Die Zusammenarbeit zwischen dem European LeukemiaNet (
ELN) und dem Unternehmen Novartis blickt auf ein erfolgreiches erstes Jahr zurück. Die unter dem Namen European Treatment and Outcome Study (EUTOS) geschlossene Kooperation hat zum Ziel, Ursachen und Verlauf der chronischen
myeloischen Leukämie (CML) besser zu verstehen und die Therapiebedingungen der Patienten europaweit zu verbessern.
Professor Dr. Dr. h.c. Klaus van Ackern, Dekan der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, zeigte sich bei einem Pressegespräch sehr erfreut, dass mit Professor Dr. Rüdiger Hehlmann als Koordinator des
ELN und seiner Arbeitsgruppe eine treibende Kraft in der Leukämieforschung an der Medizinischen Fakultät Mannheim lehrt und forscht. Er erinnerte daran, dass die CML noch bis vor kurzem eine unmittelbar tödlich verlaufende Erkrankung war. Zur Gründungszeit der deutschen CML-Studiengruppe im Jahr 1982 überlebte ein CML-Patient im Schnitt etwa drei Jahre. Die
Prognose dieser Erkrankung hat sich insbesondere durch das Medikament
Imatinib der Firma Novartis deutlich verbessert. Die mittlere Überlebenserwartung wird heute auf etwa 25 Jahre geschätzt. Dies ist in der Behandlung von Krebserkrankungen ein Meilenstein. Professor van Ackern betonte auch die positive Zusammenarbeit von Akademia und Industrie, die den Forderungen von Politik und öffentlichen Wissenschaftsförderern nach Intensivierung von industrieller Forschungsbeteiligung an Universitäten nachkommt.
Das European LeukemiaNet (
ELN), ein "Network of Excellence" mit Förderung durch die Europäische Union, hat sich zum Ziel gesetzt, den Fortschritt der Leukämieforschung durch Kooperation und Vernetzung voranzubringen, so der Koordinator des
ELN Professor Dr. Rüdiger Hehlmann von der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg. Im
ELN arbeiten 147 Zentren in 28 Ländern zusammen und betreuen gemeinsam etwa 50.000 Patienten mit Leukämie. Professor Hehlmann zog eine positive Bilanz des ersten Jahres von EUTOS. Die vertraglich vereinbarten Projekte von EUTOS zeigen deutliche Fortschritte:
- Ausbau des CML-Patientenregisters, um einen Einblick in Therapie und Krankheitsverlauf außerhalb von Studien zu gewinnen, und die Umsetzung der ELN-Therapieempfehlungen zur CML zu beurteilen.
- Etablierung europaweiter standardisierter Therapie-Monitoring-Verfahren, um das Therapieansprechen der Patienten innerhalb und außerhalb von Studien besser zu vergleichen, zu kontrollieren und zu verbessern:
- molekulares Monitoring der leukämie-spezifischen BCR-ABLFusionstranskripte
- pharmakologisches Monitoring des Imatinib-Plasmaspiegels
- Bereitstellung von Ausbildungsmaterial und Fortbildungsaktivitäten, um das Wissen über die CML und ihre Therapie weiterzuvermitteln
Adib Jacob, Leiter von Novartis Onkologie Deutschland, unterstrich die Bedeutung Europas in der Durchführung von wichtigen onkologischen Studien und begrüßte die Möglichkeit der europaweiten wissenschaftlichen Kooperation. Eines der wichtigsten Projekte innerhalb der EUTOS-Kooperation ist der Ausbau des CML-Patientenregisters. Europaweit werden hier Daten zu
Prognose und Krankheitsverlauf der CML gesammelt und analysiert. Durch die Erweiterung des bestehenden Registers wird es möglich, auch außerhalb von Studien Einblicke in Therapie und Krankheitsverlauf zu gewinnen, und die Umsetzung der
ELN-Therapieempfehlungen zur CML zu beurteilen.
