Vom 8.-12. Dezember 2007 findet in Atlanta die Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie (
ASH) statt. Die Tagung ist mit rund 20.000 Fachleuten aus über 100 Ländern die weltweit bedeutendste Veranstaltung im Umfeld von Therapie und Erforschung von Bluterkrankungen. Seit Jahren berichteten wir von interessanten Neuigkeiten und Forschungsergebnissen, die "auf
ASH" vorgestellt werden – dieses Jahr durfte ich zum ersten Mal selbst vor Ort sein. Ein Live-Bericht.
Der Rest der Welt dürfte zum Nikolausfest weitgehend als hämatologenfrei gelten, versammelt sich doch die gesamte klinische Szene alljährlich zu dieser Zeit an einem einzigen Fleck. Dieses Jahr gelang es mir, mir die Zeit für eine Teilnahme auf
ASH freizuhalten und zum ersten Mal die Leukämie-Experten selbst live zu sehen, deren Veröffentlichungen ich seit Jahren verfolge und deren Namen ich aus unzähligen Veröffentlichungen kenne. Seit langem habe ich dem entgegengefiebert – beispielsweise Dr. Druker, den "Vater" von
Glivec, mal zu sehen, aber auch Dr. Goldman, Hochhaus, Kantarjian, Giles, Sawyers, Shah, Hughes, Guilhot, OBrien, Baccarani und viele andere.
Die wichtigsten
ASH-Publikationen zum Thema CML habe ich ja bereits die letzten Tage auf Leukämie-Online übersetzt und veröffentlicht (siehe unten die Linkliste), und ich möchte daher gerne in diesem Bericht eher auf die Randnotizen, die Stimmung und meine subjektiven Beobachtungen als auf die präsentierten medizinischen Fakten eingehen.
Die Stimmung
Beeindruckend war für mich die positive, gar enthusiastische Stimmung in der Gemeinschaft der CML-Experten.
Imatinib/
Glivec befindet sich nun im siebten Jahr des klinischen Einsatzes bei neu diagnostizierten CML-Patienten, und es gab in diesem
ASH-Jahr für mich vier bedeutende Neuerungen:
- Das Risiko, nach Erreichen einer zytogenetischen Remission in chronischer Phase eine Progression zu haben, ist in Jahr 6 auf Null-Komma-Null gesunken, d.h. wer molekular gut anspricht und dieses Ansprechen eine Weile erhält, wird die Remission voraussichtlich auch langfristig behalten dürfen.
- Seit diesem Jahr sind nun insgesamt drei neuartige Medikamente (Imatinib, Nilotinib, Dasatinib) für CML zugelassen, die geringe Kreuzintoleranzen und moderate Nebenwirkungen aufweisen, und die auch nacheinander eingesetzt werden können. Die Ära der Transplantation als Erstlinientherapieoption bei CML ist zu Ende.
- Die Forscher arbeiten mit Vollgas daran, die letzte Bastion, die T315I-Mutation, zu erforschen und letztlich zu knacken. Es sind hierfür verschiedene Medikamente in der klinischen Erprobung, darunter Bosutinib/SKI-606, Homoharringtonin/HHT, PHA-739358, AP24534, VX-680/MK-0457 und XL-228.
- Es wird nun offen über Möglichkeiten, auch die letzten schlafenden Stammzellen mit Interferon, Vakzinen oder anderen Kombinationen zu erwischen, diskutiert, um am Ende nur mit Medikamenten eine Heilung zu erreichen. Noch im letzten Jahr war Interferon ein Un-Thema, jetzt kehrte in vielen Diskussionen für die Erhaltungstherapie zurück.
Ich hatte die Gelegenheit, mit vielen Ärzten zu sprechen. Moshe Talpaz sagte mir beispielsweise, er rechne damit, dass "der nächste Schritt die Heilung" sein werde und daran massiv gearbeitet würde. Alleine schon weil es aufgrund der guten Überlebensdaten der CML-Medikamente im Jahr 2030 in den USA bis zu 250.000 CML-Patienten geben werde – unbezahlbar für das Gesundheitssystem – sei "Heilung" statt "Chronifizierung" der CML als Forschungsziel unerlässlich.
Für eine seltene Erkrankung wie CML sind all dies gute Nachrichten, vor allem in Hinsicht dessen, dass noch vor neun Jahren offen diskutiert wurde, ob man
Glivec überhaupt bis zur Zulassung fertig entwickeln sollte. Wir drei CML-Patientenvertreter, Giora aus Israel, Cheryl-Anne aus Kanada und ich, nutzten daher die Gelegenheit eines 10-Minuten-Achtaugengesprächs, Dr. Brian Druker kennenzulernen und ihm zu danken, denn ohne seine Grundlagenarbeit wären wir heute nicht auf
ASH – vermutlich wären wir gar nicht mehr hier.
Insgesamt war für mich beeindruckend, wie gut koordiniert die CML-Expertengemeinschaft vorgeht. Adelaide mit Mannheim, Bologna mit Aarhus, Houston mit Marburg, Portland mit Newcastle – die Forscher sind vernetzt und spielen sich die Bälle zu, es gibt verschiedene Meinungen und Ansätze, aber offensichtlich wenig unnötige Doppelarbeit und eine gute Verzahnung. Mir war das aus den im Internet sichtbaren Publikationen und der Geschwindigkeit, in der sich die CML-Therapie weiterentwickelt, zwar irgendwie klar, aber nie so klar vor meinen Augen wie hier.
Im Folgenden nun meine Mitschrift von einigen CML-Präsentationen auf der Konferenz.
CML-Weiterbildungs-Programm
Am Samstag fand das "CML-Weiterbildungsprogramm" für Ärzte statt, das die den Status Quo der CML-Therapie und der Verlaufskontrolle zusammenfasst. Zu den Präsentatoren gehörten Prof. Neil Shah von der Universität von Kalifornien in San Francisco, Dr. Susan Branford vom Institut für medizinische und veterinäre Wissenschaften in Adelaide, USA, sowie Dr. Jerald Radich vom Fred Hutchison Cancer Center.
Shah hob erneut die hervorragenden 6-Jahre-Daten von
Imatinib hervor. Nach 60 Monaten seien nur 7% der in
chronischer Phase behandelten Patienten verstorben, und 83% seien progressionsfrei. Die meisten Krankheitsfortschritte träten binnen der ersten zwei Therapiejahre auf und seien danach stark rückläufig, bis auf Null in Jahr 6. Auch daher sei die Stammzelltransplantation nicht mehr länger als Initialtherapie in
chronischer Phase empfohlen, sondern nur noch bei fehlendem Ansprechen, vor allem bei Vorliegen einer
T315I-
Mutation, für die es im Moment kaum Therapiealternativen gibt. Auch im Falle der anderen
Resistenzen sowie bei Unverträglichkeit ständen Kinasehemmer der zweiten Generation zur Verfügung –
Dasatinib und
Nilotinib als zugelassene,
Bosutinib/SKI-606 und INNO-406 als in Erprobung befindliche Therapien. Vor diesem Hintergrund fanden auch erste Pilotstudien zum Einsatz von
Dasatinib und
Nilotinib als
Erstlinientherapie direkt nach Diagnose statt: Alle 24 bzw alle 11 Patienten erreichten unter diesen Medikamenten jeweils eine komplette zytogenetische
Remission, was für eine breitere Untersuchung dieses Ansatzes spreche.
Susan Branford ging auf die Empfehlungen eines Expertenpanels zur Verlaufskontrolle ein. Eine regelmäßige molekulare Verlaufskontrolle sei erforderlich, da sich aus einem aufeinanderfolgendem signifikantem Ansteigen der
PCR wichtige prognostische Schussfolgerungen ableiten ließen, die dann durch Mutationsanalysen und zytogenetische Untersuchungen näher eingegrenzt werden könnten. Allerdings wies sie auf die fehlende Standardisierung der PCRs zwischen verschiedenen Laboren hin (aktuell 46 verschiedene Methoden in 18 Ländern), die eine unterschiedliche Interpretation, was ein "signifikanter Anstieg" der
PCR sei, zuließen. Daher würden nun laborspezifische Umrechnungsfaktoren erstellt, um die
PCR-Daten zwischen den Laboren vergleichbar zu machen. Bezüglich
Resistenzen empfiehlt Branford die Durchführung von Mutationsanalysen bei
Imatinib-Versagen, suboptimalem Ansprechen (kein
CCyr nach 12 Monaten, keine
PCR kleiner 0,1% nach 18 Monaten) oder bei
PCR-Anstieg. Aus bisherigen Analysen sind 55 verschiedene
BCR-ABL-
Mutationen bekannt. Die häufigsten 10
Mutationen machen etwa zwei Drittel aller Mutationsfälle aus. Außer
T315I sind alle
Mutationen mit höherer
Imatinib-Dosis,
Dasatinib oder
Nilotinib überwindbar. T315I ist die häufigste
Mutation mit 13,8% aller
Mutationen. Die frühzeitige Bestimmung der
Mutation kann demnach entscheidend für die Wahl des weiteren Therapiewegs sein und sollte in problematischen Verläufen nun Teil der Verlaufskontrolle werden.
