Leukämie-Online Forum • CML: Probleme der Therapietreue
Seite 1 von 2

Verfasst: 23.03.2010, 09:02
von jan
Hallo Ingrid

es ist auf jeden Fall wichtig, dass Ihr einen CML-Experten findet, mit dem Ihr offen und gut kommunizieren könnt. Deine Fragen bzgl Ernährung, Kopfschmerzen etc zeigen, dass Ihr unbedingt einen Arzt braucht, dem Ihr Eure Fragen stellen könnt. Wenn Du uns sagst, wo Dein Sohn wohnt, können wir evtl einen nahegelegenen Experten nennen, wenn es auch nur für eine Zweitmeinung ist.

Wegen Übelkeit - wenn Du damit die medikamentenbedingte Übelkeit meinst, ist es wichtig zu sagen, dass Dein Sohn Imatinib/Glivec zu einer guten Mahlzeit einnimmt, denn auf leeren Magen ist eine Übelkeit sehr häufig. Manche sprechen von Nutellabrot, das mächtig genug ist, um das Medikament zu vertragen. Ich selbst habe damals, nachdem ich morgens mangels ausgiebigem Frühstück nach Tabletteneinnahme öfter gespuckt habe, die Einnahme auf Abends umgestellt, denn das Frühstück fällt ab und zu aus, das Abendessen nie. Ab dann war mein Übelkeitsproblem erledigt.

Bzgl Dosierung - Vorsicht, liebe Forenteilnehmer, wir wissen nicht, wie alt der Sohn ist. Bei einem Minderjährigen kann eine andere, geringere Dosis durchaus angemessen sein - allerdings spricht Ingrid von "Arbeit"... wir sollten erst den Gesamtzusammenhang kennen. Für Erwachsene stimme ich meinen Vorrednern aber zu - eine Dosis unter 400mg sollte nur mit sehr guter Begründung gegeben werden, unter 300mg ist für Erwachsene nach Aussagen von Experten gefährlich.

Bzgl Kopfschmerzen - auch das solltet Ihr mit dem Arzt besprechen. Es gibt ja verschiedene Mittel. Soweit ich als Laie das erwähnen darf: Paracetamol belastet die Leber, Imatinib ebenfalls, und man sollte es wohl im Zusammenhang mit Imatinib nehmen, wenn die Leberwerte ok sind. Aspirin wiederum wirkt blutverdünnend, und das könnte bei sehr niedrigen Blutwerten (durch die CML-Therapie) gefährlich sein. Es gibt weitere Schmerzmittel wie Ibuprofen, aber auch hier gilt, keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Daher unbedingt jede Medikamenteneinnahme mit dem CML-Spezialisten besprechen, auch die "Hausmittelchen" und "Naturmittel" aus der Hausapotheke, die man als Gesunder im Alltag bedenkenlos nimmt.

Wegen anderen Lebensmitteln: Vorsicht mit Grapefruitsaft, Bitterorangen oder Sternfrucht. Diese können die Imatinib-Wirkung verstärken (mehr Nebenwirkungen) oder aufheben (CML-Therapie unwirksam). Orangensaft ist ok.

Bzgl Belastbarkeit: keine Sorge, solange seine Blutwerte nicht deutlich zu niedrig sind (z.B. zu niedrige Thrombozyten = Blutungsgefahr, zu niedrige Leukozyten = Infektgefahr, siehe <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.leukaemie-online.de/modules. ... page_id=23" TARGET="_blank">Blutbild</A><!-- BBCode End -->), darf Dein Sohn sich voll belasten. Aber auch das solltest Du den Arzt fragen, da es vom individuellen Zusammenhang Deines Sohns in Bezug auf Blutbild, Therapie und Nebenwirkungen abhängt und wir da nur sehr eingeschränkt Tipps geben können. Wir sind alle Betroffene und keine Ärzte, können also keinen Rat geben.

Hoffe, das ist hilfreich.

