Auf ihrer ersten Frühjahrstagung stellt die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V. das Potenzial neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in
Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen vor und diskutiert Lösungen, wie die Versorgungsqualität für Tumorpatienten in Deutschland erhalten werden kann. Neben der Einrichtung und Zertifizierung Onkologischer Zentren geht es auch um die Finanzierung neuer Therapieoptionen und nicht-kommerzieller
klinischer Studien. Über 300
Hämatologen und Onkologen werden auf der Tagung erwartet, die seit Donnerstag, den 17. April im Estrel-Hotel Berlin stattfindet und noch bis Samstag, den 19. April 2008 andauert.
Die Zahl der Krebsneuerkrankungen wächst stetig, gleichzeitig werden die finanziellen Ressourcen knapper: Das ist die derzeitige Realität für
Hämatologen und Onkologen in Deutschland. Laut einer aktuellen Erhebung des Robert-Koch- Instituts erkranken rund 436.000 Menschen in Deutschland jährlich neu an Krebs; allein in Berlin sind in den letzten drei Jahren mehr als 50.000 Männer und Frauen betroffen. Gleichzeitig ist in kaum einem anderen Gebiet der Medizin in den nächsten Jahren mit so vielen Fortschritten in
Diagnostik und Therapie zu rechnen wie in der Onkologie. "Um diesen Herausforderungen zum Wohle der Patienten gewachsen zu sein, ist ein wissenschaftlicher Austausch und intensiver Dialog zwischen Medizin und Gesundheitspolitik zwingend notwendig", erklärt Prof. Gerhard Ehninger, geschäftsführender Vorsitzender der DGHO. "Dazu gehören die rasche Umsetzung innovativer Therapien und deren Finanzierung sowie Änderungen in der Versorgungsstruktur, so zum Beispiel die enge Verzahnung zwischen ambulantem und stationärem Sektor. Mit der künftig jährlich stattfindenden Frühjahrstagung wollen wir dieser Diskussion eine Plattform bieten", so Ehninger im Rahmen der Kongress-Pressekonferenz in Berlin.
Onkologische Zentren: Erfolgreich ganzheitlich für den Patienten
"Um auch in Zukunft Krebspatienten eine optimale Versorgung zu gewährleisten, müssen Fachgrenzen gesprengt und die Trennung der Versorgungssektoren aufgehoben werden", betont Prof. Mathias Freund, Sekretär der DGHO, anlässlich der Pressekonferenz. Die DGHO ist hier einen Schritt voraus. Als erste Fachgesellschaft zertifiziert sie seit dem vergangenen Jahr mit Erfolg multidisziplinäre Onkologische Zentren, in denen Patienten unter der Federführung eines Spezialisten therapiert werden: Neben einer komplexen
kurativen Behandlung werden hier auch die psychosoziale Betreuung und Rehabilitation der Patienten sowie die Palliativmedizin immer miteinbezogen. "Nur so können wir der Krebserkrankung als Erkrankung des ganzen Menschen an Körper und Seele, und nicht nur eines einzelnen Organs, gerecht werden und entsprechend ganzheitlich behandeln", so Freund weiter. Bislang hat das Zertifizierungsteam 14 Zentren begangen. Darüber hinaus liegen 11 weitere Anträge und zahlreiche Interessenbekundungen vor.
Auch angesichts immer knapper werdender finanzieller Mittel stellen Onkologische Zentren eine sinnvolle Lösung dar, um dem stark steigenden Bedarf nach einer flächendeckenden, ganzheitlichen und multidisziplinären onkologischen Versorgung der Bevölkerung gerecht zu werden: Im Idealfall, so Freunds visionäre Vorstellung, müssten Onkologische Zentren langfristig mit eigenen Budgets versehen werden. "Nur wenn man budgetär eigenständige multidisziplinäre Arbeitsgruppen aus den Klinikverbünden löst, kann eine wirkliche Interdisziplinarität geschaffen werden."
Erfolgsmodell Onkologisches Zentrum am Vivantes-Krankenhaus in Berlin-Spandau
Eines der bereits erfolgreich durch die DGHO zertifizierten Onkologischen Zentren ist das Onkologische Zentrum Nord am Vivantes Klinikum Spandau. Damit übernimmt es innerhalb Vivantes eine Vorreiterrolle: "Mit der Zertifizierung des Onkologischen Zentrums Nord wurde ein wichtiger Meilenstein zur Verbesserung der umfassenden medizinischen Versorgung der Berliner Bevölkerung geschaffen. Als erstes der drei Onkologischen Zentren bei Vivantes konnten wir die hohen Anforderungen der DGHO-Zertifizierung erfüllen", bewertet Prof. Ernst Späth-Schwalbe, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie am Vivantes Klinikum Spandau, die Zertifizierung. Beispielsweise werden hier die dauerhafte Kooperation und Integration von allen direkt oder indirekt an der Therapie beteiligten Ärzten transparent aufgezeigt, um eine patientenorientierte, sektorübergreifende Versorgung zu gewährleisten. "Wir sind stolz darauf, dass unsere Arbeit in lokalen Netzwerken und multidisziplinären Teams gut funktioniert, so dass unsere Patienten von dem hohen medizinischen Niveau und der Kontinuität der Ansprechpartner profitieren können", so Späth- Schwalbe weiter.
Patienten-Bedürfnisse erfüllen – Versorgungsqualität sichern und finanzieren
Mit der Einführung der Kosten-Nutzen-Bewertung durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) wird für die Zukunft der onkologischen Versorgung nach Ansicht der DGHO eine große Hürde geschaffen.
