von EdithPiri » 23.10.2021, 16:41
Liebe Joju,
als ich die Diagnose vor 9 Jahren bekam, war meine Familie sehr verunsichert. Ich selbst habe mich entschlossen, mit der Krankheit so gut wie möglich umzugehen und zuversichtlich zu sein. Ich war damals 61 Jahre alt.
Die Behandlungsmöglichkeiten sind sehr gut und ich habe das Imatinib, das ich seit Beginn nehme, relativ gut vertragen, was wohl für die meisten ansonsten gesunde Patienten zutriftt.
Ich lebe seit 46 Jahren in Brasilien und hier hatten damals die Frauen ein Recht auf Altersrente mit 60 Jahren, ich erhielt also seit kurzem eine Rente. Ich war Dozentin an einer privaten Hochschule und hätte mit voller Stelle weiterarbeiten können, habe aber auf halber Stelle reduziertz und dann nach 5 Jahren ganz aufgehört zu unterrichten. Über den Befund habe ich nur meine Familie, einige enge Freunde und nur einen meiner Kollegen informiert.
Danach habe ich genau analysiert, was mir am meisten Spass macht und was mich am meisten anstrengt und konnte, als eine der ältesten Koleginnen, meinen Wochenplan gut auf die neue Situation einstellen.
Als weiteres habe ich überlegt, was ich schon lange hätte machen wollte und aus verschiedenen Gründen nicht getan habe.
Ich hatte schon mal einen Anlauf gemacht, in einem Masterstudium ein Pojekt zu dokumentieren, an dem ich dreissig Jahre vorher mitgearbeitet hatte und zu dem wir ein grosses privates Fotoarchiv besitzen. Der erste Versuch scheiterte an den Kosten, er war an meiner Universtät, die mir allerding alle Anträge auf ein Stipendium abgeleht hat.
Bei meinem neuen Vorhaben habe ich mich zuerst mal als Gasthörerin in einem Kurs an einer öffentlichen Universität meiner Stadt eingeschrieben und danach ein normales Aufnahmeverfahren gemacht.Ich habe mich weit über drei Jahre dieser Arbeit gewidmet, auch noch nachdem ich 2015 meinen Mastertitel bekommen habe. Ich habe meine Arbeit nicht als Buch veröffentlicht, sie ist aber online verfügbar und für die heutigen Studenten der betreffenden Region ein historisches Dokument.
Ich denke wir sollten unsere Lebenseinstellung dahin ändern, etwas zu realisieren, das uns und anderen gut tut. Das muss nicht immer in unserer beruflichen Tätigkeit sein.
Ich bin sehr darauf bedacht mich nicht zu übernehmen und gut mit meinen Kräften zu haushalten. Ich habe ständig neue Projekte vor mir und realisiere sie in dem mir angemessenen Rythmus.
Eine gewisse Müdigkeit, die ich sprürte, als ich noch nichts von der Krankheit wusste, wurde oft von der Familie als Lustlosigkeit oder Ungeselligkeit interpretiert. Seit dem Befund finde ich dafür mehr Verständnis.
Ich denke dass die Familie auch verstehen sollte, wenn wir uns manchmal mehr uns selbst widmen möchten, ohne dass wir uns deshalb abkapseln möchten.
Ich bin erst vor Kurzem auf diese Gruppe aufmerksam geworden und denke, dass ich vieles schon früher hätte erfahren und verstehen können. Die Idee vom mündigen Patienten ist hier in Brasilien noch nicht weit verbreitet und der Kontakt mit diser Gruppe tut mir sehr gut.
Wie gut für Euch, dass Ihr schon gleich von Anfang an dieses Angebot wahrnehmen könnt und dass das leukaemie-online Team eine so qalifizierte Netzwerkarbeit leistet.
Ich wünsche Euch viel Gelassenheit, die nötige Kraft und gute Ideen mit der neuen Situation umzugehen.
Liebe Joju,
als ich die Diagnose vor 9 Jahren bekam, war meine Familie sehr verunsichert. Ich selbst habe mich entschlossen, mit der Krankheit so gut wie möglich umzugehen und zuversichtlich zu sein. Ich war damals 61 Jahre alt.
Die Behandlungsmöglichkeiten sind sehr gut und ich habe das Imatinib, das ich seit Beginn nehme, relativ gut vertragen, was wohl für die meisten ansonsten gesunde Patienten zutriftt.
Ich lebe seit 46 Jahren in Brasilien und hier hatten damals die Frauen ein Recht auf Altersrente mit 60 Jahren, ich erhielt also seit kurzem eine Rente. Ich war Dozentin an einer privaten Hochschule und hätte mit voller Stelle weiterarbeiten können, habe aber auf halber Stelle reduziertz und dann nach 5 Jahren ganz aufgehört zu unterrichten. Über den Befund habe ich nur meine Familie, einige enge Freunde und nur einen meiner Kollegen informiert.
Danach habe ich genau analysiert, was mir am meisten Spass macht und was mich am meisten anstrengt und konnte, als eine der ältesten Koleginnen, meinen Wochenplan gut auf die neue Situation einstellen.
Als weiteres habe ich überlegt, was ich schon lange hätte machen wollte und aus verschiedenen Gründen nicht getan habe.
Ich hatte schon mal einen Anlauf gemacht, in einem Masterstudium ein Pojekt zu dokumentieren, an dem ich dreissig Jahre vorher mitgearbeitet hatte und zu dem wir ein grosses privates Fotoarchiv besitzen. Der erste Versuch scheiterte an den Kosten, er war an meiner Universtät, die mir allerding alle Anträge auf ein Stipendium abgeleht hat.
Bei meinem neuen Vorhaben habe ich mich zuerst mal als Gasthörerin in einem Kurs an einer öffentlichen Universität meiner Stadt eingeschrieben und danach ein normales Aufnahmeverfahren gemacht.Ich habe mich weit über drei Jahre dieser Arbeit gewidmet, auch noch nachdem ich 2015 meinen Mastertitel bekommen habe. Ich habe meine Arbeit nicht als Buch veröffentlicht, sie ist aber online verfügbar und für die heutigen Studenten der betreffenden Region ein historisches Dokument.
Ich denke wir sollten unsere Lebenseinstellung dahin ändern, etwas zu realisieren, das uns und anderen gut tut. Das muss nicht immer in unserer beruflichen Tätigkeit sein.
Ich bin sehr darauf bedacht mich nicht zu übernehmen und gut mit meinen Kräften zu haushalten. Ich habe ständig neue Projekte vor mir und realisiere sie in dem mir angemessenen Rythmus.
Eine gewisse Müdigkeit, die ich sprürte, als ich noch nichts von der Krankheit wusste, wurde oft von der Familie als Lustlosigkeit oder Ungeselligkeit interpretiert. Seit dem Befund finde ich dafür mehr Verständnis.
Ich denke dass die Familie auch verstehen sollte, wenn wir uns manchmal mehr uns selbst widmen möchten, ohne dass wir uns deshalb abkapseln möchten.
Ich bin erst vor Kurzem auf diese Gruppe aufmerksam geworden und denke, dass ich vieles schon früher hätte erfahren und verstehen können. Die Idee vom mündigen Patienten ist hier in Brasilien noch nicht weit verbreitet und der Kontakt mit diser Gruppe tut mir sehr gut.
Wie gut für Euch, dass Ihr schon gleich von Anfang an dieses Angebot wahrnehmen könnt und dass das leukaemie-online Team eine so qalifizierte Netzwerkarbeit leistet.
Ich wünsche Euch viel Gelassenheit, die nötige Kraft und gute Ideen mit der neuen Situation umzugehen.