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Überall in Deutschland sollen Krebskranke künftig noch besser und schneller nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen behandelt werden als bisher. Durch eine engere Verzahnung von klinischer Forschung und Versorgung der Patienten in onkologischen Spitzenzentren sollen neue Therapiestrategien erarbeitet werden.

Noch ringt Deutschland um eine gute Versorgung von Krebskranken. Bei vielen Tumorarten wie Brust- oder Prostatakrebs hinkt Deutschland in der Qualität der Behandlung seiner Patienten anderen westlichen Ländern hinterher. Lediglich bei bestimmten Malignomen wie Lymphomen oder hämatologischen Tumoren bei Kindern liege Deutschland mit seinen Therapieergebnissen weltweit an der Spitze. Das ist die Ausgangslage, wie sie Professor Wolfgang Hiddemann, Hämatologe und Onkologe am Klinikum Großhadern der LMU München, bei einer Veranstaltung in Wiesbaden geschildert hat.

Verbesserungen durch Onkologische Spitzenzentren


Aber die Situation beginnt, sich zu ändern. Inzwischen gibt es mindestens fünf Zentren in Deutschland, denen internationale Juroren bescheinigt haben, dass sie klinisch-wissenschaftlich auf höchstem internationalem Niveau arbeiten. Hierzu gehört das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg (NCT). Darüber hinaus hat die Deutsche Krebshilfe (DKH) nach einer Ausschreibung vier weiteren Tumorzentren mit Anbindung an Universitäten eine "exzellente interdisziplinäre Forschung und Versorgung von Krebskranken" bescheinigt. Es handelt sich dabei um das Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer am Uniklinikum Freiburg, das Südwestdeutsche Tumorzentrum am Uniklinikum Tübingen, das Universitäts KrebsCentrum Dresden und um das Centrum für Integrierte Onkologie der Unikliniken in Köln / Bonn.

Geplant ist, dass es bald zehn solcher Zentren in Deutschland nach dem Vorbild der Comprehensive Cancer Centers in den USA geben wird, wie Professor Otmar Wiestler, wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) Heidelberg, sagte.

Der Anreiz ist groß. Von der Deutschen Krebshilfe als onkologisches Spitzenzentrum ausgewiesen zu werden, ist nicht nur eine besondere Auszeichnung, sondern wird auch mit drei Millionen Euro Fördergeldern belohnt.

In Tumorkonferenzen werden die Therapiepläne erarbeitet


Kernpunkte der Zentren: Die Behandlung erfolgt als interdisziplinäre Systemtherapie. Patienten müssen Ärzte verschiedener Fachgebiete nicht einzeln aufsuchen, das Team kommt zu ihnen. Die Zentren sind um den Patienten herum organisiert und haben jeweils zentrale Anlaufstellen. Die individuellen Behandlungspläne werden in Tumorkonferenzen erstellt. Sie orientieren sich an den vom Zentrum festgelegten Standards (Standard Operation Procedures, SOP), in die Konsensusempfehlungen der Fachgesellschaften eingehen. "Wird ein neues Problem erkannt, das in den SOPs nicht erfasst ist, wird zeitnah in einer der täglich stattfindenden Tumorkonferenzen über die optimale, individuelle Therapie für den Patienten entschieden", beschreibt Professor Volker Diehl, Gründungsdirektor des NCT, das Vorgehen im NCT in Heidelberg. Das Zentrum hat Modell gestanden hat für andere Spitzenzentren.

In ihnen sollen klinische Forschung und Versorgung der Patienten eng miteinander verzahnt sein. "Exzellente Grundlagenforschung ist der Motor, der die klinische Onkologie antreibt", sagt Wiestler. Wissenschaftler arbeiten Tür an Tür mit den Klinikern, um Erfahrung, Methoden, Gewebeproben und neue Behandlungsstrategien auszutauschen und weiterzuentwickeln. Das Centrum für Integrierte Onkologie in Köln-Bonn (CIO), das zu den vier bisher von der DKH ausgezeichneten Zentren gehört, investiert derzeit in eine Genomforschungsanlage, um Gensignaturen von jedem Patienten erstellen zu können. Die Behandlung soll so weit wie möglich individuell der Biologie des Tumors angepasst werden.

Gentests sollen helfen, die Behandlung zu optimieren


Es gibt bereits viele Beispiele dafür, wie Gentests die Behandlung optimieren können. Bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) zum Beispiel sprechen Kranke mit der Genvariante KITD816 schlechter auf die übliche Chemotherapie an. Ergebnisse von ersten klinischen Studien lassen vermuten, dass diesen Patienten neuere Substanzen wie PKC412 besser helfen. PKC412 hemmt eine Tyrosinkinase (FLT3) in der Zellmembran. Das Enzym ist bei etwa jedem dritten AML-Patienten überaktiv.

Ein anderes Beispiel ist Brustkrebs. Am niederländischen Krebsinstitut in Amsterdam ist ein Genchip entwickelt worden, mit dem sich feststellen lässt, ob es sich beim Tumorgewebe einer Frau um einen primären Herd handelt oder bereits um eine Metastase.

Genchip analysiert die Aktivität von 70 Genen bei Brustkrebs


Auf der Arbeit desselben Teams um Laura van't Meer basiert ein Genchip, der im vergangenen Jahr in den USA von der Behörde FDA zugelassen wurde: Anhand der Aktivität von 70 Genen ermöglicht er, bei Frauen ohne Lymphknotenbefall das Risiko für ein Rezidiv innerhalb der nächsten zehn Jahre einzuschätzen. Die Risikoabschätzung soll helfen, die Zahl der Frauen zu vermindern, die präventiv eine Chemotherapie gegen potenzielle "Schläferzellen" erhalten, obwohl ihr Rezidivrisiko verschwindend gering ist.

Außerdem werden Genchips in klinischen Studien geprüft, um das Ansprechen von Patienten mit Mammakarzinom, aber auch anderen Tumoren auf die Chemotherapie vorherzusagen.

Entscheidend dafür, dass die Versorgung krebskranker Patienten anhaltend und flächendeckend verbessert wird, sei, die niedergelassenen Kollegen und die Kollegen der peripheren Krankenhäuser in die Arbeit der onkologischen Exzellenzzentren eng mit einzubinden und den Konkurrenzdruck zwischen Niedergelassenen und Klinikern zu vermindern. "Auch für die Arbeit der Kompetenznetze, in denen dieses Ziel bisher nicht immer erreicht wurde, erwarten wir in dieser Beziehung Impulse von den onkologischen Spitzenzentren," so Wiestler.

Es dürfte kaum realisierbar sein, künftig alle Tumorkranken an onkologischen Spitzenzentren zu behandeln - und das sei auch gar nicht nötig, so die Experten. Wichtig sei, bei der Therapie jedes Patienten, egal wo, die aktuellen wissenschaftlichen Standards zu erreichen.

Quelle: Ärzte Zeitung vom 05.02.2008

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