Radich ging intensiv auf die Analyse der Biologie und Entwicklung der CML-
Blastenkrise ein – was sie ist, warum sie sich entwickelt und wie man ihre Entstehung verhindern könne. Hierzu ging er auf die genetische Instabilität ein, die durch das Vorhandensein des
BCR-ABL-
Proteins ausgelöst wird und die in Folge Zellteilung, Zelldifferenzierung, Zelltod (
Apoptose) und Tumorsuppression bzw Zellreparaturmechanismen beeinflusst. Seine Ergebnisse belegen, dass das Vorhandensein von
BCR-ABL die Entstehung weiterer genetischer Schäden fördert, die bei
Blastenkrise typisch sind. Daher sei eine schnellstmögliche
BCR-ABL-Hemmung zur Vermeidung der Entstehung weiterer
Mutationen und damit einer
Blastenkrise essentiell. Die Therapieoptionen bei
Blastenkrise seien weiterhin sehr schlecht – die Überlebensraten nach
Transplantation liegt nach einem Jahr nur bei rund 20%, das Ansprechen z. B. auf
Tyrosinkinase-Hemmer ist meist aber auch nur von kurzer Dauer. Allerdings seien die Überlebensraten deutlich besser, wenn die
Transplantation in zytogenetischer
Remission (z.B. durch
Imatinib) statt unter hoher Tumorlast erfolgt.
Neuigkeiten aus den Studien
Am Sonntag und Montag wurden die aktuellen Erkenntnisse der Therapie bei neu diagnostizierter CML vorgestellt. Diese im Detail zu beschreiben würde den Rahmen hier – und auch mein Zeitbudget – sprengen, daher nur eine kleine Übersicht.
Prof. Hochhaus (Mannheim) stellte die 6-Jahres-Daten der
IRIS-Studie (
Imatinib vs.
Interferon-Alpha) vor. Er berichtete, dass 88% der in
chronischer Phase mit
Imatinib behandelten Patienten nach 6 Jahren noch am Leben sind. Weniger als 5% der Todesfälle seien auf die CML zurückzuführen. Damit sei die
Imatinib- Therapie allen anderen CML-Therapien überlegen. 82% der
Imatinib-Patienten haben eine komplette zytogenetische
Remission erreicht, aber nur 12% der
IFN+AraC-Patienten. Das Ansprechen sei dauerhaft und der Anteil der Progressionsfälle sinkt von Jahr zu Jahr. Im sechsten Jahr gab von den in
chronischer Phase behandelten Patienten keinen einzigen Progressionsfall mehr. Es wurden in der Langzeitbeobachtung keine neuen Sicherheitsrisiken gefunden. Die meisten schwereren Nebenwirkungen (
Grad 3-4) traten zu Beginn der Therapie auf und wurden über die Zeit weniger. In den 2309 beobachteten Patientenjahren unter
Imatinib gab es nur 7 Berichte über Herzprobleme, davon ist ein Fall auf die CML-Therapie zurückzuführen. Herzprobleme treten unter
Imatinib nicht häufiger als unter
Interferon auf – Patienten mit früheren Herzerkrankungen sollten jedoch beobachtet werden.
