Auch im Bereich der Erforschung neuer Therapieansätze in der Chronisch-Lymphatischen Leukämie (CLL) gibt es hoffnungsvolle Neuigkeiten. So wurden auf der ASH-Jahrestagung in den USA sowie einer Veranstaltung in Basel verschiedene neue Studienergebnisse präsentiert, bei denen neue Wirkstoffkombinationen untersucht wurden.


Erfolgsversprechende Ergebnisse einer Gentherapie-Studie vorgestellt

Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie kann künftig vielleicht durch eine Gentherapie geholfen werden, die eine Immunreaktion des Körpers gegen die Tumorzellen anstößt. Die Ergebnisse einer mehrjährigen Phase-I-Studie jedenfalls sprechen für die Wirksamkeit dieses Ansatzes.

Präsentiert wurden die Daten jetzt von Studienleiter Dr. Januario Castro von der Universität Kalifornien in San Diego. Den Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) wurden seinen Angaben zufolge aus dem eigenen Blut gewonnene Leukämiezellen infundiert, die zuvor mit Hilfe von Adenoviren mit dem CD154-Gen ausgestattet worden waren. Dieses Gen enthält den Bauplan für ein Signaleiweiss, das für die T-Zell-abhängige Immunabwehr wichtig ist. Das Gen ist bei CLL-Patienten nur schwach aktiv - einer der Gründe dafür, dass die Krebszellen dem Immunsystem entgehen und unkontrolliert wachsen koennen.

Die jetzt in San Diego auf dem Kongress der Amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie präsentierten Daten wurden bei sieben Patienten ermittelt, die fünfzehn Monate nach einer Gentherapie erneut behandelt werden mussten und wiederum entsprechende Infusionen von CLL-Zellen erhielten, die sie bereits zuvor einmal erhalten hatten. Der Effekt dieser Auffrisch-Gentherapie war ungewöhnlich lang anhaltend: Bei fünf der sieben Patienten kam es zu einer Stabilisierung der CLL, die im Durchschnitt ueber 42 Monate keine weitere Behandlung mehr erforderlich machte. Bei zwei der fünf Patienten ist bis heute, mehr als vier Jahre nach der Zweitbehandlung, keine weitere CLL-Therapie erforderlich gewesen.

(Quelle: Ärzte Zeitung vom 9.12.2003)



CLL-Studie mit Alemtuzumab definiert Eliminierung der minimalen Resterkrankung als Therapieziel

Daten einer andauernden klinischen Studie, die anläßlich der 45. Jahrestagung und Ausstellung der American Society of Haematology (ASH) veröffentlicht wurden, belegen, dass das Fehlen minimaler Resterkrankung (MRD) den besten Prädiktionswert für das längere Überleben von Patienten mit chronisch-lymphatischer Leukämie (CLL) bietet. Die allgemeine Überlebensrate für Patienten, die MRD-negative Remission erzielten, betrug fünf Jahre nach Behandlung mit MabCampath (Alemtuzumab) 84 Prozent.

Laut Peter Hillmen, M.D., Abteilung für Hämatologie am Leeds General Infirmary, West Yorkshire, England, ist "MRD-Remission oder die Eliminierung leukämischer Zellen aus dem Blut und Knochenmark von CLL-Patienten ein realistisches Ziel, das mit verlängerter Überlebensdauer in Verbindung steht und daher bei CLL-Patienten schlechter Risikogruppen als sinnvolles Ziel gerechtfertigt ist".

In der Studie wurde insgesamt 91 Patienten mit rezidivierender oder refraktärer CLL im Mittel ueber 12 Wochen intravenöse MabCampath-Therapie verabreicht. Sie wurden zwischen 1996 und 2003 anhand flusszytometrischer Methoden auf Involvierung des Bluts und Knochenmarks kontrolliert. Die von der Forschergruppe eingesetzte Technik der Flusszytometrie kann bereits eine maligne Zelle in einem Bereich zwischen 10.000 und 100.000 normalen Zellen nachweisen. Von den 91 behandelten Patienten erzielten 28 vollständiges Ansprechen mit MRD, 21 Patienten erreichten teilweises Ansprechen und 42 sprachen nicht an. MabCampath-Therapie führte bei 18 Patienten zu MRD-negativen Resultaten. "Diese Daten zeigen, dass die fehlende Nachweisbarkeit der Erkrankung im Knochenmark als neuer Endpunkt der CLL-Behandlung betrachtet werden sollte", sagte Dr. Hillmen.