Eine weitere Maßnahme der Kooperation beinhaltet die Etablierung standardisierter Therapie-Monitoring-Maßnahmen. Denn durch die europaweite Etablierung solcher Verfahren zum molekularen und pharmakologischen Monitoring des Krankheitsverlaufs wird es leichter, das Therapieansprechen der Patienten innerhalb und außerhalb von Studien zu vergleichen. Das molekulare Monitoring des
BCR-ABL-Fusionsgens wird über mindestens ein zentrales Labor pro Land standardisiert und der
internationalen Skala angeglichen. Derzeit werden Ringversuche in über 45 Labors weltweit durchgeführt. In ähnlicher Weise wird das pharmakologische Monitoring des
Imatinib-Plasmaspiegels, das bislang nur in wenigen europäischen Laboren zur Verfügung steht, etabliert.
Imatinib ist der Goldstandard der medikamentösen CML-Therapie. Ziel dieses Verfahrens ist einerseits, die Bedeutung der
Imatinib-Plasmaspiegel für den Therapieerfolg besser darzustellen, und andererseits die Laborinfrastruktur zur Messung der Plasmaspiegel aufzubauen.
Um das Wissen über die CML und ihre Therapie weiterzuvermitteln, sind verschiedene Plattformen für Spezialisten, Öffentlichkeit und Patienten initiiert worden, u.a. Publikationen der Daten, Präsenz auf Kongressen, Webportale und Ausbildungsmaterial. So fand z.B. 2007 ein großes Fortbildungssymposium in Budapest mit über 600 Teilnehmern statt. Eine Pocket Card wurde erstellt, welche die Therapieempfehlungen zusammenfasst und auf verschiedenen Kongressen, auf dem das
ELN mit einem Stand vertreten war, verteilt.
Über European LeukemiaNet (ELN)
ELN wurde 2002 von den Leitern der europäischen Leukämiestudiengruppen und ihren interdisziplinären Kooperationspartnern gegründet. Seit 2004 wird es als Network of Excellence von der EU gefördert. Ziele sind die Förderung der wissenschaftlichen und technologischen Exzellenz bei Forschung und Management im Bereich Leukämie, eine verbesserte Information und Kommunikation europaweit und gemeinsame Aktivitäten bei Studien, Leitlinien, Fortbildung u.a. Das
ELN wird getragen von 147 wissenschaftlichen Institutionen mit über 1.000 Forschern und Mitarbeitern in 28 Ländern, die bemüht sind, das Wissen und die Expertise im Bereich der Leukämien zu verbessern. Um die Umsetzung von
ELN-Empfehlungen zum Management der CML in die klinische Praxis zu ermöglichen, führt das
ELN nationale und internationale Symposien und Workshops durch. Ein europäisches Register soll Informationen über die CML und qualitätskontrollierte Therapieergebnisse sammeln, um ein genaues Bild der tatsächlichen Situation zu erhalten.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft 11.07.2008 Transkript
Mit Hilfe der PCR lassen sich kleinste Mengen an Erbinformationen in kurzer Zeit stark vervielfältigen, so dass auch das BCR-ABL-Gen so oft kopiert wird, bis es in ausreichender Menge vorliegt, dass es eindeutig nach- gewiesen werden kann. Diese BCR-ABL-Kopien nennt man Transkripte.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Prognose
Wahrscheinliche zukünftige Entwicklung einer Erkrankung auf Basis der bestehenden Befunde
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Port
Zuführendes System, meist eine unter die Haut eingepflanzte Kunststoffkammer mit Venenkatheter, um eine kontinuierliche Medikamentengabe zu ermöglichen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Internationale Skala
Um die Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Laboren zu gewährleisten, wurde bei CML eine internationale Skala entwickelt. Befunde aus standardisierten Laboren sind mit einem IS (= Internationale Skala) gekennzeichnet.
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Transkript
Mit Hilfe der PCR lassen sich kleinste Mengen an Erbinformationen in kurzer Zeit stark vervielfältigen, so dass auch das BCR-ABL-Gen so oft kopiert wird, bis es in ausreichender Menge vorliegt, dass es eindeutig nach- gewiesen werden kann. Diese BCR-ABL-Kopien nennt man Transkripte.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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