ALL mit 17 - wie kann ich helfen?

Wie gehe ich mit Leukämie im Alltag um? Wie unterstütze ich als Freund oder Angehöriger? Welche Erfahrungen gibt es bezüglich Rente, Behindertenausweis, Psychotherapie, Kur?

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blondschopf
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Beitrag von blondschopf » 20.05.2008, 20:12

Liebe Paulina,
ganz plump (und ohne dass dir das wahrscheinlich viel helfen wird) könnte man sagen, dass das Verhalten deines Freundes typisch für Männer ist. Heute morgen hat mein Professor gemeint, dass Männer stets Beziehung ohne Nähe wollten, weil Nähe verletzbar und schwächlich mache. Sicherlich ist diese Angst in solch extremen Situationen wie sie dein Freund eben durchlebt, noch viel stärker. Ich glaube, bei Männern kommt zu den Existenzängsten bei solchen Situationen noch die Angst vor der eigenen Schwäche...
Was kannst du nun tun? Einerseits natürlich zeigen, dass du dein Leben "normal" führen kannst, andererseits ihm in seinem (womöglichen) Wunsch nach Beziehung (erstmal) ohne Nähe entgegenkommen (z.B. indem ihr euch über Banalitäten austauscht - manche Männer schätzen es auch, wenn man sie um Rat/Hilfe fragt, in dingen, in denen sie sich besser auskennen...) und auf jeden Fall über dritte Personen mit ihm in Kontakt bleiben.
Ich wünsche dir, dass die restlichen Tage der zwei Wochen schnell vorbei gehen und ihr euch dann wieder voller Vertrauen und Zuversicht entgegen kommen könnt!
Viele Grüße, Blondschopf
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Paulinia
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Beitrag von Paulinia » 18.05.2008, 23:38

Liebe(r) Blondschopf.

Alleine der Satz, mit dem Sonnenstrahl brachte mich zum lächeln.
Ja ich kann durch gemeinsame Freunde ein bisschen Kontakt mit ihm aufnehmen.
Ich habe nun auch schon mal ein paar gefragt, was sie denn von der Situation halten. Ich bin ja schon mal irgendwie ein bisschen beruhigt, dass mir jeder bestätigte, dass es nicht an den Gefühlen liegen kann. Es kam einfach so.
Und 10 Minuten vor unserem persönlichen Gespräch in einem Telefonat schrie er mich noch an: "Denkst du denn mir fällt das alles leicht? denkst du denn, ich will das alles?"

Alle meinten, dass er nicht will, dass ich ihm so schwach sehe.
Du hast schon recht.
Ich denke natürlich: Ich will doch IHM helfen.
Aber so ein Mensch ist er nun mal nicht. Nur meine Bedenken sind, dass er es nicht zugeben wird, wenn er mich vermisst. Er zieht das jetzt durch. Er möchte nicht, dass ich mein leben umstelle und wie er es sagt: "meine zeit für ihn verschwende"

Ich denke ich halte diese zwei Wochen nun durch.
Ein Tag ist schon mal rum.
Vielleicht packe ich auch noch 2 oder 3 rauf. Um ihn zu zeigen, dass ich mein Leben zwar normal führen kann. Aber dass ich es halt immer noch mit ihm darin führen möchte.

Und ja er sagte dies mit den zwei wochen genau so.
Er meinte ich könnte ihm danach ja mal eine sms schreiben. Aber ob er sie beantwortet, dass weiß er noch nicht.

Er war halt so kalt.
Aber wir sind uns alle einig, dass er sinnlose Argumente als Ausweg genommen hat, da er sah, dass ich mich nicht so einfach abschütteln lassen würde.

Danke für deine Nachricht.
Liebe Grüße.


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blondschopf
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Beitrag von blondschopf » 18.05.2008, 13:38

