Wissenschaftler der Universität Michigan haben entdeckt, dass die Anwesenheit eines bestimmten
Proteins gefährliche Komplikationen nach einer Knochenmarkspende vorhersagt. Mit diesem Wissen könnten Ärzte in Zukunft bereits sieben Tage nach der
Transplantation feststellen, welche Patienten eine Spender-gegen-Wirt-Reaktion (GvH) entwickeln werden. Bei dieser lebensbedrohlichen Reaktion greifen die transplantierten Immunzellen aus dem
Knochenmark das körpereigene Gewebe des Patienten an. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichte das Forscher-Team um John Levine am 17.02.2006 beim jährlichen Treffen der American Society for Blood and Marrow Transplant auf Hawaii.
Bei 170 Patienten, die eine Knochenmarkspende erhalten haben, maßen die Wissenschaftler den Spiegel des Tumor necrosis factor (TNF)-
Proteins, das Entzündungen auslöst. Dabei haben sie bei 94 Betroffenen eine Woche nach der
Transplantation erhöhte TNF-Werte festgestellt, noch bevor die Patienten
Symptome der
Graft-versus-Host-Reaktion zeigten. Das Forscher-Team konnte nachweisen, dass Patienten mit einem hohen TNF-Spiegel eine etwa um 20 Prozent geringere Überlebenschance haben: Nach einem Jahr lebten 62 Prozent, verglichen mit 85 Prozent der Patienten mit einem niedrigen TNF-Level.
Die Studienergebnisse ließen darauf schließen, dass man gefährdete Patienten frühzeitig herausfiltern könnte, um einer GvH-Reaktion vorzubeugen, so die US-Wissenschaftler. Dadurch könnten die Mediziner bereits mit der Behandlung beginnen, bevor sich überhaupt
Symptome entwickeln. "Bei einer Knochenmarkspende müssen bestimmte Gewebemerkmale übereinstimmen", erläutert Silvia Marcello, Pressesprecherin der Deutschen Knochenmarkspendedatei (DKMS), im pressetext-Interview.
"Die Chancen für eine Übereinstimmung stehen bei einfachen Merkmalen etwa eins zu 20.000, bei weniger häufigen Merkmalen eins zu mehreren Millionen", so Marcello weiter. Eine
Knochenmark-
Transplantation kann für Menschen, die an Leukämie leiden, lebensrettend sein. Die DKMS, in der über 1,3 Mio. potenzielle
Knochenmark- und Stammzellspender registriert sind, vermittelt täglich vier bis fünf Spender in die ganze Welt. Aber für jeden vierten Betroffenen findet sich kein passender Spender. "Es wäre schön, wenn sich noch mehr Menschen registrieren lassen würden, damit sich die Chance für einen passenden Spender erhöht", meint Marcello abschließend.
Quelle: PTE-Mitteilung vom 17.02.2006 Graft-versus-Host-Reaktion
Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion ist die immunologische Reaktion von transplantierte Immunzellen (z.B. Knochenmark) gegen den Empfängerorganismus. Diese kann in der Folge einer allogenen Knochenmark- oder Stammzelltransplantation auftreten. Am häufigsten äußern sich Symptomean der Haut, Leber, dem Darm oder Auge.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
Port
Zuführendes System, meist eine unter die Haut eingepflanzte Kunststoffkammer mit Venenkatheter, um eine kontinuierliche Medikamentengabe zu ermöglichen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Proteine
Große Moleküle, die sich aus über 100 Amonosäuren bzw. Peptiden zusammensetzen
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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