Nach einer Behandlung mit Rituximab bleibt eine Grippeimpfung unwirksam. Laut einer Studie in der Fachzeitschrift "Arthritis & Rheumatism" (2010; 62: 75-81) können Monate vergehen, bis das Immunsystem wieder in der Lage ist, protektive Antikörper in ausreichender Menge zu bilden.

Rheumatiker sind krankheitsbedingt vermehrt infektanfällig, weshalb viele Ärzte ihnen zur regelmäßigen Grippeimpfung raten. Ein Impfschutz wird jedoch nur erzielt, wenn Plasmazellen in der Lage sind, neue Antikörper zu bilden. Genau diese Fähigkeit wird durch Rituximab beeinträchtigt.

Der CD20-Antikörper blockiert die Aktivierung von B-Zellen, zu denen auch die antikörperbildenden Plasmazellen gehören. Der Hersteller empfiehlt deshalb alle notwendigen Impfungen vier Wochen vor Therapiebeginn abzuschließen. Dies ist jedoch bei den jährlich wiederholten Grippeimpfungen nicht praktikabel.

Dass eine Grippeimpfung nach einer Rituximab-Behandlung tatsächlich wenig Aussicht auf eine Schutzwirkung hat, belegt eine Untersuchung von Sander van Assen von der Universität Groningen. Elf Patienten waren vier- bis sechs Wochen nach der Gabe von Rituximab mit dem üblichen trivalenten Impfstoff gegen die saisonale Grippe geimpft worden. Ein ausreichender Antikörpertiter wurde gegen keines der drei Impfstoffviren induziert.

Im Gegensatz dazu erzielte die Impfung bei 20 mit Methotrexat und 29 gesunden Kontrollen die erhoffte Wirkung. Bei 12 weiteren Patienten lag die letzte Rituximab-Gabe bei der Impfung 6 bis 10 Monate zurück. Während dieser Zeit hatte sich das Immunsystem wieder erholt und die Schutzwirkung des Impfstoffs war ebenso stark wie in den anderen Gruppen.

Andererseits scheint eine "versehentliche" Impfung nach der Gabe von Rituximab keinen Schaden anzurichten. Die Nebenwirkungsrate war nicht erhöht und auch auf die Krankheitsaktivität hatte die Impfung in der Studie (mit einer allerdings begrenzen Anzahl von Patienten) keinen nachteiligen Einfluss.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt vom 09.01.2009

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