von Alan » 13.05.2022, 18:09
Hallo Markus,
die Hausärztin möchte eine Abklärung , weil mehr Lymphozyten im Blut sind als Neutrophile , Granulozyten, was nicht normal ist.
Was erwartet der zuweisende Arzt von der durchflusszytometrischen Untersuchung?
Es gibt natürlich sehr viele verschiedenen Fragestellungen, derentwegen eine Probe bei Leukämie oder Leukämieverdacht zur durchflusszytometrischen Analyse eingesandt wird. Prinzipiell lassen sich die meisten Fragestellungen aber auf einige wenige zurückführen.
Was ist das?
Der zuweisende Arzt sieht etwas, braucht aber eine nähere Abklärung?
Z.B. bei einem Patienten mit starker Vermehrung der Lymphozyten im Blut, man weiß aber nicht sicher, ob das Ausdruck einer Leukämie ist oder vielleicht nur eine reaktive Veränderung (Virusinfektion, z.B. Morbus Pfeiffer). Die durchflusszytometrische Analyse kann dies gut unterscheiden
Ist da etwas?
Der zuweisende Arzt sieht nichts Bestimmtes, der Patient hat aber Beschwerden oder Symptome, die durch eine Leukämie oder ein Lymphom verursacht sein könnten.
Das ist eine aufwändige und leider oft undankbare Aufgabe für den Laborarzt. Manchmal gleicht es der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Und man sucht vielleicht sogar im falschen Heuhaufen, weil Blut zur Untersuchung eingeschickt wird, sich ein Lymphom aber oft nur im Knochenmark oder gar nur in den Lymphknoten zeigt. Der zuweisende Arzt muss sich also bewusst sein, dass auch bei unauffälligem durchflusszytometrischen Befund eine hämatologische Erkrankung vorliegen kann. Ebenso wichtig ist, dass der zuweisende Arzt weiß, welche Erkrankungen man durchflusszytometrisch überhaupt nicht nachweisen kann (z.B. den Morbus Hodgkin).
Kurz: wenn man bei der durchflusszytometrischen Analyse nichts findet, ist das keineswegs ein Beweis, dass keine Leukämie oder kein Lymphom vorliegt.
Ist da noch etwas?
Die Verlaufskontrolle von Leukämien und Lymphomen: Man muss kontrollieren, ob noch Leukämie-/Lymphomzellen vorhanden sind.
Das funktioniert sehr gut, wenn sich die kranken von den normalen Zellen stark unterscheiden. Dann kann man schon kleinste Mengen noch oder schon wieder vorhandener Leukämie- oder Lymphomzellen nachweisen. Fallweise kann auch ein Anteil von nur 0.1 % noch eindeutig erkennbar sein.
Die Verlaufskontrolle kann aber auch schlecht funktionieren, wenn sich die Leukämie- oder Lymphomzellen nur wenig von den normalen Zellen unterscheiden. Da hat man manchmal auch bei 1-2 % dieser Zellen Zweifel, ob es jetzt normale oder kranke Zellen sind. Im ungünstigsten Fall, z.B. bei wenig auffälligen T-Zell-Lymphomen könnte man auch noch größere Anteile pathologischer Zellen übersehen.
III. Durchflusszytometrische Untersuchungen bei Verdacht auf reife B-Zell-Lymphome / reife B-Zell-Leukämien
Allgemeines
Dabei handelt es sich um maligne Proliferationen (Vermehrungen) von reifen B-Lymphozyten, die man alle zu den B-NHL, den B-Non-Hodgkin-Lymphomen zählt. Die Grenze zwischen Lymphomen (Erkrankung vorwiegend im Lymphknoten oder anderen lymphatischen Organen) und Leukämien (massive Ausschwemmung der Zellen ins Blut) ist fließend und willkürlich.