Liebe Grüße
Jan


Verfasst: 22.03.2010, 23:21
von Ulli
<!-- BBCode Quote Start --><TABLE BORDER=0 CELLPADDING=3 CELLSPACING=1 ALIGN=CENTER WIDTH=85%><TR><TD><font class="pn-sub">Zitat:</font><HR noshade height=1></TD></TR><TR><TD><FONT class="pn-sub"><BLOCKQUOTE> Zuerst die 40Dosierung jeden Tag, dann die 400 Dosierung alle 2 Tage und ab sofort die Dosierung 300 jeden Tag. Unsere Kommunikation mit der Ärztin ist nicht gut. </BLOCKQUOTE></FONT></TD></TR><TR><TD><HR noshade height=1></TD></TR></TABLE><!-- BBCode Quote End -->

Ihr solltet schnellstmöglich eine Klinik aufsuchen, die sich mit CML-Patienten auskennt. Die Dosierung ist so nicht in Ordnung, vor allem 400mg / 2 Tage ist schon ein Zeichen dafür, dass die Ärztin sich nicht wirklich auskennt.

Graipfruitsaft und Paracetamol sind tabu, alles andere (an Medis) in Absprache mit dem behandelnden Onkologen.
[addsig]

Verfasst: 22.03.2010, 16:01
von Marc
Hallo Ingrid,

unter diesem Link findest Du Wechselwirkungen und Nebenwirkungen, u.a. wird auch auf die Problematik des 'Grapefruitsafts hingewiesen: <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.leukaemie-online.de/modules. ... page_id=11" TARGET="_blank">Therapie mit Imatinib</A><!-- BBCode End -->

In der chronischen Phase liegt der GdB je nach Ausprägung der CML, den Nebenwirkungen und der Milzgröße zwischen 50 und 80%.

Glivec jeden zweiten Tag einzunehmen würde ich als suboptimal bezeichnen, die 300mg täglich als Untergrenze. Habt ihr mal die Dosierung bei einem CML Experten kritisch hinterfragt.
Eine zu niedrige Dosierung (wäre bei 400mg jeden zweiten Tage gegeben) könnte zu Mutationen und damit zu Resistenzbildung führen!!

Gruss

Marc
[addsig]

Verfasst: 22.03.2010, 13:46
von unknown
Hallo und guten Tag, mein Sohn muss seit Januar 2006 Glivec nehmen. Zuerst die 40Dosierung jeden Tag, dann die 400 Dosierung alle 2 Tage und ab sofort die Dosierung 300 jeden Tag. Unsere Kommunikation mit der Ärztin ist nicht gut. Deshlab hier meine Fragen:
Welche Lebensmittel und Getränke sollte man nicht in Verbindung mit Glivec zu sich nehmen?

Dann habe ich noch weitere Fragen:
Mein Sohn hat eine Schwerbehinderung von 50 % erhalten. Reicht das aus? Sollte er eine Erhöhung beantragen?
Was soll er machen, wenn ihm auf der Arbeit übel wird und er fürchterliche Kopfschmerzen bekommt. arf er überhaupt strak körperlich arbeiten?
Es wäre toll, wenn sich jemand finden würde, der mit uns Kontakt halten könnte.
unsere email-addi lautet: <!-- BBcode auto-mailto start --><a href="mailto:"></a><!-- BBCode auto-mailto end -->

Ich bin eine besorgte Mutter.
Ich danke und verbleibe
mit freundlichem Gruß
Ingrid von See

Verfasst: 15.12.2008, 23:23
von jan
Hi Jörn

kein Grund für Entschuldigungen - ist völlig ok. Und schließlich hat die Vermeidung von Wechselwirkungen (oder der Ausschluß desselben ) schon was mit Therapietreue zu tun... :)

Grüße
Jan

[addsig]

Verfasst: 15.12.2008, 22:38
von Joern
Moin Zusammen,

Ich habe noch etwas gefunden, zwar zu GIST, aber Gleevec ist Gleevec (vom 1. Okt. 2008):
In "Novartis Antworten zu Gleevec" <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.gistsupport.org/treatments/g ... leevec.php" TARGET="_blank">Novartis Antworten</A><!-- BBCode End -->
Ursprünglich veröffentlicht hier:http://www.oncologymedicalservices.com/ ... I-S150.pdf

