Der spezifische Wirkstoff AMN107 kann dramatische Vorteile für Patienten mit einer Form der CML haben, die
resistent gegen
Glivec ist. Auf der
ASH-Jahrestagung hat die Forschungsgruppe über die mögliche Verbesserung der Ergebnisse in allen drei Phasen der CML sowie Philadelphia-positiver ALL mit Hilfe von AMN107 berichtet.
"Dieser Wirkstoff ist sehr vielversprechend und scheint momentan eine effektive Option für die Patienten darzustellen, die kein optimales Ansprechen auf
Glivec erreichen", so Prof. Dr. Hagop Kantarjian, Professor und Vorsitzender der Leukämieabteilung am MD Anderson Krebszentrum. Wenn zusätzliche Studien weiterhin solche Ergebnisse zeigen würden, glaubt Kantarjian, dass das in Tablettenform einzunehmende AMN107 "entweder
Glivec als Standardtherapie ablösen oder in Kombination mit diesem eingesetzt werden wird".
Sowohl CML als auch Philadelphia-positive ALL wird durch Tausch von genetischem Material in Knochenmarkstammzellen zwischen zwei
Chromosomen ausgelöst, wodurch eine Abnormalität namens "
Philadelphia-Chromosom" entsteht. Dieses neue
Gen erzeugt eine neuartige Tyrosin-Kinase
Bcr-Abl, die das krankhafte Zellwachstum auslöst, das zur Entwicklung der Leukämie führt.
Während sowohl
Glivec als auch AMN107 die Aktivität von
Bcr-Abl hemmen, zeigen Laborexperimente mit AMN107, dass dies bis zu 50mal potenter ist, da es effizienter an das Enzym bindet als
Glivec.
In der nun vorgestellten Phase-I-Studie wird von 119 Patienten berichtet, die
resistent gegen
Glivec waren und AMN107 erhielten. In manchen Fällen wurde die Dosis bis auf das Zwölffache erhöht. Die Forscher fanden heraus, dass das Niveau des Ansprechens in Abhängigkeit der Erkrankungsform und des Vorhandenseins von genetischen Veränderungen variierte. Beispielsweise bewegte sich das hämatologische Ansprechen (definiert als Normalisierung der Höhe der weissen Blutkörperchen) von 44% bis 100% in verschiedenen Untergruppen von CML-Patienten, und das dauerhaftere zytogenetische Ansprechen (Eliminierung von krankhaften
Stammzellen) lag zwischen 22% und 100%. Bei den ALL-Patienten war das Gesamtansprechen geringer (zwischen 10% und 33%, abhängig vom Stadium der Erkrankung).
Kantarjian merkte noch an, dass obwohl einige Patienten besser als andere mit AMN107 fuhren, hatten diese Patienten kaum oder keine anderen Behandlungsoptionen mehr. Er fügte auch hinzu, dass die Ergebnisse nahelegten, dass Ärzte bald in der Lage sein werden, die Leukämietherapie auf das genetische Profil der Erkrankung abzustimmen und verschiedene Behandlungen für Untergruppen von Patienten auf Basis ihres individuellen molekularen Profils anzubieten.
Die gemeinschaftliche Studie wurde geleitet vom MD Anderson Krebszentrum und schloss die Universitätskliniken in Frankfurt und Mannheim ein.
Quelle: AMN107 Has Dramatic Benefits For Leukaemia Patients Resistant To Gleevec. Lymphoma/Leukemia News vom
MD Anderson Krebszentrum, Houston, Texas, USA, vom 12.12.2005
Übersetzung und Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.
Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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