In der von Experten häufig kritisierten Bewertungsmethodik des IQWiG bleiben bereits jetzt viele evidenzbasierte medizinische Erkenntnisse über wirksame Therapien unberücksichtigt und Empfehlungen der Fachgesellschaften oft ohne Gehör, wie zum Beispiel bei der Diskussion um die Stammzelltransplantation für Leukämiepatienten. In der Hämatologie und Onkologie wurden zudem in den vergangenen Jahren zahlreiche hochwirksame Medikamente zugelassen, die zum Teil zu einer deutlichen Verbesserung der
Ansprechraten und Lebensqualität sowie zu höheren Überlebensraten bei den behandelten Patienten geführt haben. "Um zukünftige Innovationen bezahlbar zu machen, müssen vielleicht neue Wege in der Preisentwicklung für Arzneimittel gegangen werden. Auf keinen Fall ist es akzeptabel, horrende Preise für Scheininnova tionen zu verlangen", rät der DGHO-Vorsitzende Ehninger. Der Vorstand der DGHO regte auf der Pressekonferenz an, neue Produkte nur befristet zuzulassen. Innerhalb einer bestimmten Zeitspanne müssten dann Daten geliefert werden, die auch im Vergleich mit der besten bisher vorhandenen Therapie einen eindeutigen Vorteil belegen.
Gleichzeitig spricht sich die Fachgesellschaft vehement für die Durchführung von nicht-kommerziellen
klinischen Studien aus. Diese sind laut DGHO unverzichtbar für den medizinischen Fortschritt, gerade bei seltenen Erkrankungen oder wenn der direkte Vergleich der Wirksamkeit bestimmter zugelassener Arzneimittel nicht im unmittelbaren Interesse der Hersteller ist. "Jeder krebskranke Mensch hat das Recht auf die bestmögliche Versorgung. Aktuell sehen wir, dass viele notwendige Therapieoptimierungsstudien gar nicht begonnen werden, da Universitätsklinika und städtische Krankenhäuser den hohen Aufwand und die Kosten scheuen", gibt Ehninger zu bedenken.
Grund hierfür sind die rechtlichen Hürden, die der Gesetzgeber mit der vor drei Jahren verabschiedeten 12. Novelle des
Arzneimittelgesetzes (AMG) für nichtkommerzielle klinische Studien geschaffen hat. Der Verwaltungs- und Kostenaufwand dieser Studien entspricht nun dem von Zulassungsstudien neuer Medikamente der pharmazeutischen Industrie. Die DGHO sieht hier dringenden Handlungsbedarf und fordert, schnellstmöglich verbesserte Rahmenbedingungen in der nicht-kommerziellen klinischen Forschung zu schaffen. Vor allem muss die industrieunabhängige Finanzierung nicht-kommerzieller
klinischer Studien sichergestellt werden.
DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V.
Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V. besteht seit 70 Jahren und hat heute über 2.300 Mitglieder, die in der Erforschung und Behandlung hämatologischer und onkologischer Erkrankungen tätig sind. Mit der Ausarbeitung von Aus-, Fort- und Weiterbildungscurricula, der Erstellung von Behandlungsleitlinien und Behandlungsempfehlungen sowie mit der Durchführung von Fachtagungen und Fortbildungsseminaren fördert die Fachgesellschaft die hochwertige Versorgung von Patienten mit hämatologischen und onkologischen Erkrankungen.
Quelle: Pressemitteilung der DGHO vom 18.04.2008
Arzneimittelgesetz
Gesetz über den Verkehr von Arzneimitteln, Abk. AMG. Das AMG enthält Vorschriften für die Entwicklung, Herstellung, Prüfung, Zulassung, Kontrolle, Verschreibung und Abgabe von Arzneimitteln und die Verbraucheraufklärung sowie die Gefährdungshaftung pharmazeutischer Hersteller.
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Ansprechrate
Prozentualer Anteil der Patienten, bei denen die Erkrankung sich durch eine bestimmte Behandlung zurückbildet
Hämatologe
Arzt, der sich auf Erkrankungen des Blutes, darunter auch Leukämien, spezialisiert hat (Der Wortstamm „Häm-" kommt aus dem Griechischen und "bedeutet „Blut")
Diagnostik
Gesamtheit der Untersuchungen, die der Feststellung oder genaueren Abklärung einer Erkrankung dienen
palliativ
Therapie zur Linderung von Symptomen oder zur Verhütung von Komplikationen bei unheilbaren Krebserkrankungen
kurativ
heilend, auf Heilung ausgerichtet, Gegensatz zu palliativ
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Arzneimittelgesetz
Gesetz über den Verkehr von Arzneimitteln, Abk. AMG. Das AMG enthält Vorschriften für die Entwicklung, Herstellung, Prüfung, Zulassung, Kontrolle, Verschreibung und Abgabe von Arzneimitteln und die Verbraucheraufklärung sowie die Gefährdungshaftung pharmazeutischer Hersteller.
Arzneimittelgesetz
Gesetz über den Verkehr von Arzneimitteln, Abk. AMG. Das AMG enthält Vorschriften für die Entwicklung, Herstellung, Prüfung, Zulassung, Kontrolle, Verschreibung und Abgabe von Arzneimitteln und die Verbraucheraufklärung sowie die Gefährdungshaftung pharmazeutischer Hersteller.
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Ansprechrate
Prozentualer Anteil der Patienten, bei denen die Erkrankung sich durch eine bestimmte Behandlung zurückbildet
Hämatologe
Arzt, der sich auf Erkrankungen des Blutes, darunter auch Leukämien, spezialisiert hat (Der Wortstamm „Häm-" kommt aus dem Griechischen und "bedeutet „Blut")
kurativ
heilend, auf Heilung ausgerichtet, Gegensatz zu palliativ
kurativ
heilend, auf Heilung ausgerichtet, Gegensatz zu palliativ
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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