In diese Gruppe fallen die klassischen chronischen B-Zell-Leukämien, die CLL (Chronisch Lymphatische Leukämie), die HCL (Haarzell-Leukämie) oder die PLL (Prolymphozytenleukämie). Aber auch das IC (Immunozytom, inkl. Morbus Waldenström), das MCL (Mantelzell-Lymphom), das FL (Follikuläres Lymphom) und das DLC-Lymphom (Diffuses großzelliges Lymphom) gehören zu dieser Gruppe.
Warum fangen wir mit diesen Erkrankungen an? Weil die Durchflusszytometrie für die Diagnose und Einteilung dieser Erkrankungen eine entscheidende Rolle spielten kann.
Die Stufen der Diagnose der reifen malignen B-Zellerkrankungen
Finden der abnormen B-Zellpopulation
(Sind überhaupt pathologische, maligne B-Zellen vorhanden?)
Suche nach monoklonalen B-Zellen (also nach solchen B-Zellen, die wahrscheinlich nur von einer einzigen Zelle abstammen, wie das Tumorzellen tun)
Suche nach B-Zellen mit abnormen Merkmalen an ihrer Oberfläche (also B-Zellen mit abnormer Antigenexpression)
Definieren der Antigenexpression der pathologischen B-Zellpopulation (Welche Merkmale tragen die pathologischen Zellen an ihrer Oberfläche?)
Diagnose
Manchmal sagen einem die durchflusszytometrischen Ergebnisse, welche Erkrankung, welches B-NHL vorliegt, manchmal kann man die möglichen Erkrankungen zumindest eingrenzen.
Die Suche nach monoklonalen B-Zellen
Was sind monoklonale B-Zellen?
Ein B-Zellklon ist eine Gruppe von identischen B-Zellen, die durch Teilung aus einer einzigen Zelle hervorgegangen sind, wie das bei einer Leukämie oder einem Lymphom der Fall ist.
Warum sucht man nach monoklonalen B-Zellen?
Das Auffinden einer monoklonalen B-Zellpopulation ist der wichtigste (durchflusszytometrische) Befund für die Diagnose einer malignen reifen B-Zellerkrankung. Findet man keine Monoklonalität, spricht das gegen eine solche Erkrankung (sofern man gründlich im Blut, Knochenmark und wenn notwendig auch in Lymphknotenproben danach gesucht hat). Findet man eine B-Zell-Monoklonalität und dazu passende Beschwerden, Symptome oder Befunde des Patienten ist das Vorliegen einer B-Zell-Leukämie oder eines B-Zell-Lymphoms sehr wahrscheinlich.
Gibt es auch monoklonale B-Zellpopulation ohne Leukämie oder Lymphom?
Seit man mit empfindlichen Methoden danach suchen kann, findet man nicht so selten zufällig monoklonale B-Zellpopulation bei Patienten, die ansonsten keinerlei Hinweise auf eine Leukämie oder ein Lymphom aufweisen. Es wird sich dabei in vielen Fällen um Frühstadien maligner B-Zellerkrankungen handeln. Es gibt aber noch wenig Daten darüber, in wie vielen Fällen diese dann wirklich zum Ausbruch kommen.
Wie findet man durchflusszytometrisch monoklonale B-Zellen?
Bei manchen Zellen ist es sehr schwierig eine Monoklonalität nachzuweisen. Bei B-Zellen ist es glücklicherweise relativ leicht, mittels Durchflusszytometrie eine monoklonale B-Zellpopulationen nachzuweisen. Dies soll nachfolgend auf einfache Weise in mehreren Schritten erklärt werden.
Normale, polyklonale B-Zellen sind ein Gemisch aus kappa- und lambda-B-Zellen.
Unsere B-Zellen haben eine besondere Eigenschaft, die ihre Klonalität leicht beurteilen lässt: Sie haben entweder eine kappa- oder eine lambda-Leichtkette an ihrer Oberfläche. Und normale, polyklonale B-Zellen sind daher ein Gemisch aus kappa-B-Zellen und lambda-B-Zellen.
