Liebe H.,
vieles hat Frank schon gut erklärt und braucht von mir nicht wiederholt zu werden. Ich möchte ergänzen, dass es sich bei der von Dir genannten - und auch in Marburg durchgeführten - Studie um die von Frank erwähnte "CML-Studie IV" handelt, die Glivec 400mg, Glivec 800mg und Glivec+Interferon-Kombination vergleicht. Wir haben hier auf der Seite schon mehrfach über <!-- BBCode Start --><A HREF="
http://www.leukaemie-online.de/modules. ... le&sid=247" TARGET="_blank">die CML-Studie IV berichtet</A><!-- BBCode End -->, dort findest Du nähere Informationen.
Grundsätzlich halte ich für eine Studienteilnahme für sehr sinnvoll, da sie eine Beobachtung/Verlaufskontrolle und Diagnostik nach dem aktuellsten Stand des Wissens sicherstellt. Einige Labortests, die in Studien gemacht werden, werden von den Krankenkassen z.T. nicht, oder nicht in der Intensität, übernommen. Insofern ist man in der Studie in guten Händen und hat den Rückhalt eines Netzwerks von CML-Experten, wenn die Therapie nicht so läuft wie erhofft.
Wie Frank bereits sagte, kann man heute noch nicht sagen, welche die beste der Therapiearme ist. Grundsätzlich kann man sagen: Keiner der Studienarme ist schlechter als die Standardtherapie auf Kassenrezept: 400mg Glivec, denn das bekommt man ja in jedem Fall.
Bei 800mg Glivec weiss man aus US-Studien, dass das Ansprechen bzw. Remissionen schneller erreicht werden, aber ob damit wirklich langfristig ein Therapievorteil erreicht wird oder ob nur die Kosten der Therapie (ca. 6.000 EUR pro Monat für 800mg!) verdoppelt werden, soll ja gerade die CML-Studie IV klären. Als Nachteil könnten die 800mg höhere Nebenwirkungen haben als 400mg (z.B. Wasseransammlung im Körper).
Die Kombination von Glivec mit Interferon ist deswegen sehr vielversprechend, da Interferon als über 10 Jahre bewährtes CML-Medikament zusätzlich das Immunsystem gegen die CML aktiviert und daher die CML von zwei verschiedenen Richtungen angegriffen wird. Allerdings hat Interferon (im Gegensatz zu Glivec) bei einigen Patienten deutliche Nebenwirkungen (z.B. Grippesymptome) - sollten diese schwerwiegend sein, kann man aber in den anderen Therapiearm mit Glivec-Monotherapie wechseln. Auch hier wird man erst nach Abschluss der CML-Studie IV in einigen Jahren wissen, ob es leichte Vorteile der Kombination gibt.
Daher: ich kann Deinem Mann nur zur Teilnahme an der Studie raten - die Zufallsauswahl birgt keinen Nachteil. Ich selbst bin vor vier Jahren in eine Glivec-Interferon-Kombinationsstudie eingestiegen, werde hervorragend betreut, bin von den Ergebnissen sehr zufrieden und nehme die (bei mir leichten) Interferon-Nebenwirkungen dafür gerne in Kauf.
Sicher kann Dir der Studienarzt in Marburg nochmal im Detail die Hintergründe der Studie IV erklären. Hier im Forum findest Du auch einige Patienten, die an dieser Studie (in anderen Kliniken) teilnehmen.
Bei Deiner Beschreibung der Nichtbeachtung von 330.000 und 180.000 Leukos kann ich allerdings nur den Kopf schütteln... Zum Glück ist nichts passiert, denn die Thrombosegefahr war bei solchen Leukozahlen erheblich.
Ich hoffe, ich konnte Euch hiermit bei der Entscheidungsfindung ein wenig helfen....
Herzliche Grüße
Jan
P.S: Ich werde diese Diskussion in einigen Tagen vom Forum "Neue Therapiemethoden, Naturmedizin und TCM" ins <!-- BBCode Start --><A HREF="
http://www.leukaemie-online.de/modules. ... rum=7&2434" TARGET="_blank">Forum "CML"</A><!-- BBCode End --> verlegen - dort passt es besser hin...