Krebspatienten brachten am 7. und 8. April ihren Kampf gegen Krebs nach Brüssel, als die Europäische Krebspatienten-Koalition (European Cancer Patient Coalition, ECPC), eine Dachorganisation für alle Krebspatientenorganisationen in Europa, ihr Gipfeltreffen im Gebäude des EU-Ausschusses der Regionen veranstaltete.

Unter Schirmherrschaft der slowenischen EU-Präsidentschaft trafen Mitglieder von ECPC mit ihren Mitstreitern zusammen: Mitglieder des Europäischen Parlaments gegen Krebs (MEPs against Cencer, MAC), Gestalter des Gesundheitswesens, und Vertreter aus Kreisen um Gesundheit und Onkologie wollen eine Partnerschaft für den Wandel schließen. Der Fokus lag auf der slowenischen EU-Präsidentschaft, die den Kampf gegen Krebs als Prioritätsthema gesetzt hatte. Die Ergebnisse der Präsidentschaftskonferenz wurden intensiv diskutiert: Die Reduzierung der Belastungen durch Krebs, das bessere Anpacken existierender Ungleichheiten in der EU, und die Verbesserung der Krebsüberlebensraten in den Regionen.

Die neu berufene EU-Kommissarin für Gesundheit, Ms. Androula Vassilou, eröffnete das Gipfeltreffen mit der ersten öffentlichen Rede ihrer Amtszeit. Sie befasste sich unvorzüglich mit e dem brennenden Bedarf, die "Lasten durch Krebs… eine der größten Gesundheitsbelastungen in der Gemeinschaft" anzugreifen. Dies bedürfe "gebündelter Kräfte" und "partnerschaftlicher Zusammenarbeit". Sie ließ die Hoffnung bei Krebspatienten wieder aufleben, dass die EU-Kommission nächstes Jahr "eine Mitteilung zu einem Krebs-Aktionsplans für die europäische Gemeinschaft veröffentlichen werde, die sich auf wichtige Aspekte zur Bekämpfung von Krebs, beispielsweise Prävention, Früherkennung, Diagnose, Therapie, Rehabilitation und palliative Betreuung, konzentrieren wird."

Der EU-Kommissar für Forschung, Dr. Janez Potočnik, der an der ebenfalls von ECPC organisierten "United Against Cancer" Konferenz in Slovenien im November 2006 teilgenommen hatte, informierte die Teilnehmer, dass ein kohärenter Ansatzes für Krebsforschung in Europa eine Hauptfacette des Kampfes gegen Krebs sei. Er beschrieb Krebs als Problem, das "die beste Antwort, die man geben kann, verdient". Er gab zu erkennen, dass die EU-Kommission erwartet, für die Krebsforschung Mittel in Höhe von 450 Millionen Euro im Zeitraum von 2007 bis 2013 innerhalb des des 7. Forschungsrahmenprogramms bereitzustellen. Mittel für Krebsforschung seien auch in dem neuen Europäischen Forschungsrat und der Initiative für Innovative Medizin verfügbar. Er kam zum Schluss, dass der Schlüssel zur Umsetzung des Kampfs gegen Krebs "stärkerer Zusammenhalt und Koordination zwischen den EU-Mitgliedsstaaten" sei.

Dr. Marija Seljak, Generaldirektor des Gesundheitswesens, als Vertreterin des slowenischen Gesundheitsministers, gab Einblick in die Motivation hinter der Entscheidung, Krebs zu einer Priorität während der slowenischen EU-Präsidentschaft zu machen. "Es gibt so große Ungleichheiten bei der Krebsbehandlung, dass wir die Gelegenheit nutzen wollten, etwas daran zu ändern. Unser Ziel während dieser EU-Präsidentschaft ist, die Lücken in der Krebsversorgung herauszustellen und jedermann dazu ermutigen , die notwendigen Schritte zur Verbesserung zu unternehmen. Patienten haben eine wichtige Stimme, uns zu verstehen zu geben, wie man das am besten tun könnte. Im Gebiet der Prävention brauchen wir jedoch auch das Engagement unserer Bürger, damit sie sich auf einen gesünderen Lebenswandel umstellen und regelmässig zum Screening kommen".

