Imatinib (Handelsname Glivec) hat ein gutes Sicherheitsprofil, aber Tierstudien haben gezeigt, dass es potentiell teratogen wirkt. Die Einnahme des Medikaments wird während der Schwangerschaft oder bei beabsichtigter Empfängnis nicht empfohlen. Es gibt daher sehr wenige Berichte über Ergebnisse von Schwangerschaften, die während der Imatinib-Therapie gezeugt wurden. Auf ASH wurden nun neue Einzelfalldaten zum Thema Empfängnis und Schwangerschaft unter Imatinib-Therapie vorgestellt.

ASH-Abstract Nr. 1104: Empfängnis und Schwangerschaft bei Patient(inn)en mit CML unter Imatinib-Therapie

Pat Ault, Hagop Kantarjian, Susan O'Brien, Charles Koller und andere, MD Anderson Krebszentrum, Houston, Texas, USA

Auch wenn Patienten mit CML unter Imatinib-Therapie dazu aufgefordert werden, während der Therapie unbedingt zu verhüten, gibt es Einzelfallberichte von Empfängnis und Schwangerschaften. Das Team des MD Anderson Krebszentrums berichtet von 18 Fällen unter Imatinib-Therapie - 10 Patientinnen und 8 Patienten. 

Alle 10 Patientinnen wurden in chronischer Phase behandelt; eine war in kompletter zytogenetischer Remission (CG-CR), drei in partieller zytogenetischer Remission (CF-PR), zwei komplette hämatologische Antworten (CHR), und zwei kein Ansprechen. Alle Patientinnen unterbrachen die Therapie sofort nach Bekanntwerden der Schwangerschaft. Sie erhielten Hydroxyurea/Litalir (3), Leukapharese (1), Interferon (1) oder standen ohne Therapie unter Beobachtung. Zwei Patientinnen erfuhren einen ungeplanten und eine eine gewollten Schwangerschaftsabbruch. Sieben Geburten erfolgten ohne besondere Ereignisse nach durchschnittlich 36 Monaten Schwangerschaft. Acht Babies wurden geboren (ein Zwillingspaar), davon sieben gesund und eines mit Hypospadie. Zum Zeitpunkt des Berichts waren die Kinder durchschnittlich 14 Monate alt, und alle entwickeln sich normal. Zum Zeitpunkt des Schwangerschaftsabbruchs oder der Geburt waren 5 der Patientinnen 100% Ph-positiv, 3 hatten immer noch eine CG-MR und eine eine CG-PR. Die Patientinnen nahmen die Imatinib-Therapie nach der Geburt wieder auf, und durchschnittlich 18 Monate (5-48 Monate) nach der Geburt haben 3 eine CG-CR, 2 eine CG-PR, 1 eine VG-MR, 2 eine CHR.

Bei den 8 männlichen Patienten (6 in chronischer, 2 in akzelerierter Phase), die unter Imatinib-Therapie ein Kind zeugten, kam es zu 9 Schwangerschaften mit 8 gesunden Babies und einem ungeplanten Schwangerschaftsabbruch. Ein Baby hatte eine moderate Drehung des Darms, die operativ erfolgreich korrigiert wurde; bei den anderen sieben Babies gab es keinerlei Komplikationen. Im durchschnittlichen Alter von 37 Monaten (5-50 Monate) wurden bei keinem der Kinder Wachstums- oder Entwicklungsprobleme bekannt. 

Diese Erfahrung legt nahe, dass die Empfängnis unter Imatinib-Therapie häufig mit einer normalen Schwangerschaft verbunden werden kann, wenn Imatinib sofort abgesetzt wird. Trotzdem sollte nachdrücklich betont werden, dass eine effektive Verhütung unter Imatinib angewendet werden sollte.

Kommentar von Jan:

Die Erfahrungsberichte über Schwangerschaften unter Glivec sind rar und man muss sich trotz Berichte von positiven Einzelfällen des Risikos klar bewußt sein. Die Hypospadie ist ein häufiger Geburtsfehler bei männlichen Babies, der in der gesunden Bevölkerung statistisch in etwa einem von 350 Fällen auftritt. In einem im November 2005 in den Annals of Oncology erschienenen Einzelfallbericht wird jedoch zusätzlich von einer indischen CML-Patientin berichtet, die nach Erreichen einer Remission schwanger wurde und ihre Imatinib-Therapie unterbrach. In der 30. Woche wurde eine Fehlbildung der Wirbel festgestellt; nach der 34. Woche erfolgte eine Totgeburt. Insofern ist es wichtig, vor der Familienplanung mit einem auf CML spezialisierten Arzt zu sprechen und die Risiken für das Kind (Fehlbildungen) und die Mutter (Therapieunterbrechung) sehr genau abzuwägen.

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-- Übersetzung und Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit oder Vollständigkeit.

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