Monoklonale reife B-Zellen sind entweder kappa- oder lambda-B-Zellen
Vermehrt sich ein maligner Klon auf Kosten der anderen, dann entsteht eine B-Zellpopulation die fast nur aus kappa- oder fast nur aus lambda-B-Zellen
Monoklonale B-Zellen unterschieden sich also von polyklonalen dadurch, dass sie kein Gemisch von kappa- und lambda-B-Zellen sind, sondern dass eine Population (kappa oder lambda) überwiegt.
Aber wie weist man das jetzt durchflusszytometrisch nach? Man färbt die Leichtkette (kappa oder lambda) mit geeigneten fluoreszierenden Antikörpern, misst die Zellen am Durchflusszytometer und sieht sich die Ergebnisse an:
In den obigen Schemata haben wir ohne es besonders hervorzuheben immer nur die B-Zellen betrachtet, weil uns nur die B-Zellen interessiert haben. Das ist aber nicht selbstverständlich, denn in einer Probe gibt es aber sehr viele andere Leukozyten, nicht nur B-Zellen. Die Leichtkettenfärbung (kappa/lambda) allein sortiert uns die B-Zellen nicht heraus, Leichtketten-Antikörper färben auch andere Zellen.
Daher markiert man bei der Leichtkettenfärbung gleichzeitig ein B-Zellmerkmal. D.h., man verwendet gleichzeitig einen fluoreszierenden-Antikörper gegen dieses Merkmal. Solche B-Zellmerkmale sind z.B. CD19 oder CD20. Man markiert z.B. die Leichtkette mit einem FITC-Antikörper (Fluoresceinisothiocyanat; grün) und das B-Zellmerkmal CD19 mit einem PE-Antikörper (PE: Phycoerythrin; gelbrot).
Und so kann man sich die Ergebnisse dann auch als Zweifarbmarkierung darstellen, als sog. 2-Parameter-Dot-Plots:
Nicht immer ist es CD19. Auch CD20, CD79, CD38 oder andere Marker helfen manchmal, die gesunden von den kranken B-Zellen zu unterschieden. Kombiniert man diese Marker dann mit kappa/lambda, ist die Monoklonalität meist auch bei kleinen Population gut nachweisbar
Vorsicht: Eine abnorme Antigenexpression ist ein eher unsicheres Zeichen für eine maligne B-Zell-Erkrankung. Besonders, wenn nur wenige B-Zellen die abnorme Antigenexpression zeigen. Kleinere B-Zellpopulationen können auch beim Gesunden und erst recht bei nicht-malignen Erkrankungen recht eigenartige Antigenexpressionen zeigen, ohne dass eine maligne Erkrankung dahinter steckt. Im Zweifelsfall sollte man mit einer Leichtkettenfärbung die Klonalität dieser B-Zellpopulation abklären.
Bei kleinen Populationen mit abnormer Antigenexpression muss man unbedingt auch an das Carry-Over denken, also an die Verschleppung von Zellen von einem Röhrchen ins andere. So manche "unerklärliche" Population hat sich bei näherer Betrachtung schon als Verschleppung aus dem vorigen Röhrchen entpuppt. Und ein gewisser Grad an Verschleppung ist kaum vermeidbar.
3. Definieren der Antigenexpression der abnormen B-Zellen
Hat man einmal herausgefunden, dass eine abnorme, monoklonale B-Zellpopulation vorliegt, dann muss man sie näher charakterisieren. D.h., man muss die Expression der für eine Diagnose wichtigen Antigene dieser B-Zellen beschreiben. Dies ist meist eine relativ leichte Aufgabe. Man misst ja ohnehin meist alle wichtigen Marker in einem Ansatz. Jetzt braucht man sich nur noch die Ergebnisse anzusehen:
. Das Stellen der Diagnose des B-NHL
Vorbemerkung
Dies ist ein heikler Punkt. Kann man durchflusszytometrisch überhaupt eine Diagnose stellen? Nicht immer, ja eigentlich gar nicht so oft. Aber oft wird das Ergebnis der durchflusszytometrischen Analyse die eine Diagnose sehr wahrscheinlich, die andere wieder sehr unwahrscheinlich machen. Deswegen ist die Durchflusszytometrie auch in den Fällen, in denen sie keine definitive Diagnose liefern kann, ein wertvoller Mosaikstein für die Abklärung.
