Beobachtungen aus Studien legen nahe, dass die Kombination von Imatinib mit Interferon-Alpha den Behandlungserfolg bei CML verbessern könnte. In einer von der skandinavischen CML-Studiengruppe um Bengt Simonsson wurden 112 CML-Patienten mit einem niedrigen oder mittleren Sokal-Risikoscore in eine Studie aufgenommen, die in zwei Gruppen Imatinib 400mg/Tag in Kombination mit pegyliertem Interferon Alpha-2b (Handelsname Pegintron, nicht zugelassen für CML) mit dem Vergleichsarm Imatinib 400mg/Tag verglich. Trotz nebenwirkungsbedingten Abbrüchen der Interferon-Therapien erhöhte auch die kurzfristige Gabe von Peg-IFN die Erreichung guter molekularer Remissionen deutlich.
Das Hauptziel der Studie war die Untersuchung von guter molekularer Remission (MMR) nach 12 Monaten. In beiden Behandlungsgruppen mußten 4 Patienten (7%) die Imatinib-Therapie abbrechen, darunter 1 im Imatinib-Monotherapiearm aufgrund von Progression in Blastenkrise. In der Kombinationstherapiegruppe mußten 34 Patienten (61%) die Interferon-Therapie (Studiendosis: 50µg/Woche) wegen Nebenwirkungen abbrechen. Im Kombinationsarm war der Anteil der Patienten, die eine gute molekulare Remission (MMR) nach 12 Monaten erreichten, deutlich höher (82% unter Kombinationstherapie, vs. 54% unter Imatinib-Monotherapie). Der Anteil von Patienten mit MMR erhöhte sich mit der Dauer der Peg-IFN-Behandlung: Von Patienten, die weniger als 12 Wochen PegIFN erhielten, erreichten 67% eine MMR, während 91%, die PegIFN länger als 12 Wochen lang erhielten, eine MMR erreichten).
Die Autoren schließen, dass die Gabe von PegIFN zusätzlich zu Imatinib auch bei relativ kurzer Dauer bereits binnen 12 Monaten zu einem deutlich erhöhten Anteil guter molekularer Remissionen führte. Niedrigere Dosen von Peg-IFN-alpha2b könnte die Verträglichkeit erhöhen, während die Wirksamkeit beibehalten würde und eventuell sogar in zukünftigen Studiendesigns eine heilende Zielsetzung verfolgen könnte.
Quelle: Combination of pegylated interferon-{alpha}2b with imatinib increases molecular response rates in patients with low or intermediate risk chronic myeloid leukemia. Simonsson B et al, in: "Blood" vom 17. Juni 2011. Übersetzung von Jan ohne Gewähr.
Monotherapie
Behandlung mit nur einem Medikament
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Blastenkrise
Die dritte Phase der Entwicklung von CML; sie entsteht nach der chronischen und akzelerierten Phase. Ihr Merkmal ist das Vorkommen einer zunehmenden Anzahl von unreifen Blutkörperchen („Blasten") im Blut oder Knochenmark.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Blasten
Unreife Zellen, z. B. Blutzellvorläufer im Blut oder Knochenmark
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
MMR
Gutes molekulares Ansprechen, bei der die BCR-ABL-Transkripte weniger als 0,1% (nach Internationaler Skala IS) der insgesamt untersuchten Gentranskripte ausmachen
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
MR
Molekulares Ansprechen (= molecular response (engl.). Es wird ausgedrückt durch die Anzahl der CML-spezifischen Gene im Blut
Pegyliertes Interferon
Interferon ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon in menschlichen Immunzellen gebildet. Pegyliertes Interferon ist in ein Glukosemolekül eingebettet, das den Wirkstoff nur langsam an den Körper abgibt, es hat daher eine Depotfunktion und behält seine Wirkung über mehrere Tage.
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