AML

Akute Myeloische Leukämie (AML) und Akute Lymphatische Leukämie (ALL)

Moderatoren: jan, NL, Marc

Katja
Beiträge: 11
Registriert: 22.11.2010, 17:23
Kontaktdaten:

Beitrag von Katja » 23.10.2002, 23:01

Hallo Gabi!

Danke für deine Reaktion auf meinen Beitrag. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Du sprichst mir auch aus der Seele.
Ich wäre auch froh, wenn der Alltag mich so ausfüllen würde das ich gar keine Zeit habe darüber nachzudenken. Zum Großteil ist es auch so. Ich mache zur Zeit eine Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel. Wegen dieser Ausbildung wohne ich aber nicht mehr so Hause. Ich komme nur am Wochenende heim. Also bin ich viel Zeit alleine in meiner Wohnung, da ich keinen Freund habe und meine guten Freundinnen weiter weg wohnen. Aber zum Glück habe ich ein Hobby das mich total ausfüllt und bei dem ich alles vergessen kann. Ich gehe vier mal in der Woche zum Tanzen (Jazz, Modern, Hip Hop, Klassik...es ist eine Tänzerische Vorausbildung). Da kann ich mit meinen Freunden dort reden und es geht mir gut. Aber die Stunden in meiner Wohnung sind sehr schlimm für mich. Ich telefoniere täglich mit meiner Mama. Sie ist zum Glück nicht ganz alleine in der Wohnung wie deine Mutter. Denn in unserem Haus wohnen auch noch meine Großeltern (die Eltern von meiner Mama) und meine Schwester ist auch sehr oft zu Hause. Das hilft meiner Mama schon sehr!
Ja, das mit dem Mundschutz und mit dem Hände desinfizieren und am Schluss auf der Intensivstation sogar Mundschutz, Handschuhe, Kopfbedeckung und Kittel waren sehr schlimm. Das schlimmste Bild das wir jetzt zu Hause haben ist sicher das von meinem Papa seinem 44. Geburtstag am 22. September diesen Jahres. Seine Familie um ihn herum, alle mit Mundschutz! Zur Zeit bin ich noch nicht in der Lage mir dieses Bild anzuschauen. Es ist immer noch auf dem Chip in der Digitalkamera.
Meine Eltern wollten wenn alles überstanden ist auch etwas kürzer treten. Sie wollten gemeinsam erstmal auf Kur, dann wollte sie wieder auf Südtirol fahren. Das war das Lieblingsland von meinem Papa, dort hatte er viele Freunde, von denen auch sehr viele zur seiner Trauerfeier gekommen sind. Er hat zwar gesagt er wolle nicht mehr arbeiten. Aber wenn es ihm wieder besser gegangen wäre, wäre er auch wieder auf die Arbeit gegangen. Denn seine Arbeit war sein Leben. Er war Polizeibeamter mit Leib und Seele.
Auch ihren 25. Hochzeitstag wollten sie ganz groß feiern....diese Dinge sind es, die einen eigentlich so traurig machen. Er hatte noch so viel vor in seinem Leben. Es ist ja schon schwer einen Menschen zu verlieren der alt ist und sein Leben gelebt hat...aber so...
Das mit dem am Leben teilnehmen ist wirklich immer leichter gesagt als getan. Meine Eltern haben sich auch schon vorher mit dem Thema Tod beschäftigt. Denn bei dieser Krankheit muss man trotzdem immer damit rechnen. Er hat auch immer meine Mami erzählt das er keine Angst vor sterben hat, sondern wie wir das verkraften und das er total Angst um uns hat. Er hat immer erst an die anderen und dann an sich gedacht. Ich bin froh das ich von meinem Papi so viel in meinem Leben mitbekommen habe. Vielleicht mehr als manche in ihrem ganzen Leben von ihren Eltern lernen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Und lieber habe ich meinen Papa 17 Jahre gekannt, als irgend einen Papa der nicht für mich da ist oder mich schlecht behandelt vielleicht länger!

Auch dir und deiner Familie wünsche ich das Beste!

