Nilotinib (Laborbezeichnung AMN107, zukünftiger Handelsname Tasigna) ist ein mit
Imatinib verwandter
Tyrosinkinase-Inhibitor, der seit etwa einem Jahr in
klinischen Studien zur Behandlung der CML erprobt wird. Er ist wirksam gegen 32 von 33 bekannten
Mutationen, die zu
Imatinib-
Resistenz führen. Auf
ASH wurden die Ergebnisse der weltweiten Phase-II-Studie vorgestellt.
Die Studie hatte zum Ziel, die Sicherheit und Wirksamkeit von
Nilotinib zu prüfen. Das Medikament wurde den Studienteilnehmern in einer Dosis von 400mg zweimal am Tag gegeben; diese konnte bei mangelndem Ansprechen auf bis zu 2x600mg gesteigert werden. Es wurden nun die Daten von 132 Patienten vorgestellt, darunter 91 mit
Imatinib-
Resistenz und 41 mit Unverträglichkeit. Bei Studieneintritt hatten nur zwei Drittel eine komplette hämatologische
Remission. 58% der Patienten hatten zusätzliche chromosomale Veränderungen. 62% der Patienten waren zum Berichtszeitpunkt noch unter
Nilotinib-Therapie, während 50 Patienten (38%) die Therapie abbrachen - 26 wegen Nebenwirkungen, 15 wegen Fortschreiten der Krankheit, 7 aus anderen Gründen. Es gab zwei Todesfälle: Ein Patient wegen Herzinfarkt, der bereits vor Therapie einen Herzinfarkt gehabt hatte, und einer wegen Krankheitsfortschritt.
Die durchschnittliche Zeit zum einem zytogenetischen Ansprechen war 1,4 Monate (Bereich 0,3 bis 13 Monate). Ein zytogenetisches Ansprechen erreichten 42% der Patienten: 25 komplett, 17% partiell, 8% gering, 11% minimal. 16% zeigten gar kein zytogenetisches Ansprechen. Die häufigsten schweren Nebenwirkungen waren
Thrombozytopenie (26%),
Neutropenie (18%), erhöhte
Lipase im Serum (8%) und
Anämie (7%).
Insgesamt wurde deutliche klinische Aktivität des Medikaments nachgewiesen (69% komplette hämatologische
Remission, 42% weitgehende zytogenetische
Remission) und ein akzeptables Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil bei Patienten mit
Imatinib-
Resistenz oder -Unverträglichkeit.
Quelle: ASH-Abstract #165, erschien auch in in Blood, Volume 108, issue 11, November 16, 2006
A
Phase II Study of
Nilotinib, a Novel Tyrosine Kinase Inhibitor Administered to
Imatinib-Resistant and -Intolerant Patients with Chronic Myelogenous Leukemia (CML) in Chronic Phase (CP).
Philipp le Coutre, Kapil Bhalla, Francis Giles, Michele Baccarani, Gert J. Ossenkoppele, Andreas Hochhaus, Norbert Gattermann, Teresa Rafferty, Ariful Haque, Aaron Weitzman, Hagop Kantarjian Campus Virchow Klinikum, Charit, Berlin, Germany; H. Lee Moffitt Cancer Center, Tampa, FL, USA; MD Anderson Cancer Center, Houston, TX, USA; Azienda Ospedaliero, Universitaria di Bologna Policlinico S Orsola-Malpighi, Bologna, Italy; VU Medisch Centrum, Amsterdam, Netherlands; III Medizinische Klinik, Med. Fakultt Mannheim, University of Heidelberg, Mannheim, Germany; Universitätsklinikum Düsseldorf, Dsseldorf, Germany; Novartis Pharmaceutical Corporation, East Hanover, NJ, USA
Weiterführende Informationen:
- Erweiterter Zugang zu Nilotinib in Deuschland, Österreich und Schweiz gestartet, Leukämie-Online 07.08.2006
- Novartis startet Erweitertes Zugangsprogramm ENACT für Nilotinib, Leukämie-Online 09.06.2006
- Phase-II-Studien mit AMN107/Nilotinib nun auch in Dresden, Genf und Bern, Leukämie-Online 23.02.2006
- Phase-II-Studien mit AMN107 nun auch in München, Leukämie-Online vom 10.11.2005
- Phase-II-Studien mit AMN107 nun auch in Leipzig und Hamburg, Leukämie-Online vom 18.09.2005
- Phase-II-Studien mit AMN107 in Deutschland gestartet, Leukämie-Online vom 10.08.2005
- Auch AMN107 zeigt Wirksamkeit bei Glivec-resistenten Mutationen, Leukämie-Online vom 03.06.2005
- Neue Phase-I-Daten mit AMN107 bei CML vorgestellt, Leukämie-Online vom 07.04.2005
- Erste Ergebnisse der AMN107-Studie in Frankfurt positiv für CML-Therapie, Leukämie-Online vom 18.02.2005
Thrombozytopenie
Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten), kann eine Blutungsneigung mit kleinfleckigen Blutungen in Haut und Schleimhäuten oder in Organen hervorrufen
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Tyrosinkinase
Enzym, das das Wachstum von Leukämiezellen anregt und therapeutisch durch Tyrosinkinase-Hemmer (Tyrosinkinase-Inhibitoren) gehemmt werden kann.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Neutropenie
Verminderung der Anzahl neutrophiler Granulozyten im Blut - bestimmter weißer Blutzellen, die besonders für die Abwehr gegen Bakterien und Pilze wichtig sind
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Zytopenie
Zellzahlverminderung im Blut. Je nach dem, welcher Zelltyp verringert ist, spricht man auch von z.B. Leuko-, Granulo-, Lympho-, Mono-, Erythro- oder Thrombozytopenie.
Nilotinib
Nilotinib, Handelsname Tasigna, Laborname AMN107, hemmt u.a. die BCR-ABL-Tyrosinkinase. Zugelassen in der EU seit 2007 für die Behandlung der CML und Ph+ALL.
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Phase II
Hat das Medikament die Prüfung in Phase I bestanden, wird es bei einer kleinen Patientengruppe bezüglich der Wirksamkeit untersucht. Ziele der Studie können dabei beinhalten: Sinkt die Restleukämie? Bei welchem Prozentsatz der Testpersonen sinkt die Resterkrankung ab? Wird das Fortschreiten der Krankheit verzögert? Üblicherweise beteiligen sich einige hundert Menschen an einer solchen Studie, um möglichst genaue Zahlen zu erhalten. Um zu klären, ob es sich bei der Wirkung um zufällige Effekte oder um tatsächliche Medikamentenwirkungen handelt, werden die Teilnehmenden in eine Untersuchungsgruppe und eine Kontrollgruppe eingeteilt.
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Anämie
Blutarmut, Mangel an roten Blutkörperchen oder Verminderung ihres Gehaltes an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin)
Phase I
Die klinische Erprobung eines Medikaments erfolgt in der Regel in drei Phasen, um Menschen vor noch unbekannten gefährlichen und unerwünschten Nebenwirkungen zu schützen und um die finanziellen Mittel möglichst effizient einzusetzen. In einer Phase-I-Studie wird ein Medikament von wenigen Testpersonen eingenommen. Dabei wird untersucht, ob das Medikament gut verträglich ist, welche Nebenwirkungen auftreten und welche Dosierungsart optimal ist. Diese Studien werden ohne Kontrollgruppe durchgeführt.
Lipase
Eine Lipase ist ein Enzym, das Fett in deren Bestandteile zerlegt.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
CAM
Komplementär- und Alternativmedizin (englisch abgekürzt: CAM, Complementary and Alternative Medicine)
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ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.
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