Ob das Krebs-Risiko durch eine ballaststoff- oder vitaminreiche Ernährung kleiner wird, konnte bisher in Studien nicht eindeutig belegt werden. Lediglich für einzelne Spurenelemente sind positive aber auch negative Effekte nachgewiesen worden.

Das sagte Privatdozent Arno Dormann von der Medizinischen Klinik am Krankenhaus Holweide in Düsseldorf. Eine Metaanalyse von 13 prospektiven Studien mit mehr als 700.000 Patienten habe keine Korrelation zwischen Ballaststoffaufnahme und der Häufigkeit kolorektaler Karzinome ergeben (JAMA 294, 2005, 2849). Ähnliches ergab eine weitere Analyse von Daten von 76.000 Frauen und 47.000 Männern (Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 14, 2004, 842).

Antioxidative Nahrungszusätze wie Vitamin A, C und E haben zudem keinen Einfluß auf die Rezidivrate bei kolorektalen Adenomen, wie Dormann beim "Ernährungsupdate" des Medica Kongresses berichtete. Präparate mit Beta-Karotin würden die Entstehung von Lungenkrebs sogar begünstigen. Unbestritten sei lediglich, daß Patienten mit Übergewicht häufiger ein Kolon-Ca bekommen als Normalgewichtige.

So sei bei Männern mit einem BMI über 40 die Sterberate durch Karzinome um 52 Prozent erhöht. Bei Frauen mit einem BMI über 40 sogar um 62 Prozent. Eine krebsvorbeugende Wirkung bestimmter Nahrungsbestandteile sei aber bisher nicht eindeutig belegt. "Eine Nahrungsergänzung mit Vitaminen oder Ballaststoffen zur Krebsprävention ist deshalb nicht sinnvoll", sagte Dormann. Lediglich für das Spurenelement Selen und das in Tomaten enthaltene Lycopin sind protektive Effekte nachgewiesen.

Eine an Obst und Gemüse reiche Ernährung könne jedoch trotzdem empfohlen werden, da einzelne Studien dafür eine wirksame Vorbeugung gegen Magen-, Darm und Lungentumoren belegt haben, so Dormann. "Deshalb können wir derzeit keine konkreten Empfehlungen für eine krebsvorbeugende Ernährung geben", betonte Dormann. Jedoch seien generell schonend zubereitete Lebensmittel pflanzlicher Herkunft, Normalgewicht, regelmäßige körperliche Aktivität und das Vermeiden von Noxen mit Ausnahme von geringen Mengen Alkohol eine gute Basis.

Quelle: Ärztezeitung vom 17.11.2006

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