Ich habe CML und mich auch total verändert

Wie gehe ich mit Leukämie im Alltag um? Wie unterstütze ich als Freund oder Angehöriger? Welche Erfahrungen gibt es bezüglich Rente, Behindertenausweis, Psychotherapie, Kur?

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Dani
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Beitrag von Dani » 08.12.2004, 12:00

Hallo Esther,

ich kann mir Deine Probleme und Gedanken gut vorstellen, mir erging und ergeht es ganz ähnlich. Wie schon die anderen vor mir schrieben und ja auch Du selbst, Du mußtest einfach durch die Krankheit viel schneller und früher erwachsen werden als Gleichaltrige und Dich mit Ängsten, Themen beschäftigen, die man sonst (und nicht nur) in diesem Alter lieber verdrängt. Während die anderen unbekümmert genießen und feiern, als gäbe es kein Morgen, bist. Du durch die Krankeit viel reifer geworden und hast sehr früh gelernt, ganz andere Prioritäten zu setzten - was einerseits für Dich ein großer Gewinn ist, aber eben um den Preis jener Unbeschwertheit und Sorglosigkeit, die die Jugend ja eigentlich ausmacht. Das führt leider oft zu Problemen (Mißverständnissen?) mit Bekannten aus der Zeit vor der Diagnose, man scheint plötzlich in einer völlig anderen Welt zu leben und eine ganz andere Sprache zu sprechen. Ich denke, bei guten Freunden hilft nur viel Offenheit, gegenseitiges(!) Bemühen um Verständnis und miteinander zu reden. Ich könnte heute noch manchmal verzeifeln an der gedankenlosen Oberflächlichkeit vieler Mitmenschen, aber ich versuche mir dann zu sagen, wenn sie nie einen Grund hatten, ihr Leben und ihre Prioritäten zu überdenken, woher sollen sie's wissen? Laß Dich davon nicht irre machen - wie Lise so treffend schreibt, Du bist auf der richtigen Seite. Versuch' Dich nicht zu sehr abzukapseln, sprich mit den Menschen, die Dir wichtig sind... aber geh' auch Deinen eigenen Weg und mach' Dich nicht zu sehr abhängig vom Urteil anderer, die Dir nicht wichtig sind. Auch das ist ein Ausdruck der Reife :)

Falls Du magst, kannst Du mir auch gerne mailen - auf jeden Fall wünsche ich Dir alles Gute, viel Kraft und daß es Dir gesundheitlich weiterhin so gut wie möglich geht. Versuch' Dir immer wieder die positiven Seiten im Leben klar zu machen, was für Dich wesentlich ist und wofür Du bereit bist zu kämpfen. Der Weg, den Du im Moment durchmachst, ist ganz normal und ich wünsche Dir, daß Du dabei für Dich auch eine ganz intensive Lebensfreude entdeckst... aber eben eine hart erkämpfte.

Alles Liebe
Dani
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unknown

Beitrag von unknown » 07.12.2004, 22:16

Hallo Esther,
Ich denke dein Problem ist, dass du durch deine Krankheit gezwungen wurdest ganz schnell erwachsen zu werden. In deinem Alter ist es nun mal so, dass viel gefeiert und in den Tag hinein gelebt wird. Dies kommt dir natürlich in deiner Situation sehr lächerlich und oberflächlich vor. Ich denke die Anderen werden etwas länger brauchen bis sie dies verstehen können. Ich hoffe, du hast oder findest ein paar gute Freunde, mit denen du über deine Ängste und Gefühle sprechen kannst, denn alleine schaffst du es wahrscheinlich nicht mit deinem Schicksal fertig zu werden. Deshalb solltest du auch versuchen, dich nicht ganz von deiner Außenwelt abzukapseln und auf die Anderen zuzugehen mit deinen Problemen. Ich wünsche dir viel Glück und Zuversicht.
Liebe Grüße, Jolanda

Lise
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Beitrag von Lise » 06.12.2004, 13:20

