Viereinhalb Jahre nach Start der Vergleichsstudie mit
Glivec und
Interferon bei neu diagnostizierten CML-Patienten sind noch 90% der Patienten am Leben. Die neuen Daten der
IRIS-Studie zeigen, dass das Risiko einer
Progression in die fortgeschrittenen Phasen der Krankheit weiterhin fällt und nach vier Jahren der erfolgreichen Behandlung bei nur noch 1% liegt. Zusätzlich reichen die Daten in einer
retrospektiven Betrachtung nun aus, um ein signifikanten Überlebensvorteil unter
Glivec-Therapie im Vergleich zu
Interferon zu belegen.
Die auf der
ASH-Jahrestagung vorgestellten 54-Monats-Daten der
IRIS-Studie, die den Einsatz von
Interferon und
Glivec in der
Erstlinientherapie bei 1106 Patienten vergleicht, zeigte, dass 90.3% der Patienten, die ursprünglich per Zufallsverfahren dem
Glivec-
Arm der Studie zugeteilt wurden, noch heute am Leben sind. Weiterhin fiel das jährliche Risiko einer
Progression der Krankheit im vierten Jahr der Therapie auf unter 1 Prozent - die 38-Monats-Daten hatte noch ein Rückfallrisiko von 2% ergeben. Die Daten zeigten auch, dass alle Patienten, die nach 12 Monaten ein weitgehendes molekulares Ansprechen (
MMR) auf die Behandlung zeigten, also eine sehr niedrige Resterkrankung aufwiesen, nach 54 Monaten progressionsfrei waren. Die Daten basieren auf insgesamt "178.000 Patientenjahren in klinischer Nutzung".
Forscher der Universitätsklinik in Poitiers (Frankreich) belegten zudem in einer
retrospektiven Analyse der Daten, dass nach 36 Monaten noch 92% der Patienten, die
Glivec als
Erstlinientherapie erhalten hatten, am Leben waren, während dies nur für 84% der
Interferon-Patienten galt.
Weitere Ergebnisse der IRIS-StudieDie "International Randomized
Interferon versus STI571 (IRIS)" Studie ist eine Phase-III-Studie, in der bei 1106 neu diagnostizierten CML-Patienten mit Ph-positiver CML an 177 Kliniken in 16 Ländern die Effizienz von
Glivec (400mg/Tag) mit
Interferon+Ara-C (
IFN: 5 MIU/M2/Tag, Ara-C 20 mg/M2/Tag an 10 Tagen/Monat) verglichen wurde. 54 Monate nach Behandlungsbeginn werden noch 72% der Patienten mit
Imatinib behandelt, 3% noch mit
IFN+Ara-C.
54 Monate nach der
Randomisierung war das geschätzte Überleben für
Glivec-Patienten bei 90.3% (87%-93%). Das Ansprechen nach 54 Monaten lag bei 98%
CHR, 92% MCR und 86%
CCR. (
CHR = komplette hämatologische
Remission, MCR = weitgehende zytogenetische
Remission,
CCR = komplette zytogenetische
Remission).
Im Vergleich lag es nach 38 Monaten noch bei 96%
CHR, 88% MCR und 81%
CCR, d.h. die Ergebnisse haben sich auch über in der längerfristigen Beobachtung noch deutlich verbessert. Auch wenn sich die Mehrheit der zytogenetischen Antworten bereits nach 3 bis 9 Monaten einstellten, erreichten einige Patienten auch danach noch eine MCR oder sogar
CCR. Das Risiko eines Rückfalls bleibt niedrig, und es gibt keine Anzeichen für einen mittelfristigen Anstieg des Risikos. Unter den Patienten, die unter
Glivec eine
CCR erreichen konnte, spielte es keine Rolle, ob sie ursprünglich bei der Diagnose mit niedrigem, mittlerem oder hohem Risiko nach
Sokal-Score eingestuft wurden.
Die Nebenwirkungen bei den rund Teilnehmern der
IRIS-Studie waren bei den meisten Patienten mild bis moderat. Die häufigst beobachteten Nebenwirkungen waren Ödeme (58%-76%), Schwindel/
Nausea (47%-73%), Durchfall (39%-60%), Müdigkeit/
Fatigue (30%-48%), Abdominal Pain (30%-37%), Muskelkrämpfe (28%-62%), Hautirritationen (26%-47%), Übelkeit (21%-58%), und Knochenschmerzen (11%-49%).
