T-Zellen, die im Labor mit gentechnischer Hilfe für den Angriff auf B-Zellen getrimmt werden, können Patienten im Rezidiv einer akuten lymphoblastischen Leukämie die Chance auf eine lebensrettende Stammzelltherapie eröffnen. Nachdem ein US-Team im letzten Jahr über erste Erfolge bei Kindern berichtet hatte, zeigt ein zweites Team jetzt in Science Translational Medicine (2013; 5: 177ra38), dass die Therapie auch bei Erwachsenen Wirkung zeigt: Von fünf Patienten haben drei nach einer anschließender Stammzelltherapie eine anhaltende Remission erzielt.

Alle fünf Patienten befanden sich nach einer Chemotherapie im Rezidiv einer akuten lymphoblastischen B-Zell-Leukämie (B-ALL) und damit in einer prognostisch sehr schwierigen Situation, berichtet das Team um Renier Brentjens und Michel Sadelain vom Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York.

Ihre einzige Überlebenschance besteht in dieser Situation in einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltherapie, für die allerdings eine zweite Remission erforderlich ist. Die Aussichten, dieses Ziel durch eine erneute Chemotherapie zu erzielen, wurde bei den Patienten als gering eingestuft, weswegen die US-Forscher ihnen eine neue experimentelle Therapie vorschlugen.
ie besteht aus der Entnahme von T-Zellen, die bei B-Zell-Leukämien nicht vom Tumor befallen sind. Die T-Zellen werden dann im Labor mit einer Gentransfer-Technik mit einem sogenannten chimerischen Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet, den sie von Natur aus nicht besitzen. Für die Behandlung von B-Zell-Leukämien wurde ein CD19-spezifischer CAR ausgewählt, da CD19 der Marker aller B-Zellen des Körpers ist.

Nach der Re-Infusion vermehrten sich die genetisch modifizierten T-Zellen im Blut des Patienten. Sie induzierten eine heftige Immunreaktion, die gezielt gegen B-Zellen gerichtet war und sich als äußerst effizient erwies. Dabei wurden zwar auch die gesunden B-Zellen vernichtet. Der damit verbundene Ausfall der Antikörperproduktion ist jedoch ein kalkuliertes Risiko – B-Zellen nicht unmittelbar überlebenswichtig – zumal die CD19-zielgerichete T-Zelltherapie nicht das Ende der Therapie ist. Sie soll den Patienten, wie erwähnt, nur die Chance für eine rettende Stammzelltherapie eröffnen, mit der die Patienten auch neue B-Zellen erhalten.

Die Therapie hat laut Brentjens und Sadelain bei allen Patienten angeschlagen. Alle fünf Patienten erzielten eine molekulare Remission, will heißen: Die Tumorzellen wurden komplett vernichtet. Selbst mit der Polymerasekettenreaktion waren keine Gene von B-Zellen mehr im Körper nachweisbar. Damit bestanden aus hämatologischen Gründen gute Chancen für eine anschließende Stammzelltherapie.

Der Angriff auf die Krebszellen war allerdings mit erheblichen Komplikationen verbunden. In Abhängigkeit der Tumorlast kommt es zu einem Zytokinsturm, der den Einsatz einer hochdosierten 2lymphotoxischen“ Steroidgabe erforderlich machen kann. Dies wiederum mindert die Aktivität der CAR-modifizierten T-Zellen, und einer von fünf Patienten erfüllte am Ende doch nicht die Voraussetzungen für eine Stammzelltherapie. Bei den anderen vier Patienten wurde ein Behandlungsversuch unternommen.

Drei erzielten daraufhin komplette Remissionen, die laut Pressemitteilung mittlerweile über 5 bis 24 Monate andauern. Ob die Patienten tatsächlich von ihrer Leukämie geheilt sind, ist derzeit noch nicht sicher. Da die Überlebenszeiten einer rezidivierten B-Zell-Leukämie bei Erwachsenen in der Regel auf wenige Monate beschränkt ist, könnte die gegen CD19 gerichtete Therapie mit CAR-modifizierten T-Zellen ein vielversprechender neuer Ansatz bei der akuten B-Zell-Leukämie im Erwachsenenalter sein. Der genaue Stellenwert wird sich allerdings erst in den anschließenden randomisierten Studien zeigen.

Die akute lymphatische Leukämie ist im Erwachsenenalter relativ selten. In Deutschland sollen jedes Jahr etwa 500 Patienten erkranken. Die Heilungsrate liegt im Erwachsenenalter derzeit bei etwa 40 Prozent, während pädiatrische Patienten zu 80 bis 90 Prozent mit bisherigen Therapien geheilt werden können.

Ein weiteres US-Team von der Perelman School of Medicine in Philadelphia hatte im letzten Jahr über die erfolgreiche Behandlung von zwei Kindern im Rezidiv einer akuten lymphatischen Leukämie berichtet. Die Heilung eines der Kinder ging durch die US-Medien. Einzelne Erfolge wurden auch bei Erwachsenen mit chronischer lymphatischer Leukämie erzielt. Auch hier stehen die Ergebnisse randomisierter klinischer Studien noch aus.

 Deutsches Ärzteblatt vom 21.03.2013

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