Da einer von drei Europäern irgendwann die Krebsdiagnose erhält und mehr als eine Million EU-Bürger pro Jahr daran versterben, ist die Krankheit eine der Haupttodesursachen. Den Krebs mit allen Waffen anzugreifen, von der Prävention über Verbesserungen der Behandlung bis zur Unterstützung weiterführender Forschung ist es wert, die europäischen Kräfte anzustrengen. Unter dem Motto "nichts über uns, ohne uns" ("Nothing About Us, Without Us") wurde ECPC vor vier Jahren ins Leben gerufen, um diese Herausforderung anzunehmen. Die Organisation wurde aus dem Bedarf geboren, ein politisches Vakuum nach dem Abschluss des Programms "Europa gegen Krebs" (Europe Against Cancer) aufzufüllen, und zielt darauf ab, den politischen Willen zusammenzubringen, Krebs in der gesamten EU zu bekämpfen.

"Krebs betrifft uns alle auf die eine oder andere Art, und viele Europäer schauen auf Führung der Europäischen Union in ihrem Kampf gegen Krebs. Sie können nun auf das Europäische Parlament zählen, deren Mitglieder, in enger Verbindung mit ihren Bürgern, einen Beschluss zum Kampf gegen Krebs in der erweiterten EU mit einer überwältigenden Mehrheit verabschiedet hat. ECPC bedankt sich für die Verabschiedung der Resolution bei den Mitgliedern des Europäischen Parlaments. Es macht einfach viel Sinn, wenn wir alle über Grenzen hinweg zusammenarbeiten und unsere Erfahrung, unser Wissen und unsere Kreativität teilen, da wir dann besser ausgerüstet sind, diese Krankheit zu bekämpfen, die auf so vielen verschiedenen Lebensebenen unsere Mitbürger erschüttert", so Hildrun Sundseth, Leiterin für EU-Politik von ECPC.

Eine Kernnachricht der Konferenz war, dass zum Einleiten von Veränderungen Gesetzgeber, Politiker, Ärzte und Patienten ihre Kräfte partnerschaftlich vereinen müssen.

Der Präsident des Ausschusses der Regionen, Luc van den Brande, sagte, dass er stolz sei, dass seine Institution ausgewählt wurde, als Gastgeber für die Konferenz zu agieren. "Es sind die verschiedenen Regionen, in denen unsere Bürger leben, ihre Therapie und Betreuung erhalten, und der unterschiedlichen Ausprägungen von Gesundheitsdiensten, Krankenhäusern und qualifizierten Ärzten ausgesetzt sind. Der Ausschuss der Regionen unterstützt alle Anstrengungen, die dazu dienen, die Lücke der Krebsbehandlung in verschiedenen Regionen der EU zu schließen, voll und ganz."

Mitglieder von MEPs Against Cancer (MAC) waren anwesend, um der Konferenz parlamentarische Unterstützung zu geben. „ECPC war Partner von MAC von Anfang an“, so MAC-Vorsitzender Alojz Peterle (MEP). "Krebspatienten sind natürlich ganz vorne in unseren Diskussionen im Parlament, da wir Mitglieder des Europäischen Parlaments immer danach streben, das Beste für unsere Bürger zu tun. Das ist der Grund, warum wir die Herausforderung frontal mit einer Krebsentschließung angehen. MAC ist erfreut, an dieser Konferenz als Partner im Wandel teilzunehmen. Lasst uns hoffen, dass wir zusammen EU-Maßnahmen voranbringen können, inklusive einer Strategie zur Krebsbekämpfung und eine Krebs-Projektgruppe."