Liebe Paulina,
was du gestern schriebst tut mir wirklich Leid (so blöd das klingt, ich weiß).
Bitte, bitte verliere jetzt nicht den Glauben an dein eigenes Leben!
Wahrscheinlich verstehst du jetzt die Welt überhaupt nicht mehr: du wolltest für ihn da sein, alles für ihn geben, ihm helfen, ... und nun zieht er einfach einen Schlussstrich unter all deine Gefühle. Verstehen kann man das wohl nicht.
Hat er dir das mit den zwei Wochen denn so deutlich gesagt? Und hat er etwas über die Zeit danach geäußert? Konntest du ihm noch zu verstehen geben, dass du sein Verhalten nicht verstehts? Vielleicht muss er jetzt erstmal mit sich selbst klarkommen und hat Momentan keine freien Ressourcen für eine Beziehung (obwohl du jetzt sicher einwenden kannst, dass du ja IHM helfen möchstest und nicht umgekehrt). Vielleicht kann er, wenn sich mit der neuen Krankheitssituation etwas besser abfinden kann, wieder die Unterstützung sehen, die du ihm in eurer Beziehung geben möchtest.
Ich würde an deiner Stelle wahrscheinlich die zwei Wochen akzeptieren. Sich darüber hinwegzusetzen würde die Situation wahrschienlich nur verschärfen. Kannst du denn über gemeinsame Freunde Kontakt zu ihm halten (dass sie ihm vielleicht "nebenbei" mitteilen, dass du ihn nicht verlieren möchtest? oder sie dir von ihm und vielleicht von seinen Gefühlen erzählen).
Ich wünsche dir auf jeden Fall für den heutigen Tag einen Sonnenstrahl, der trotz des Schmerzes ein kleines Lächeln auf dein Gesicht zaubert.
Sei lieb gegrüßt
Blondschopf

Ich wünsche dir ganz, ganz viel Kraft, diese schreckliche Zeit zu überstehen. Versuche nicht, deine Trauer und deine Wut zu verstecken - stehe dazu, dass alles gerade eine Nummer zu hart für dich ist. Und verliere nicht den Mut und die Hoffnung, an Besserung zu glauben.
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Paulinia
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Beitrag von Paulinia » 17.05.2008, 21:22

Er hat schluss gemacht.
heute.
er will nicht, dass ich mein ganzes Leben auf den Kopf stelle.
Er ist so Eitel.
Und er will nicht, dass ich ihn in der schlimmen Zeit erlebe.
Als ich ihn gesagt habe, dass mir das egal ist und ich trotzdem bei ihm bin wurde er ganz komisch. Er meinte er hat keine positiven Gefühle mehr für mich und will mich nicht mehr sehen.

Seine Freunde meinen alle, dass liegt nicht an den Gefühlen.
Aber er meint er kann echt nicht mehr.
Er kann sich darum keine Gedanken machen und will, dass ich wieder normal lebe.

jetzt bin ich echt ganz am ende.
Ich soll ihn 2 Wochen in ruhe lassen. darf ihm nicht schreiben, nicht anrufen , nicht besuchen.

Und das wars dann so einfach.
Das ist echt ne Nummer zu hart für mich.
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Paulinia
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Beitrag von Paulinia » 14.05.2008, 10:58

danke für die lieben Antworten.

Heute kommt er ja auch erstmal für 1 - 2 Wochen nach Hause. Vielleicht ist es uns dann ja auch endlich mal möglich alleine zu sein und alleine zu reden.
Ich hab auch irgendwo gelesen, dass die Wochen die man dann immer zu Hause verbringen darf einem sehr viel kraft geben.

Ich werde mal heute abwarten denn wir wollen mit seinen ganzen Freunden und so bei ihm grillen.
Mal gucken wie das wird. =)

Liebe Grüße.
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Bernd123
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Beitrag von Bernd123 » 14.05.2008, 10:40

Hallo Paulina,

mit so einer Diagnose konfrontiert zu werden verändert alles was gewesen ist.

Meine Frau war, trotz einer üblen Lebensbeichte meinerseits, immer für mich da. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft. Ich habe auch einige Zeit gebraucht mit der Situation umzugehen, wenn das überhaupt machbar ist.

Also gib ihm Zeit, Kraft und Liebe durch positive Gedanken, sag ihm wie du dir eure Zukunft vorstellst und ganz wichtig gehe immer mit einer positiven Einstellung in die Klinik.

Er ist jung, ihr habt euer Leben noch vor euch, ihr schafft das!

Mein Cousin sagte immer "die Parole lautet durchhalten und Augen auf und durch"!


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Juicy
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Beitrag von Juicy » 13.05.2008, 08:01

Hallo Paulina,

mein Freund ist im Januar 07 auch an ALL erkrankt.

Ihm fiel es auch sehr schwer über die Krankeit zu sprechen, obwohl er sonst eher mehr über seine Gefühle sagt.

In Äußerungen wie "ach freu ich mich auf Weihnachten, ich wusste ja nicht, ob ich es nochmal erleben werde" wurde mir dann aber immer die Tragweite dieser Krankheit bewusst.

Ich bin der Meinung, egal wie sehr wir Angehörigen leiden, werden wir es nie schaffen uns in den "Kranken" hineinzuversetzen und zu verstehen was in ihm vorgeht.