Vorgehen
Im vorigen Abschnitt haben wir das Antigenmuster der monoklonalen Population beschrieben. Nun muss man überlegen, zu welcher malignen B-Zellerkrankung das Antigenmuster passt. Zur Orientierung sind in der nachfolgenden Tabelle die Antigenexpressionen wichtiger reifer, maligner B-Zellerkrankungen aufgeführt.
Es klingt sehr einfach; Man vergleicht das gemessene Muster mit den in der Tabelle angegeben und weiß dann, welche Erkrankung vorliegt. Dem ist aber leider nicht so.
Es gibt verschiedene Probleme:
Bestimmte Muster sind zwar typisch aber keineswegs obligatorisch
Was heißt das? Beispiel: Eine CLL ist zwar typischer Weise CD23pos, kann aber auch negativ sein. Und das gilt für fast alle Antigene. Fast keines ist in allen Fällen oder in keinem Fall vorhanden. Auf praktisch keines kann man sich 100%ig verlassen.
Die Bedeutung eines Markers hängt von der Expression anderer Marker ab
Beispiel: Ist CD5 positiv, dann ist CD23 wichtig, weil es dann bei der Unterscheidung der CLL und des MCL hilft. Ist CD5 negativ, dann ist CD23 relativ unwichtig.
Bei manchen Antigenen ist nicht nur wichtig, ob sie auf den B-Zellen zu finden sind (=positiv) oder nicht (=negativ), sondern wie stark sie auf den B-Zellen sind.
Die Schilderung dieser Probleme soll verdeutlichen, dass die Befundung einer durchflusszytometrischen Analyse bei malignen Erkrankungen weit schwieriger ist und weit größerer Erfahrung bedarf als es die simple, tabellarische Auflistung der Antigenexpressionsmuster vermuten lassen würde.
Entscheidend ist der klinische Verlauf , egal ob MBL , SLL oder CLL.
Gruß Alan
Hallo Markus,
die Hausärztin möchte eine Abklärung , weil mehr Lymphozyten im Blut sind als Neutrophile , Granulozyten, was nicht normal ist.
Was erwartet der zuweisende Arzt von der durchflusszytometrischen Untersuchung?
Es gibt natürlich sehr viele verschiedenen Fragestellungen, derentwegen eine Probe bei Leukämie oder Leukämieverdacht zur durchflusszytometrischen Analyse eingesandt wird. Prinzipiell lassen sich die meisten Fragestellungen aber auf einige wenige zurückführen.
Was ist das?
Der zuweisende Arzt sieht etwas, braucht aber eine nähere Abklärung?
Z.B. bei einem Patienten mit starker Vermehrung der Lymphozyten im Blut, man weiß aber nicht sicher, ob das Ausdruck einer Leukämie ist oder vielleicht nur eine reaktive Veränderung (Virusinfektion, z.B. Morbus Pfeiffer). Die durchflusszytometrische Analyse kann dies gut unterscheiden
Ist da etwas?
Der zuweisende Arzt sieht nichts Bestimmtes, der Patient hat aber Beschwerden oder Symptome, die durch eine Leukämie oder ein Lymphom verursacht sein könnten.
Das ist eine aufwändige und leider oft undankbare Aufgabe für den Laborarzt. Manchmal gleicht es der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Und man sucht vielleicht sogar im falschen Heuhaufen, weil Blut zur Untersuchung eingeschickt wird, sich ein Lymphom aber oft nur im Knochenmark oder gar nur in den Lymphknoten zeigt. Der zuweisende Arzt muss sich also bewusst sein, dass auch bei unauffälligem durchflusszytometrischen Befund eine hämatologische Erkrankung vorliegen kann. Ebenso wichtig ist, dass der zuweisende Arzt weiß, welche Erkrankungen man durchflusszytometrisch überhaupt nicht nachweisen kann (z.B. den Morbus Hodgkin).
