Beenden

Wie gehe ich mit Leukämie im Alltag um? Wie unterstütze ich als Freund oder Angehöriger? Welche Erfahrungen gibt es bezüglich Rente, Behindertenausweis, Psychotherapie, Kur?

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marwin1077
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Re: Beenden

Beitrag von marwin1077 » 02.07.2011, 22:00

Ganz schwieriges Thema!

Allein ist es natürlich extrem schlimm! Man hat keinen Rückhalt von irgendjemanden und ist jenen die NUR helfen wollen absolut ausgeliefert, in der psychiatrischen Heilanstalt umso mehr.

Ich finde es total aufrichtig und großartig, dass Du Weishaupt nicht die Personen selbst, sondern die Denkweisen dahinter in Frage stellst.

Wann ist es noch eine Hilfe und ab wann wird es zum Zwang!
Teilweise spaltet so eine Frage Personengruppen, sogar unter sich, bis ganz ins Extreme auf.

Ich habe keine Antwort, keine tröstendes Zitat und keine Lebensweisheit für Dich.
Du mußt selbst draufkommen was Dir wichtig ist, natürlich ändern sich die Wichtigkeiten auch mit unterschiedlichen Situationen.

Kopf hoch!

Martin
Trisomie 8 Mosaik

Weishaupt
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Re: Beenden

Beitrag von Weishaupt » 02.07.2011, 19:00

Erst einmal vielen Dank für Eure Antworten und was jetzt kommt werden wohl nur die wenigsten glauben:

Ich bin weder böser auf die Ärzte, auf meiner Krankheit, oder auf die Frau die mich gerade verlassen hat.

Meine Frage richtet sich in die Richtung der Moral,,Ethik und vorallem der Bevormundung durch das gesetzt....
AML M4 ED 06/06 - Rezediv 08/07 - TX 11/07 - cGvHD 08/08 - Suizidversuch 06/11
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Linde
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Re: Beenden

Beitrag von Linde » 01.07.2011, 12:49

Hallo Weishaupt,

klar ist es sauschwer mit Schmerzen, Krämpfen, im Rollstuhl sitzend und mehr Problemen "Sinn" im Restleben zu finden.
Und ich kann ansatzweise verstehen, was in Dir vorgeht und auch dass Du wütend auf das Schicksal, die Ärzte, die Krankheit, Deine Freunde und und und bist. Doch wem hilft das? Du scheinst Dich im Kreis zu drehen, die Schmerzen machen Dich fertig und mit Medikamenten versucht man Dir eine "Auszeit" aus Deinem Gedankenkarussell geben zu wollen... und Du willst eigentlich auf unbewußter Ebene keine Hilfe. Du willst reden und gleichzeitig hörst Du vielleicht gar nicht hin, was andere Dir sagen. Vielleicht beschwerst und nörgelst Du vor allem (was ich in Anbetracht Deiner Situation gut nachvollziehen kann). Versetze Dich in die Situation der anderen, wie würde es Dir (als Gesunder) mit einem Freund ergehen, der z.Zt. so drauf ist wie Du?

Und was ich echt nicht verstehe: Du beschwerst Dich, Dich selbst als Rollstuhlfahrer nicht umbringen zu können. Warum nicht? Warum hat es bislang nicht geklappt, "erfolgreich" Suizid zu begehen? Vielleicht willst Du tatsächlich noch leben, jede Minute noch mitnehmen, oder Du hast Angst vor dem Tod?

Ich selbst hatte schon einige Phasen in meinem Leben (ohne körperlich schwerwiegende Erkrankung), an denen ich an Suizid dachte, mir "sicher tödliche" Techniken überlegte und nachrecherchierte. Fazit: Ich lebe noch, habe es nicht getan, weil mir der Mut fehlte, es wirklich durchzuziehen und weil ich zu meiner Überzeugung gekommen bin, daß ich selbst nicht das "Recht" habe, mich aus dem Leben zu stehlen. Dieses Leben wurde mir von meinen Eltern geschenkt, von Gott geschenkt. -ohne Umtauschrecht - ohne Gewährleistung- ohne Garantien. Für mich ist das so.

Keine Ahnung ob das so o.k. ist. Keine Ahnung ob ich bei dieser Überzeugung bleibe. Jedenfalls habe ich mich - wiederholt - für das Leben entschieden.... und schwupps wurde die Diagnose CML gestellt. Also war diese Todessehnsucht wohl sehr intensiv und "somatisierte" sich im Körper.

