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Der Brutons-Tyrosinkinase (BTK) Hemmer Ibrutinib (PCI32765) zeigt hohe Ansprechraten, anhaltende Remissionen und ist verträglich in unbehandelten, rückfälligen oder refraktären Patienten mit chronisch-lymphatischer Leukämie oder kleinzelligem B-Zell-Lymphom (SLL), einschließlich Patienten mit Hochrisiko-Erkrankungen. Auf dem amerikanischen Hämatologenkongress ASH wurden neue und aktualisierte Ergebnisse von 116 Patienten einer Phase Ib/II-Studie vorgestellt.
BTK spielt eine wichtige Rolle im B-Zell-Rezeptor-Signalweg in normalen und transformierten B-Zellen. Ibrutinib (PCI-32765), ein in Tablettenform verabreichter BTK-Hemmer, fördert den Zelltod und hemmt die Zellteilung, Zellmigration und das Anwachsen von CLL-Zellen.
Chemoimmuntherapieansätze wie Fludarabin, Cyclophosphamid und Rituximab zeigen markant bessere Ergebnisse bei jüngeren, fitten Patienten sowohl in erster Linie als auch als Zweitlinientherapie. Obwohl wirksam, wird die Behandlung mit Fludarabin von älteren Patienten weniger gut vertragen und bringt ein bedeutendes Risiko der Beeinträchtigung der Immunfuntion und Blutbildung mit sich, was den längerfristigen Einsatz begrenzt. Zusätzlich erleiden fast alle Patienten einen Rückfall nach Fludarabin-basierter Chemoimmuntherapie; wirksame und dauerhafte Remissionen erzeugende heilende Therapien fehlen.
Die auf ASH vorgestellten Daten beruhen auf einer Phase Ib/II_Studie mit 116 Patienten mit Ibrutinib in neu diagnostizierten oder rückfälligen bzw. refraktären Patienten mit CLL bzw. SLL.
Bisher unbehandelte Patienten (alle mindestens 65 Jahre alt), rückfällige bzw. refraktäre Patienten (mit mindestens 2 vorausgegangenen Therapien einschliesslich eines Purinanalogons) oder Hochrisko-Patienten (Rückfall innerhalb von zwei Jahren nach Chemoimmuntherapie oder 17p-Deletion) wurden in 5 Gruppen aufgeteilt, um die orale Gabe von Ibrutinib mit festen Dosierungen von 420mg oder 840mg täglich bis zur Progression der Erkrankung zu bewerten.
Gruppe |
Besetzung |
Dosis mg/d |
Anzahl Patienten |
1 |
Rückfällige/Refraktäre |
420 |
27 |
2 |
Bisher unbehandelt, >65 Jahre |
420 |
26 |
3 |
Rückfällige/Refraktäre |
840 |
34 |
4 |
Hochrisiko – Rückfällige oder Refraktäre |
420 |
24 |
5 |
Bisher unbehandelt, >65 Jahre |
840 |
5* |
*Gruppe vor voller Besetzung geschlossen, als die volle Vergleichbarkeit und Sicherheit der Dosis in R/R-Patienten bewiesen war
Das primäre Ziel war die Bestimmung der Sicherheit der zwei Dosierungen. Sekundäres Ziel war die Bewertung der Wirksamkeit, Pharmakokinetik/Pharmakodynamik und der Langzeitsicherheit. Die Gesamtansprechensrate einschliesslich vollständigem und partiellen Ansprechen wurde entsprechend der IWCLL-Richtlinien bewertet. Zusätzlich wurden Patienten, die eine partielle Remission mit Ausnahme der Lymphozytose erreichten, als PR mit Lymphozytose charakterisiert.