Milch scheint keinen Einfluss zu haben...
"Although no formal studies have been conducted to specifically assess a potential interaction between milk and Gleevec, it would seem highly unlikely that any significant interaction would exist. "

In dem Artikel steht übrigens auch, dass es zu Grapefruit KEINE Studien gibt. Es ist eine Vermutung, dass Grapefruit die Plasmaspiegel erhöht, weil es die gleichen Enzyme hemmt, die Gleevec abbauen. Kaffee ... Übrigens wird da auch angenommen, dass der koffein Spiegel duch Gleevec sich erhöhen kann...

Es bleibt aber festzuhalten, das es keine Untersuchungen gibt, es sind alles Vermutungen.

Putzig finde ich, das immer wieder betont wird, dass es keine Studien gibt.
Wenn keiner nachschaut ...
Ist schon ein komisch, finde ich jedenfalls.

Sorry Jan, der eigentliche Thread ging ja über Therapietreue.
Da bin ich wohl deutlich von abgekommen, tschuldigung noch mal.
Gruss jörn

Verfasst: 11.12.2008, 17:57
von scratch
Hi Jörn,

auf Grund der Tatsache, dass Milch auf bestimmte Medis ungünstig wirkt schließt du darauf, dass dies auch für Glivec gilt? Sorry, aber findest du das nicht selber etwas naiv? <IMG SRC="modules/phpBB_14/images/smiles/icon_biggrin.gif">
Lies dir mal die Packungsbeilagen von gängigen Antibiotika durch. Da ist meist explizit der Hinweis enthalten, dass man für einen bestimmten Zeitraum keine Milchprodukte zu sich nehmen soll.
Bei Glivec ist nichts dergleichen enthalten, obwohl man genau weiß, wie wichtig die Dosierung und gute Wirkung ist. Bei Glivec steht sogar ausdrücklich, dass man die Tablette mit Apfelsaftschorle einnehmen kann (soviel dazu, dass man Leitungswasser nehmen sollte).

Genauso frag ich mich warum man wissen sollte, wo man selber liegt. Wie sollte man das machen?
Der Blutspiegel ist nicht zuverlässig genung. Genauso ist die Aufnahme des Medikaments mit Sicherheit nicht jeden Tag gleich. Mal hat man gute, mal schlechtere Tage. Wie oft müsste man das überprüfen, damit man eine sichere Aussage bekommt?
Ich seh es so: Von Glivec sollte man mind. 300mg/täglich nehmen, um Unterdosierung zu vermeiden. Das sind 25% weniger als Glivec 400mg (wenn man 400 als 100% annimmt). Spielt es dann also wirklich eine so große Rolle, ob Glivec 400 zu 99% oder zu 89% aufgenommen wird? Die finanzielle Frage lass ich erst recht mal außen vor (oder würdest du Glivec so weit ausreizen wollen, dass man genau am eigenen statistischen Mittelwert kratzt? Ich nicht, da man wohl nie weiß, wie stark die Schwankungsbreite bei einem selber ist ;) )

Keiner wird jeden Tag zur Einnahme das gleiche Essen. Und falls doch, dann merkt man auch schnell, ob Glivec wirkt oder nicht. Und wenn nicht, dann versucht man eh die Ursache raus zu finden.
Ob Glivec wirkt, merkt man wohl nur durch ständige Kontrollen mit PCR auf eine längere Sicht. Und das machen wir ja alle.

Ich habe anfangs Glivec immer nach dem Frühstück eingenommen. Sprich nach Cornflakes mit Milch und meist noch eine große Tasse Kaba dazu. Trotzdem ist mein PCR-ABL-Wert schnell gesunken. Inzwischen nehme ich Glivec abends und der Wert bleibt relativ konstant niedrig. Also aus meiner Erfahrung kann ich keinerlei Schlüsse auf die Wirksamkeit in Bezug auf Ernährung schließen.

