Vor der Ära Imatinib und neben allogener hämatopoetischer Stammzellentransplantation war Interferon Alpha (IFN) eine alternative therapeutische Option zur Behandlung von CML. In einigen seltenen Fällen erzielten einige Patienten eine vollständige molekulare Remission (complete molecular remission, CMR), die definiert ist, als die Abwesenheit von erkennbarem BCR-ABL-Transkript unter Verwendung von qualitativer PCR, die zu dieser Zeit verfügbar war. Im Rahmen der ASH 2010 aktualisierten französische Forscher das Ergebnis von Patienten mit CML in vollständiger zytogenetischer Remission nach Absetzen von IFN.
Die Hauptkriterien für das Absetzen von IFN war das Erzielen einer anhaltenden vollständigen molekularen Remission, die für zumindest zwei Jahre anhielt. Für diese Studie waren 21 Patienten (9 männlich, 12 weiblich; Durchschnittsalter 39 Jahre) zulässig. 1, 2 und 18 Patienten gehörten zu einer entsprechend hohen, mittleren und niedrigen Risikogruppe gemäß der Sokal-Wertung.
Alle Patienten wurden mit IFN (durchschnittliche Dosierung 56ui/Woche) während einer durchschnittlichen Zeit von 7,5 Jahren (2,4-14) behandelt, und 4 der Patienten erhielten ein autologes Stammzellentransplantat. Die durchschnittliche Zeit zur Erreichung von CMR betrug 54 Monate (5-140). Die durchschnittliche Nachsorgezeit nach Unterbrechung der IFN-Behandlung betrug 8 Jahre (durchschnittlich 9, zwischen 5-18). Quantitative PCR wurde verwendet, um um die Restkrankheit anhand BCR-ABL zu messen.
Die Forscher unterschieden zwei Patientengruppen gemäß dem molekularen Muster: Gruppe 1 (12 Patienten) hinsichtlich Patienten mit aufrechterhaltener kompletter molekularer Remission, bestätigt durch quantitative PCR. Ein Patient, der zu dieser Gruppe gehörte, erlitt einen Rückfall und erfuhr eine Progression, die nach dem Absetzen von IFN plötzlich nach 5 Jahren eintrat, und wurde mit allogener Stammzelltransplantation behandelt.
Bei Gruppe 2 (9 Patienten) handelte es sich um Patienten, die sich nicht in kompletter molekularer Remission befinden, d.h. leukämische Zellen waren durch RQ-PCR erkennbar. Sechs davon zeigten eine Schwankung von BCR-ABL-Werten, ausgewertet durch RQ-PCR. Bei den anderen 3 Patienten, die nach dem Absetzen eine durchschnittliche Nachsorgezeit von 6 Jahren hatten, wurde RQ-PCR nach einer Nachsorgezeit von 2 Jahren deutlich positiv, wobei der Level der Restkrankheit der Definition von weitgehendem molekularem Ansprechen entspricht (3 Log Reduzierung von BCR-ABL). In dieser Gruppe wurde kein Krankheitsforschritt (Progression) beobachtet.
Die Forscher schlussfolgern, dass die Persistenz (dauerhafte Beständigkeit) von leukämischen Zellen auf einem niedrigeren Level nach Unterbrechung der IFN-Behandlung nicht automatisch zu einem CML-Rückfall führt. Diese Langzeitnachsorge nach dem Absetzen von Interferon wirft die Frage auf, inwiefern eine vollständige Auslöschung von verbleibenden leukämischen Zellen wirklich notwendig ist, um die Krankheit zu heilen.
Quelle: ASH-Abstract 2299: Interferon Alpha Alone Is Able to Cure CML In a Small Subset of Patienten Despite the Persistence of Leukemic Cells: Experience of Long Follow up After Treatment Discontinuation, Francois-Xavier Mahon, MD et al. Übersetzung und Zusammenfassung durch Jan und Sigma Translations, ohne Gewähr.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Persistenz
Dauerhafte Beständigkeit
Transkript
Mit Hilfe der PCR lassen sich kleinste Mengen an Erbinformationen in kurzer Zeit stark vervielfältigen, so dass auch das BCR-ABL-Gen so oft kopiert wird, bis es in ausreichender Menge vorliegt, dass es eindeutig nach- gewiesen werden kann. Diese BCR-ABL-Kopien nennt man Transkripte.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
autolog
körpereigen, vom Patienten selbst stammend, z.B. Eigenspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
PCR
Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction: Untersuchungsverfahren zur schnellen Vervielfältigung (Amplifikation) bestimmter Abschnitte der RNA oder DNA.
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
CMR
Complete molecular response (engl.) = vollständiges molekulares Ansprechen bzw. nicht mehr nachweisbare Resterkrankung unterhalb einer technischen Erkennungsgrenze
MR
Molekulares Ansprechen (= molecular response (engl.). Es wird ausgedrückt durch die Anzahl der CML-spezifischen Gene im Blut
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
autolog
körpereigen, vom Patienten selbst stammend, z.B. Eigenspende.
autolog
körpereigen, vom Patienten selbst stammend, z.B. Eigenspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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