Mein Freund war auch teilweise sehr abweisend, Anfangs war ich als so dumm und sauer...bis ich dann wieder dachte "Man...der ist mit Medikamenten voll und total abwesend und du bist sauer wg. sowas".

Gib deinem Freund einfach ein bisschen Zeit um mit der Diagnose und der neuen Situation klar zu kommen. Für ihn ist das ja eine totale Lebensumstellung.

Zeig ihm einfach nur, dass du für ihn da bist und lass dich nicht so leicht unter bekommen.

Aber zeig auch ruhig mal deine Gefühle...auch dir darf es mal schlecht gehen.

Viele Grüße
Juicy
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unknown

Beitrag von unknown » 10.05.2008, 15:04

Ich will ja gar nicht, dass er Sehnsucht hat.

Er soll sich ja jetzt nicht auf die Beziehung konzentrieren sondern darauf, wieder gesund zu werden. Wie gesagt ich will ihm helfen. Egal wie.
Wenn ich dann erstmal auf die Beziehung an sich verzichten muss ok. Dann soll es mir recht sein.

Wünsche dir auch schöne Tage.
gruß Paulina.

modimi
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Beitrag von modimi » 10.05.2008, 14:54

Hallo, Du hast dich selbstständig gemacht auch gut so!

Wie ist es denn wenn Du ihn einen tag mal nicht besuchst ,hat er Sehnsucht?

Und seine Krankheit nicht immer zum Thema NR.1 machen,

schade, ihr kennt euch noch nicht so lange, sonst könntest Du mal von etwas von früher fragen

Nach dem Motto weisst Du noch Ablenkung ist ganz wichtig ,für Dich und Deinen Freund

So, nun grübel nicht über Pfingsten schöne Tage und Kopf hoch gruss Karin :)
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Paulinia
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Beitrag von Paulinia » 10.05.2008, 14:04

Wo ich dies grade so lese bekomme ich dann doch irgendwie ein schlechtes Gewissen. Ich meine ich sollte doch eigentlich damit zurecht kommen, dass es so abweisend ist und mich nicht beschweren. Immerhin hat er doch hier die große Aufgabe.

Vielleicht könntet ihr mir aus eigenen Erfahrungen oder so mitteilen, wie ihr damit umgegangen seid.

Liebe Grüße.
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Paulinia
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Beitrag von Paulinia » 10.05.2008, 13:56

Wie ich schon in einem anderen Forumthema schrieb, leidet mein Freund unter der Krankheit ALL.
Die Diagnose kam sehr plötzlich.

Er ist 17 Jahre alt und ich bin 18.
Wir sind noch nicht sehr lange zusammen aber er bedeutet mir wirklich unheimlich viel und ich will ihn in allem unterstützen.
Die Ärzte meinen, dass die ALL die er hat wirklich eine der Arten ist, die besonders gut zu behandeln ist. Seine überlebenschancen stehen bei 90 - 95 %. Was mir aber natürlich immer noch zuwenig ist. Sie haben vor 3 Tagen mit der Chemo angefangen und mit der Intensivtherapie beginnen sie in 15 Tagen.
Ich hatte eigentlich vor im August nach Berlin zu ziehen um dort ein halbes Jahr ein Praktikum zu machen aber das lege ich nun erstmal auf Eis. Ich will halt für ihn da sein habe ihm das aber noch nicht erzählt.
Er würde das nicht gut finden.
Er fand es schin blöd, dass ich 3 Tage nach der Diagnose nicht in der Schule war. Er möchte halt niemanden zur Last fallen.

Das Ding ist, dass mein Freund schon immer eher verschlossen war. Er redet nicht gern über Gefühle und ich hatte schon immer Probleme damit.

Er redet halt auch jetzt nicht über die Krankheit, was ich ja auch noch gut nachvollziehen kann. Aber immer wenn ich da bin dann guckt er mich kaum an. Er meint, wenn ich ihn jetzt auf die Wange küsse würde dies ja auch nichts bringen und redet auch nicht mit mir. Wenn wir alleine sind macht er lieber irgendwas am Laptop.
Und ich würd ihn sogern mal in den Arm nehmen oder sowas. Aber er ist wenn dann immer nur am meckern. Hauptsächlich sagt er aber gar nichts.
Er kommt jetzt am Mittwoch erstmal für eine Woche nach Hause. Wie soll ich denn mit ihm umgehen? Ich würd ihn sogern helfen und ihm zeigen, dass ich immer da bin.

Aber ich weiß nicht wie.

Liebe Grüße.
Paulina.
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