Ein Großteil der Kinder mit Krebs ist heute heilbar, möglicherweise sogar mit einer geringeren Medikamentendosis als bisher üblich. In einer an 75 Kinderkliniken durchgeführten Studie wird jetzt der Therapieverlauf bei Kindern mit Leukämie anhand molekulargenetischer Marker genau kontrolliert. Eine dadurch reduzierbare Chemo-Dosis könnte die Belastung der Kinder deutlich verringern, so die Ärzte Zeitung.
"Wir können heute acht von zehn Kindern mit Krebs heilen", berichtet Prof. Charlotte Niemeyer vom Zentrum für Kinderheilkunde an der Universität Freiburg. Das sei vor allem der intensiven Polychemotherapie zu verdanken, so die Krebsspezialistin auf einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin in Berlin.
Mittlerweile ist die Therapie von krebskranken Kindern so erfolgreich, daß erwogen wird, nicht mehr jedes Kind mit maximalen Dosierungen zu behandeln.
Ob sich die Dosis bei einzelnen Kindern reduzieren läßt, wird jetzt bei Kindern mit
akuter lymphatischer Leukämie (ALL) in der Multicenterstudie "ALL-BFM 2000" untersucht. An der Studie beteiligen sich 75 Kinderkliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Bisher orientiert sich die Therapie bei Kindern mit ALL vor allem an der genetischen Konstellation der Patienten und der Wirksamkeit einer Prednisolon-Behandlung. In der Studie kommen jetzt Verlaufskontrollen während der Therapie hinzu.
Gesucht werde bei diesen Kontrollen mit bestimmten hochsensiblen, molekulargenetischen Markern nach noch verbleibenden einzelnen Krebszellen, so Niemeyer. Die Nachweisgrenze liege aktuell bei etwa einer Krebszelle auf 100 000 normale
Lymphozyten. Können Krebszellen zu zwei definierten Zeitpunkten im Therapieverlauf nicht mehr nachgewiesen werden, dann sind die Überlebenschancen des Kindes so hoch, daß die Dosis der Therapeutika reduziert wird, natürlich unter engmaschiger Kontrolle.
"Der Aufwand für eine solche Therapie-Optimierung ist enorm", so Niemeyer. "Ob das Konzept aufgeht, werden wir erst in zehn Jahren wissen". Billig ist die Sache auch nicht: Je nach Verlauf erhalten die Kinder bis zu neunmal einen jeweils 2500 Euro teuren Test auf noch verbliebene Krebszellen. Wenn es dadurch aber möglich werde, die Chemotherapiedosis individuell einzustellen, dann könne sich dies durchaus lohnen, sagte Niemeyer.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 21.02.2005 Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
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akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
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Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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