Novartis gab gestern bekannt, dass die amerikanische Gesundheitsbehörde
FDA (Food and Drug Administration) ihrem Medikament
Glivec (
Imatinib) die vorrangige Prüfung gewährt hat als Behandlung erster Wahl (so genannte First-Line-Therapie) für neu diagnostizierte Patienten mit Philadelphiachromosom-positiver CML in der frühen Phase der Krankheit. Bis jetzt war das Medikament ins den USA für die Behandlung von CML-Patienten in den späteren Krankheitsstadien oder in der
chronischen Phase nach Versagen einer
Interferon-alpha-Therapie zugelassen.
Die
FDA hat auch die vorrangige Prüfung eines weiteren Antrags von Novartis für Dosierungsinformationen für
Glivec bei pädiatrischen CML-Patienten gewährt. Vorrangige Prüfungen werden von der
FDA für Produkte zur Behandlung schwerwiegender oder lebensbedrohender Erkrankungen gewährt, die gegenüber bestehenden Behandlungen eine wesentliche Verbesserung bewirken können. In der Schweiz wurde für
Glivec bereits ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für diese
Indikation gewährt.
Beide im Juni 2002 eingereichten Anträge wurden von der
FDA für die Einreichung bewilligt. Durch die vorrangige Prüfung wird ein Entscheidungstermin spätestens sechs Monate nach der Einreichung festgelegt. "Wir freuen uns, dass die
FDA die Bedeutung von
Glivec für die Behandlung von CML-Patienten im Frühstadium der Erkrankung anerkennt", sagt David Epstein, Leiter Novartis Oncology. "Die Daten zeigen, dass je früher CML-Patienten mit
Glivec behandelt werden, desto eher sprechen sie positiv an. Die Bereitstellung von
Glivec als Medikament erster Wahl für neu diagnostizierte Patienten in der
chronischen Phase wäre deshalb ein wichtiger Schritt vorwärts für Patienten mit CML."
Dem Antrag zugrunde liegende Daten
Der Antrag zur First-Line Behandlung von CML stützt sich auf Daten aus der so genannten
IRIS-Studie (International Randomised Study of
Interferon vs. STI571), die bei den Jahrestagungen der American Society of Clinical Oncology (ASCO, Mai 2002) und der European Haematology Association (EHA, Juni 2002) vorgestellt wurden. Die Daten zeigen, dass
Glivec bei der First-Line-Behandlung neu diagnostizierter CML-Patienten eine zytogenetische
Remissionsrate von 83 % erzielte, im Vergleich zu 20 % bei der Kombination von
Interferon-alpha und Cytosinarabinosid (
IFN/Ara-C), einer Form von
Chemotherapie.
Weiter ergab die
IRIS-Studie, dass
Glivec die Zeit bis zur
Progression zu den späteren CML-Stadien im Vergleich zu
IFN/Ara-C signifikant verzögerte. Ausserdem zeigen die bei der EHA-Tagung vorgelegten Daten, dass neu diagnostizierte CML-Patienten unter
Glivec eine wesentlich bessere Lebensqualität erreichen als unter als
IFN/Ara-C.
Novartis hat ebenfalls Zulassungsunterlagen bei den Gesundheitsbehörden der Europäischen Union eingereicht, womit die Zulassung für
Glivec als Behandlung erster Wahl für Patienten mit Philadelphiachromosom-positiver CML in der
chronischen Phase beantragt wird.
Glivec wurde erstmals im Mai 2001 in den USA für die Behandlung von Patienten mit Philadelphiachromosom-positiver (Ph+) CML in der
Blastenkrise, Akzelerationsphase oder
chronischen Phase nach Versagen einer
Interferon-alpha-Therapie zugelassen. Im Februar 2002, nur neun Monate nach der ersten CML-Zulassung, erhielt
Glivec die
FDA-Zulassung für die Behandlung von Patienten mit Kit- (CD-117-) positiven, nicht operierbarem und/oder metastasierenden
malignen gastrointestinalen Stromatumoren (GISTs). Die GIST-
Indikation wurde kürzlich auch in der Schweiz und der EU zugelassen.
Gegenanzeigen und Nebenwirkungen
Das Sicherheitsprofil von
Glivec war im Rahmen der First-Line-Studie (IRIS) vergleichbar mit jenem der bisherigen
Phase II-Studien, an denen andere CML-Patienten teilnahmen. Die Nebenwirkungen waren meist gering bis mässig. Die häufigsten medikamentenbedingten Nebenwirkungen von
Glivec waren Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Ödeme und Muskelkrämpfe. Wegen Nebenwirkungen brachen nur 2 % der Patienten im
Glivec-
Arm die Behandlung ab, im
IFN/Ara-C
Arm hingegen 6 %. Darüber hinaus wechselten wegen Unverträglichkeit nur 0.7 % der Patienten vom
Glivec-
Arm zum Kontrollarm der Studie, während 23 % der Patienten unter
IFN/Ara-C zum Kontrollarm wechselten.