Kurz: wenn man bei der durchflusszytometrischen Analyse nichts findet, ist das keineswegs ein Beweis, dass keine Leukämie oder kein Lymphom vorliegt.
Ist da noch etwas?
Die Verlaufskontrolle von Leukämien und Lymphomen: Man muss kontrollieren, ob noch Leukämie-/Lymphomzellen vorhanden sind.
Das funktioniert sehr gut, wenn sich die kranken von den normalen Zellen stark unterscheiden. Dann kann man schon kleinste Mengen noch oder schon wieder vorhandener Leukämie- oder Lymphomzellen nachweisen. Fallweise kann auch ein Anteil von nur 0.1 % noch eindeutig erkennbar sein.
Die Verlaufskontrolle kann aber auch schlecht funktionieren, wenn sich die Leukämie- oder Lymphomzellen nur wenig von den normalen Zellen unterscheiden. Da hat man manchmal auch bei 1-2 % dieser Zellen Zweifel, ob es jetzt normale oder kranke Zellen sind. Im ungünstigsten Fall, z.B. bei wenig auffälligen T-Zell-Lymphomen könnte man auch noch größere Anteile pathologischer Zellen übersehen.
III. Durchflusszytometrische Untersuchungen bei Verdacht auf reife B-Zell-Lymphome / reife B-Zell-Leukämien
Allgemeines
Dabei handelt es sich um maligne Proliferationen (Vermehrungen) von reifen B-Lymphozyten, die man alle zu den B-NHL, den B-Non-Hodgkin-Lymphomen zählt. Die Grenze zwischen Lymphomen (Erkrankung vorwiegend im Lymphknoten oder anderen lymphatischen Organen) und Leukämien (massive Ausschwemmung der Zellen ins Blut) ist fließend und willkürlich.
In diese Gruppe fallen die klassischen chronischen B-Zell-Leukämien, die CLL (Chronisch Lymphatische Leukämie), die HCL (Haarzell-Leukämie) oder die PLL (Prolymphozytenleukämie). Aber auch das IC (Immunozytom, inkl. Morbus Waldenström), das MCL (Mantelzell-Lymphom), das FL (Follikuläres Lymphom) und das DLC-Lymphom (Diffuses großzelliges Lymphom) gehören zu dieser Gruppe.
Warum fangen wir mit diesen Erkrankungen an? Weil die Durchflusszytometrie für die Diagnose und Einteilung dieser Erkrankungen eine entscheidende Rolle spielten kann.
Die Stufen der Diagnose der reifen malignen B-Zellerkrankungen
Finden der abnormen B-Zellpopulation
(Sind überhaupt pathologische, maligne B-Zellen vorhanden?)
Suche nach monoklonalen B-Zellen (also nach solchen B-Zellen, die wahrscheinlich nur von einer einzigen Zelle abstammen, wie das Tumorzellen tun)
Suche nach B-Zellen mit abnormen Merkmalen an ihrer Oberfläche (also B-Zellen mit abnormer Antigenexpression)
Definieren der Antigenexpression der pathologischen B-Zellpopulation (Welche Merkmale tragen die pathologischen Zellen an ihrer Oberfläche?)
Diagnose
Manchmal sagen einem die durchflusszytometrischen Ergebnisse, welche Erkrankung, welches B-NHL vorliegt, manchmal kann man die möglichen Erkrankungen zumindest eingrenzen.
Die Suche nach monoklonalen B-Zellen
Was sind monoklonale B-Zellen?
Ein B-Zellklon ist eine Gruppe von identischen B-Zellen, die durch Teilung aus einer einzigen Zelle hervorgegangen sind, wie das bei einer Leukämie oder einem Lymphom der Fall ist.
Warum sucht man nach monoklonalen B-Zellen?
