Ältere Patienten mit hämatologischen Krebserkrankungen, beispielsweise Leukämien und Lymphome, könnten bei einer allogenen Transplantation mit geringer dosierter Chemo- und Strahlentherapie vor Transplantationsbeginn profitieren, so eine Veröffentlichung von Forschern des Fred Hutchinson Krebszentrums (USA). Der Einsatz neuer Konditionierungen sei eine wichtige Errungenschaft in der Verbesserung der Stammzelltransplantation in den letzten 15 Jahren. Die Ergebnisse für Patienten zwischen 60 und 75 Jahren seien heute bezüglich Gesamtüberleben und Progressionsfreiheit nahezu vergleichbar zu denen bei jüngeren Patienten. Alter sei daher heute nicht mehr der alleine limitierende Faktor für den Einsatz der Transplantation.

Höheres Alter war in der Vergangenheit mit einer höheren Sterblichkeit unter Hochdosis-Stammzelltransplantation verbunden. Solche Transplantationen beinhalten eine intensive Chemotherapie mit zytotoxischen Medikamenten, die die die Auslöschung der Stammzellen des Patienten vor der Stammzellübertragung zum Ziel hat. Das Risiko von Organschäden hat bisher den Einsatz der Hochdosiskonditionierung auf jüngere Patienten in guter körperlicher Verfassung beschränkt. Daher war die Altersobergrenze für Hochdosis-Transplantationen über Jahrzehnte bei etwa 55-60 Jahren. Dies verhinderte den Einsatz dieser Therapie bei der Mehrheit der Patienten, da das mittlere Alter der meisten hämatologischen Kreberkrankungen bei Diagnosestellung bei 65-70 Jahren liegt.

Um diese Einschränkung zu überwinden, wurde eine niedrigdosiertere Konditionierung für die allogene Transplantation entwickelt, in der niedrigere Dosen von Chemotherapie und Strahlentherapie nicht zu einer völligen Auslöschung aller Knochenmarkzellen vor Einsatz des Spender-Transplantats führen. Diese Vorgehensweise basiert auf dem Transplantat-gegen-Leukämie-Effekt (Graft versus Leukemia, GvL), um letztendlich eine Heilung zu erreichen. Sie basiert auf der Chemotherapie Fludarabine und einer niedrigdosierten Ganzkörperbestrahlung vor der Transplantation sowie einer nachgelagerten Phase mit Immunsuppressiva. Diese Konditionierung erlaubt die Ausdehnung der allogenen Transplantation zu einer vorher kaum therapierbaren Gruppe von Patienten, die älter oder in schlechter körperlicher Verfassung sind.

Die Forschergruppe des Fred Hutchinson Krebszentrums in Seattle, USA, analysierten das Therapieergebnis bei älteren Patienten mit fortgeschrittenen hämatologischen Krebserkrankungen, die eine dosisreduzierte Konditionierung vor allogener Stammzelltransplantation erhielten. Von 1998 bis 2008 wurden 372 Patienten im Alter von 60-75 Jahren (Durchschnitt 64) in eine prospektive klinische Studie an 18 Kliniken aufgenommen. Diese wurden entweder nur mit niedrigdosierter Bestrahlung oder mit Fludarabine behandelt, bevor sie mit den Stammzellen von verwandten Spendern (184 Patienten) und unverwandten Spendern (188 Patienten) transplantiert wurden. Sie erhielten Immunsuppressiva nach der Transplantation. Die untersuchten Therapieziele waren Gesamtüberleben und progressionsfreies Überleben.

Zum 23. Juni 2011 waren nach einer durchschnittlichen Beobachtungsdauer von 55 Monaten noch 133 von 372 Patienten am Leben. Krankheitsfortschritt oder Rückfall bei 135 Patienten war die häufigste Todesursache. 104 Patienten verstarben an anderen Gründen als Rückfall, z.B. Infektionen, Spender-gegen-Wirt-Reaktion (GvHD) und Multiorganversagen. Die Altersgruppen unterschieden sich dabei nicht signifikant (27% Sterblichkeit im Alter 60-64, 26% im Alter von 65-69, und 31% bei Patienten über 70 Jahre).

Die Fünfjahresüberlebensraten lagen bei 35 Prozent (38% im Alter 60-64, 33% bei 65-69 Jahren, und 25% ab 70 Jahren). Dabei spielten die Agressivität des Krebses und die Zweiterkrankungen eine maßgebliche Rolle - das Überleben variierte zwischen 69% (bei Patienten mit weniger aggressivem Krebs und wenigen Zweiterkrankungen) und 23% (bei Patienten mit aggressiver Erkrankung und vielen Zweiterkrankungen). Das progressionsfreie Überleben lag durchschnittlich bei 32 Prozent. Die Rückfallrate in 5 Jahren lag insgesamt bei 41 Prozent.

Zweiterkrankungen und Risikofaktoren für Rückfälle, nicht aber das Alter, waren mit schlechteren Transplantationsergebnissen verbunden. Mehr als die Hälfte der älteren Patienten mußten nach der Transplantion nicht mehr stationär aufgenommen werden, und zwei Drittel aller Überlebenden konnten die chronische Spender-gegen-Wirt-Reaktion überwinden und zu einem normalen Leben oder nahezu normalen physischen Befinden zurückkehren.

Die Autoren der Veröffentlichung sagen, dass es zwar noch viel Spielraum für Verbesserungen gäbe, insbesondere bezüglich der Rückfallraten, aber die Ergebnisse seien ermutigend, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die nicht-transplantationsbasierten Therapiealternativen sehr schlechte Ergebnisse zeigten, insbesondere bei Patienten mit Hochrisiko-AML, Fludarabin-resistenter CLL oder progressivem Lymphom. Die Bevölkering altert, was in den nächsten 20 Jahren zu einem starken Anstieg von neu diagnostizierten hämatologischen Krebserkrankungen führen wird. Höheres Alter sei auch verbinden mit mehr Zweiterkrankungen, und daher sei die Entwicklung von Therapieoptionen mit Heilungspotential und langfristig fast normalem körperlichem Befinden für ältere Patienten ein wichtiges Ziel.

Quellen: Journal of the American Medical Association (2011;306[17]:1874-1883) 2 Nov 2011, Newswise vom 1.11.2011, Yahoo vom 1.11.2011, Übersetzung durch Jan ohne Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit

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