Lynn Faulds Wood, Präsident von ECPC, brachte ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die starke Unterstützung von so vielen verschiedenen politischen Ebenen am Ende zu tatsächlichen Verbesserungen für Krebspatienten führen würde. "Mit der Unterstützung von ‚MEPs Against Cancer’ und der slowenischen EU-Präsidentschaft treiben Krebspatienten die Bewegung für den Wandel voran. Es gibt noch so viel mehr auf EU-Ebene zu tun, was Leben rettet. Wir schulden es den Krebspatienten, die erforderlichen Mechanismen einzuführen. Ganz sicher - mit einer harmonischen Zusammenarbeit der EU-Ratspräsidentschaft, dem EU-Parlament, der EU-Kommission und dem Ausschuss der Regionen kann und muss Europa diesen Schritt machen."

Über ECPC – European Cancer Patient Coalition


Die Europäische Krebspatientenkoalition (European Cancer Patient Coalition, ECPC) wurde im Jahr 2003 mit dem Motto "Was uns betrifft – wir mischen mit" ("Nothing about Us, Without Us") gegründet. Sie hat sich dem Ziel verschrieben, die Krebsprävention, Screening, Früherkennung und Therapie zu verbessern und damit Unterschiede und Ungleichheiten der Überlebensschancen in der EU zu verringern. ECPC möchte sicherstellen, dass Gesetzgeber, Politiker, Ärzte und Pflegepersonal, Medien und die Öffentlichkeit die ernste Bedeutung von Krebserkrankungen und den Bedarf für konzertierte Aktivitäten erkennen, um vermeidbare Todesfälle und Leiden zu verringern. Mehr Informationen über ECPC finden Sie unter www.ecpc-online.org. Leukämie-Online e.V. ist einer der Mitgründer von ECPC, und Jan ist aktuell Vizepräsident der Organisation.

Kontakt


Lynn Faulds Wood (ECPC Präsident)
Tel.: + 44 (0)208 8915937
Mobile: + 44 (0)783 1310000
EMail: 

Hildrun Sundseth (ECPC Head of EU Policy)
Tel.: +32 2 772 6165
Mobile: +32 473 983164 
Email: 

Weiterführende Informationen


Volltext der Ansprachen sind verfügbar auf der Webseite der EU-Kommissarin Androula Vassiliou:
http://ec.europa.eu/commission_barroso/vassiliou/speeches_interviews_en.htm

Webseite des EU-Kommissars Janez Potočnik:
http://ec.europa.eu/commission_barroso/potocnik/news/speeches_en.htm

Die Krebsentschliessung des EU-Parlaments: 
http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P6-TA-2008-0121+0+DOC+XML+V0//EN&language=EN

EP Pressemitteilung
http://www.europarl.europa.eu/news/expert/infopress_page/066-26194-100-04-15-911-20080408IPR26045-09-04-2008-2008-true/default_en.htm

Krebs in Europa: Zahlen und Fakten


  • jährlich werden mehr als 2,2 Millionen neue Krebserkrankungen in 25 EU-Staaten diagostiziert, und 1.1 Millionen Menschen sterben jährlich an Krebs
  • Täglich werden mehr als 6.000 Europäer mit Krebs diagnostiziert, und 3.000 sterben täglich an Krebs.
  • Bei Frauen ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung, mit beinahe 31% aller Krebsfälle
  • Bei Männern ist Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung, mit 24% aller Krebsfälle
  • Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebsart bei Frauen und dritthäufigste Krebsart bei Männern
  • Lungenkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs und Brustkrebs stellen mehr als die Hälfte aller Krebsfälle in der Europäischen Bevölkerung
  • Die meisten anderen Krebserkrankungen werden als seltene Krebserkrankungen nach EU-Kriterium (nicht mehr als 5 Fälle pro 10.000 Einwohner) bezeichnet.
  • Die Zahl der krebskranken Europäer wird bis 2015 aufgrund der alternden Bevölkerung dramatisch ansteigen.

Die Zahlen basieren auf Schätzungen der Krebsinzidenz und Krebssterblichkeit in Europa im Jahr 2006, veröffentlicht in den "Annals of Oncology by the International Agency for Research on Cancer". http://www.iarc.fr/

Quelle:

ECPC-Pressemitteilung vom 14.04.2008

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