nicht, wo diese künstlichen Glykosemoleküle landen, wenn das Interferon abgebaut wird - aber ganz klar gibt es hierzu keine Erfahrung, daher vermutlich die Warnung.
Viele Grüße
Jan
dies ist insofern ein schwieriges Thema, weil es kaum belastbare Daten gibt, auf denen ein Arzt seine Empfehlungen basieren könnte. Es gibt weltweit einige hundert dokumentierte Schwangerschaften (bei denen entweder die Männer oder Frauen CML-Patienten waren). Weil die Ausgangslagen aller Patientinnen unterschiedlich war (manche in kompletter Remission, manche versehentlich mit voll aktiver CML schwanger geworden), sind auch die Ärzte sich nicht einig, was sie raten sollen. Es ist immer eine individuelle Abwägung vom Risiko für die werdende Mutter mit CML gegenüber dem Therapierisiko des Kinds.
Auch bei den Patientinnen, die wie Deine Freundin schon lange in sehr guter molekularer Remission sind und damit allerbeste Voraussetzungen haben, dass dies während eines möglichen Absetzens für die 9+ Monate so bleibt, scheinen sich die Meinungen zu scheiden. Manche sagen, als Schlussfolgerungen der Stop-Studien könne man ein TKI-Absetzen riskieren, eine Weile abwarten (bis die TKIs den Körper verlassen haben und ob "alles ruhig bleibt") und beobachten. Bei einer Schwangerschaft würden diese dann erst bei deutlichem Anstieg der Werte mit Interferon beginnen. Andere scheinen zu sagen, dass man dem Rückfall mit Interferon dauerhaft auch während der ersten Monate vorbeugen könne. Die Literatur sagt eigentlich, dass man Interferon während des ersten Trimesters meiden solle, andere Literatur vermutet aber, dass die Molekülgröße von Interferon einfach zu groß sei und daher nicht die Plazenta passiere. Die Literatur (aus Hepatitis und CML), die ich dazu fand, berichtete auch von keinen ungewöhnlichen Geburten bei der Anwendung von Interferon während der Schwangerschaft. Vermutlich basiert Euer Arzt die Empfehlung auch auf der Basis fehlender negativer Berichte über Schwangerschaften und keinen Auffälligkeiten aus Tierversuchen.
Was aber keinesfalls als mein Rat verstanden werden soll, denn ich bin kein Arzt und werde mich hüten, hierzu eine Empfehlung zu geben.
Bzgl Peg-IFN, was ja eigentlich Deine Frage war: Ich habe von mehreren Seiten gehört, dass vom Einsatz von PegIFN bei Schwangerschaft dringend abgeraten wird. Ich habe noch keine Begründung gefunden, warum dem so ist, vermute aber, dass es mit der Pegylierung des Interferons (d.h. mit dem Anketten von Glykosemolekülen an das Interferon-Molekül zum langsamen Abbau des Interferons) zusammenhängt. Ich weiss nicht, wo diese künstlichen Glykosemoleküle landen, wenn das Interferon abgebaut wird - aber ganz klar gibt es hierzu keine Erfahrung, daher vermutlich die Warnung.
Viele Grüße
Jan