Immer mehr Kinder in Deutschland leiden an Krankheiten, die durch eine Belastung mit Schadstoffen ausgelöst wird. Zudem sind Kinderkörper stärker mit Chemikalien belastet, als die von Erwachsenen, ergab eine Studie des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND). "Weichmacher, Flammschutzmittel und künstliche Duftstoffe: Die Liste der in Kinderkörpern vorhandenen Chemikalien liest sich wie die Anleitung zur Blutvergiftung", resümiert BUND-Chemieexpertin Patricia Cameron. Die Folge seien Geburtsdefekte, Allergien, Hormonstörungen. Leukämie oder Verhaltensauffälligkeiten.

Viele neue Chemikalien entdeckt

Vor allem neu auf dem Markt befindliche Chemikalien seien in den Blutproben der kleinen Probanden nachgewiesen worden. So haben die Forscher doppelt so hohe Werte von polybromierten Diphenylethern (ein Flammschutzmittel) gemessen, als bei Erwachsenen. "Über die Nabelschnur und die Muttermilch nehmen bereits Föten und Neugeborene jene Schadstoffe auf, die sich zuvor im Körper der Mutter angesammelt haben. Kinder atmen, essen und trinken im Verhältnis zu ihrem Gewicht mehr als Erwachsene und stecken oft Gegenstände in den Mund. Deshalb sind Kinder überdurchschnittlich hoch mit Chemikalien belastet", erklärt Frank Bertram, Vorsitzender des Deutschen Berufsverbands der Umweltmediziner.

Forderung: REACH nachbessern

Derzeit gibt es 100.000 chemische Substanzen auf dem europäischen Markt, von denen lediglich vier Prozent auf ihre Folgen für Mensch und Umwelt getestet worden sind. BUND-Geschäftsführer Gerhard Timm: "Unsere Kinder sind die Leidtragenden einer verfehlten Chemikalienpolitik. Wir fordern die deutschen Abgeordneten auf, den Gesetzentwurf der EU-Chemikalienverordnung REACH deutlich nachzubessern. Schädliche Stoffe müssen ersetzt werden, wenn es Alternativen gibt."

Quelle: Oekotest vom 06.10.2006

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