Katja

unknown

Beitrag von unknown » 23.10.2002, 08:36

Hallo Katja,

ich heiße Gabi und auch ich bin neu hier. Dein Beitrag spricht mir aus dem Herzen, denn auch ich habe meinen Vater erst vor kurzem (am 1.10.02) durch eine AML verloren. Auch er hat bis zuletzt wie ein Löwe gekämpft und war immer voller Hoffnung, obwohl selbst die Ärzte am Ende ziemlich ratlos waren. Mein Vater ist 63 Jahre alt geworden und starb ganz überraschend während eines Kurzurlaubs zu Hause durch Organversagen. Er hatte keine Geschwister und wir als Kinder kamen als Spender von Anfang an nicht in Frage (was ich allerdings nicht so recht verstanden habe). Er hat 3 starke Chemotherapien hinter sich gehabt und fast das ganze Jahr im Krankenhaus zugebracht. Es ging ihm nach der ersten Therapie sehr sehr schlecht, aber selbst da war er guter Dinge und hat nicht ein einziges Mal geklagt. Schockiert und hilflos standen wir daneben - wieso gerade er? Sehr schlimm für mich war auch, dass er für uns selbst bei den Besuchen im Krankenhaus unerreichbar war, da wir wegen evtl. Ansteckungsgefahr stets mit Mundschutz, Handschuhen etc. versehen sein Zimmer betreten durften, Nähe und Zärtlichkeiten nicht austauschen durften und konnten. Am 28.September hat meine Mutter ihren 60. Geburtstag gehabt, da wollte er unbedingt mal nach Hause. Er hat es erreicht und hat nochmal den Großteil seiner Familie gesehen, bevor er dann so plötzlich in der Nacht zum 01.10.02 im Schlaf gestorben ist. Bei diesem letzten Treffen habe ich ihn beim Abschied umarmt - da ich nicht mehr in meinem Heimatort wohne (ca. 350 km entfernt) und nicht so oft da sein konnte, war dies für mich eine große Erleichterung. Ich hatte bei meinen Besuchen und Abschieden ohne Berührung immer die Angst, wegzufahren und ihn nie mehr sehen und berühren zu können. Nun ist meine Mutter alleine im Haus. Ich habe noch eine Schwester, sie ist am Todestag meines Vaters gerade 40 Jahre alt geworden. Meine Eltern waren 40 Jahre glücklich verheiratet. Er war in seinem Leben nie ernsthaft krank gewesen und hat eigentlich nur gearbeitet. Nun wäre die Zeit gewesen, wo sie beide gemeinsam im "Ruhestand" das Leben genießen hätten können.
Die Frage nach dem "WARUM" bleibt im Raum zurück und es ist schwer für jeden zu akzeptieren, wieso gerade er nicht zu den Glücklichen zählt, die diese Krankheit besiegen konnten. Was bleibt ist die Erinnerung an die schönen Jahre und all das, was er einem fürs Leben mitgegeben hat (was nicht wenig ist). Bei meiner Schwester und mir ist ziemlich schnell der Alltag wieder eingekehrt. Durch Beruf und Familie wird man doch sehr viel abgelenkt. Meine Mutter hat natürlich schwer am Verlust zu tragen, ist sie nun ganz alleine im Haus und mein Vater fehlt überall - du wirst das ja selbst wissen.
Ich wünsche Dir, Deiner Schwester und Mutter viel Kraft in dieser schweren Zeit - auch wenn es jetzt vielleicht hart klingt: das Leben nimmt seinen Lauf und es wird und muss weitergehen. Mein Vater und ich denke auch Dein Vater hätte sicher nicht gewollt, dass wir als Hinterbliebene am Leben nicht mehr teilnehmen. So schwer es auch fällt, man muss aufstehen und sich den Tatsachen stellen. Er wird immer in unseren Herzen sein und ich werde sicher öfters im Geiste fragen "Wie hätte das jetzt mein Vati gemacht".
In diesem Sinne alles Gute für Dich und Deine Familie
Gabi.

Katja
Beiträge: 11
Registriert: 22.11.2010, 17:23
Kontaktdaten:

Beitrag von Katja » 22.10.2002, 13:05

Hallo,

mein Name ist Katja. Ich bin neu hier und ich denke hier passt mein"Thema" noch am besten hin. Ich selbst bin nicht von Leukämie betroffen, sondern mein Vater war es. Warum war werdet ihr euch jetzt fragen. Es gäbe zwei Möglichkeiten. Bei meinem Papi trifft leider die schlechtere zu. Er ist vor ca. 2 Wochen am 04. Oktober 2002 an den Folgen einer Lugenentzündung während seiner Tiefpunktphase gestorben. Was mich am meisten daran stört: er hat so gekämpft. Es gibt manche die geben sich schon auf, wenn sie nur das Wort "Leukämie" hören. Meine Papa dagegen hat sich mit jedem Rückschlag abgefunden und hat weitergekämpft. Er hat 8 Geschwister, keiner kam als Spender in Fragen. Danach wollte man Eigenzellen für eine Eigentransplantation sammeln. Hat leider auch nicht geklappt da mein Vater nur reife Stammzellen produziert hat. Dann beschloss man nur mit Chemo zu behandeln. Nach der dritten sollte schluss sein...nach der dritten Chemo bekam er eine Lungenentzündung die ihm solche Schmerzen bereitete das sie ihm Morphium gaben. Es bildeten sich Entzündungen verursacht durch einen Pilz an Milz, Leber, Nieren und im Gehirn. Dann bekam er auch noch dazu so eine Art Schlaganfall auf den er sich nicht mehr beruhigte und sie meinen Papa ins künstliche Choma versetzen mussten. Während diesen Chomas verbesserten sich seine Werte sogar ein bisschen und wir waren immer noch positiv und habe immer daran geglaubt das er es schafft. Dann von 03. auf 04. Oktober bekam er Hirnblutungen...wir saßen bis zum Schluss an seinem Bett bis sein Herz aufhörte zu schlagen. Er lässt seine zwei Töchter zurück (meine Schwester Bianca,20 und mich Katja, 17) seine geliebte Frau Karin (43) und seine Mutter, seine 8 Geschwister, Verwandte und Freude. Meine Eltern waren 23 Jahre glücklich verheiratet. Meine Vater war erst 44 Jahre und der liebste Mensch den es auf der Welt gibt und gab! Auf die Frage: "WArum mein Papa?" fand ich keine Antwort

Denk nie an das,
was du mir nicht gegeben hast,
du hast mir das liebste Herz
von allen anvertraut und das ist mehr,
als sonst jemand auf der Welt
mir jemals anvertraut hat!
[addsig]

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste