Für
Nilotinib (AMN107) wurde Ende 2006 die Zulassung in der EU und den USA für Patienten mit
Chronischer Myeloischer Leukämie (CML) beantragt, die
Imatinib nicht vertragen oder nicht mehr darauf ansprechen. Grundlage für die Einreichung des Zulassungsantrags bilden die guten Daten, die auf dem Kongress der American Society of Hematology (
ASH) im Dezember 2006 in Orlando, USA, vorgestellt wurden.
Nilotinib ist ein
Tyrosinkinasehemmer der zweiten Generation und hat sich im Rahmen von
Phase II-Daten als sehr wirksam in der Second-line-Therapie der CML erwiesen. Die CML ist eine hämatologische Stammzellerkrankung, bei der in über 90% der Fälle eine Chromosomenanomalie nachweisbar ist. Dieses so genannte
Philadelphia-Chromosom bildet das Fusionsprotein
BCR-ABL, dessen verstärkte Tyrosinkinaseaktivität die Ursache für die Erkrankung ist.
BCR-ABL ist der Hauptangriffspunkt für die medikamentöse Therapie und wird sowohl von
Glivec als auch von
Nilotinib gezielt gehemmt.
Imatinib (Handelsname
Glivec) ist der Goldstandard in der
Primärtherapie der CML. Mittlerweile liegen Daten mit einer Nachbeobachtungszeit von 5 Jahren vor, welche die herausragende Wirksamkeit und die sehr gute Verträglichkeit von
Glivec belegen.(1) Eine Resistenzentwicklung unter
Primärtherapie mit
Glivec ist nur bei wenigen Patienten zu beobachten und häufig mit
Mutationen in
BCR-ABL assoziiert. Viele
Mutationen zeigen weiterhin ein Restansprechen auf
Glivec, so dass die Dosis auf 800mg/d erhöht und damit eine erneute
Remission erreicht werden kann. Für Patienten mit
Glivec-
Resistenz, die auf eine Dosissteigerung nicht ansprechen, oder Patienten mit
Glivec-Unverträglichkeit hat Novartis Oncology, aufbauend auf der Erfahrung mit
Glivec,
Nilotinib als
Tyrosinkinaseinhibitor der 2. Generation entwickelt.
Nilotinib ist gegen 32 von 33 untersuchten
BCR-ABL-
Mutationen aktiv (Ausnahme
T315I). Wie eine
Phase II-Studie belegt, erreichen 51% der
Glivec-
resistenten Patienten in
chronischer Phase unter
Nilotinib eine gute zytogenetische
Remission (MCR). Die Dosierung von 2 x 400mg/d wurde bei nahezu allen Patienten beibehalten. Schwerwiegende nichthämatologische Nebenwirkungen traten kaum auf, die Rate schwerwiegender hämatologischer Nebenwirkungen lag bei unter 30% – ein Beleg für die gute Verträglichkeit der Substanz.
In weiteren
Phase II-Studien wurde
Nilotinib bei
Glivec-
Resistenz und -Unverträglichkeit in den fortgeschrittenen Krankheitsphasen der CML sowie bei Ph+ ALL (
Philadelphia-Chromosom positive
Akute Lymphatische Leukämie) untersucht: die hohe Wirksamkeit und gute Verträglichkeit wurde hier bestätigt3. Die Zulassung für
Nilotinib in der Second-line- Therapie der CML wird Ende des Jahres 2007 erwartet.
"Mit der Zulassung von
Nilotinib, die für das 2. Halbjahr 2007 erwartet wird, steht uns für die wenigen CML-Patienten, die unter
Imatinib eine
Resistenz entwickeln, ein sehr potenter
Tyrosinkinasehemmer zur Verfügung", so PD Dr. Ottmann, Leiter der
Phase II-Studien mit
Nilotinib in Deutschland. "Aufgrund der gezielten Hemmung des Haupt-Targets
BCR-ABL wirkt er hochselektiv und ist daher gut verträglich."
Nilotinib steht den Patienten und Ärzten schon jetzt im Rahmen des ENACT-Programms (Expanding
Nilotinib Access in Clinical Trials) zur Verfügung. Novartis Oncology hat die Initiative ins Leben gerufen, um Patienten frühzeitig den Zugang zu dieser neuen, wirksamen Therapieoption zu eröffnen und gleichzeitig die Datenbasis zur Wirksamkeit und Verträglichkeit des Wirkstoffs zu erweitern. Es werden Patienten aller Phasen der CML eingeschlossen, die
Glivec-
resistent oder -intolerant sind.
Literaturquellen:
- (1) Druker B.J. et al. Five-Year Follow-up of Patients Receiving Imatinib for Chronic Myeloid Leukemia. N Engl J Med 2006,
355:2408-2417.