In diesen verzweifelt, einsamen, sinnlosen Momenten erinnerte ich mich daran, dass ich während einer heftigen allergischen Reaktion mit beginnender Schocksymptomatik, Asthma, Quincke-Ödem mit meinem Leben innerlich abschloss und es wäre für mich o.k. gewesen zu sterben und kurz danach kam in mir eine gewaltige innere Auflehnung hoch: Ich will noch leben! Und es stellte sich Freude am Leben ein. Das ging alles in Bruchteilen von Sekunden, doch dieser Überlebensdrang war sehr intensiv. Und daran denke ich in dunklen Phasen und ich weiß, tief in mir gibt es "etwas", dass leben will.

Ich wünsche Dir von Herzen die Lösung aus Deinen psychischen Schwierigkeiten und schmerzfreie Phasen!
Linde

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Re: Beenden

Beitrag von Weishaupt » 29.06.2011, 19:12

annachristine hat geschrieben:Hallo Weishaupt,
Du stellst da Fragen, die Dir keiner richtig beantworten kann.
Ganz krass:" wenn Du von der Welt willst, dann such dir einen Ort aus, wo Du keinen anderen gefährdest und wo möglichst auch keiner ist, der Dir dann helfen kann".
Und da fangen die Probleme doch schon an. Ich sitze im Rollstuhl und komm gerade mal vom Bett aufs Klo....

Die Grundsätzliche Frage die sich hier doch stellt ist, ab wann wird ein Mensch "Ohne Recht auf Gegenwehr" entmündigt und genau in diesen Grenzfällen passiert es. Wenn ich als schwer kranker Mensch mit ständigen Schmerzen, Krämpfen und Spasmen zu kämpfen habe und dies ALLE bewust mitbekomme, da meine Birne noch eins A funktioniert, darf ich nach deutschem Recht NICHT entscheiden dem Leiden ein Ende zu setzen.

Da es sich bei Tieren nur um "Sachen" handelt ist die Euthanasie dort "nur" Sachbeschädigung und in den Augen der Tierschützer absolut "Human" - steht Human nicht für Menschlich?
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Re: Beenden

Beitrag von annachristine » 29.06.2011, 16:34

Hallo Weishaupt,
Du stellst da Fragen, die Dir keiner richtig beantworten kann.
Ganz krass:" wenn Du von der Welt willst, dann such dir einen Ort aus, wo Du keinen anderen gefährdest und wo möglichst auch keiner ist, der Dir dann helfen kann".

Die Großmutter meines Mannes hat fast 45 Jahre in der "Klappse" als Schwester gearbeitet und sie sagte immer, wer es einmal versucht, der versucht es immer wieder. Sie hat von schlimmen Dingen bestimmt Romane schreiben können.

Wenn man Dich mit Medikamenten zudröhnt, dann wirst Du wohl diese auch benötigen und auch längere Zeit nicht wieder unters Volk kommen.
Deine Familie und alle Deine Freunde sind von Deiner Tat nicht begeistert, denn sie werden sich Sorgen um Dich machen.
Es wollen alle Dir nur helfen und nichts Böses antun.

Vor ein paar Tagen lief bei Arte der Film: "Einer flog übers Kuckucksnest".
Ich habe diesen Film vor vielen Jahren im Kino gesehen und als er jetzt im Fernseh lief habe ich ihn mir wieder angesehen. Ich muß Dir sagen, daß ich jetzt mehr über das Ende schockiert war, als damals im Kino.
Es war ein normaler Mann, der durch die Behandlung und am Ende sogar die Gehirnop, wirklich nicht mehr er selbst war. Und man kann verstehen, daß der Mitpatient "Häuptling" ihn dann erstickte. Das nicht mehr Mensch sein war für diesen nicht zu akzeptieren.
Wenn Du kannst, dann sieh Dir den Film an und vergleiche Dein Leben mit dem Hauptdarsteller als Rirren. Film liegt evtl. in der Mediathek von Arte.

Ich wünsche Dir jedenfalls, daß Du wieder normal und ohne Selbstmordgedanken zurück ins Leben findest.

Liebe Grüße
Anna-Christine

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Beitrag von Weishaupt » 29.06.2011, 08:29

darf man das Leiden auch nicht. Sitz jetzt schon eine Woche in der Psyche und bin bedröhnt.
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