Der seltene Fall einer Leukämieerkrankung bei einem monochorialen Zwilling bot britischen Experten gemäß einer Veröffentlichung im Fachmagazin "Science" die Möglichkeit, die bisher vermutete Stammzellenhypothese der
Akuten Lymphoblastischen Leukämie (ALL) bei Kindern zu beweisen. Die Stammzellhypothese besagt, dass die ALL und möglicherweise auch andere Leukämieformen, in zwei Schritten entstehen.
Im ersten Schritt entsteht eine tumorpropagierende Zelle (die Krebs-
Stammzelle), aus der sich dann in einem zweiten Schritt eine Leukämiezelle entwickelt. Die Forscher vermuten seit einige Zeit, dass bei einer Variante der ALL, der "common ALL" (c-ALL), der erste Schritt in einer chromosomalen
Translokation besteht: Zwei Abschnitte von unterschiedlichen
Chromosomen werden zu einem neuen
Gen, dem TEL-AML1-
Gen, fusioniert. Dies sind die prä-leukämischen Krebs-
Stammzellen, denen im zweiten Schritt dann die ALL entsteht.
Tariq Enver von der Oxford Universität kann diese Hypothese jetzt durch die Untersuchung eines Zwillingspaares belegen. Isabella und Olivia sind monochoriale Zwillinge. Sie teilten sich im Uterus die gleiche Plazenta. Damit erfolgte auch ein Blutaustausch zwischen den beiden Feten. Olivia erkrankte im Alter von 2 Jahren an einer cALL. Wenn die Stammzellhypothese zutrifft und der erste Schritt zur Krebserkrankung bereits im Uterus erfolgt, dann sollten die Krebs-
Stammzellen auch bei derzeit noch gesunden Isabella nachweisbar sein.
Genau dies war der Fall. Im Blut von Isabella fanden die Forscher Leukozyten mit der TEL-AML1-
Translokation. Dass diese Zellen tatsächlich das Potenzial haben, sich zur Leukämie zu entwickeln, belegen die Forscher in einem Experiment an immundefizienten Mäusen. Diese erkrankten nach der Infusion der Krebs-
Stammzellen an einer Leukämie. Ob auch das derzeit noch gesunde Mädchen Isabella später einmal an Leukämie erkranken wird, ist nicht bekannt. Enver schätzt die Chancen auf etwa zehn Prozent.
Die Wahrscheinlichkeit sei jedenfalls zu gering, um derzeit eine
Chemotherapie bei dem Mädchen zu rechtfertigen, um die Krebs-
Stammzelle zu entfernen. Die Risiken der Therapie seien eindeutig höher als das potenzielle Krebsrisiko. Wenn die Leukämie noch im Kindesalter auftritt, sind die Chancen einer Heilung gut. Sie liegen mittlerweile bei 90 Prozent. Bei Olivia wurde die Leukämie bereits erfolgreich behandelt. Die Therapie verlief jedoch nicht komplikationslos. Nach einer Augeninfektion erblindete das Mädchen auf einem Auge.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt vom 18.01.2008 Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Translokation
Chromosomenmutation, bei der ein Stückaustausch zwischen verschiedenen Chromosomen stattfindet. Nomenklatur: beispielsweise bedeutet t(8,21)(q22,q11) eine Translokation mit der Vereinigung beim Band q22 des Chromosoms 8 und q11 beim Chromosom 21 (akute myeloblastische Leukämie).
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
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