Die
allogene Stammzelltransplantation hat bei Patienten mit einer
Philadelphia-Chromosom-positiven chronischen
myeloischen Leukämie (Ph+-CML) nicht mehr den Stellenwert wie noch vor einigen Jahren. Denn mit dem
Tyrosinkinase-Hemmer
Imatinib werden so hohe
Ansprechraten erreicht, daß zunächst diese Behandlung versucht werden kann.
Die Zahl der
allogenen Stammzelltransplantationen bei der CML ist seit 1999 zurückgegangen, wie Professor Andreas Hochhaus von der Universität Mannheim sagte. Der Grund: Durch die Einführung des
Tyrosinkinase-Hemmers
Imatinib können immer mehr Patienten erfolgreich mit einer
Chemotherapie behandelt werden.
Denn: "Patienten mit zytogenetischer
Remission haben eine deutlich bessere Überlebenswahrscheinlichkeit als Patienten ohne
Remission", sagte Hochhaus beim Deutschen Krebskongreß in Berlin. Zytogenetische
Remission bedeutet, daß das
Philadelphia-Chromosom nicht mehr nachweisbar ist.
In der
IRIS-Studie, in der - wie berichtet - die Wirksamkeit des
Tyrosinkinase-Hemmers mit
Interferon verglichen wurde, erreichten 76 Prozent der Patienten mit
Imatinib (
Glivec®) eine komplette zytogenetische
Remission (
CCR), mit
Interferon-alpha dagegen nur 14 Prozent. Eine aktuelle Auswertung der Studie ergab für
Imatinib eine
CCR-Rate von 86 Prozent, wie Hochhaus bei einem Symposium des Unternehmens Novartis berichtet hat.
Diese Remissionszahlen seien bei der Entscheidung für die Stammzelltransplantation besonders wichtig, sagte Hochhaus. "Es ist die Frage, ob die risikoreiche Stammzelltransplantation wirklich nötig ist oder zuerst das Ansprechen auf eine
Imatinib-Therapie abgewartet werden kann."
Wichtig sei dann aber die sorgfältige Verlaufskontrolle und hier besonders das zytogenetische Ansprechen nach sechs Monaten und nach einem Jahr. "Patienten, bei denen dann im Blut weniger als 35 Prozent Ph+-Zellen nachweisbar sind, haben ein deutlich besseres rezidivfreies Überleben als Patienten mit mehr Ph+- Zellen", sagte Hochhaus.
Aber auch das molekulare Ansprechen erlaubt Rückschlüsse auf den Krankheitsverlauf: Patienten, bei denen durch die Therapie die Tumorgröße um mindestens drei Größenordnungen zurückgeht, haben einen besseren Verlauf, als wenn der Rückgang geringer ausfällt.
"Das bedeutet dann nicht, daß der Tumor nicht anspricht, sondern es ist ein Marker, mit dem sich erkennen läßt, ob eine Intensivierung der Therapie nötig ist", so Hochhaus. In diesem Fall sei eine Erhöhung der
Imatinib-Dosis von 400 mg auf 800 mg pro Tag eine Alternative.
Quelle: Ärztezeitung 18.04.2006 allogene Stammzelltransplantation
Bei der allogenen Transplantation handelt es sich um eine Form der Stammzelltransplantation, die bei malignen hämatologischen Erkrankungen zum Einsatz kommt. Dabei werden Blutstammzellen von einem Spender zu einem Empfänger übertragen (Spender und Empfänger sind hierbei nicht dieselbe Person).
Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Tyrosinkinase
Enzym, das das Wachstum von Leukämiezellen anregt und therapeutisch durch Tyrosinkinase-Hemmer (Tyrosinkinase-Inhibitoren) gehemmt werden kann.
Ansprechrate
Prozentualer Anteil der Patienten, bei denen die Erkrankung sich durch eine bestimmte Behandlung zurückbildet
IRIS-Studie
Phase-III, in der Imatinib mit Interferon+AraC verglichen wurde, und die zur Marktzulassung von Imatinib führte. Viele der 1106 Patienten werden bis heute weiter in der Studie betreut, wodurch Langzeit-Sicherheitsdaten gesammelt werden. IRIS steht für International Randomized trial of Interferon/Ara-C versus STI571.
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Rezidiv
Neuauftreten akuter Krankheitszeichen, Rückfall nach einer Remission
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
CCR
engl. complete cytogenetic remission: komplette zytogenetische Remission
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
allogene Stammzelltransplantation
Bei der allogenen Transplantation handelt es sich um eine Form der Stammzelltransplantation, die bei malignen hämatologischen Erkrankungen zum Einsatz kommt. Dabei werden Blutstammzellen von einem Spender zu einem Empfänger übertragen (Spender und Empfänger sind hierbei nicht dieselbe Person).
Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Ansprechrate
Prozentualer Anteil der Patienten, bei denen die Erkrankung sich durch eine bestimmte Behandlung zurückbildet
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.
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