(Quelle: PR Newswire Artikel auf Yahoo vom 08.12.2004)


Alemtuzumab - Hoffnung auch zur Ersttherapie von B-CLL

Die Erst-Behandlung bei Patienten mit chronischer B-Zell-Leukämie mit dem monoklonalen Antikörper Alemtuzumab ist nach ersten Daten einer Phase-III-Studie, die auf ASH vorgestellt wurde, ähnlich sicher wie eine Standardchemotherapie.

In der von einer polnischen Ärztegruppe auf dem Kongreß der Amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie (ASH) in San Diego als Poster präsentierten Studie wird derzeit bei bisher 153 Patienten die Wirksamkeit einer Ersttherapie mit Alemtuzumab (MabCampath®) mit der des Chemotherapeutikums Chlorambucil verglichen. Bisher wird Alemtuzumab vor allem bei zuvor schon therapierten Patienten verwendet.

Eine erste Auswertung der Studiendaten habe jetzt ergeben, daß die Häufigkeit unerwünschter Wirkungen in beiden Studienarmen ähnlich sei, so die Onkologen. Zu schwereren unerwünschten Wirkungen kam es bei 27 von 76 Patienten in der Alemtuzumab-Gruppe und bei 32 von 76 Patienten in der Chlorambucil-Gruppe.

Durch ein wöchentliches Screening sei es in der Alemtuzumab-Gruppe gelungen, die bei 30 Patienten aufgetretene Reaktivierung einer Zytomegalie-Virusinfektion früh zu erkennen und die Patienten zu behandeln. Dadurch konnte die Antikörper-Behandlung bei fast drei Viertel dieser Patienten wieder aufgenommen werden.

Erste Auswertungen der Studiendaten zur Wirksamkeit der Therapie werden bald erwartet.

(Quelle: Artikel in Ärzte Zeitung vom 15.01.2004)



Studie mit Fludarabin und Cyclophosphamid zeigt verbessere Remissionsraten bei nicht vorbehandelten CLL-Patienten

Vorläufige Ergebnisse einer Phase-II-Studie, die anlässlich der 45. Jahrestagung und Ausstellung der American Society of Haematology vorgestellt wurden, zeigen, dass sich in der Behandlung von CLL-Patienten mit der Erstlinien-Kombinationstherapie mit oralem Fludarabinphosphat (Fludara(R) Oral) und Cyclophosphamid bei 75 Patienten eine Remissionsrate von 80 Prozent erzielen liess und dauerhafte Remissionen mit einer im Mittel fast drei Jahre währenden Dauer zur Progression erreicht werden konnten.

Von der allgemeinen Remissionsrate von 80 Prozent erzielten auf der Grundlage der Kriterien des National Cancer Institute (NCI) 53,3 Prozent der Teilnehmer komplette Remission, 5,3 Prozent noduläre partielle Remission (NPR) und 21,3 Prozent partielle Remission (PR). Die Häufigkeit von Infektionen der Schwere 3-4 war mit 4 Prozent sehr gering. Nach drei Jahren Kontrolle sind 63 Patienten weiterhin am Leben.

Minimale Resterkrankung wurde als Behandlungsende bewertet. Das in der Studie verwendete flusszytometrische Verfahren kann bereits eine maligne Zelle vor einem Hintergrund von 10(4) normalen Zellen nachweisen. Von 30 Patienten mit flusszytometrisch bestimmter kompletter Remission wurden 66 Prozent als MRD-negativ diagnostiziert.

"Da bei CLL-Patienten nach Chemotherapie häufig MRD beobachtet wird, kann eine komplementäre Strategie in der Absicht, diese Erkrankung zu heilen, diesen Patienten nützen", so Dr. Bruno Cazin der französischen Kooperationsgruppe für CLL in Lille (Frankreich), der führende Forscher der Studie.