Studien-Population (N=116) |
Bisher unbehandelt, Alter >=65 Jahre (Gruppe 2 & 5) |
Rückfällig oder Refraktär (Gruppe 1 & 3) |
Hochrisiko (Gruppe 4) |
Patientenzahl |
31 |
61 |
24 |
Mittlere Behandlungsdauer |
16.6 (1.4 – 23.2) |
17.3 (0.3 – 22.4) |
10.3 (1.1 – 11,5) |
Altersdurchschnitt |
71 (65 - 85) |
64 (40 - 81) |
69 (37 - 82) |
Mittlere Zahl vorausgegangener Therapien |
0 |
4 (1 - 12) |
4 (1 - 11) |
Hgb <11g/dl OR Plt <100'000 µl |
61.00% |
57.00% |
63.00% |
B2m >3g/L |
8/31 (26%) |
30/57 (53%) |
9/23 (39%) |
IgVH unmutiert (UM) |
17/31 (55%) |
50/58 (86%) |
19/23 (83%) |
Del 17p |
1/30 (3%) |
23/57 (40%) |
8/23 (35%) |
Bestes Ansprechen nach Gruppe: |
|||
IWCLL ORR (CR + PR) |
71% |
67% |
50% |
CR |
10% |
3% |
0% |
PR |
61% |
64% |
50% |
PR mit Lymphozytose |
10% |
20% |
29% |
SD |
13% |
5% |
8% |
0% |
2% |
4% |
|
Nicht Bewertbar |
6% |
7% |
8% |
Die Mehrheit der Nebenwirkungen wurden als leicht (Grad 1/2) eingeordnet. Am häufigsten waren Durchfall (54%), Fatigue (29%), Infektionen der oberen Atemwege (29%), Ausschlag (28%), Übelkeit (26%) und Gelenkschmerzen (25%). Hämatologische Nebenwirkungen ≥ Grad 3 waren relativ selten. Es gab keine Hinweise auf kumulative Effekte oder Bedenken wegen Langzeitnebenwirkungen bei einer mittleren Beobachtungsdauer von 16 Monaten der 116 behandelten Patienten. Die Behandlung musste bei 7 von 116 Patienten aller Gruppen abgesetzt werden. Die Serienuntersuchung der Serumimmunglobuline ergab einen signifikanten Anstieg von IgA nach 3,6 und 12 Monaten (P<0.005 zu jedem Zeitpunkt) ohne Rückgang von IgG oder IgM.
Das Ansprechen wurde unabhängig von Risikofaktoren einschliesslich Erkrankung in fortgeschrittener Phase, vorausgegangene Therapien, b2M, oder Zytogenetik (zB. ORR, bei del17p R/R, Gruppe 1&3, 67%). Interessanterweise zeigten 5 von 69 rückfälligen Patienten eine durch die Behandlung ausgelöste Lymphozytose, verglichen mit 11 von 11 Patienten mit mutiertem IgVH, die sich schneller auflöste (mittlere Dauer bis zur Normalisierung 6.2 vs. 14.8 Monate) und sich im Vergleich zu denen mit mutiertem IgVH häufiger normalisierte (86% vs. 55%, P<0.04).
22 Monate progressionsfreies Überleben erreichten 76% der 85 rückfälligen bzw. refraktären und Hochrisikopatienten und 96% derGruppe der 31 vorher unbehandelten Patienten.Nach 22 Monaten beträgt das geschätzte Gesamtüberleben der 85 R/R-Patienten 85% und das der 31 vorher unbehandelten Patienten 96%. Das Mittlere progressionsfreie Überleben und Gesamtüberleben wurde für keine der Gruppen, einschliesslich derjenigen der Hochrisikopatienten, erreicht.
Die Monotherapie mit Ibrutinib ist hochwirksam, gut verträglich und erzeugt dauerhafte Remissionen in Patienten mit RR-CLL einschliesslich derer mit Hochrisiko-Erkrankung und in älteren, bisher unbehandelten Patienten. Damit rechtfertigt sich eine Phase III-Studie in diesen Patientengruppen.
Übersetzung von Niko, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit
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