Die
akute myeloische Leukämie (AML) ist eine Krebserkrankung des Blutes. Bei ihrer Entstehung spielen Veränderungen im Erbgut des Patienten eine entscheidende Rolle. Viele der fehlerhaften
Gene sind jedoch noch unbekannt. Die Wissenschaftler um Dr. Philipp A. Greif und Prof. Stefan K. Bohlander von der Medizinischen Klinik und Poliklinik III der Ludwig-Maximilians-Universität München verfolgen eine neue Strategie: Sie untersuchen anstatt des kompletten Erbguts lediglich die
Gene, die in den Leukämiezellen aktiv sind, und vergleichen sie mit denen gesunder Zellen. In einer von der Deutschen Krebshilfe mit 296.000 Euro geförderten Studie wollen sie so die an der Entstehung von Leukämie beteiligten
Gene identifizieren. Das Verständnis der genetischen Mechanismen, die zu einer AML führen, soll zukünftig die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden ermöglichen.
Die AML entsteht im Knochenmark, wo sich funktionsuntüchtige Vorläuferzellen der weißen Blutkörperchen, die Leukämiezellen, schnell und unkontrolliert vermehren. Indem sie die gesunden Abwehrzellen verdrängen, legen die entarteten Zellen schließlich das gesamte Immunsystem lahm. Ursache dafür sind genetische Veränderungen, so genannte Mutationen, in den blutbildenden Zellen des Knochenmarks. Viele der für den Blutkrebs verantwortlichen Gene sind jedoch noch nicht bekannt und die Suche nach Veränderungen im Erbgut ist äußerst zeitintensiv, aufwändig und teuer. Daher untersuchen die Wissenschaftler um Greif und Bohlander lediglich Gene, die in den Leukämiezellen aktiv sind. Diese vergleichen sie mit denselben Genen in gesunden Blutzellen. Unterscheiden sich die Gene voneinander, liegt möglicherweise eine Leukämie-auslösende Mutation vor.
Dieser Ansatz und neueste molekularbiologische Methoden ermöglichen es den Wissenschaftlern, etwa zehnmal schneller und kostengünstiger zu arbeiten als bisher. Die in den bösartigen Zellen auftretenden genetischen Veränderungen sollen Aufschluss über den genauen Entstehungsprozess der Krankheit geben. Die Mutationen sind dabei nicht auf einzelne Gene beschränkt. „Vermutlich gibt es eine große Anzahl genetischer Veränderungen, von denen jeweils mehrere zusammenwirken müssen, um eine gesunde Zelle in eine unkontrolliert wachsende Leukämiezelle zu verwandeln“, erläutert Greif.
Ziel des Projektes ist es, möglichst viele solcher Gen-Mutationen zu identifizieren. „Unsere Arbeit ist wegbereitend, um in Zukunft die individuellen genetischen Ursachen einer Krebserkrankung zu erkennen. Damit schaffen wir die Voraussetzung für die Entwicklung neuer und zielgerichteter Behandlungsmethoden“, betont Greif. Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, erläutert: „Um wirkungsvolle Therapien entwickeln zu können, ist es notwendig, eine Krebserkrankung bis hin zu den molekularen Details zu verstehen.“ Die gemeinnützige Organisation fördert das Projekt mit 296.000 Euro.
Für die Identifizierung von neuartigen Mutationen bei AML, die zwei bisher kaum bekannte Gene betreffen, ist Philipp A. Greif vor kurzem mit dem Forschungspreis von der Anne-Liese-Gaebel-Stiftung sowie mit dem „Merit Award“ von der „International Society of Oncology and Biomarkers“ ausgezeichnet worden.
Hintergrund-Information: Leukämie – Warum entsteht sie?
In Deutschland erkranken jährlich etwa 10.000 Menschen neu an Leukämie. Auch wenn insgesamt noch wenig über die Ursachen für diese Krebsart bekannt ist, konnten in den letzten Jahren bestimmte Erkrankungsrisiken identifizieren werden. Es gilt heute als gesichert, dass ionisierende Strahlung, also radioaktive und Röntgenstrahlung, genetische Veränderungen an den für die Blutbildung zuständigen Zellen hervorrufen können. Dabei gilt: Je höher die Strahlendosis, der ein Mensch ausgesetzt war, desto mehr nimmt das Erkrankungsrisiko zu. Andere Faktoren, die zu einer Erkrankung führen können, sind bestimmte chemische Stoffe wie Pflanzenschutzmittel oder organische Lösungsmittel wie etwa Benzol. Eine erbliche Veranlagung für eine Leukämieerkrankung ist bisher nicht nachgewiesen.
Quelle: Deutsche Krebshilfe vom 02.12.2010
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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