Übergewicht bei Frauen ist nicht nur mit einem erhöhten Risiko für verschiedene solide Tumore verbunden. Offenbar geht es auch mit einem um 50% erhöhten Leukämie-Risiko einher, so das Ergebnis einer großen britischen Studie mit 1,2 Millionen weiblichen Teilnehmern im Durchschnittsalter von 56 Jahren, die über einen Zeitraum von 5-7 Jahren beobachtet wurden.
Die Studie stammt von Forscherinnen um Professor Gillian Reeves aus Oxford in der Million Women Study (BMJ 335, 2007, 1134). Von den 1,2 Millionen Teilnehmerinnen erkrankten 45.037 im Untersuchungszeitraum an Krebs, 17.203 starben daran. Für alle untersuchten 17 Krebsarten zusammengenommen stiegen
Inzidenz und -Sterberate mit zunehmendem Body Mass Index (BMI). Bei Frauen mit einem BMI über 25 war das Erkrankungsrisiko insgesamt um zwölf Prozent höher als bei normalgewichtigen (BMI 22,5 bis 24,5). Die Sterberate war insgesamt um sechs Prozent erhöht.
Aufgeschlüsselt nach den einzelnen Krebsarten ergab sich bei Übergewichtigen ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs nach der Menopause, Endometrium-, Nieren- und Adenokarzinomen des Ösophagus. Dafür liegen bereits Hinweise aus anderen Studien vor. Aber auch für
hämatopoetische Tumoren wie Leukämie oder
Non-Hodgkin-Lymphom fand sich in der Million Women Study eine Korrelation. Darüber war bisher nach Angaben der Autorinnen nichts bekannt. Bei Krebsarten wie Zervixkarzinomen und Hirntumoren ergab sich keine Beziehung zwischen BMI und Krebsrisiko. Bei Plattenepithelkarzinomen der Speiseröhre oder Lungenkrebs nahm das Risiko mit steigendem Körpergewicht sogar ab.
Als Schalter im positiven wie im negativen Sinn erwies sich die Menopause. So stieg das Risiko für kolorektale Tumoren und
maligne Melanome nur vor der Menopause mit dem BMI, danach jedoch nicht. Das Brustkrebsrisiko wiederum nahm bei Frauen vor der Menopause mit steigendem BMI sogar ab, nach den Wechseljahren aber zu.
Nach Hochrechnungen der Wissenschaftlerinnen gehen bei Frauen in der Postmenopause fünf Prozent der Krebserkrankungen (6.000 jährlich) auf Übergewicht oder Adipositas zurück. Beim Endometrium- und Ösophaguskarzinom ist es die Hälfte.
Noch etwas hat die Studie bekräftigt: Ein Wendepunkt bei BMI und Krebsrisiko ist die Menopause. Das gilt für hormonabhängige Tumoren wie Brustkrebs, aber auch für Krebsformen, die man weniger mit Hormonen verbindet. Bemerkenswert ist, dass das Tumorrisiko nach der Menopause viel stärker mit dem BMI steigt als davor. Als Grund vermuten die Forscherinnen, dass dicke Frauen im Vergleich zu schlanken mehr Sexualhormone haben. In der Studie traten 80 Prozent aller Karzinome nach der Menopause auf.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 17.01.2008Weiterführende Informationen: Prospektive Studie: Vier Alltagsregeln für längeres Leben, Leukämie-Online 13.01.2008
Non-Hodgkin-Lymphom
Unter Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) wird eine Gruppe von malignen Tumoren des lymphatischen Systems mit ganz unterschiedlichem Malignitätsgrad zusammengefasst. Histologisch sind die NHL durch eine follikuläre oder diffuse Proliferation maligner lymphatischer Zellen, vorwiegend B-Zellen, charakterisiert. Unterscheidet sich im Zellbild vom Hodgkin- Lymphom.
prospektiv
Im Gegensatz zu retrospektiv wird ein Problem vom Beginn der Untersuchung an zeitlich gesehen nach vorn betrachtet/beobachtet. Prospektive Studien sind eine Form von epidemiologischen Studien.
Inzidenz
Die Anzahl Personen, die innerhalb eines Jahres neu an einem bestimmten Leiden erkranken (lt. Epidemiologie)
maligne
Bösartig (z. B. von Gewebsveränderungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
GUS
ß-Glucuronidase ist ein Enzym
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
prospektiv
Im Gegensatz zu retrospektiv wird ein Problem vom Beginn der Untersuchung an zeitlich gesehen nach vorn betrachtet/beobachtet. Prospektive Studien sind eine Form von epidemiologischen Studien.
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