Dasatinib (Handelsname Sprycel) besitzt im Reagenzglas eine höhere Wirksamkeit gegen
BCR-ABL als
Imatinib und bindet an
BCR-ABL sowohl in der inaktiven als auch in der aktiven Form.
Dasatinib stellte sich als wirksame Behandlungsalternative bei Patienten mit CML in
chronischer Phase (CP-CML) heraus, die auf
Imatinib resistent sind oder es nicht vertragen. Auf der
ASH-Jahreskonferenz wird über die erweiterte Verlaufskontrolle von START-C, einer internationalen Studie über
Dasatinib mit 75 Zentren an 387 Patienten mit CML in
chronischer Phase mit
Resistenz (288 Patienten) oder Unverträglichkeit (99 Patienten) auf
Imatinib, berichtet.
Die Studienaufnahme fand von Februar bis Juli 2005 statt.
Dasatinib wurde zweimal täglich als 70mg-Dosis verabreicht; eine Dosissteigerung (zweimal täglich 90 mg) oder –senkung (zweimal täglich 50 oder 40 mg) wurde bei fehlendem Ansprechen bzw. Nebenwirkungen erlaubt. Die mittlere Zeitspanne von der Diagnose einer chronischen
myeloischen Leukämie betrug 61 Monate (zwischen 32-50). Vorausgehende Therapiemethoden beinhalteten
Interferon bei 65 % der Patienten und Stammzelltransplantation bei 10 %; 55 % hatten vorher
Imatinib-Dosen höher als 600 mg erhalten und 53 % eine Behandlung mit
Imatinib für mehr als 3 Jahre. Das beste Ansprechen bei einer vorausgehenden
Imatinib-Therapie war ein vollständiges hämatologisches Ansprechen (
CHR) bei 82 %, und vollständiges (
CCyR) und teilweises zytogenetisches Ansprechen (
PCyR) bei 19 % bzw. 18 %. Bei einer mittleren Verlaufskontrolle von 15,2 Monaten wurde ein vollständiges hämatologisches Ansprechen (
CHR) bei 91 % der Patienten (95 % CI 87 – 93 %), weitgehendes zytogenetisches Ansprechen (MCyR) bei 59 % (95 % CI 54 – 64 %) (52 % mit
Resistenz auf
Imatinib, 80 % mit Unverträglichkeit auf
Imatinib) und vollständiges zytogenetisches Ansprechen (
CCyR) bei 49 % (40 % mit
Resistenz auf
Imatinib, 75 % mit Unverträglichkeit auf
Imatinib) erreicht.
Bei Patienten ohne vorhergehendes weitgehendes zytogenetisches Ansprechen auf
Imatinib erzielten 42 % ein weitgehendes zytogenetisches Ansprechen mit
Dasatinib. Eine Rate für weitgehendes zytogenetisches Ansprechen von 59 % wurde für Patienten mit Basis-
BCR-ABL-
Mutationen verzeichnet; ein Ansprechen wurde bei allen
Mutationen mit Ausnahme von
T315I beobachtet. Das weitgehende zytogenetische Ansprechen war dauerhaft und nur 7 von 230 Patienten, die ein weitgehendes zytogenetisches Ansprechen mit
Dasatinib erreicht hatten, verloren dieses Ansprechen.
Die Rate für weitgehendes molekulares Ansprechen (d. h. ein
BCR-ABL/ABL-Verhältnis von weniger als 0,1 % gemäß der
internationalen Skala der Real-time quantitativen Polymerasekettenreaktion [RQ-
PCR]) bei 12 Monaten betrug 25 %. Das progressionsfreie Überleben bei 15 Monaten lag bei 90 %, während das Gesamtüberleben 96 % betrug. Dosisunterbrechungen waren bei 87 % der Patienten nötig und eine Dosissenkung bei 73 %; die durchschnittlich verabreichte Tagesdosis betrug 101 mg (zwischen 11 – 171). Berichte über einen Mangel an Blutplättchen (
Thrombozytopenie) 3/4 Grades und eine Verminderung der Anzahl neutrophiler
Granulozyten im Blut (
Neutropenie) wurden bei 48 % bzw. 49 % der Patienten verzeichnet. Nicht hämatologische Schädigungen bestanden hauptsächlich aus Durchfall (37 %), Kopfschmerzen (32 %), Müdigkeit (31 %) und Atemnot (30 %). 27 % der Patienten erlitten einen
Pleuraerguss (abnorme Flüssigkeitsansammlung in der Pleurahöhle); was als
Grad 1 – 2 bei 21 % und
Grad 3 – 4 bei 6 % der Patienten eingestuft wurde.