Hallo Esther,

ich kann das insofern nachvollziehen, als man bei mir bereits mit 17 eine (grundsätzlich nicht lebensbedrohende, aber doch das Leben und das Arbeiten ziemlich erschwerende) Herzkrankheit festgestellt hat, die dann mit ca. 20 operiert worden ist. <!-- BBCode Start --><I>Eine</I><!-- BBCode End --> schwere Krankheit hatte ich also schon. Man verändert sich dadurch natürlich. Aber wie mein Vorredner schon geschrieben hat, so etwas lenkt einen sehr auf das Wesentliche (was nicht immer dazu führt, daß man ein zielstrebiger Mensch wird :wink: ) und man empfindet den Augenblick doch etwas stärker. Was einen nicht daran hindert, dann trotzdem mit seinem Schicksal zu hadern und sich andere Perspektiven zu wünschen. Ich denke, daß Du durch Deine neue Situation einfach über wesentlich mehr nachdenkst und früher schlauer wirst über das, was wichtig ist.
Du bist auf der richtigen, der wichtigen Seite, und Du wirst ein Dir passendes Umfeld im Laufe der Zeit schon finden.
Ich wünsche Dir viel Kraft, gute Gefühle und etwas, das früher Gesundheit gewesen wäre und jetzt eben den Umständen entsprechend Gesundheit ist!.
Lise.
[addsig]

unknown

Beitrag von unknown » 06.12.2004, 04:04

Hallo Esther,

so pathetisch und vor allem unmodern es klingen mag: Wahrscheinlich bist Du durch die Erfahrung der Krankheit, wie wohl viele, aufgewacht aus dem alltäglichen wahnhaften Remmidemmi.
Diejenigen unter Deinen Freunden, die es wert wären, werden Dir in der Konzentration auf das Wesentliche schon noch folgen, früher oder später; und diejenigen, die dauerhaft im Rummel untergehen wollen, werden irgendwann einmal vom Schicksal umso unsanfter geweckt werden, da kannst Du sicher sein.

Alles Gute,
Pascal.

unknown

Beitrag von unknown » 05.12.2004, 19:12

Hallo an Alle!

Ich bin gerade 19 geworden und leide jetzt seit Januar 2004 an einer CML. Ich bekomme das Medikament Glivec und körperlich geht es mir auch sehr gut. Trotzdem muss ich mich immer mit dem ganzen Mist herumschlagen und ich wünschte eigentlich nur eine ganz normale 19 jährige sein zu können. Ich glaube, dass es total schwer ist für außenstehende zu verstehen, wie man sich fühlt wenn man an so einer Krankheit leidet. Ich habe mir sehr viele Fragen gestellt: Ist das von Gott gewollt? Habe ich was falsch gemacht? Dann sieht man auch noch alle Menschen um einen herum, die ein ganz normales Leben führen und man ärgert sich total über diese Leute. Sie rauchen, feiern, trinken und beschäftigen sich nur mit Dingen, die ihre Gesundheit kaputt machen oder die total unwichtig sind, wie die Frage ob man sich neue Radkappen für das Auto kauft und daraus ein riesiges Problem machen. Ich bin im letzten Jahr sehr empfinflich geworden was das Verhalten der Leute untereinander angeht. Ich hasse manchmal einfach alle. Jetzt bin ich sehr allein geworden, weil ich es gar nicht mehr aushalten konnte und mich auch aus meinem Freundeskreis zurückgezogen habe. Ich weiß, dass sicherlich zurück könnte, aber ich will es gar nicht. Es macht mich einfach fertig. Ich weiß nicht mehr, wie ich mit denen umgehen soll und die verstehen das auch nicht. Ich weiß auch gar nicht woran das liegt. Vielleicht ist es, dass man durch so eine Krankheit viel weiser wird. Man sieht das Leben irgendwie ganz anders. Vielleicht hat ja jemand Lust sich darüber mit mir zu unterhalten.
Ich lass mal meine E-mail da:
<!-- BBcode auto-mailto start --><a href="mailto:"></a><!-- BBCode auto-mailto end -->

bis dann. Esther

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