Also ich bin auch um jede Info über solche Dinge dankbar, diskutiere gerne darüber und wenn man Fehler vermeiden kann, dann versuche ich es. Aber aus irgendwelchen anderen Daten Fakten für Glivec zu basteln halte ich für nicht richtig ;).


Gruß,
scratch
[addsig]

Verfasst: 10.12.2008, 22:40
von jan
Hallo Jörn

das ist sicher was für Pharmakologen und ich kann in der Richtung ebenfalls nur raten, verlasse mich aber darauf, dass die pharmakologischen Studien von Experten gemacht wurden, und die Schlussfolgerungen für die Ernährung aus gutem Grund so in der Fachinformation stehen. Soweit ich verstanden habe, muss man auch differenzieren zwischen Übelkeit (evtl. Magenreizung) und Medikamentenaufnahme (kann im Magen oder an verschiedenen Stellen des Darms) passieren. Das eine kann, muss aber nicht mit dem anderen in Verbindung stehen.

Die Plasmaspiegel schaut man im Moment ja intensiv an, aber bisher führt man die zum Teil sehr großen Unterschiede wohl v.a. auf mangelnde Compliance, Wechselwirkung mit anderen Medikamenten und anderes zurück - keines der Dokumente, und auch der von Prof Guilhot auf ASH gehaltene Vortrag - referenziert auf irgendwelche Vermutungen auf ernährungsbedingte Pharmakologie. Wenn Du Dich näher einlesen möchtest, schau Dir mal die Ergebnisse der französischen TOPS-Studie an, ist sicher interessant.

Abgesehen davon - die Pharmakologie und die Plasmaspiegel sind ja nur ein Baustein im ganzen Weg von der Tablette über das Blut bis zur Zelle. So waren auf ASH z.B. zwei sich stark widersprechende Poster zur Rolle der
<!-- BBCode Start --><A HREF="http://bloodjournal.hematologylibrary.o ... 10/12/4064" TARGET="_blank">OCT-1 Aktivität</A><!-- BBCode End --> in den Zellen und deren stärkeren Einfluss auf die Imatinib-Wirkung.

Wie auch immer, ich denke, wir halten uns hier sehr stark mit Details auf. Ich kenne in Bezug auf Imatinib keine Publikationen, die Rückschlüsse auf bedeutende Zusammenhänge mit kalzium-, fett- oder magnesiumhaltigen Lebensmitteln erkennen - im Gegenteil, manche Publikationen zu Imatinib raten wohl zum Einsatz von Präparaten im Falle von Hypokalzämie oder Muskelkrämpfen.

Wer sicher gehen möchte, kann die Ernährung rund um die Tabletteneinnahme natürlich vermeiden, wenn er das verträgt.

Grüße aus den USA,
Jan

[addsig]

Verfasst: 10.12.2008, 19:53
von Joern
Moin,
Zu Milch mit Medikamenten.
Milch kann Wirkung vieler Medikamente stören
QUOTE
Berlin, 23. Juli 2008 - Milch, Joghurt, Käse oder einige Mineralwässer können die Wirkung verschiedener Medikamente beeinträchtigten. Die enthaltenen Kalzium- und Magnesiumsalze können mit verschiedenen Wirkstoffen Komplexe bilden, die der Körper schlechter oder gar nicht mehr aufnehmen kann. Relevant ist dies für einige ausgewählte Antibiotika, für Schilddrüsenhormone, Osteoporosemittel wie Bisphosphonate oder für Eisenpräparate. "Patienten können sich in der Apotheke informieren, ob bei den von ihnen eingenommenen Arzneimitteln Wechselwirkungen mit derartigen Lebensmitteln möglich sind und wie diese vermieden werden können", so Apotheker Prof. Dr. Martin Schulz, Geschäftsführer Arzneimittel der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.
Um Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Lebensmitteln mit hohen Gehalten an Kalzium und Magnesium zu vermeiden, sollte ein zeitlicher Mindestabstand von ein bis zwei Stunden zwischen der Einnahme des Medikamentes und dem Milchprodukt eingehalten werden. Diese Wechselwirkungen können umgangen werden, wenn Tabletten immer mit Leitungswasser eingenommen werden.