Das Auffinden einer monoklonalen B-Zellpopulation ist der wichtigste (durchflusszytometrische) Befund für die Diagnose einer malignen reifen B-Zellerkrankung. Findet man keine Monoklonalität, spricht das gegen eine solche Erkrankung (sofern man gründlich im Blut, Knochenmark und wenn notwendig auch in Lymphknotenproben danach gesucht hat). Findet man eine B-Zell-Monoklonalität und dazu passende Beschwerden, Symptome oder Befunde des Patienten ist das Vorliegen einer B-Zell-Leukämie oder eines B-Zell-Lymphoms sehr wahrscheinlich.
Gibt es auch monoklonale B-Zellpopulation ohne Leukämie oder Lymphom?
Seit man mit empfindlichen Methoden danach suchen kann, findet man nicht so selten zufällig monoklonale B-Zellpopulation bei Patienten, die ansonsten keinerlei Hinweise auf eine Leukämie oder ein Lymphom aufweisen. Es wird sich dabei in vielen Fällen um Frühstadien maligner B-Zellerkrankungen handeln. Es gibt aber noch wenig Daten darüber, in wie vielen Fällen diese dann wirklich zum Ausbruch kommen.
Wie findet man durchflusszytometrisch monoklonale B-Zellen?
Bei manchen Zellen ist es sehr schwierig eine Monoklonalität nachzuweisen. Bei B-Zellen ist es glücklicherweise relativ leicht, mittels Durchflusszytometrie eine monoklonale B-Zellpopulationen nachzuweisen. Dies soll nachfolgend auf einfache Weise in mehreren Schritten erklärt werden.
Normale, polyklonale B-Zellen sind ein Gemisch aus kappa- und lambda-B-Zellen.
Unsere B-Zellen haben eine besondere Eigenschaft, die ihre Klonalität leicht beurteilen lässt: Sie haben entweder eine kappa- oder eine lambda-Leichtkette an ihrer Oberfläche. Und normale, polyklonale B-Zellen sind daher ein Gemisch aus kappa-B-Zellen und lambda-B-Zellen.
Monoklonale reife B-Zellen sind entweder kappa- oder lambda-B-Zellen
Vermehrt sich ein maligner Klon auf Kosten der anderen, dann entsteht eine B-Zellpopulation die fast nur aus kappa- oder fast nur aus lambda-B-Zellen
Monoklonale B-Zellen unterschieden sich also von polyklonalen dadurch, dass sie kein Gemisch von kappa- und lambda-B-Zellen sind, sondern dass eine Population (kappa oder lambda) überwiegt.
Aber wie weist man das jetzt durchflusszytometrisch nach? Man färbt die Leichtkette (kappa oder lambda) mit geeigneten fluoreszierenden Antikörpern, misst die Zellen am Durchflusszytometer und sieht sich die Ergebnisse an:
In den obigen Schemata haben wir ohne es besonders hervorzuheben immer nur die B-Zellen betrachtet, weil uns nur die B-Zellen interessiert haben. Das ist aber nicht selbstverständlich, denn in einer Probe gibt es aber sehr viele andere Leukozyten, nicht nur B-Zellen. Die Leichtkettenfärbung (kappa/lambda) allein sortiert uns die B-Zellen nicht heraus, Leichtketten-Antikörper färben auch andere Zellen.
Daher markiert man bei der Leichtkettenfärbung gleichzeitig ein B-Zellmerkmal. D.h., man verwendet gleichzeitig einen fluoreszierenden-Antikörper gegen dieses Merkmal. Solche B-Zellmerkmale sind z.B. CD19 oder CD20. Man markiert z.B. die Leichtkette mit einem FITC-Antikörper (Fluoresceinisothiocyanat; grün) und das B-Zellmerkmal CD19 mit einem PE-Antikörper (PE: Phycoerythrin; gelbrot).