Diese Daten wurden als Teil einer andauernden multizentrischen, offenen, klinischen Phase-II-Studie zur Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit oralen Fludarabinphosphats und Cyclophosphamids bei vorher unbehandelten CLL-Patienten erarbeitet. Die Daten wurden von 75 unbehandelten Patienten, denen orales Fludarabinphosphat (30 mg/m(2)/Tag) und orales Cyclophosphamid zu 200 mg/m(2)/Tag an Tagen 1-5, alle 28 Tage insgesamt sechs Mal wiederholt, verabreicht wurde, erlangt. Das Alter der Probanden betrug im Mittel 54 Jahre (Spanne von 37-66 Jahren). Im Mittel wurden 5,3 Zyklen verabreicht (Spanne von 1-6). 91 Prozent der Zyklen wurden ohne Verzögerung verabreicht, 97 Prozent zur vollen Dosis. Das Ansprechen wurde bei 75 Patienten beurteilt: komplette Remission (CR) bei 40 Patienten (53,3 Prozent), vier Patienten mit nodulärer partieller Remission (PR) (5,3 Prozent), 16 Patienten mit partieller Remission (PR) (21,3 Prozent), sechs Patienten mit stabiler Erkrankung (SD) (8 Prozent) und neun Patienten mit Therapieversagen (12 Prozent), darunter zwei Progressionen (PD) (2,6 Prozent). Die minimale Resterkrankung (MRD) wurde zum Behandlungsende anhand eines zytometrischen Vierfarbverfahrens mit einer Sensibilität von einer malignen Zelle vor einem Hintergrund von 10(4) normalen Zellen beurteilt. Von 30 Patienten mit flusszytometrisch bestimmter kompletter Remission wurden 66 Prozent als MRD-negativ diagnostiziert.

Die meisten unerwünschten Ereignisse wurden als mild oder mittel und kontrollierbar eingestuft. Die Toxizität war hauptsächlich hämatologischer Natur: Neutropenie der NCI-Stufe 3/4 (52 Prozent), Anämie (3 Prozent) und Thrombozytopenie (6 Prozent). Die gastrointestinale Toxizität war mild und die Compliance mit der Therapie sehr gut. Die Häufigkeit von Infektionen der NCI-Stufe 4 war mit 4 Prozent sehr gering.

Fludarabinphosphat, ein zytotoxisches Chemotherapeutikum, ist in Europa als Erstlinientherapeutikum für CLL zugelassen. Das Medikament ist sowohl als orales als auch als intravenöses Therapeutikum verfügbar.

Fludara i.v. ist in über 70 Ländern für B-Zellen-Patienten zugelassen, die auf Vorbehandlung mit Alkylanzien nicht ansprachen. Das Medikament wird auch als potenzielles Therapeutikum für eine Reihe von Krebsarten untersucht. Es ist in der Schweiz und in Kanada für die Behandlung von Non-Hodkin-Lymphom zugelassen.

(Quellen: PR Newswire Artikel vom 8.12.2003,
Ärzte Zeitung vom 19.12.2003)


Erste Ergebnisse einer Immuntherapie-Studie mit Fludarabin und Alemtuzmab vorgestellt

In einer klinischen Studie mit 14 Lymphom-Patienten war die kombinierte Therapie mit Fludarabin und Alemtuzumab wirksam und verträglich. Die Therapie soll jetzt in einer randomisierten Studie geprüft werden.

Die Ergebnisse der deutschen Phase-II-Studie hat Professor Andreas Engert von der Universität Köln auf einer Veranstaltung der MedacSchering Onkologie GmbH in Basel vorgestellt. Bisher gebe es für Patienten mit rezidivierter chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) keine Standardtherapie, so Engert.

Die wirksamsten Einzelsubstanzen sind das Zytostatikum Fludarabin (Fludara®) und der monoklonale Anti-CD52-Antikörper Alemtuzumab (MabCampath®). Sie haben verschiedene Wirkmechanismen und scheinen in Kombination auch dann noch zu wirken, wenn die Monotherapien erfolglos waren.

In die Kölner Studie wurden zuvor behandelte Patienten mit rezidivierter oder refraktärer CLL aufgenommen. Sie erhielten maximal vier Zyklen mit Fludarabin und Alemtuzumab im Abstand von je vier Wochen. Die Präparate wurden simultan intravenös appliziert. Zwölf Patienten sprachen auf die Therapie an, neun hatten keine komplette Remission. "Mit einer Ansprechrate von 86 Prozent können wir mit der neuen Kombination auch bei zuvor intensiv behandelten Patienten sehr gute Ergebnisse erzielen", so Engert.

Die simultane Immunchemotherapie, als FluCam-Regime bezeichnet, werde gut vertragen. Anfangs traten häufig leichtes Fieber, Schüttelfrost und Hautausschläge auf. Neun Patienten entwickelten vorübergehend eine schwere Leukopenie und drei Patienten eine schwere Thrombozytopenie. In der geplanten Phase-III-Studie werde die Kombination gegen Fludarabin geprüft, so Engert.

Er hoffe, daß sich mit dem neuen Therapieregime auch die Lebenszeit der CLL-Patienten verlängere, so der Onkologe. Offenbar komme es bei der Kombination nur selten zu einer minimalen Resterkrankung, was die Überlebenschancen verbessern dürfte. Die Anwendungsmöglichkeiten für Alemtuzumab seien ohnehin noch nicht ausgeschöpft, so Engert. Das Präparat ist der erste monoklonale Antikörper, der bei therapierefraktärer CLL zugelassen ist.