Kontakt:
Dr. Ursula Sellerberg, Stellv. Pressesprecherin
Tel. 030-40004 -134, Fax -133
E-Mail: <!-- BBcode auto-mailto start --><a href="mailto:"></a><!-- BBCode auto-mailto end -->
UNQUOTE
Das kommt vom Bundesverband der Apothekenverbände <!-- BBCode auto-link start --><a href="/http://www.abda.de/1868.html" target="_blank">http://www.abda.de/1868.html</a><!-- BBCode auto-link end -->

Ein allgemeiner Link ist hier:
- <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.br-online.de/bayerisches-fer ... 637648.xml" TARGET="_blank">BR-Online</A><!-- BBCode End -->
oder <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.lichtblick99.de/ticker1013_05.html" TARGET="_blank">Medikamente nicht mit Milch</A><!-- BBCode End -->
Wer in Google einmal arzneimittel einnahme milch eingibt, findet weitere Links.

Und ich bin mit Jans Antwort nicht ganz zufrieden, sorry Jan.
Du schreibst, das keine Forschung nötig ist, es sei alles bekannt.
Das glaube ich eben nicht, mit meiner Laienhaften Meinung.
Ich kenne keine Studie, die gezielt anschaut, was verschiedene Lebensmittel denn nun bei Gleevec bewirken.
Naja, wie kommt es denn das Nutella und Schokoprodukte die Übelkeit deutlich, und nicht nur bei mir, erträglich machen. Hat das eine Auswirkung auf die Mediakmentenaufnahme?
Nur Vermutungen....
Und noch etwas, die Blutspiegel wohl wichtig, aberlängst nicht alles.
(Ok, wichtig für Novartis...)
Interessant ist, was in der Zelle bzw. in der berühmten Tasche ankommt, und da ist der Blutspiegel eben nur ein Faktor, wie mir Herr Hochhaus neulich erklärte.
Das Messen, was dort ankommt, ist z.Zt. alles andere als einfach.

Die unten angesprochenen 11% sind (so wette ich) ein Statistischer Mittelwert.
Dh. es gibt Menschen, bei denen die Aufnahme drüber und drunter liegt.
Wäre es nicht interessant, zu wissen, wo und warum man selbst liegt?
Und regelmäßig eine um 10% verminderte Aufnahme halte ich nicht nur wegen des Preises des Medikamentes schon für zumindestens bedenkenswert. (die 10% hätte ich gerne ausbezahlt :) )

my 2 cent
cheers jörn

Verfasst: 29.11.2008, 12:44
von JES/Sandra
Hallo,

mich schüttelt der Gedanke: Was ist mit den Kids?
Die noch zu jung sind um selbst darauf zu achten.
Eileen war fünf Jahre alt, als sie mit der Imatinibeinnahme begonnen hat; sie hätte
mit Sicherheit nicht von selbst auf eine regelmäßige Einnahme geachtet, wenn wir als
Eltern nicht diese Routine 'antrainiert' hätten.

Abendessen--> Tabletteneinnahme


Da meine Tochter noch zu klein ist, müssen wir als Eltern jeden Tag daran denken
und wir wissen das sie ohne diese Medikation ganz sicher nicht so ein Leben führen
könnte wie sie es jetzt leben kann.

Viele Grüße und ein schönes WE
Sandra



[addsig]

Verfasst: 28.11.2008, 00:45
von jan
Hallo Jörn,

es gibt keine Daten, die einen signifikanten Einfluss der Ernährung auf die Aufnahme bzw. die Blutkonzentration von Imatinib nahelegen würden, bzw. es gibt klare Daten, die dem widersprechen. Das wurde doch alles im Rahmen der Zulassung untersucht.

