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jan
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Beitrag von jan » 16.11.2005, 23:13

Hallo Lupus,

erstmal herzlichen Dank für Deine netten Worte und Dein Lob, das mich sehr freut.

Zu Deiner Frage: Bei der "Untersuchung im Speziallabor" handelt es sich vermutlich um eine PCR-Untersuchung, mit der mit feinst aufgelöster Methodik (auf genetischer/molekularer Ebene) eine kranke Zelle in bis zu einer Million untersuchter Zellen festgestellt werden kann.

Dazu kurz zum Hintergrund: BCR-ABL ist das CML-typische Gen auf Chromosom 22, bei dem die eigentlich auf verschiedenen Chromosomen sitzenden Gen-Stücke "BCR" und "ABL" zu einem "BCR-ABL-Fusionsgen" auf Chromosom 22 verschmelzen. BCR-ABL wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.

In der bei CML verwendeten PCR-Methode wird das Verhältnis der CML-typischen "BCR-ABL-Fusionsgene" zu einer Gesamtheit von Genen (d.h. eines bestimmten, auch bei gesunden Zellen vorkommenden Gens wie ABL oder G6PD) festgestellt. Im Laborbericht einer PCR steht daher z.B. "BCR-ABL/ABL" (lies "BCR-ABL zu ABL") oder "BCR-ABL/G6PD" ("BCR-ABL zu G6PD"), was das mathematische Verhältnis von gefundenen "kranken" Fusionsgenen zu den gefundenen "normalen" Genen wiedergibt. Dummerweise haben die Labors sich noch nicht auf einen Standard geeinigt, so dass man "BCR-ABL/ABL" und "BCR-ABL/G6PD" nicht miteinander vergleichen oder ineinander umrechnen kann.

Wenn nun also in der PCR die Gene untersucht wurden und der BCR-ABL/ABL-Wert in der PCR 0,12% beträgt, bedeutet dies, dass z.B. auf 10.000 gefundene ABL-Gene insgesamt 12 BCR-ABL-Fusionsgene kamen.

Der von Dir genannte Wert "6,9*10E-4" ist eine mathematische Umschreibung von "6,9 mal zehn hoch minus vier" (E=Exponent). Dies bedeutet in dem Fall 6,9/10000 = 0,069%.

Der Hinweis, dass es zu einer Verringerung um eine Log-Stufe gekommen ist, heisst folgendes: Eine Log-Stufe oder "Größenordnung" ist, vereinfacht gesagt und mathematisch nicht ganz korrekt, eine Zehnerpotenz. Dies bedeutet, dass die Reduktion um "ein Log" auf ein Zehntel, um "zwei Log" auf ein Hunderstel und um "drei Log" auf ein Tausendstel des Ursprungswerts ist. Eine Reduktion um mindestens "drei Log" (0,12%) BCR-ABL/ABL ist das aktuelle Ziel der CML-Therapie, da man aufgrund der CML-Studiendaten überzeugt ist, dass die Patienten, die diesen Wert unterschreiten, ein sehr geringes Risiko eines Krankheitsrückfalls haben.

Leider kenne ich die Vergleichswerte für BCR-ABL/G6PD nicht...

Ich hoffe, ich konnte es ein Stück erklären.

Herzliche Grüße
Jan



lupus
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Beitrag von lupus » 16.11.2005, 21:34

Hallo zusammen,
mit diesem Beitrag möchte ich mich einmal ganz herzlich bei den Initiatoren dieses Forums und den zahlreichen Kundigen bedanken. Stellvertretend für andere nenne ich hier nur Jan. Ratschläge, Anfragen und Hinweise haben mir sehr geholfen, mich in Anfängen über CML zu informieren. Ein Austausch unter Gleichbetroffenen erscheint mir wichtig. Aus Anlass einer Routineuntersuchung vor einem Jahr beim Hausarzt wurde bei mir CML (Philadelphia +, bei 85000 Leukos) diagnostiziert. In einer Facharztpraxis für Onkologie / Hämatologie werde ich seitdem gut beraten und betreut. Dank Glivec 400 haben sich die Leukos sehr schnell zwischen 5000 und 7000 eingependelt. Das Blut wird alle 4 Wochen untersucht. Vierteljährlich befasst sich damit auch ein Speziallabor (mikroskopisch ??). Mein Arzt ist bisher mit allen Ergebnissen sehr zufrieden. Kann mir aus diesem (unseren) Kreis jemand halbwegs verständlich erläutern, was es heißt, wenn „eine BCR-ABL/G6PDH Ratio von 6,9*10E-4 ermittelt“ wurde? Und was heißt es, wenn es „zu einer Verringerung der Menge an nachweisbaren Fusionstranskripten um eine Log-Stufe gekommen“ ist?
Allen freundliche Grüße
Lupus

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