Neue teure Arzneimittel stehen im Fokus der anstehenden Reform des Arzneimittelmarkts. Auch die Medien haben diese Medikamente im Visier: Immer wieder wird berichtet, dass explosionsartig wachsende Arzneimittelkosten – etwa für die Krebstherapie – das Gesundheitswesen bedrohen. Das Berliner IGES-Institut will diese Behauptungen mit einer neuen Studie entkräften, so ein Artikel in der DAZ.
Das IGES hat mit Unterstützung der LAWG (Local Area Working Group), einer Arbeitsgemeinschaft internationaler, forschender Pharmaunternehmen, die Umsatzentwicklung bei Krebsmedikamenten im ambulanten Sektor unter die Lupe genommen und eine
Prognose bis zum Jahr 2013 angestellt. Danach wird die Behandlung von schweren Krebserkrankungen das Gesundheitssystem nicht zum finanziellen Kollaps führen. Unter der Annahme unveränderter Bedingungen für die Arzneimittelpreisbildung (also ohne die im GKV-Änderungsgesetz und im Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz vorgesehenen Änderungen) werden die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Krebsarzneimittel der
Prognose zufolge von 3,1 Milliarden Euro im Jahr 2009 auf 3,8 Milliarden Euro 2013 um jährlich ca. 200 Millionen Euro wachsen. Das ist eine Steigerung von ca. 4,8 Prozent pro Jahr. Der Anteil der Krebsmittel an den gesamten Arzneimittelausgaben wird sich damit von 9,4 auf 9,7 Prozent erhöhen. Für IGES-Chef Prof. Bertram Häussler sind das noch keine alarmierenden Zahlen.
Häussler räumt jedoch ein, dass die Kosten für neue Krebsmedikamente in der Vergangenheit durchaus stark gestiegen sind. So hatte das Umsatzplus seinen Höhepunkt im Jahr 2007 bei 16,2 Prozent. Doch mittlerweile schmälern sich die Zuwächse. 2008 steigerte sich der Umsatz um 9,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, 2009 um 7,8 Prozent. Für 2010 rechnet das IGES noch mit einem Plus von 5,4 Prozent, im kommenden Jahr erwartet man eine Steigerung um 3,4 Prozent. Dass die Preise für diese Arzneimittel in der Regel hoch sind, erklärt Häussler mit dem Umstand, dass sie in der Regel nur bei wenigen Patienten zur Anwendung kommen. Wenn die Fallzahlen gering sind, müsse dies bei der Preisbildung berücksichtigt werden.
Vor allem bei dem
Tyrosinkinase-Hemmer
Imatinib (
Glivec) geht das Institut von weiteren Umsatzzuwächsen aus. Dieses Präparat zur Behandlung der chronischen
myeloischen Leukämie wird in den Medien derzeit besonders häufig als Kostentreiber genannt – insbesondere weil es in Deutschland einen weitaus höheren Preis habe als in anderen europäischen Ländern. Häussler betonte, dass es sich bei
Imatinib um ein "besonderes Arzneimittel" handele, da es bei besonders vielen Patienten helfe. 80 bis 90 Prozent der Betroffenen seien hiermit behandelbar und lebten dadurch länger. Das führe dazu, dass der Sockel an behandelten und überlebenden Patienten bei den Krankenkassen stetig steige.
Weiteres Wachstum erwartet das IGES überdies bei einigen
monoklonalen Antikörpern – insbesondere bei Trastuzumab (Herceptin). Bei anderen der neuen Wirkstoffe zur Krebstherapie geht das Institut dagegen von einer Stagnation oder einem Rückgang aus. Stärkere Steigerungen sieht man in anderen
Indikationen, etwa bei den Immunsuppresiva, die überwiegend gegen Rheuma zum Einsatz kommen. Während der Umsatzanteil dieser Präparate an den GKV-Arzneimittelausgaben 2005 noch bei 2,4 Prozent lag, sieht das IGES ihn bis 2013 auf 7,1 Prozent wachsen.
Aufräumen will die Studie zudem mit dem Vorurteil, neue Krebsmedikamente überschwemmten den Markt. Rund drei neue Arzneimittel kamen in der Vergangenheit jährlich auf den Markt. Ein Blick auf die Zulassungsanträge bei der Zulassungsbehörde zeige, dass es auch in näherer Zukunft keine explosive Zunahme neuer Wirkstoffe geben werde, so Häussler.
Quelle: DAZ Online vom 27.07.2010Tyrosinkinase
Enzym, das das Wachstum von Leukämiezellen anregt und therapeutisch durch Tyrosinkinase-Hemmer (Tyrosinkinase-Inhibitoren) gehemmt werden kann.
Antikörper
Von Immunzellen (B-Lymphozyten) gebildete Proteine, die gezielt Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern, Zellen oder Molekülen erkennen und sich an sie binden. Antikörper dienen dem Immunsystem zur Erkennung und Zerstörung von Erregern oder abnormen Zellen.
Indikation
Begründung der Verordnung eines bestimmten diagnostischen oder therapeutischen Verfahrens in einem bestimmten Krankheitsfall
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Prognose
Wahrscheinliche zukünftige Entwicklung einer Erkrankung auf Basis der bestehenden Befunde
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Klon
Meist Zellklon gemeint. Gruppe von genetisch identischen Zellen, die alle durch Teilung aus einer einzigen Mutterzelle hervorgegangen sind und identische Merkmale haben
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Monoklonaler Antikörper
Antikörperpräparation, die nur eine einzige Struktur erkennt. Monoklonale Antikörper werden im Labor mit Hilfe von unsterblich gemachten Immunzellen gebildet, die einer einzelnen Vorläuferzelle entstammen. Gleichartige Nachkommen eines einzelnen Vorläufers nennt man Klon.
Indikation
Begründung der Verordnung eines bestimmten diagnostischen oder therapeutischen Verfahrens in einem bestimmten Krankheitsfall
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.
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