Hallo Optimist, Danke für Dein Zitat. Ich war die letzten Tage auf der Krebskonferenz <!-- BBCode Start --><A HREF="
http://www.ecco-org.eu/Conferences-and- ... e.aspx/231" TARGET="_blank">ECCO 14 (Patientenforum)</A><!-- BBCode End --> und konnte daher in der Zeit nicht gut antworten.
Ich denke, ich muss hier ein paar Dinge sortieren:
Das ersatzlose Absetzen von Glivec erzeugt keine Resistenzen, sondern Rückfälle. Dies bedeutet, fast alle, die das Absetzen von Glivec in Vollremission versucht haben, erfuhren nach kurzer Zeit ein Ansteigen der PCR-Werte. Dies bedeutet: Selbst bei niedrigen PCR-Werten oder "PCR negativ" ist die CML unter Glivec noch da, aber kaum mehr auffindbar, gut unter Kontrolle und stabil. Fehlt das Medikament, kann sich ein übriggebliebener Haufen von CML-positiven Stammzellen wieder vermehren und wird wieder messbar.
Man spricht ab einem gewissen Anstieg dann von Rückfall oder "Relapse". Der Unterschied zur Resistenz ist, dass die Patienten nach Glivec-Absetzen und Rückfall wieder mit Glivec beginnen konnten und wieder darauf ansprachen. Eine Resistenz würde hingegen ja bedeuten, dass die Zellen resistent gegen das Medikament wären und sich auch bei Einnahme weiter vermehren könnten.
Ein Risiko hat das Absetzen aber trotzdem, denn in der medikamentenlosen Zeit könnte die Krankeit sich weiterentwickeln und schwieriger zu behandeln sein. Vom ersatzlosen Absetzen ist daher aller bisherigen Erfahrung nach dringend abzuraten.
Hughs, damit das nicht durcheinandergeht - bei mir ist die Situation anders. Ich habe Glivec nicht ersatzlos gestrichen, sondern bereits seit Jahren die Kombination Glivec+Interferon angewendet. Im April 2006 habe ich nach fünf Jahren nahezu kompletter molekularer Remission, in enger Absprache mit meinem Arzt und unter regelmäßiger Kontrolle, das Medikament Glivec abgesetzt und nur mit Interferon weitergemacht. Dies bedeutet also, dass ich weiter unter CML-Therapie bin (mit Interferon) und Interferon die Rest-CML bei mir nachweislich gut unter Kontrolle hat.
Studien oder gar Ergebnisse gibt es hierzu aber noch nicht, und insofern ist das Ganze ein Experiment. In Deutschland gibt es mit mir zwei Dutzend Patienten, die ähnliches versuchen (unter Glivec in molekularer Vollremission Glivec absetzen und mit IFN weitermachen). Zusätzlich läuft in Israel eine Studie, in der Patienten in Vollremission erst Interferon dazunehmen, dann Glivec absetzen, und bei Stabilität nach einer Weile auch Interferon absetzen. Ob das funktioniert, werden wir erst in mehreren Jahren wissen, spannend ist es aber auf jeden Fall.
Die Hoffnung und Theorie ist, dass Interferon unter Glivec-erzeugter Vollremission das Immunsystem so dauerhaft gegen die Rest-CML aktiviert, dass man irgendwann vielleicht auch Interferon absetzen kann. Ob das funktioniert, weiss man nicht - bisher graue Theorie.
Daher ist die CML-Studie IV ja auch so wichtig - denn dieser wird man zumindest z.B. sehen, ob die Glivec-IFN-Kombination langfristig einen Vorteil gegenüber Glivec-Monotherapie bietet.
Hoffe, ich konnte die Zusammenhänge etwas verständlicher machen.
Viele Grüße
Jan
P.S: Hughs, ich hoffe, Deine Frau ist mittlerweile auf mehr als 200mg/Tag?
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