Glivec wird oft mit Ödemen in Verbindung gebracht, sowie mit gelegentlicher schwerer Flüssigkeitsretention, Magen-Darm-Reizungen und schwerer Hepatotoxizität. Da die Nachbeobachtung der meisten Patienten, die mit
Glivec behandelt werden, relativ kurz ist, existieren keine langfristigen Sicherheitsdaten über die Behandlung mit
Glivec.
Glivec ist kontraindiziert bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen
Imatinib oder eine seiner Trägersubstanzen. Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Einnahme von
Glivec eine Schwangerschaft vermeiden.
Rechtliche Hinweise von Novartis
Diese Mitteilung enthält in die Zukunft gerichtete Aussagen, die bekannte und unbekannte Risiken, Unsicherheiten und andere Faktoren beinhalten, die zur Folge haben können, dass die tatsächlichen Ergebnisse wesentlich von den erwarteten Ergebnissen, Leistungen oder Errungenschaften abweichen, wie sie in den zukunftsbezogenen Aussagen enthalten oder impliziert sind. Einige der mit diesen Aussagen verbundenen Risiken sind in der englischsprachigen Version dieser Mitteilung und dem jüngsten Dokument "Form 20-F" der Novartis AG, das bei der US 'Securities and Exchange Commission' hinterlegt wurde, zusammengefasst. Dem Leser wird empfohlen, diese Zusammenfassungen sorgfältig zu lesen.
Die Novartis AG (NYSE: NVS) ist ein weltweit führendes Unternehmen im Gesundheitswesen mit seinem Kerngeschäft in den Bereichen Pharma, Consumer Health, Generika, Augenheilmittel und Tiergesundheit. Im Jahr 2001 erzielte der Konzern einen Umsatz von CHF 32,0 Milliarden (USD 19,1 Milliarden) und einen Reingewinn von CHF 7,0 Milliarden (USD 4,2 Milliarden). Der Konzern investierte rund CHF 4,2 Milliarden (USD 2,5 Milliarden) in Forschung und Entwicklung. Novartis hat ihren Sitz in Basel (Schweiz). Die Novartis Konzerngesellschaften beschäftigen rund 74 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in über 140 Ländern. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter
www.novartisoncologyvpo.comund
www.novartisoncology.com.
Quelle: Novartis-Pressemitteilung vom 22.8.2002.
Remissionsrate
Prozentualer Anteil von behandelten Patienten, bei denen durch eine spezifische Tumortherapie ein partielles oder komplettes Ansprechen (Remission) erreicht wird
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Blastenkrise
Die dritte Phase der Entwicklung von CML; sie entsteht nach der chronischen und akzelerierten Phase. Ihr Merkmal ist das Vorkommen einer zunehmenden Anzahl von unreifen Blutkörperchen („Blasten") im Blut oder Knochenmark.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
IRIS-Studie
Phase-III, in der Imatinib mit Interferon+AraC verglichen wurde, und die zur Marktzulassung von Imatinib führte. Viele der 1106 Patienten werden bis heute weiter in der Studie betreut, wodurch Langzeit-Sicherheitsdaten gesammelt werden. IRIS steht für International Randomized trial of Interferon/Ara-C versus STI571.
Indikation
Begründung der Verordnung eines bestimmten diagnostischen oder therapeutischen Verfahrens in einem bestimmten Krankheitsfall
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Phase II
Hat das Medikament die Prüfung in Phase I bestanden, wird es bei einer kleinen Patientengruppe bezüglich der Wirksamkeit untersucht. Ziele der Studie können dabei beinhalten: Sinkt die Restleukämie? Bei welchem Prozentsatz der Testpersonen sinkt die Resterkrankung ab? Wird das Fortschreiten der Krankheit verzögert? Üblicherweise beteiligen sich einige hundert Menschen an einer solchen Studie, um möglichst genaue Zahlen zu erhalten. Um zu klären, ob es sich bei der Wirkung um zufällige Effekte oder um tatsächliche Medikamentenwirkungen handelt, werden die Teilnehmenden in eine Untersuchungsgruppe und eine Kontrollgruppe eingeteilt.
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
maligne
Bösartig (z. B. von Gewebsveränderungen)
Blasten
Unreife Zellen, z. B. Blutzellvorläufer im Blut oder Knochenmark
Phase I
Die klinische Erprobung eines Medikaments erfolgt in der Regel in drei Phasen, um Menschen vor noch unbekannten gefährlichen und unerwünschten Nebenwirkungen zu schützen und um die finanziellen Mittel möglichst effizient einzusetzen. In einer Phase-I-Studie wird ein Medikament von wenigen Testpersonen eingenommen. Dabei wird untersucht, ob das Medikament gut verträglich ist, welche Nebenwirkungen auftreten und welche Dosierungsart optimal ist. Diese Studien werden ohne Kontrollgruppe durchgeführt.
Ödeme
Wassersucht, Ansammlung von Wasser und zugehörigen Salzen im Gewebe.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
FDA
Amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde (Food and Drug Administration)
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
maligne
Bösartig (z. B. von Gewebsveränderungen)
Ödeme
Wassersucht, Ansammlung von Wasser und zugehörigen Salzen im Gewebe.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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