Die Therapie mit Gemtuzumab (Ozogamicin), einem Konjugat aus einem
Antikörper und dem bakteriellen Toxin Calicheamicin erhöht die
Remissionsrate und verlängert das Leben bei Patienten mit primär
refraktärer akuter myeloischer Leukämie (AML). Gleiches gilt, wenn eine herkömmliche Zytostatikatherapie durch All-trans-Retinsäure ergänzt wird. Dies sind die Ergebnisse einer
retrospektiven Studie der deutschen AML-Studiengruppe an Daten von 264 Patienten.
Patienten mit dieser Form der AML haben eine ungünstige
Prognose. Die beste Therapie-Option ist für sie eine
allogene Stammzelltransplantation. Voraussetzung: Die Patienten sollten in
Remission gekommen sein.
Die AML-Studiengruppe (AMLSG), ein Zusammenschluß deutscher Zentren, hat nun geprüft, ob sich mit Gemtuzumab Ozogamicin plus hochdosierter
Chemotherapie diese Patienten besser in
Remission bringen lassen, als durch die Behandlung mit herkömmlichen
Zytostatika alleine. Dr. Richard Schlenk von der Universitätsklinik Ulm hat bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie in Leipzig Ergebnisse präsentiert, die den Nutzen bestätigen.
Therapiedaten von 1993 bis 2006 ausgewertet
Die AMLSG 05-04-Studie ist eine
retrospektive Phase-II-Untersuchung, in der die Wirksamkeit verschiedener Salvage-Therapien aus den Jahren 1993 bis 2006 verglichen wurde. Als primär therapierefraktär galten Patienten, die auf einen ersten Behandlungszyklus mit Idarubicin, Cytarabin und Etoposid nicht angesprochen hatten.
Zwischen 1993 und 1998 erhielten diese Patienten, wenn sie jünger als 55 Jahre waren, hochdosiert Cytarabin und Mitoxantron an jeweils vier Tagen des Therapiezyklus (S-HAM). Patienten mit 55 Jahren oder älter bekamen Cytarabin an jeweils drei, und Mitoxantron an jeweils zwei Tagen eines Therapiezyklus (HAM). Bei den Älteren war die Behandlung mit den beiden
Zytostatika also etwas weniger intensiv.
Ab 1998 wurden primär therapierefraktäre AML-Patienten mit hochdosiertem Cytarabin, Mitoxantron und All-trans-Retinol (A-HAM) behandelt, und ab 2004 erhielten sie zusätzlich Gemtuzumab Ozogamicin (GO-A-HAM, Mylotarg®).
In die Auswertung sind Daten von 264 Patienten im Alter von median 48 Jahren eingegangen. Davon waren die meisten (112) nach dem A-HAM-Schema behandelt worden, 62 nach dem GO-A-HAM-Schema und die übrigen mit Cytarabin und Mitoxantron in an das Alter angepaßter Dosierung. Die Rate der kompletten Remissionen - nach Angaben von Schlenk Voraussetzung für das langfristige Überleben nach
allogener Transplantation - betrug in der GO-A-HAM-Gruppe 49 Prozent, in der A-HAM-Gruppe 34 Prozent, unter S-HAM bei den unter 55jährigen 23 Prozent und bei den älteren Patienten, die nach dem HAM-Schema behandelt worden waren, 14 Prozent.
Die statistische Auswertung ergab, daß Patienten, die das Antikörperkonjugat und All-trans-Retinol erhielten, doppelt so häufig in eine komplette
Remission kamen wie Patienten unter HAM- oder S-HAM. Eine
Remission wurde auf der Basis von
Differentialblutbild und zytologischer Untersuchung von Knochenmarkaspiraten festgestellt. 151 der 264 Teilnehmer erhielten eine Stammzelltransplantation, davon sieben
autolog, die übrigen
allogen.
Die mediane Überlebenszeit betrug etwa 16 Monate unter GO-A-HAM, fast 13 Monate unter A-HAM und etwa 7 Monate bei den übrigen Therapieregimes, wie Schlenk bei einem Symposium des Unternehmens Wyeth berichtete. "Obwohl das eine
retrospektive Studie ist, legt das Ergebnis nahe, daß das Antikörperkonjugat und die All-trans-Retinsäure die Rate der kompletten Remissionen erhöhen und die Überlebenszeit verlängern können", so Schlenks Fazit.
Quelle: Ärztezeitung vom 29.11.2006 allogene Stammzelltransplantation
Bei der allogenen Transplantation handelt es sich um eine Form der Stammzelltransplantation, die bei malignen hämatologischen Erkrankungen zum Einsatz kommt. Dabei werden Blutstammzellen von einem Spender zu einem Empfänger übertragen (Spender und Empfänger sind hierbei nicht dieselbe Person).
Differentialblutbild
Routineuntersuchung in der medizinischen Labordiagnostik, die die zelluläre Zusammensetzung der unterschiedlichen (differenten) weißen Blutkörperchen (Leukozyten) des Blutes oder der Pleuraflüssigkeit angibt.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Remissionsrate
Prozentualer Anteil von behandelten Patienten, bei denen durch eine spezifische Tumortherapie ein partielles oder komplettes Ansprechen (Remission) erreicht wird
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
retrospektiv
Studie aus der Hauptgruppe der Beobachtungsstudien und der dortigen Untergruppe der Längsschnittstudien. Hier wird eine Studie dann als retrospektiv bezeichnet, wenn die Datenerhebung schon vor Beginn der Studie stattgefunden hat.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Antikörper
Von Immunzellen (B-Lymphozyten) gebildete Proteine, die gezielt Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern, Zellen oder Molekülen erkennen und sich an sie binden. Antikörper dienen dem Immunsystem zur Erkennung und Zerstörung von Erregern oder abnormen Zellen.
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
Prognose
Wahrscheinliche zukünftige Entwicklung einer Erkrankung auf Basis der bestehenden Befunde
autolog
körpereigen, vom Patienten selbst stammend, z.B. Eigenspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Zytostatikum
Medikamente bzw. Zellgifte, die die Zellvermehrung verhindern oder deutlich verzögern. Sie wirken gegen Tumorzellen bzw. sich schnell teilende Zellen ausgeprägter als gegen gesunde bzw. sich langsam teilende Zellen. Diese Art Zellgifte werden üblicherweise im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt.
retrospektiv
Studie aus der Hauptgruppe der Beobachtungsstudien und der dortigen Untergruppe der Längsschnittstudien. Hier wird eine Studie dann als retrospektiv bezeichnet, wenn die Datenerhebung schon vor Beginn der Studie stattgefunden hat.
retrospektiv
Studie aus der Hauptgruppe der Beobachtungsstudien und der dortigen Untergruppe der Längsschnittstudien. Hier wird eine Studie dann als retrospektiv bezeichnet, wenn die Datenerhebung schon vor Beginn der Studie stattgefunden hat.
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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