- (2) Le Coutre P. et al. A Phase II Study of Nilotinib, A Novel Tyrosine Kinase Inhibitor Administered to Imatinib-Resistant and -
Intolerant Patients with Chronic Myelogenous Leukemia (CML) in Chronic Phase (CP). American Society of Hematology #165 (2006), Oral Presentation.
- (3) Kantarjian H. et al. A Phase II Study of Nilotinib A Novel Tyrosine Kinase Inhibitor Administered to Imatinib-Resistant or Intolerant Patients with Chronic Myelogenous Leukemia (CML) in Accelerated Phase (AP). American Society of Hematology #2169 (2006).
- Ottmann O.G. et al., A Phase II Study of Nilotinib, A Novel Tyrosine Kinase Inhibitor Administered to Imatinib Resistant or Intolerant Patients with Chronic Myelogenous Leukemia (CML) in Blast Crisis (BC) or Relapsed/Refractory Ph+ Acute Lymphoblastic Leukemia (ALL). American Society of Hematology #1862 (2006).
Quelle: JournalONKOLOGIE vom 14.02.2007Weiterführende Artikel:
- ASH: Nilotinib (AMN107) wirkt bei Imatinib-Resistenz, Leukämie-Online 19.01.2007
- Erweiterter Zugang zu Nilotinib in Deuschland, Österreich und Schweiz gestartet, Leukämie-Online 07.08.2006
- Novartis startet Erweitertes Zugangsprogramm ENACT für Nilotinib, Leukämie-Online 09.06.2006
- Phase-II-Studien mit AMN107/Nilotinib nun auch in Dresden, Genf und Bern, Leukämie-Online 23.02.2006
- Phase-II-Studien mit AMN107 nun auch in München, Leukämie-Online vom 10.11.2005
- Phase-II-Studien mit AMN107 nun auch in Leipzig und Hamburg, Leukämie-Online vom 18.09.2005
- Phase-II-Studien mit AMN107 in Deutschland gestartet, Leukämie-Online vom 10.08.2005
- Auch AMN107 zeigt Wirksamkeit bei Glivec-resistenten Mutationen, Leukämie-Online vom 03.06.2005
- Neue Phase-I-Daten mit AMN107 bei CML vorgestellt, Leukämie-Online vom 07.04.2005
- Erste Ergebnisse der AMN107-Studie in Frankfurt positiv für CML-Therapie, Leukämie-Online vom 18.02.2005
Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
Primärtherapie
Therapieschema zur Behandlung von Patienten bei Erstauftreten der Erkrankung
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Tyrosinkinase
Enzym, das das Wachstum von Leukämiezellen anregt und therapeutisch durch Tyrosinkinase-Hemmer (Tyrosinkinase-Inhibitoren) gehemmt werden kann.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Nilotinib
Nilotinib, Handelsname Tasigna, Laborname AMN107, hemmt u.a. die BCR-ABL-Tyrosinkinase. Zugelassen in der EU seit 2007 für die Behandlung der CML und Ph+ALL.
Follow-up
in Zusammenhang mit klinischen Studien: Nachuntersuchung, Nachbeobachtung
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Phase II
Hat das Medikament die Prüfung in Phase I bestanden, wird es bei einer kleinen Patientengruppe bezüglich der Wirksamkeit untersucht. Ziele der Studie können dabei beinhalten: Sinkt die Restleukämie? Bei welchem Prozentsatz der Testpersonen sinkt die Resterkrankung ab? Wird das Fortschreiten der Krankheit verzögert? Üblicherweise beteiligen sich einige hundert Menschen an einer solchen Studie, um möglichst genaue Zahlen zu erhalten. Um zu klären, ob es sich bei der Wirkung um zufällige Effekte oder um tatsächliche Medikamentenwirkungen handelt, werden die Teilnehmenden in eine Untersuchungsgruppe und eine Kontrollgruppe eingeteilt.
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Phase I
Die klinische Erprobung eines Medikaments erfolgt in der Regel in drei Phasen, um Menschen vor noch unbekannten gefährlichen und unerwünschten Nebenwirkungen zu schützen und um die finanziellen Mittel möglichst effizient einzusetzen. In einer Phase-I-Studie wird ein Medikament von wenigen Testpersonen eingenommen. Dabei wird untersucht, ob das Medikament gut verträglich ist, welche Nebenwirkungen auftreten und welche Dosierungsart optimal ist. Diese Studien werden ohne Kontrollgruppe durchgeführt.
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
T315I
Die T315I-Mutation ist eine Punktmutation, bei der an Position 944 des ABL-Gens Cytosin gegen Thymin ersetzt wird. Dadurch wird im kodierten Protein die Aminosäure Threonin gegen Isoleucin ausgetauscht.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
oral
Den Mund betreffend, am Mund gelegen, durch den Mund
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.
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