(Quelle: Ärzte Zeitung vom 5.12.2003)


Bendamustin offenbar auch bei fortgeschrittener CLL wirksam

Das Zytostatikum Bendamustin eignet sich offenbar nicht nur zur Behandlung von Patienten mit malignen Lymphomen oder soliden Tumoren wie Brustkrebs, sondern auch bei fortgeschrittener chronisch lymphatischer Leukämie (CLL). Das bestätigen neue klinischen Daten.

In einer Phase-I/II-Studie erhielten 22 Patienten Bendamustin plus Mitoxantron. 20 von ihnen waren schon mindestens einmal wegen der Krebserkrankung behandelt worden. Bendamustin wurde in gesteigerter Dosierung von 80 mg/m2 Körperoberfläche (KO) bis 240 mg/m2 KO gegeben.

Mitoxantron wurde als Kurzinfusion mit 8 bis 10 mg/m2 KO pro Behandlungszyklus gegeben. Es gab maximal sechs Zyklen. Sechs Patienten hatten eine komplette, 13 eine partielle Remission. Die Ansprechrate betrug 86 Prozent, so Dr. Hubert Köppler aus Koblenz beim Kongreß für hämatologische Onkologie in Basel.

(Quelle: Ärztezeitung vom 18.12.2003)


Andere Erkenntnisse auf ASH-Jahrestagung

Weiterhin wurden auf der ASH-Jahrestagung erfolgsversprechende Ergebnisse verschiedener CLL-Studien vorgestellt, die z.B. die Kombination von R-FC (Rituximab, Fludarabine, Cyclophosphamide), CFAR (Cyclophosphamide, Fludarabine, Alemtuzumab, and Rituximab) und FCR (Fludarabine, Cyclophosphamide, and Rituximab).

Für die Artikel liegen Leukämie-Online keine deutschen Beschreibungen vor; vielleicht findet sich jedoch ein gut informierter CLL-Patient, der uns hierbei unterstützt?

Im folgenden findet sich eine Auflistung einiger der interessantesten CLL-Abstracts von ASH 2003:
  • Sequential Therapy with Fludarabine, High Dose Cyclophosphamide, and Rituximab Induces a High Incidence of Complete Response in Patients with Chronic Lymphocytic Leukemia (CLL). Nicole Lamanna et al, Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, New York, NY, USA. ASH-Abstract Nr. 1603

  • Combined Therapy of Rituximab, Fludarabine and Cyclophosphamide (R-FC) as a First-Line Treatment Is Safe and Efficacious for Younger Patients with B-Cell Chronic Lymphocytic Leukemia (B-CLL).
    Oliver P. Ranze et al, Heinz-Gert Hoffkes Krebszentrum (ITZ), Klinikum Fulda, Fulda, Deutschland. ASH-Abstract Nr. 5149.

  • Early Analysis of Combined Cyclophosphamide, Fludarabine, Alemtuzumab, and Rituximab for Relapsed and Refractory Patients with CLL. William Wierda, Susan OBrien et al, M.D.Anderson Cancer Center, Houston, TX, USA. ASH-Abstract Nr. 5167.

  • Phase II Multicenter Trial of Pentostatin and Rituximab in Patients with Previously Treated and Untreated Chronic Lymphocytic Leukemia (CLL). Furhan Yunus et al, University of Tennessee Cancer Institute, Memphis, TN, USA; ASH-Abstract Nr. 5168.

  • Improved Survival in Patients with Relapsed Refractory Chronic Lymphocytic Leukemia (CLL) Treated with Fludarabine, Cyclophosphamide, and Rituximab (FCR) Combination. William Wierda, Susan OBrien, Hagop Kantarjian et al, M.D. Anderson Cancer Center, Houston, TX, USA. ASH-Abstract Nr. 373

Die ASH-Abstracts sind im englischen Originaltext unter http://www.abstracts2view.com nach einer kostenlosen Registrierung einsehbar.


Besonderen Dank an Matej für seinen Hinweis auf einige der CLL-Artikel. Jede Unterstützung von gut informierten CLL-Patienten, die mir dabei helfen, Leukämie-Online auch in Richtung CLL noch informativer zu machen, ist herzlich willkommen. Wer gerne mithelfen möchte: Ich bin für jede e-Mail sehr dankbar. Jan.

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