Francois Guilhot (Poitiers, France) analysierte die Daten derjenigen, die innerhalb der
IRIS-Studie eine komplette zytogenetische
Remission erreicht hatten, und prüfte dabei, inwiefern die Geschwindigkeit des Ansprechens das Ergebnis beeinflusst. 88% erreichten eine komplette zytogenetische
Remission in weniger als 18 Monaten, mehr als die Hälfte sogar binnen 6 Monaten. Allerdings konnte bezüglich der Geschwindigkeit des Ansprechens kein Unterschied bezüglich Gesamtüberleben, Progressionsfreiheit oder Dauerhaftigkeit der
Remission festgestellt werden: auch von denen, die in über 18 Monaten komplette zytogenetische
Remission erreichten, sind im Jahr 6 noch 98% am Leben. Ganz klar schlechter seien die Aussichten derjenigen, die überhaupt keine komplette zytogenetische
Remission erreichen. Zusammenfassend sei zu sagen, dass eine komplette zytogenetische
Remission, egal wie schnell sie erreicht würde, sei mit exzellenten Aussichten verbunden – ein spätes Erreichen hätte keinerlei nachteiligen Einfluss. Ein Nichterreichen sei jedoch prognostisch schlecht.
Prof. Hochhaus stellte die Ergebnisse einer Pilotstudie mit 25 Patienten vor, die
Interferon-Alpha2a (Pegasys) als
Erhaltungstherapie nach Erreichung einer kompletten zytogenetischen
Remission unter
Imatinib erhielten (einer dieser 25 Patienten bin ja ich). Dazu hatten die Patienten, die seit langem die Kombination
Imatinib +
IFN erhielten und in niedriger molekularer
Remission waren,
Imatinib abgesetzt und nur mit
IFN fortgefahren. Einige Patienten zeigten direkt nach dem
Imatinib-Absetzen ein kurzfristiges Ansteigen der
PCR, die aber in den Folgewochen wieder auf eine weitgehende molekulare
Remission (unter 0,1%
PCR). Insgesamt verbesserte sich bei 2 Patienten das Ergebnis gegenüber dem Status vor dem Absetzen von
Imatinib, 13 hielten ihre stabile molekulare
Remission auch mit
IFN bei, und 5 zeigten ein graduelles Ansteigen der
PCR-Werte und begannen wieder mit
Imatinib.
Weiterhin gab es spannende Präsentationen von Cortes zu den Ergebnissen mit
Dasatinib, von Soverini, Hughes und de Lavallade zu
Mutationen und deren Auswirkungen, von Hughes und le Coutre zu
Nilotinib, von Shah zu XL228, von Kantarjian zu INNO-406, von Gambacorti-Passerini zu
Bosutinib/SKI-606 – insgesamt zu viel, um es hier im Detail wiederzugeben, aber hochspannend und allesamt positiv für die Fortentwicklung der CML-Therapie.
Schlussfolgerungen
Zusammenfassend wage ich zu interpretieren: Die Ergebnisse und Aussichten mit
Imatinib/
Glivec,
Dasatinib/Sprycel und
Nilotinib/Tasigna sind hervorragend, die Langzeitdaten werden immer besser, es gibt keine großen Überraschungen bzgl Nebenwirkungen, Immuntherapien mit potentieller Heilung sind in Disussion, und ein gutes Dutzend Wirkstoffe gegen
Resistenzen sind in der "Pipeline" in klinischer Erprobung. Die CML-Experten weltweit sind sehr aktiv, gut vernetzt, und zeigen in allen Bereichen gute Fortschritte.
Ich fliege morgen mit einem sehr guten Gefühl nach Hause, wirklich alt werden zu dürfen.
Alles Gute Euch allen, und Frohe Weihnachtstage,
Jan
Ausgewählte Übersetzungen von ASH 2007-Publikationen auf Leukämie-Online
Kreuzunverträglichkeit
Gleiche schwere Nebenwirkungen bei einem Patient bei zwei verschiedenen Medikamenten
Erhaltungstherapie
Über eine längere Zeitperiode fortgeführte Chemotherapie, die den Erfolg der Induktions- und Konsolidierungstherapie stabilisieren soll
Erstlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Differenzierung
In einem vielzelligen Organismus wie dem Menschen ist eine reibungslose Funktionsfähigkeit nur durch Arbeitsteilung möglich. Dazu erfolgt eine Spezialisierung von Zellen. Diese strukturelle und funktionelle Ausdifferenzierung von Zellen zu bestimmten Zelltypen (z.B. Muskelzellen, Blutzellen, Nervenzellen) bezeichnet man als Zelldifferenzierung.