So wurde 2005 eine pharmakokinetische Studie an gesunden Freiwilligen und Patienten veröffentlicht, die besagt, dass die Bioverfügbarkeit bei 98% liegt, unabhängig von der oralen Dosierungsform (Tablette, Lösung, Kapsel). Außerdem, so wörtlich, habe "die Ernährung keinen relevanten Einfluss auf die Rate oder das Ausmaß der Bioverfügbarkeit" (Quelle: Clin Pharmacokinet. 2005;44(9):879-94.). Wohl aber haben <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.leukaemie-online.de/modules. ... le&sid=320" TARGET="_blank">andere Medikamente</A><!-- BBCode End --> (mit gleichem Metabolisierungsweg) und z.B. <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.leukaemie-online.de/modules. ... le&sid=195" TARGET="_blank">Grapefruitsaft</A><!-- BBCode End --> usw. einen Einfluß, wie auch z.B. <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.leukaemie-online.de/modules. ... le&sid=381" TARGET="_blank">Operationen des Verdauungstrakts</A><!-- BBCode End -->.

Auch die Imatinib-Fachinformation ist relativ klar, dass der Ernährungseinfluß gering ist: "Nach Gabe mit einer fettreichen Mahlzeit wird die Resorptionsrate von Imatinib, verglichen mit dem Nüchternzustand, geringfügig vermindert (11% Abnahme des minimalen Bluspiegels und Verlängerung der Zeit bis zum maximalen Blutspiegel um 1,5 Stunden), mit einer geringen Reduktion der "Wirkfläche unterhalb der Kurve" (7.4%)".

Ich denke, anhand all dessen gibt es keinen Anhaltspunkt, einen Einfluss der Ernährung auf die Medikamentenaufnahme anzunehmen. Wohl bekannt ist aber der positive Einfluss einer Mahlzeit auf die Verträglichkeit, aber das eine ist ja vom anderen unabhängig.

Ich würde mir deshalb wegen Milch und Milchkaffee bei Imatinib ehrlichgesagt keine Sorgen machen. Und abgesehen davon scheint der Wirkstoffverlust einer ausgespuckten Tablette durch große Übelkeit oder einer aus Wohlseinswunsch nicht genommenen Tablette größer als eine nach einer Schweinshaxe, fettem Käse oder dick belegtem Nutellabrot um maximal 7% verringerten Wirkstoffverfügbarkeit.

Gezieltere Forschung ist m.E. nicht nötig bzw. die pharmakokinetischen Daten zu fettreicher Nahrung sind seit Jahren vorhanden, so dass die Durchführung von Studien zur Differenzierung nach Milch, Käse, Nutella, Leberwurst oder Obst nicht wirklich weiterhelfen würde. Wichtiger ist m.E. die aktuelle Forschung der Variabilität der Blutspiegel, woraufhin man mehr in Richtung individuelle biologische Faktoren, Therapietreue oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten schließen kann, wenn das Ansprechen nicht wunschgemäß verläuft.

Finde ich... Viele Grüße
Jan


Verfasst: 27.11.2008, 23:34
von unknown
Hallo,

um auch meine Erfahrungen noch beizusteuern, will ich sagen, dass auch ich nach 3,5 Jahren Glivec-Einnahme (600mg) in diese Spirale von "mir gehts doch gut"- und "ich will mir durch diese Übelkeit nicht den ganzen Tag versauen"-Gefühle geraten bin. Mein Problem: ich habe in den letzten Tagen gemerkt, dass ich kein schlechtes Gewissen mehr habe, wenn ich die Tabletten mal vergesse (das ist selten, meine Einnahme ist eher unregelmässig mit morgens/abends).
Ich habe anfangs immer erzählt, dass es mir komplett unverständlich ist, wie man diese Tabletten vergessen kann! Klar, wer will schon den Krebs?! Aber nach so langer erfolgreicher Therapie spielt die Psyche mir einen Streich. Mir gehts gut. Ich hasse es nur, jeden Tag tablettenabhängig zu sein, dieses Übelgefühl nach der Einnahme zu haben und dadurch an meine erfolgreich unterdrückte CML erinnert zu werden. Dann gehts mir seelisch nicht gut. Bin ich undankbar? Nein, finde ich nicht. Ich denke, es ist normal, dass man nicht jede Minute denkt "Ich bin krank - also muss ich Tabletten nehmen". Mein Grund die Tablette morgens zu nehmen, ist eher, dass ich das Thema für den Tag abhaken kann. Durch die Übelkeit bin ich jetzt bei mittags gelandet. Aber wegen meines Kindes leg ich die Tabletten nach oben und nicht gleich in die Tasche oder auf den Küchentisch - schon hab ich sie vergessen, bin auf der Arbeit und denk doch wieder den halben Tag "Nimm ja Deine Tabletten nach dem Abendessen"! Doofes Spiel - auch wenn der Verstand weiss, wie wichtig es ist.

