Mehr als ein Drittel der Krebspatienten in Europa verwenden komplementäre und Alternativbehandlungen, so eine Studie des Journals "Annals of Oncology". Das internationale Forschungsteam, das diese Studie durchführte, meint, dass komplementäre und alternative Medizin in die Gesundheitssysteme integriert und von der EU reguliert werden sollten. Auch wenn Ärzte diese ablehnen, sollten sie sich damit befassen und ihre Patienten aufklären.

Hauptsächlich Kräutertherapien wurden von europäischen Krebspatienten verwendet, gefolgt von Therapien wie Homöopathie, Vitaminen und mineralischen Ergänzungen und spirituellen Behandlungen, so die Forschungsergebnisse. Insgesamt wurden 58 verschiedene Komplementär- und Alternativtherapien identifiziert. Die Befragung wurde von der "European Oncology Nursing Society" in 14 Ländern durchgeführt. Die begfragten Patienten waren zwischen 17 und 91 Jahre alt.

Die europaweite Studie mit knapp 1.000 Krebspatienten fand einen starken regionalen Unterschied heraus - die Verwendung dieser Therapien differierte von 15% in Griechenland bis zu fast 75% in Italien. Die meisten Kräuter waren sehr landesspezifisch. Homöopathie war unter den Top-5 in sieben Ländern, genauso wie medizinische Tees, Vitamine und Mineralien in den Top-5 in neun Ländern waren. Sechs Länder - Israel, Dänemark, Italien, Spanien, Griechenland und Island wiesen besonders viele spirituelle Therapien auf.

Anwender von Alternativ- oder komplementären Behandlungen tendierten dazu, weiblicher, jünger und höher gebildet zu sein. Die meisten glaubten an die Wirksamkeit von diesen Heilmitteln, nur 3% äußerten Zweifel bezüglich ihrer Wirksamkeit. Patienten mit Bauchspeicheldrüsen-, Knochen-, Leber- und Hirnkrebs (Krebsarten mit schlechter Prognose) verwendeten Alternativtherapien viel häufiger als andere Krebspatienten. Die durchschnittliche Länge der Therapie war 27 Monate, mit einem Bereich von einem Monat bis zu 18 Jahren. 

Die meisten Patienten gaben an, Alternativ- und Komplementärmedizin anzuwenden, um die Fähigkeiten ihres Körpers zur Abwehr der Krankheit zu verbessern (50%), ihre physische Konstitution zu verbessern (40%) und ihr emotionales Wohlbefinden zu verbessern (35%). 4,4% der Patienten berichteten über Nebenwirkungen, die meisten vorübergehend und alle durch Kräuter ausgelöst.

Die Patienten gaben im Durchschnitt monatlich 123 Euro für Alternativ- und Komplementärtherapien aus, wobei die Höchstbelastung bei EUR 4.140/Monat lag. Mehr als die Hälfte der Befragten zahlten jedoch nichts, weil die meisten Heilmittel kostenlos (z.B. Sammlung von Kräutern) verfügbar waren.

Die meisten erfuhren über Komplementär- und Alternativmedizin von Freunden (56%), der Familie (29%) und den Medien (28%), während nur 18% von ihrem Arzt informiert wurden. Weniger als 10% informierten sich im Internet.

Die Ergebnisse zeigen, dass es für Ärzte und andere Mitarbeiter im Gesundheitssystem sehr wesentlich ist, über Komplementär- und Alternativheilmittel (CAM) Bescheid zu wissen, um in der Lage zu sein, ihre Patienten zu bilden, so die Autoren der Untersuchung.

"Unabhängig davon, was Ärzte von komplementären und alternativen Therapien halten und wie sehr sie diese ablehnen, zeigen unsere Untersuchungen, dass Patienten diese verwenden, und sie werden sie auch weiterhin anwenden", erklärte der Studienleiter Dr. Alex Molassiotis von der Universität von der Manchester, Abteilung Krankenpflege, Geburtshilfe und soziale Arbeit.

"Wir können nicht stark genug betonen, dass wir die Datenbasis für CAM-Therapien mit Methoden verbessern müssen, die angemessen und sensitiv sind. Es ist auch aus ökonomischen Gesichtspunkten wichtig, da CAM ein Multimilliardengeschäft ist - tätsächlich ist es die zweitgrößte Wachstumsindustrie - und manche Patienten geben hohe Beträge aus eigener Tasche dafür aus. Wir brauchen auch angemessene Gesetzgebung und Regulierung in Europa, da es starke Abweichungen zwischen den Ländern gibt. Da es so asussieht, dass CAM uns erhalten bleibt, sollte die EU entsprechend klare Vorgehensweisen und Gesetze in Erwägung ziehen", so Molassiotis.

Quellen:

Übersetzt und zusammengefaßt von Jan aus dem Englischen:

Weitere Informationen (Englisch):

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