Tyrosinkinase
Enzym, das das Wachstum von Leukämiezellen anregt und therapeutisch durch Tyrosinkinase-Hemmer (Tyrosinkinase-Inhibitoren) gehemmt werden kann.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Blastenkrise
Die dritte Phase der Entwicklung von CML; sie entsteht nach der chronischen und akzelerierten Phase. Ihr Merkmal ist das Vorkommen einer zunehmenden Anzahl von unreifen Blutkörperchen („Blasten") im Blut oder Knochenmark.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
IRIS-Studie
Phase-III, in der Imatinib mit Interferon+AraC verglichen wurde, und die zur Marktzulassung von Imatinib führte. Viele der 1106 Patienten werden bis heute weiter in der Studie betreut, wodurch Langzeit-Sicherheitsdaten gesammelt werden. IRIS steht für International Randomized trial of Interferon/Ara-C versus STI571.
Hämatologe
Arzt, der sich auf Erkrankungen des Blutes, darunter auch Leukämien, spezialisiert hat (Der Wortstamm „Häm-" kommt aus dem Griechischen und "bedeutet „Blut")
Sokal-Score
1984 eingeführtes System zur Schätzung der Prognose für Patienten mit CML. In den Score fließen Alter, Milzgröße, Thrombozyten und Blastenanteil ein. Der Score wurde für Patienten entwickelt, die mit Chemotherapie beziehungsweise mit Interferon α behandelt wurden. Seitdem ist mit der Einführung der Tyrosinkinaseinhibitoren ein großer Schritt nach vorn gelungen.
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Dasatinib
Handelsname Sprycel, Laborname BMS-354825, hemmt u.a. die BCR-ABL- und SRC-Tyrosinkinasen. Zugelassen in der EU seit 2006 für die Behandlung von CML und Ph+ALL.
Nilotinib
Nilotinib, Handelsname Tasigna, Laborname AMN107, hemmt u.a. die BCR-ABL-Tyrosinkinase. Zugelassen in der EU seit 2007 für die Behandlung der CML und Ph+ALL.
Bosutinib
Bosutinib (Entwicklungsname SKI-606, Handelsname Bosulif), ein Tyrosinkinaseinhibitor der zweiten Generation.
Apoptose
Durch die Zelle aktiv ausgelöster (programmierter) Zelltod.
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Blasten
Unreife Zellen, z. B. Blutzellvorläufer im Blut oder Knochenmark
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
Grad 3
starke Nebenwirkung, Unterbrechung der Therapie oftmals notwendig
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
T315I
Die T315I-Mutation ist eine Punktmutation, bei der an Position 944 des ABL-Gens Cytosin gegen Thymin ersetzt wird. Dadurch wird im kodierten Protein die Aminosäure Threonin gegen Isoleucin ausgetauscht.
Port
Zuführendes System, meist eine unter die Haut eingepflanzte Kunststoffkammer mit Venenkatheter, um eine kontinuierliche Medikamentengabe zu ermöglichen.
CCyR
Sinkt die Zahl der Leukämiezellen mit Philadelphia-Chromosom in der Folge unter die Nachweisgrenze zytogenetischer Methoden, bezeichnet man dies als vollständige zytogenetische Remission: CCyR.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
PCR
Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction: Untersuchungsverfahren zur schnellen Vervielfältigung (Amplifikation) bestimmter Abschnitte der RNA oder DNA.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
SZT
Stammzelltransplantation
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
MR
Molekulares Ansprechen (= molecular response (engl.). Es wird ausgedrückt durch die Anzahl der CML-spezifischen Gene im Blut
Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Hämatologe
Arzt, der sich auf Erkrankungen des Blutes, darunter auch Leukämien, spezialisiert hat (Der Wortstamm „Häm-" kommt aus dem Griechischen und "bedeutet „Blut")
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Proteine
Große Moleküle, die sich aus über 100 Amonosäuren bzw. Peptiden zusammensetzen
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
T315I
Die T315I-Mutation ist eine Punktmutation, bei der an Position 944 des ABL-Gens Cytosin gegen Thymin ersetzt wird. Dadurch wird im kodierten Protein die Aminosäure Threonin gegen Isoleucin ausgetauscht.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.
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