Hallo Totto,
du hast geschrieben:
"Mein Vater hat vor der Erkrankung an AML, Valproat bekommen. Gemäß der Packungsbeilage ist es bei der Behandlung nicht auszuschließen das es zu Knochenmarkschädigungen kommt. Leider wurde bei der Behandlung mit diesem Mittel bei meinem Vater niemals eine Blutuntersuchung gemacht. Er ist im Sept. 2011 einfach umgekippt und in ein Krankenhaus gebracht worden. Da hat man dann festgestellt, das seine Leukos bei 2,4, der HB bei 10,5 und die Thromos vermindert waren. Gefunden in der Knochenmarksbiopsie hat man damals nichts (keine Blasten oder ähnliches). Er wurde weiter mit Valproat behandelt. Erst nachdem ich die Ärzte darauf aufmerksam gemach habe ( seltene Nebenwirkung "Knochenmarksschädigungen") wurde seltsamerweise das Medikament umgehend abgesetzt !. Mein Vater hat sich dann anschließend erholt, zumindest der HB und die Thrombos stiegen an. Im April 2012 ist er dann an AML erkrankt und im August 2012 verstorben."
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Früher hast du geschrieben:
"VIDAZA ist lediglich in der Lage, die Lebenslage bei der Erkrankung an MDS oder bei bestimmten Typen der AML (Blastenpopulation unter 30 % im KM) zu verbessern.
Mein Vater ist selbst mit VIDAZA behandelt worden. Allerdings hatte er eine Blastenpopulation von mehr als 80%. Dort hat das MIttel nur kurz gewirkt und hat schließlich den Tod nicht verhindern können.
Immerhin ist dieses Mittel ein Anfang zur Behandlung bei älteren Patienten, da ansonsten zur Zeit keine anderen Optionen bestehen.
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Das verstehe ich jetzt nicht ganz: Wurde dein Vater, als er im Herbst 2011 zusammenbrochen ist, denn nicht irgendwie behandelt? Keine Blasten,und im April 2012 schon 80 % ? Er muss doch irgendeine Diagnose bekommen, wenn alle drei Zellreichen eigentlich vermindert sind..
An sich wird Valproidsäure Valproic Acid- Valproat ist ein deutscher Handelsnamen dafür - nicht als schädlich für eine Chemotherapie erachtet. Es gab und gibt da strittige Meinungen. Einzelfälle, wo Schädlichkeit berichtet wurde. Wen s interessiert, kann es ja auf
www.pubmed.org nach"googeln". Jedenfalls aber dürfte es auf den Enzymabbau von manchen Medikamenten, wenn es gleichzeitig gegeben wird, einwirken in dem Sinne, dass es den Enzymabbau hemmt und dadurch möglicherweise eine höhere Konzentration des anderen Medikaments im Blut bewirkt. Es gibt kein eindeutiges Ergebnis, dass hier Valproidsäure schädlich ist, - im Gegenteil haben nach einer Untersuchung PatientInnen mit Glioblastom einem gefährlichen Gehirntumor, sogar länger überlebt, wenn sie Valproidsäure gleichzeitig zu einer Chemo erhielten, - als andere, die einen anderen Typ von Antiepileptika einnahmen (Carbamazepin uäm.). werden die Ärzte deshalb das Valpoat bei deinem Vater nicht abgesetzt haben, bis du dem Zeitpunkt,wo du dich als Angehöriger beschwert hast.
Es mag schon sein, dass Valproidsäure hämatotoxisch sein kann. Wenn in der Produktinformation steht, dass nur selten solche Nebenwirkungen vorkommen, dann trifft das wohl für die laufenden, rasch einsetzenden Nebenwirkungen zu, die die Ärzte deines Vaters nicht bei ihm erwartet hatten, resultierend aus einer fortgesetzten weiteren Einnahme nach dem Zusammenbruch. Möchte man nicht in der Regel als Arzt alles versuchen, um den PatientInnen möglichst stabil zu halten? Bei einem Absetzen des Medikaments hätten sie ja und haben sie ja wohl riskiert, dass einerseits Absetzerscheinungen auftreten (die klinisch gemanagt werden können), andererseits sich das auf die Krankheit deines Vaters negativ auswirkt, wenn er doch das Medikament Valproat vorher über längere Zeit gebraucht hat. Es hat ihm wohl ein/e ArztIn verschrieben... Schon wäre es mE sehr wichtig, dass dein Vater anläßlich seines Zusammenbruchs im Herbst 2011 auch von einem einschlägigen Facharzt für Neurologie und Psychiatrie gesehen worden wäre, der dann zu beurteilen gehabt hätte, ob er nun das Medikament weiternehmen soll oder nicht. Mag sein, dass das ja auch passiert ist. Du weißt mehr...Hat dein Vater nicht einen Entlassungsbrief bekommen im Herbst 2011, wo die Entlassungsmedikation draufgestanden ist?