Und so kann man sich die Ergebnisse dann auch als Zweifarbmarkierung darstellen, als sog. 2-Parameter-Dot-Plots:
Nicht immer ist es CD19. Auch CD20, CD79, CD38 oder andere Marker helfen manchmal, die gesunden von den kranken B-Zellen zu unterschieden. Kombiniert man diese Marker dann mit kappa/lambda, ist die Monoklonalität meist auch bei kleinen Population gut nachweisbar
Vorsicht: Eine abnorme Antigenexpression ist ein eher unsicheres Zeichen für eine maligne B-Zell-Erkrankung. Besonders, wenn nur wenige B-Zellen die abnorme Antigenexpression zeigen. Kleinere B-Zellpopulationen können auch beim Gesunden und erst recht bei nicht-malignen Erkrankungen recht eigenartige Antigenexpressionen zeigen, ohne dass eine maligne Erkrankung dahinter steckt. Im Zweifelsfall sollte man mit einer Leichtkettenfärbung die Klonalität dieser B-Zellpopulation abklären.
Bei kleinen Populationen mit abnormer Antigenexpression muss man unbedingt auch an das Carry-Over denken, also an die Verschleppung von Zellen von einem Röhrchen ins andere. So manche "unerklärliche" Population hat sich bei näherer Betrachtung schon als Verschleppung aus dem vorigen Röhrchen entpuppt. Und ein gewisser Grad an Verschleppung ist kaum vermeidbar.
3. Definieren der Antigenexpression der abnormen B-Zellen
Hat man einmal herausgefunden, dass eine abnorme, monoklonale B-Zellpopulation vorliegt, dann muss man sie näher charakterisieren. D.h., man muss die Expression der für eine Diagnose wichtigen Antigene dieser B-Zellen beschreiben. Dies ist meist eine relativ leichte Aufgabe. Man misst ja ohnehin meist alle wichtigen Marker in einem Ansatz. Jetzt braucht man sich nur noch die Ergebnisse anzusehen:
. Das Stellen der Diagnose des B-NHL
Vorbemerkung
Dies ist ein heikler Punkt. Kann man durchflusszytometrisch überhaupt eine Diagnose stellen? Nicht immer, ja eigentlich gar nicht so oft. Aber oft wird das Ergebnis der durchflusszytometrischen Analyse die eine Diagnose sehr wahrscheinlich, die andere wieder sehr unwahrscheinlich machen. Deswegen ist die Durchflusszytometrie auch in den Fällen, in denen sie keine definitive Diagnose liefern kann, ein wertvoller Mosaikstein für die Abklärung.
Vorgehen
Im vorigen Abschnitt haben wir das Antigenmuster der monoklonalen Population beschrieben. Nun muss man überlegen, zu welcher malignen B-Zellerkrankung das Antigenmuster passt. Zur Orientierung sind in der nachfolgenden Tabelle die Antigenexpressionen wichtiger reifer, maligner B-Zellerkrankungen aufgeführt.
Es klingt sehr einfach; Man vergleicht das gemessene Muster mit den in der Tabelle angegeben und weiß dann, welche Erkrankung vorliegt. Dem ist aber leider nicht so.
Es gibt verschiedene Probleme:
Bestimmte Muster sind zwar typisch aber keineswegs obligatorisch
Was heißt das? Beispiel: Eine CLL ist zwar typischer Weise CD23pos, kann aber auch negativ sein. Und das gilt für fast alle Antigene. Fast keines ist in allen Fällen oder in keinem Fall vorhanden. Auf praktisch keines kann man sich 100%ig verlassen.
Die Bedeutung eines Markers hängt von der Expression anderer Marker ab
Beispiel: Ist CD5 positiv, dann ist CD23 wichtig, weil es dann bei der Unterscheidung der CLL und des MCL hilft. Ist CD5 negativ, dann ist CD23 relativ unwichtig.
Bei manchen Antigenen ist nicht nur wichtig, ob sie auf den B-Zellen zu finden sind (=positiv) oder nicht (=negativ), sondern wie stark sie auf den B-Zellen sind.
Die Schilderung dieser Probleme soll verdeutlichen, dass die Befundung einer durchflusszytometrischen Analyse bei malignen Erkrankungen weit schwieriger ist und weit größerer Erfahrung bedarf als es die simple, tabellarische Auflistung der Antigenexpressionsmuster vermuten lassen würde.
Entscheidend ist der klinische Verlauf , egal ob MBL , SLL oder CLL.
Gruß Alan