Anhand von Patienten, die einen Rückfall nach Stammzelltransplantation erlitten haben, wurde eine Kombinationstherapie aus Imatinib und Spenderlymphozytengabe untersucht. Es zeigte sich, dass auf diesem Wege schnell eine molekulare Remission erreicht werden konnte, die auch nach Absetzen der Imatinib-Dosis erhalten blieb. Der Sachverhalt wird vermutlich in weiteren grösseren Studien untersucht werden.


Imatinib (IM) ist ein effektives Medikament gegen chronisch myeloische Leukämie (CML) und derzeit die Standardtherapie für Patienten mit neu diagnostizierter CML in chronischer Phase. Imatinib kann eine Remission auch in Patienten mit CML mit einem Rückfall nach allogener Stammzelltransplantation (SCT) erzeugen. Andererseits muss die IM-Therapie bei darauf ansprechenden Patienten dauerhaft angewendet werden, weil die Leukämie üblicherweise zurückommt, wenn das Medikament abgesetzt wird. Spenderlymphozytengaben (DLI) sind sehr erfolgreich bei Patienten mit einem Rückfall in chronischer Phase nach SCT.

Unglücklicherweise können Spenderlymphozytengaben durch lebensbedrohliche Abstossungsreaktionen (graft-versus-host-disease, GvHD) und Myelosuppression verkompliziert werden. 

Um mögliche Synergien zwischen Spenderlymphozytengabe und Imatinib zu untersuchen, wurden Patienten mit Rückfall nach Stammzelltransplantation 400mg IM/d und Spenderlymphozyten mit steigender Dosis von 1.5 und 10x 107 CD3+ Zellen/kg alle 6 Wochen unter der Voraussetzung gegeben, dass der Rückfall anhält und keine klinischen Symptome von Abstossungsreaktionen auftreten. Es wurde geplant, Imatinib 3 Monate nach Erreichen der dauerhaften molekularen Remission abzusetzen, definiert durch nicht mehr detektierbare BCR/ABL-Transskripte in PCR von Knochenmarks-und Blutproben.

Vier Patienten nach allogener Stammzelltransplantation aus HLA-identischen Geschwistern zwischen Januar 1998 und Januar 2001, die wiederauftretende Erkrankung im Mittel nach 62 Monaten (Bereich 28-101) nach SCT zeigten, traten in diese Studie ein. Ein Patient zeigte einen Rückfall auf molekularer Ebene, zwei auf zytogenetischer Ebene und einer auf hämatologischer Ebene. Die mittlere Dauer der Imatinib-Therapie betrug 180 Tage (von 170-220). Die mittlere Zahl der Spenderlymphozytengabe war 2 pro Patient (von 2-3). Die gesamte CD3+ Zellendosis pro Patient waren 1.5x107/kg, 5.1x107/kg, 6x107/kg und 15x107/kg. Die erste Dosis der Spenderlymphozytengabe wurde auf 0.5x107 CD3+-Zellen/kg reduziert wegen der begrenzten chronischen Abstossungsreaktion des Patienten mit molekularem Rückfall. Die folgende Gabe wurde um 12 Wochen verzögert.

Der Patient mit hämatologischem Rückfall unterzog sich während 4 Jahren Imatinib-Therapie. Er erreichte molekulare Remission, 6 Monate später wurde eine Dosisreduktion auf 200mg/d versucht. Nach weiteren 12 Wochen der Therapie mit dieser Dosis trat ein Rückfall auf molekularer Ebene auf. Er erhielt Spenderlymphozyten und erreichte wieder eine neue molekulare Remission, die auch 7 Monate nach Absetzen von Imatinib noch anhält. Die anderen drei Patienten haben eine Kombinationstherapie mit Imatinib und Spenderlymphozyten im Mittel 2 (von 2-3) Monaten nach Diagnose des Rückfalls begonnen. Sie erreichten die molekulare Remission im Mittel 3 Monate (von 2-3) nach Beginn der Therapie. Alle vier Patienten sind mittlerweile ohne Therapie. Es wurden keine Zeichen akuter oder chronischer Abstossungsreaktionen gefunden, die hämatologischen Werte bleiben konstant im normalen Bereich. Die Kombinationstherapie wurde generell gut vertragen.

In unserer kleinen Beobachtung ist das schnelle Erreichen einer vollständigen molekularen Remission und deren Andauern nach Absetzen von IM sowie das ausbleiben von Abstossungsreaktionen von Interesse. Diese Beobachtungen legen eine mögliche Synergie zwischen der zytoreduktiven fähigkeit des Imatinib und der Immunvermittelten Heilung der CML durch Spenderlymphozyten nahe, trotz der Sorge über Berichte immunsuppressiver Effekte des Imatinib. Diese Vorläufigen Ergebnisse sind besonders ermutigend und verdienen weitere Studien mit grösserer Patientenzahl und längerer Nachuntersuchungsdauer.

Quelle: RESPONSE TO COMBINED USE OF DONOR LYMPHOCYTE INFUSIONS AND IMATINIB MESYLATE IN PATIENTS RELAPSED AFTER ALLOGENEIC STEM CELL TRANSPLANTATION FOR CHRONIC MYELOID LEUKEMIA, PB Bavaro, F. Pompetti, P. Olioso, G. Papalinetti, S. Santarone, P. Di Carlo, E. Di Bartolomeo, P. Di Bartolomeo (Pescara, Italy), EHA-Abstract Nr. 337. Übersetzung und Zusammenfassung durch Niko.

Weiterführende Informationen:

EHA-Abstracts 2008 (englisch)

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