Was allerdings die Langzeitwirkungen der Psychopharmakamedikationen betrifft, so hast du recht,- sie sind stark unterbelichtet und zu wenig untersucht. Ein Mensch mit Psychopharmakamedikation, der nach Jahren dieser Medikation schließlich stirbt, wird häufig multimorbid sein, und man wird ihn nicht ausgerechnet auf ausgefallene Blutkrankheiten testen, die nicht ins Auge fallen,- wie dies bei deinem Vater vielleicht der Fall war (unklare Diagnose im Herbst 2011?)
Die Menschen können dann einfach so dahin sterben und niemand hat sich sonderlich um ihre Blutkrankheit gekümmert. Ich kannte einen solchen Mann - nach Schlaganfällen im Pflegeheim. Da hat man nicht viel mehr gemacht und seine refraktäre Anämie als "asymptomatisch" erklärt. Einige Jahre nach dieser diagnostischen Feststellung ist er dann von einem Tag auf den anderen an einer Lungenentzündung gestorben... Wer weiß, vielleicht hatte er zuwenige Thrombozyten? Ich war nicht befugt, seine Blutungen/Petechien zu deuten..
Allerdings hatte ich auf meiner Hämatologie in Wien Ärzte, die sehr wohl sagten, dass anzunehmen ist, dass meine Blutkrankheit aufgrund meiner früheren Psychopharmakaeinnahme entstanden sein dürfte, weil ich untypisch jung dafür war und keine ins Gewicht fallenden Mutationen hatte (nur+10 in ganz wenigen Zellen bei MDS/AML).
Aber bei alten Leuten wird wohl nicht so gefragt und gesprochen. Ein paar von den Hämatologen die ich kenne, sind wegen der Blutkrankheiten, die durch Psychopharmaka ausgelöst werden, nicht allzu gut auf die Psychiater zu speichen. Andere wieder werden sich immer "bedeckt halten"..
Ich würde es nicht für ausgeschlossen halten, dass die Blutkrankheit deines Vaters durch Valproate ausgelöst wurde oder auch durch andere Psychopharmaka. Es kommt aber wohl auf die Einnahmedauer und auch die weiteren Umstände an, die dann zum Ausbruch beitragen. Könnte es nicht ganz einfach eine "Altersleukämie" gewesen sein?, - diese treten mit zunehmendem Alter öfter auf und werden jetzt eher als früher diagnostiziert...
Ein Mensch ist im Laufe des Lebens sovielen Schadstoffen und Stressoren ausgesetzt; das summiert sich.Berufsgifte, Tschernobyl, Abgase, Formaldehyd etc...Und könnte dann auch zum Ausbruch einer bösartigen Bluterkrankung beitragen. Leider habe ich mehrere Frauen erlebt, die Krebs bekamen, nachdem sie ihren Partner jahrelang, bis zu seinem Tod, hingebungsvoll gepflegt hatten. Kaum war er tot, hatte sie die Krebsdiagnose..
Ein Gefühl der Ungerechtigkeit kann bleiben. Durch eine gute Dokumantation der Behandlungsgeschichte, Befundsammlung, kannst du vielleicht herausfinden, wann die Blutwerte deines Vaters zu sinken begonnen haben, wann er blutmäßig untersucht wurde, etc. Ich habe für einen Freund unlängst Valproid-Säure auf der Pubmed/Datenbank untersucht - und es ist mir keine Fall von Leukämie untergekommen, von dem berichtet worden wäre, dass er durch Valpoatsäure ausgelöst wurde. Alles ohne Gewähr...
Gute Nacht!
LG Akita