Hämatologische Nebenwirkungen des Grads 3/4 beinhalteten
Neutropenie (3%-48%),
Anämie (1%-42%),
Thrombozytopenie (1%-33%), and Hepatotoxizität (3%-6%).
Quellen:
- ASH-Abstract Nr. 166: Beneficial Effects of Cytogenetic and Molecular Response on Long-Term Outcome in Patients with Newly Diagnosed Chronic Myeloid Leukemia in Chronic Phase (CML-CP) Treated with Imatinib (IM): Update from the IRIS Study.
- PR-Newswire-Meldung vom 12.12.2005
- Onkodin-Artikel
Übersetzung und Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.
Erstlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Thrombozytopenie
Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten), kann eine Blutungsneigung mit kleinfleckigen Blutungen in Haut und Schleimhäuten oder in Organen hervorrufen
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
retrospektiv
Studie aus der Hauptgruppe der Beobachtungsstudien und der dortigen Untergruppe der Längsschnittstudien. Hier wird eine Studie dann als retrospektiv bezeichnet, wenn die Datenerhebung schon vor Beginn der Studie stattgefunden hat.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Neutropenie
Verminderung der Anzahl neutrophiler Granulozyten im Blut - bestimmter weißer Blutzellen, die besonders für die Abwehr gegen Bakterien und Pilze wichtig sind
IRIS-Studie
Phase-III, in der Imatinib mit Interferon+AraC verglichen wurde, und die zur Marktzulassung von Imatinib führte. Viele der 1106 Patienten werden bis heute weiter in der Studie betreut, wodurch Langzeit-Sicherheitsdaten gesammelt werden. IRIS steht für International Randomized trial of Interferon/Ara-C versus STI571.
Sokal-Score
1984 eingeführtes System zur Schätzung der Prognose für Patienten mit CML. In den Score fließen Alter, Milzgröße, Thrombozyten und Blastenanteil ein. Der Score wurde für Patienten entwickelt, die mit Chemotherapie beziehungsweise mit Interferon α behandelt wurden. Seitdem ist mit der Einführung der Tyrosinkinaseinhibitoren ein großer Schritt nach vorn gelungen.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
Zytopenie
Zellzahlverminderung im Blut. Je nach dem, welcher Zelltyp verringert ist, spricht man auch von z.B. Leuko-, Granulo-, Lympho-, Mono-, Erythro- oder Thrombozytopenie.
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Anämie
Blutarmut, Mangel an roten Blutkörperchen oder Verminderung ihres Gehaltes an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin)
Fatigue
Besonders quälende Form von Müdigkeit, oft bis zur völligen Erschöpfung, nach dem Schmerz belastendstes Symptom bei Tumorerkrankung. An der Erschöpfungssymptomatik können bei Krebskranken psychologische Faktoren, Blutbildveränderungen und Ernährungseinflüsse beteiligt sein. Sie kann durch durch die Erkrankung selbst oder im Zusammenhang mit einer Therapie ausgelöst werden. Typische Merkmale sind eine anhaltende Schwäche und Abgeschlagenheit trotz ausreichender Schlafphasen, eine Überforderung bereits bei geringen Belastungen und eine deutliche Aktivitätsabnahme im privaten und beruflichen Umfeld.
Nausea
Übelkeit, Brechreiz (kann als Nebenwirkung einer Chemotherapie auftreten)
Ödeme
Wassersucht, Ansammlung von Wasser und zugehörigen Salzen im Gewebe.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
CCR
engl. complete cytogenetic remission: komplette zytogenetische Remission
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
MMR
Gutes molekulares Ansprechen, bei der die BCR-ABL-Transkripte weniger als 0,1% (nach Internationaler Skala IS) der insgesamt untersuchten Gentranskripte ausmachen
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
MR
Molekulares Ansprechen (= molecular response (engl.). Es wird ausgedrückt durch die Anzahl der CML-spezifischen Gene im Blut
retrospektiv
Studie aus der Hauptgruppe der Beobachtungsstudien und der dortigen Untergruppe der Längsschnittstudien. Hier wird eine Studie dann als retrospektiv bezeichnet, wenn die Datenerhebung schon vor Beginn der Studie stattgefunden hat.
retrospektiv
Studie aus der Hauptgruppe der Beobachtungsstudien und der dortigen Untergruppe der Längsschnittstudien. Hier wird eine Studie dann als retrospektiv bezeichnet, wenn die Datenerhebung schon vor Beginn der Studie stattgefunden hat.
Ödeme
Wassersucht, Ansammlung von Wasser und zugehörigen Salzen im Gewebe.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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