Eigentlich will ich sagen: Danke Jan, dass Du grad diese Therapietreue thematisierst. Es ist mal wieder ein Anstoß, sich mehr am Riemen zu reissen. Vielleicht hilft es in der Tat, wenn man immer wieder an die Risiken erinnert wird (Resistenzbildung).

Viele Grüße,
Kathrin

Verfasst: 27.11.2008, 22:19
von scratch
Hi Joern,

wo steht denn das mit der Milch/Milchprodukten und Beeinflussung von Glivec?
Ich habe dazu noch keinerlei Infos gelesen. Hier im Forum haben wir vor längerer Zeit (wohl vor ca. 2 Jahren) schon mal darüber diskutiert, weil diese These gepostet wurde. Allerdings sind wir wenn ich mich recht erinnere zu keinem Ergebnis gekommen, weil mir keiner verlässliche Quellen nennen konnte...nur Vermutungen.

Jan hat ja bereits des Öfteren darauf hingewiesen, dass die Mahlzeit kaum eine Rolle für die Aufnahme spielt. Und so wie ich ihn bisher kennen gelernt habe, weiß er schon von was er spricht, auch wenn er selber "nur" ein sehr informierter Patient und kein Arzt ist ;)

Also bitte nennt mir mal eine zuverlässige Quelle in der Fakten genannt werden. Danke :)

Gruß,
scratch
[addsig]

Verfasst: 27.11.2008, 20:37
von Joern
Moin,
etwas weiter unten wurde von der Einnahmezeit geredet.
Hier meine Überlegungen dazu:
Wir wollen ja alle das Gleiche. Die Wirkung der Tabletten soll bitte schön optimal sein.
Aber, es gibt Lebensmittel, die die Aufnahme des Medikamentes beeinflussen.
Wenn nun also morgens immer 2 grosse Tassen Milch oder Milchkaffee getrunken werden und dann die Tablette -kommt- kann ich mir vorstellen, dass die Aufnahme nicht optimal ist.
Ebenso kann es doch sein, das wenn abend immer Käse gegessen wird ein vergleichbarer Prozess stattfindet.
Ergo müsste meiner Meinung nach einmal festgestellt werden, welche Lebensmittel denn nun was bewirken, damit sich dann jeder aussuchen kann, wann er die Tablette einnehmen kann.
Sicher kommt hinzu, dass jeder Körper anders reagiert.
Aber hilfreich wäre es schon, wenn einmal gezielter hier geforscht wird.
Mir ist jedenfalls nix bekannt (ausser dem, was in der Arzt-info-zettel gesagt wird. Und da wird mehr gesagt, als in der Packungsbeilage).

Jan, noch ein Gedanke zu Deinem Thema.
Ich denke, hier fragst Du die falschen.
Hier sind durch die Bank Menschen, denen Ihre Krankheit alles andere als egal ist,
sonst würden sie sich hier nicht outen und -mitmachen-
und wir sind (glaube ich jedenfalls) nicht die, die allzuoft Tabletteneinnahmen vergessen.

lg aus Hamburg
-Jörn

[addsig]

Verfasst: 25.11.2008, 23:58
von jan
Hallo alle zusammen

herzlichen Dank an Euch alle für Eure Gedanken und Routinen, die sicher sehr hilfreich sind.

Viele Grüße
Jan

[addsig]