Durch
Dasatinib eingeleitetes zytogenetisches Ansprechen bleibt bei Patienten mit CML in
chronischer Phase (CP-CML), die auf
Imatinib resistent sind oder es nicht vertragen, dauerhaft.
Quelle: ASH-Abstract #734 von Richard M. Stone, Hagop M. Kantarjian, Michele Baccarani, Jeffrey H. Lipton, Timothy Hughes, Rana Ezzeddine, Eric Bleickardt, Andreas Hochhaus.
ASH-Abstract #734 erscheint in Blood, Band 110, Ausgabe 11, 16. November 2007. Übersetzung und Zusammenfassung durch Alice/Jan.
Thrombozytopenie
Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten), kann eine Blutungsneigung mit kleinfleckigen Blutungen in Haut und Schleimhäuten oder in Organen hervorrufen
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Granulozyten
Klasse von weißen Blutzellen (Leukozyten), die im Knochenmark heranreifen und dann überall im Körper Fremdkörper, Bakterien, Pilze oder abgestorbene Zellen aufnehmen und die Krankheitskeime durch eigene Giftstoffe abtöten.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Pleuraerguss
Abnormale Flüssigkeitsansammlung in der Pleurahöhle, dem schmalen Spalt zwischen der Lunge und den Rippen, strenger genommen zwischen Lungenfell und dem Rippenfell.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Neutropenie
Verminderung der Anzahl neutrophiler Granulozyten im Blut - bestimmter weißer Blutzellen, die besonders für die Abwehr gegen Bakterien und Pilze wichtig sind
Neutrophile
Untergruppe der Granulozyten mit wichtiger Funktion in der Abwehr von Bakterien- und Pilzinfektionen
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Zytopenie
Zellzahlverminderung im Blut. Je nach dem, welcher Zelltyp verringert ist, spricht man auch von z.B. Leuko-, Granulo-, Lympho-, Mono-, Erythro- oder Thrombozytopenie.
Dasatinib
Handelsname Sprycel, Laborname BMS-354825, hemmt u.a. die BCR-ABL- und SRC-Tyrosinkinasen. Zugelassen in der EU seit 2006 für die Behandlung von CML und Ph+ALL.
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
Grad 1
geringe Nebenwirkungen.
Grad 3
starke Nebenwirkung, Unterbrechung der Therapie oftmals notwendig
T315I
Die T315I-Mutation ist eine Punktmutation, bei der an Position 944 des ABL-Gens Cytosin gegen Thymin ersetzt wird. Dadurch wird im kodierten Protein die Aminosäure Threonin gegen Isoleucin ausgetauscht.
PCyR
partial cytogenetic response (engl.) = teilweise zytogenetische Remission
CCyR
Sinkt die Zahl der Leukämiezellen mit Philadelphia-Chromosom in der Folge unter die Nachweisgrenze zytogenetischer Methoden, bezeichnet man dies als vollständige zytogenetische Remission: CCyR.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
PCR
Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction: Untersuchungsverfahren zur schnellen Vervielfältigung (Amplifikation) bestimmter Abschnitte der RNA oder DNA.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
GUS
ß-Glucuronidase ist ein Enzym
Internationale Skala
Um die Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Laboren zu gewährleisten, wurde bei CML eine internationale Skala entwickelt. Befunde aus standardisierten Laboren sind mit einem IS (= Internationale Skala) gekennzeichnet.
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Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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