Bei CML ist eine Behandlung mit dem
Tyrosinkinase-Hemmer
Imatinib (Handelsname
Glivec) für lange Zeit erfolgreich und zugleich gut verträglich: Neun von zehn Patienten leben mit der Therapie noch mindestens fünf Jahre. Die Langzeitergebnisse zur CML-Therapie mit
Imatinib wurden schon bei der Jahrestagung der US-Gesellschaft für Hämatologie vorgestellt. Professor Justus Duyster aus München hat sie bei einer Veranstaltung des Unternehmens Novartis in Nürnberg im Detail erläutert: In der
IRIS-Studie wurden mehr als 1.100 Patienten mit neu-diagnostizierter
Philadelphia-Chromosom-positiver (Ph+) CML entweder mit
Imatinib oder mit
Interferon-alpha und dem
Zytostatikum Ara-C behandelt.
Im jetzt ausgewerteten
Imatinib-Studienarm sind nach fünf Jahren 87 Prozent der Patienten in zytogenetischer
Remission. Das bedeutet, das
Philadelphia-Chromosom ist nicht mehr nachweisbar. Die GesamtÜberlebensrate beträgt 89 Prozent. "Nur sieben Prozent hatten eine Krankheitsprogression in eine
akute Leukämie", sagte Duyster.
Imatinib habe deshalb in der
Primärtherapie der CML die Immunchemotherapie und die
allogene Stammzelltransplantation weitgehend abgelöst.
"Dies auch deshalb, weil die Langzeitherapie mit
Imatinib relativ gut verträglich ist", so Duyster. "Blutbildveränderungen und Hauttoxizität verschwinden oft nach sechs bis zwölf Monaten ganz", sagte der
Hämatologe. Auch
Resistenzen gegen
Imatinib sind in der
chronischen Phase der CML mit jährlich vier bis sieben Prozent eher selten und nehmen offenbar ab dem dritten Jahr wieder ab. "Damit dürfte auch der Überlebensvorteil im weiteren Studienverlauf noch größer werden", vermutet Duyster. Im Übrigen könne eine
Resistenz gegen
Imatinib bei vielen Patienten durch eine Steigerung der Dosis überwunden werden.
Inzwischen werden weitere
Tyrosinkinase-Hemmer zur Therapie bei CML entwickelt. Das Unternehmen hat Ende 2006 bereits die Zulassuîg für
Nilotinib beantragt. Dieser Enzymhemmer wirkt 30- bis 50-mal stärker als
Imatinib. Meist wird damit die
Resistenz gegen
Imatinib þberwunden, jeder zweite Patient erreicht dann doch noch eine zytogenetische
Remission. Wegen fehlender Langzeiterfahrung ist das Medikament allerdings zunächst nur für die Zweitlinien-Therapie vorgesehen. In einer
offenen Studie kann es kann aber bereits Patienten angeboten werden, die
Imatinib nicht vertragen oder darauf nicht ausreichend ansprechen.
Quelle:8/b> Ärzte Zeitung vom 08.02.2007
Weiterführende Informationen:
allogene Stammzelltransplantation
Bei der allogenen Transplantation handelt es sich um eine Form der Stammzelltransplantation, die bei malignen hämatologischen Erkrankungen zum Einsatz kommt. Dabei werden Blutstammzellen von einem Spender zu einem Empfänger übertragen (Spender und Empfänger sind hierbei nicht dieselbe Person).
Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Primärtherapie
Therapieschema zur Behandlung von Patienten bei Erstauftreten der Erkrankung
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Tyrosinkinase
Enzym, das das Wachstum von Leukämiezellen anregt und therapeutisch durch Tyrosinkinase-Hemmer (Tyrosinkinase-Inhibitoren) gehemmt werden kann.
Zytostatikum
Medikamente bzw. Zellgifte, die die Zellvermehrung verhindern oder deutlich verzögern. Sie wirken gegen Tumorzellen bzw. sich schnell teilende Zellen ausgeprägter als gegen gesunde bzw. sich langsam teilende Zellen. Diese Art Zellgifte werden üblicherweise im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
IRIS-Studie
Phase-III, in der Imatinib mit Interferon+AraC verglichen wurde, und die zur Marktzulassung von Imatinib führte. Viele der 1106 Patienten werden bis heute weiter in der Studie betreut, wodurch Langzeit-Sicherheitsdaten gesammelt werden. IRIS steht für International Randomized trial of Interferon/Ara-C versus STI571.
Hämatologe
Arzt, der sich auf Erkrankungen des Blutes, darunter auch Leukämien, spezialisiert hat (Der Wortstamm „Häm-" kommt aus dem Griechischen und "bedeutet „Blut")
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Nilotinib
Nilotinib, Handelsname Tasigna, Laborname AMN107, hemmt u.a. die BCR-ABL-Tyrosinkinase. Zugelassen in der EU seit 2007 für die Behandlung der CML und Ph+ALL.
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Offene Studie
Klinische Studie, bei der Wissenschaftler und Teilnehmer wissen, welche Behandlung dem jeweiligen Patienten verabreicht wird (im Gegensatz zu „verblindeten Studien" oder „Doppelblindstudien")
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.
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